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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0888

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834

System der Hieroglyphik

ergiebt sich nun auf das Deutlichste nicht nur im Allgemeinen, dass das Ohr des Indiers bei weitem
verwöhnter und verzärtelter war als wie das des Lateiners, sondern auch insbesondere, dass der
Skr. Acc. ^{Jnt füglichst einen eingezogenen Vocal verbergen kann. Dieser Umstand wurde übri-
gens auch von Hr. Bopp angegeben. Ia dieser Gelehrte hielt es sogar für wahrscheinlich, dass das
lange i von im auf der Zusaramenziehung einer altern Form S^P^ iyam beruhe, wie wir denn in
der That bei dem Nomen Q\ slri die beiden Accusativ-Formen [^^siriyam und ^JF^ slrim,
noch neben einander bestehen sahen. Dieses iyam entspricht aber hinsichtlich seines Vocal-Umfan-r
ges vollkommen dem Latein, eum, wenn man bedenkt, dass das im Sanskr. zwischen i und a auf-
tretende yCO e'n dem Indier notwendiger Lautzusatz war, weil dessen weiches Organ zwei hin-
ter einander folgende Vocale nicht rein aus einander gehalten auszusprechen vermochte. Hinsichtlich
des Laut-Inhaltes aber kommt das ifjjjam ganz genau mit dem Latein, eam überein, vornehmlich,
wenn man sich des in dem altern e liegenden i-Lautes erinnert. Wenn nun hier (M^iyam als die
Grundform, wenigstens als die ältere Form des aus ihm zusammen gezogenen ££J^ im angenommen
wird, so scheint mir diese Ansicht in Widerspruch zu treten mit einer früher (s. p. 817. zu Ende)
vernommenen Lehre der Vergl. Gram., nach welcher die einsylbigen Wörter JTTCJ^s, 'TT^ndus,
etc. „ihren Accus, sing., nicht wie man erwarten sollte, 6'fjn, ^\*\näum(vav-v),sondern f*l MI,
b'iyam, «Ilcj *\iiävam bildeten, wahrscheinlich, um auf diesem Wege zur Mehrsylbigkeit zu gelan-
gen." Denn „da der blosse Nasal zur Bezeichnung des Accusatives hinreichte", indem bei conso-
nantischen und den mit diesen Hand in Hand gehenden einsylbigen vocalischen Stämmen auf i} ü,
du der dem m voranstellende kurze Vocal nicht, wie ich glaube, einen Pronominal-Stamm enthalten
soll, sondern nach Bopp „nur aus Noth" der Euphonie halber beigegeben wurde, und da ferner die
an und für sich regelmässige Bildung b'im dem Indier, selbst späterhin, keineswegs unerträglich war,
Aveil er sonst nicht Ifijm aus J^[iyam, strim aus f^FFJslriyam zusammen gezogen haben

würde, so folgt, dass die an sich regelmässige Bildung auch für die ursprüngliche gehalten werden
muss, aus welcher sich die minder regelmässige bei gesteigertem Sinn für den Wohllaut entwickelt
hat. Dieser Widerspruch zwischen Hr. Bopps früherer und späterer Ansicht dürfte wenigstens
beweisen, dass dessen Erklärung von der genetischen Entwickelung der fraglichen Formen nicht
über allen Zweifel erhaben ist. Da nun das Goth., welches wir so eben bei der Veruntreuung ei-
nes Vocales {fraluslQQs, maMQQs, nahtQQs, etc.) ergriffen haben, um so mehr den Verdacht
erweckt, eine gleiche Schuld an dem ina begangen zu haben, weil es den vermissten Vocal in dem
zähern weibl. Geschlechte noch erhalten hat, und da endlich auch das hinsichtlich der Bewahrung
alterthümlicher Formen so schätzbare Litthauische in seinem jis, jih für das ursprüngliche Vorhan-
densein von ü stimmt und zugleich dadurch, dass es nach Buhig Litthau. Grammat. p. 46. bei der
Anfügung dieses jis als Declinations-Stamm der Adjectiva auf s das j fallen lässt (z. B. gerasis
oder gerassis für den Nomin. sing, gerasjis) uns ebenfalls die allmähliche Lichtung des alten Pro-
nom. gewährt, so sind wir schlechterdings verpflichtet, tiefer nachzuforschen, ob die mit zwei Vo-
calen versehenen Formen des Pron. is den entgegen gesetzten mit einem Vocale nicht an Ursprüng-
lichkeit voranzustellen sind. Hr. Bopp hat, wie so eben bemerkt wurde, die Entstehung der Form
iyam für JTT^&'jm aus dem Gesetze des Wohllautes abgeleitet und ich selbst habe früher
dieser Erklärung gehuldigt. Allein hinsichtlich des Sanskr. muss man zunächst eingestehen, dass
 
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