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16 —

nach dem er angetreten,» und auf diese Art wird der Schwer-
punkt seines Schaffens ein für allemal durch die angeborene
Anschauungs- und Angriffsweise bestimmt und festgelegt.
Entscheidenderweise aber auch nur dieser Schwerpunkt.
Das erscheint von größter Bedeutung.
Zwar ist die Richtung für immer eingeschlagen — zugleich
aber — wenn ich den Worten Goethes fortfahren darf, die uns
das vorliegende Verhältnis vorläufig aufs treffendste umschreiben
— zugleich «die strenge Grenze doch umgeht gefällig ein Wan-
delndes, das mit und um uns wandelt». Das ist aber für den
Plastiker das Malerische, wie für den Maler das Plastische —
und so entsteht im realen Prozesse des Schaffens eine wechsel-
seitige Bedingung der theoretisch streng geschiedenen Prinzipien.
Kein Plastiker der Welt ist im Stande ohne Licht und
Schatten in völlig indifferenter Beleuchtung sein rhythmisches
Ideal zu verwirklichen. Wie kein Maler sich im letzten Grunde
von der Zeichnung, das heißt dem plastisch-rhythmischen Ele-
ment, emanzipieren kann. Das konträre Prinzip wird allerdings
stets mehr oder weniger latent sein; aber es ist immer da: weil
das oppositum seiner bedarf um in die künstlerische Realität
zu treten — die uns so als eine concidentia oppositorum
entgegentritt: indem das sich in der Plastik realisierende pla-
stische Prinzip, um in die tatsächliche Erscheinung zu treten,
gewisse Momente des malerischen bedarf — und umgekehrt,
das malerische gewisser Momente des plastischen.
Dem letzten Grunde dieses Verhältnisses nachzugehen muß
der theoretischen Betrachtung verwehrt erscheinen, da dasselbe
nur aus der Anschauung zu gewinnen und einzig limitativ zu
bestimmen ist.
Offenbar handelt es sich um einen gewissen Grad der
Annäherung, der innerhalb der Stilmöglichkeiten der Plastik
und Malerei erreicht werden kann, ohne daß diese dadurch
umgestoßen werden — ähnlich wie bei einem zunächst senk-
recht aufstehenden Körper ein gewisser Neigungswinkel zur
 
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