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weder das ganze Machtbewußtsein der Selbstbehauptung im
Momente des Beschauens in der Erinnerung lebendig machen
— oder aber Angst und Schrecken foinjagen und die unter-
jochten Völker zu Boden fallen lassen sollte. Im Bannkreise dieser
Anforderungen war dem Bedürfnis der künstlerischen Betätigung
so gut wie kein Raum gelassen, und der einzige Weg war
neben jener Ausbildung des akzessorischen Teils zum eigentlich
künstlerisch lebendigen, wie wir es z. B. in den Tierdarstel-
lungen finden, die Umsetzung des Ganzen in ein großes deko-
ratives Schema, in welchem der Kreis der Darstellungen
schließlich als ein großes Ornament gebracht wird, von dem
aus sich dann die ganze auf das fließende Spiel von Licht und
Schatten berechnete orientalische Ornamentik entwickelt.
Hierzu befand sich die beginnende griechiche Kunst im
denkbarst größten Gegensatz.
Sie durfte gerade die Darstellung des Menschen als des
sich in seinen Tüchtigkeiten frei darstellenden Einzelwesens zu
ihrer Aufgabe machen: in jener Vereinheitlichung der Kräfte
für die seine Erscheinung auf dem Kampfplatze der National-
spiele das Vorbild abgab.
Hiermit erblicken wir das rhythmische Ideal der Darstellung
in seiner ganzen Bedeutung. Mit den Worten Langes kann
es außerordentlich treffend als ethisch und politisch bezeichnet
werden.
Politisch insofern, als darin der Unterschied der griechischen
Nation allen andern Völkern gegenüber zum Ausdruck kam —
ethisch als die Verkörperung jenes Bewußtseins, daß den
Griechen das Gefühl ihrer moralischen Ueberlegenheit über die
übrige Welt gab und dieselbe als barbarisch erscheinen ließ.
In diesem Sinne war die künstlerische Darstellung des
Menschen als solchen mit den innersten Tendenzen der Nation
aufs engste verbunden und es ist wohl zu verstehen, daß hier
zum ersten Mal durch dieses umfassende Gefühl für die Auf-
gabe das Darstellungsschema der Barbaren durchbrochen und
weder das ganze Machtbewußtsein der Selbstbehauptung im
Momente des Beschauens in der Erinnerung lebendig machen
— oder aber Angst und Schrecken foinjagen und die unter-
jochten Völker zu Boden fallen lassen sollte. Im Bannkreise dieser
Anforderungen war dem Bedürfnis der künstlerischen Betätigung
so gut wie kein Raum gelassen, und der einzige Weg war
neben jener Ausbildung des akzessorischen Teils zum eigentlich
künstlerisch lebendigen, wie wir es z. B. in den Tierdarstel-
lungen finden, die Umsetzung des Ganzen in ein großes deko-
ratives Schema, in welchem der Kreis der Darstellungen
schließlich als ein großes Ornament gebracht wird, von dem
aus sich dann die ganze auf das fließende Spiel von Licht und
Schatten berechnete orientalische Ornamentik entwickelt.
Hierzu befand sich die beginnende griechiche Kunst im
denkbarst größten Gegensatz.
Sie durfte gerade die Darstellung des Menschen als des
sich in seinen Tüchtigkeiten frei darstellenden Einzelwesens zu
ihrer Aufgabe machen: in jener Vereinheitlichung der Kräfte
für die seine Erscheinung auf dem Kampfplatze der National-
spiele das Vorbild abgab.
Hiermit erblicken wir das rhythmische Ideal der Darstellung
in seiner ganzen Bedeutung. Mit den Worten Langes kann
es außerordentlich treffend als ethisch und politisch bezeichnet
werden.
Politisch insofern, als darin der Unterschied der griechischen
Nation allen andern Völkern gegenüber zum Ausdruck kam —
ethisch als die Verkörperung jenes Bewußtseins, daß den
Griechen das Gefühl ihrer moralischen Ueberlegenheit über die
übrige Welt gab und dieselbe als barbarisch erscheinen ließ.
In diesem Sinne war die künstlerische Darstellung des
Menschen als solchen mit den innersten Tendenzen der Nation
aufs engste verbunden und es ist wohl zu verstehen, daß hier
zum ersten Mal durch dieses umfassende Gefühl für die Auf-
gabe das Darstellungsschema der Barbaren durchbrochen und