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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0870

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816

System der Hieroglyphik

des Germanischen, so wie der entsprechende Bau der stammverwandten Sprachen nicht lehrreich
zur Seite, so würde man nur zu leicht verleitet werden können, dort in dem Vocale, hier in dem
Consonanten s einen ursprünglichen Charakter der Mehrzahl zu erblicken, ob schon jetzt über den
rein pronominalen Charakter beider auch nicht der mindeste Zweifel obwaltet *). In diesen Irr-
thum ging in der That die Sprachbildung des Mittel-Alters ein, indem z. B. fast sämmtliche Roma-
nische Sprachen 2), mochte es nun mit Hinblick auf das s des Latein. Nomin. plur., oder, wie Bopp
nnd Diez wollen, mit Uebertragung des Acc. pl. auf den Nom., oder endlich in Berührung mit der
Germ. Wortbildung (vgl. Goth. Deel.) geschehen sein, das s auch dem Nom. pl. derjenigen Wörter ge-
ben, welche es in dem uns erhaltenen Zustande der Lat. Sprache nicht mehr besitzen, wofern man nicht
annehmen will, dass dieses s einen in der Volkssprache erhaltenen Ueberrest uralter Sprachweise
darstelle. — Wenn nun bei dem ursprünglichen Vorhandensein eines Vocales in dem Suff, des
Nomin. sg. der Plur. ein Uebergewicht über den Sing, behaupten sollte, so liess sich d'iess auf mehr-
fache Weise bewirken. Zunächst nämlich konnte man den kurzen Vocal des Sing. Suffixes im
Plur. verlängern. Hieraus würde sich, von selbst erklären, dass Formen wie Nom. sing, öpf^jrik-
as im Nom. plur. epHRT rrik-ds lauten mussten. Hieraus würde sich ferner erklären, dass, wenn
der Nomin. sing, zu Folge der Form-Verkürzung unter seinen Normal-Stand herab sank, der Nom.
plur., um das bisherige Verhältniss des Abstandes aufrecht zu erhalten, gleichfalls eine Stufe von
seinem Standpuncte herab stieg und dass also, wo der Vocal des Sing. Suffixes ausschied wie
z. B. in äTTSfJ vuk für cj [M^vätsch-üs, cTT^T — voc-s für voc-is, ndu-s für *il^lt(

näc-äs = nao-is, der Vocal des Plur. Suffixes sich verkürzte, also 3Mtj^ vätsch-äs für ^TT^ItT
vätsch-äs = voc-es, ^fä^näu-äs für ^\cf]^ndo-us = nav-es, und dass, wo im Verlaufe der
Form-Verstümmelung der Vocal des Sing, und Plur. gleichlautend wurde, wie z. B. im Nom. sing.
y^T d'ar-ä, Nom. pl. ^T^d'ar-us, der Nom. pl. wenigstens durch das s seine Ueberlegenheit
sicherte. Gegen diese Ansicht einer blossen Verlängerung des singularen Vocales und für Bopps
Annahme eines plurales 5RI as sprechen jedoch auf den ersten Anblick die Nominat. pl. der sogen.

1) Dieser Prouominal-Charakter steht fest, wenn man auch Potts (Etym. Forsch' n. p. G29.) Ansicht: „es dürfte
nämlich nicht geläugnet werden können, dass mindestens im Sanskr. Nominat. des Plur. das * uiolit eigentlich casuellen,
.sondern numeralen Werth habe, während das s im Nom. sg. wirklich casuell ist, d. »• (]ea Nominativ als Subjectscasus
den übrigen entgegenstellt. Die Reduplication der Nota plur. äs-as statt äs in den Veden (ßovv gram. crit. p. 323.J
scheint bestimmt, die quantitative Steigerung des Begriffs nachdrücklicher hervor zuheben" - Zlm, Grunde legen wollte.
Denn da hier das Princip des Plur. in dem is -f- in, er + er im Gegensatze gegen sg. js [m(j er Hegt, so bleiben natür-
lich sowohl i und e als s und r hier wie dort pronominale Bestandteile.

2) Man vergl. das Verhältniss des Plur. zum Sing, nach den von Diez Grammat. der roman. Sprachen ii. p-
24. — 43. gegebenen Paradigmen:

Italienisch. Spanisch. ■ Portugiesisch.

i. Deel. ii. d. HE d. \ mT^uT^. "^ui. u^^" i. D. ii. d. iii. ü.

Sg. coron-a ann-o legn-o cort-e coron-a aii-u cort-e pän Jabäli coro-a ann-o cort-e mar javali

PI. coron-e ann-i legn-a(Q cort-i coron-as ah-os cort-es pan-es jabali-es coro-as ann-os cort-es mar-es javalis
Proveuzalisch. Alt-Französisch. Walachisch.

i"d. iifn. in.' d. ' i. d."^ ImTd. ^ h d- ^~*~u. u.—" "1~ iii."d!

Sg. coron-a ans Uire cort-z coron-e ans cort-z liei-re(s) coron-e ste-a an(-u) camp(-u) fir curt-e
PI. coron-as an lair-ös cort-z coron-es an cort-z larron-s coron-e steal-e an-> camp-uri fir-e curU-i
Acc. Acc. ans
 
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