Abb. 14. Burgen am Abstieg der Fernwege 22 und 23 zur Innfäfire von Leonhards-/Langenpfunzen bzw. zur Innbrücke in
Rosenheim: 1. Der frühmittelalterliche Döbler Graben, eine durch geschütteten Abschnittswall und Graben bewehrte,
heute zerstörte Anlage; Dobl, Ldkr. Rosenheim. - 2. Das hochmittelalterliche castrum de Rosenheim mit Resten der
Hauptburg; die äußere Begrenzung der Vorburg dürfte sich in einer nordsüdlich orientierten, den Rücken querenden
Mulde andeuten; Schloßberg, Ldkr. Rosenheim. - Zur Topographie siehe Karte 43 und 49. — Zur Burg am FW 21 siehe
Karte 43.91,1.
also nicht nach Hohenau/Wasserburg oder Rosen-
heim, sondern zu dem seit 1042/46 Tegernseeischen
portus ... in vico Phunzun517. Das gilt wenigstens für
den Beginn des 13. Jahrhunderts, so daß die Ablö-
sung der Pfunzener Fähre durch die Rosenheimer
Brücke kaum vor dem zweiten oder dritten Jahr-
zehnt erfolgt sein kann, nur eine knappe Zeitspanne
vor der ersten Burgenerwähnung von 1234. — Mit
diesen Daten stimmt auch überein, daß der Vorgän-
gerweg, der FW 22, wenigstens bis in die zweite
Hälfte des 12. Jahrhunderts genutzt worden sein
muß, weil die St. Leonhardskapelle bei der östlichen
Anlegestelle der Fähre aus liturgischen Gründen
nicht vorher entstanden sein kann (vgl. S. 95 f.). —
Damit ergibt sich für die Trassierung des FW 23
etwa die Zeit von 1210 bis 1230.
DER FERNWEG 24
Als FW 24 wird in der Verbindung Rosenheim -
Seebruck die Abkürzung des FW 23 von südlich
Schwabering (Karte 51) bis nach Hemhof (Karte
52,1) verstanden. Sie ist Teil der CH 1, doch ebenso
wie westlich des Inn schon vorher als Fernweg vor-
handen gewesen. H. Meixner hat seine Existenz für
den Anfang des 18. Jahrhunderts nachgewiesen, als
eine unzureichende Belieferung der Rosenheimer
Salzniederlage von den Traunsteinern u. a. mit dem
schlechten Weg begründet wird, namentlich durch
das Moos längs des Chiemsees, zwischen Bergham
und Inntal (Karte 51) und bei Prutting (Karte 50).
Die Strecke wäre so unzulänglich, daß die Rosenhei-
mer Salzbauern eine Scheibe weniger laden als die
Wasserburger518.
Dieser FW 24 liegt außerhalb unserer Fragestellung,
so daß der Hinweis auf seinen Bestand hier genügt.
Zu seiner Trasse wäre zu vermerken, daß sie rück-
sichtslos die Feldflur durchschneidet. Ihre relativ
späte Entstehung ist damit gesichert.
Auf diesen FW 24 bezieht sich der überlieferte Na-
me »Scheibenstraße«, womit das in Scheiben und
auf Fudern transportierte Salz als ein wesentliches
auf ihm verbrachtes Handelsgut deklariert wird. Der
Fernweg wird wohl vor der erneuerten Verleihung
des Rechtes der Überfuhr des Salzzuges an den
Markt Rosenheim im Jahre 1504519 und vor der Neu-
festsetzung der Straßenzüge für den Salztransport
von Reichenhall und Hailein in den Jahren 1513 und
1520 entstanden sein. Von nun an gibt es eine obere,
eine mittlere und eine untere gesetzliche oder
»Ehe«-Straße520. Die obere zieht von Reichenhall
über Rosenheim bzw. Wasserburg nach München
517) Acht (Anm. 46) 38 nr. 46.
518) Meixner (Anm. 68) 33.
519) Weigl (Anm. 183) 611.
520) H. Vietzen, Der Münchner Salzhandel im Mittelalter 1158-1587 (1937) 91.
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