Schwetzinger Wochenblatt.
F°13.Mittwoch, 9. Juli 1862.
Erscheint Mittwoch und Samstag. — Preis: monatlich 12 kr., vierteljährlich 36 kr., unter Vorausbezahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr. berechnet.
Man abonnirt sich in Schwetzingen bei Herrn Franz Schwab, auswärts bei den betreffenden Boten.
Die Boten haben für das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.
* Schwetzingen, 3. Juli. Heute Nachmittag kam
König Ludwig von Bayern auf seiner Reise von
Bad Brückenau hier all, und blieb im Gasthof „zum
Erbprinzen" bei H. Büchner, über Nacht. — Da das
Wetter günstig war, brachte der König die meiste Zeit
im Garten zu, einsame Spaziergänge wählend.— Wie
schmerzlich mußte es für den greisen König sein, wenn
er an sein letztes Hiersein dachte, wo seine Gemahlin
Therese und seine Tochter Mathilde ihm zur Seite
gingen! — Auch diesmal ließ er sich wieder die innern
Räume des Schlosses zeigen, stieg bis in das 6. Stock-
werk, wobei er sich lebhaft und wehmüthig an seine
Kinderjahre erinnerte und an die schönen Stunden, die
er hier zugebracht. — Am 4. Juli Nachmittags traf
auch Prinz Karl mit Sohn, des Königs Bruder, hier
ein, und reisten von hier aus die Allerhöchsten Herr-
schaften über Mannheim, Ludwigshafen nach Eden-
koben auf die Billa.
*Manuheim, 7. Juli. König Ludwig von Bayern
traf heute mit seinem Bruder Karl zu dessen Geburts-
tagsfeier, in Begleitung des Großherzogs Ludwig von
Hessen und des Prinzen Adalbert, von Ludwigshöhe
kommend, hier ein. Prinz Karl wurde im Jahr 1795
im jetzigen Bürck'schen Hanse (gegenüber vom Theater)
geboren. Zur Erinnerung an diesen Tag nahmen die
Herreschaften in dem Geburtshause ein Diner ein, während
dessen von den Schwestern des Gefeierten, der verwitt-
weten Königin von Preußen aus Berlin und der ver-
wittweten Kaiserin von Oesterreich aus Salzburg, die
gleichfalls in demselben Hause geboren ist, herzliche
Geburtstags-Gratulationen eintrafen. Später fuhren
dieselben wieder nach Ludwigshöhe zurück.
Politische Rundschau.
-Oesterreich. -"Innsbruck. Der hiesige Landes-
hauptschießstand macht bekannt, daß auf Befürwortung
des Fürstenstatthalters von Wien die Ermächtigung ein-
getroffen sei: den minder bemittelten Schützen behufs
der Reise zum deutschen Schützenfeste Beträge von 30
bis 50 fl. in Silber gegen Banknoten bis zum Gesammt-
Betrage von 5000 fl. verabfolgen zu lassen. —
Täglich mehrt sich in Oesterreich die Zahl derjenigen,
welche die alte freie Reichs- und Krönungs-Stadt be-
suchen werden; es ist kaum glaublich, welche Sympa-
thien für dieses Fest herrschen, aber erklärlich aus der
einfachen gutmüthigen Natur des Oesterreichers, dessen
Begeisterung für eine Sache, die er einmal als gut
und recht erkannt, nicht so leicht erlöscht.
Prensten. * Köln. Der vor Kurzem erschienene
Jahresbericht unserer Handelskammer spricht u. A. von
dem wieder erwachenden nationalen Gefühle und sieht
mit Befriedigung auf das Streben nach einer deutschen
Flotte. — Wir können uns nicht versagen, zurück zu
blicken auf die Zeit, wo der nationale Aufschwung der
deutschen Nation die Gründung einer Flotte zum Schutze
unseres Handels und zur Vertheidigung unserer Küsten
als eine seiner ersten Aufgaben betrachtete, und wie er
dieselbe gelöst, trotz dem Neide und der Scheelsucht
anderer Flotten besitzender Nationen, wissen wir Alle.
Die Opferwilligkeit der ganzen Nation machte den An-
kauf und die Ausrüstung einiger Kriegsdampfer möglich,
der Anfang war gemacht! Die schwarz - roth - goldene
Flagge wehte von den Masten und ein frischer Wind
blühte die Segel! — Der Deutsche sah mit freudigem
Stolz in die Zukunft. — Doch mit dem Wachsen unserer
Hoffnung begannen die Bedenklichkeiten anderer See-
fahrer und vor Allem Englands; man gedachte der
Zeiten, wo die „deutsche Hansa" Meere beherrschend
war. — Die Feinde der deutschen Flotte suchten die-
selbe öffentlich lächerlich zu machen, das Unternehmen
als unausführbar und kindisch darzustellen, heimlich aber
benutzten sie ihren Einfluß bei den deutschen Kabineten,
um dasselbe zu vernichten.— Das Jahr 1852 brachte
uns die größte Demüthigung! Der deutsche Bundestag
gab die Flotte Preis und verordnete deren Auktion.
Die Schiffe wurden zum Theil von den Engländern
erstanden und unter deren Flagge weggeführt, und der
Rest nach allen Winden zerstreut. Hannibal Fischer
war der Manu, der die traurige Anction leitete! —
Jeden Schlag den er that, als Zustimmung zu dem
Gebot, war ein Schlag geführt gegen das Herz deutscher
Patrioten!
Doch mit dem wiedererwachten Streben der Nation
nach Einheit trat auch die Flottenfrage wieder in den
Vordergrund, und vertrauensvoll legte der Deutsche
sein Schärfleiu hiezu in die Hände Preußens, welches
durch dessen Annahme sich auch zur Ausführung dieses
patriotischen Werkes verbindlich gemacht hat! —
Hannover. -"Goslar. Großes Aufsehen macht
die hier von Direktor Lampe mit vielem Erfolge ange-
wandte Kräuterkur. Nicht blos die Königl. Familie,
sondern auch viele Gäste aus der Ferne weilen hier zu
deren Gebrauch. — Direktor L. war seines Zeichens
F°13.Mittwoch, 9. Juli 1862.
Erscheint Mittwoch und Samstag. — Preis: monatlich 12 kr., vierteljährlich 36 kr., unter Vorausbezahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr. berechnet.
Man abonnirt sich in Schwetzingen bei Herrn Franz Schwab, auswärts bei den betreffenden Boten.
Die Boten haben für das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.
* Schwetzingen, 3. Juli. Heute Nachmittag kam
König Ludwig von Bayern auf seiner Reise von
Bad Brückenau hier all, und blieb im Gasthof „zum
Erbprinzen" bei H. Büchner, über Nacht. — Da das
Wetter günstig war, brachte der König die meiste Zeit
im Garten zu, einsame Spaziergänge wählend.— Wie
schmerzlich mußte es für den greisen König sein, wenn
er an sein letztes Hiersein dachte, wo seine Gemahlin
Therese und seine Tochter Mathilde ihm zur Seite
gingen! — Auch diesmal ließ er sich wieder die innern
Räume des Schlosses zeigen, stieg bis in das 6. Stock-
werk, wobei er sich lebhaft und wehmüthig an seine
Kinderjahre erinnerte und an die schönen Stunden, die
er hier zugebracht. — Am 4. Juli Nachmittags traf
auch Prinz Karl mit Sohn, des Königs Bruder, hier
ein, und reisten von hier aus die Allerhöchsten Herr-
schaften über Mannheim, Ludwigshafen nach Eden-
koben auf die Billa.
*Manuheim, 7. Juli. König Ludwig von Bayern
traf heute mit seinem Bruder Karl zu dessen Geburts-
tagsfeier, in Begleitung des Großherzogs Ludwig von
Hessen und des Prinzen Adalbert, von Ludwigshöhe
kommend, hier ein. Prinz Karl wurde im Jahr 1795
im jetzigen Bürck'schen Hanse (gegenüber vom Theater)
geboren. Zur Erinnerung an diesen Tag nahmen die
Herreschaften in dem Geburtshause ein Diner ein, während
dessen von den Schwestern des Gefeierten, der verwitt-
weten Königin von Preußen aus Berlin und der ver-
wittweten Kaiserin von Oesterreich aus Salzburg, die
gleichfalls in demselben Hause geboren ist, herzliche
Geburtstags-Gratulationen eintrafen. Später fuhren
dieselben wieder nach Ludwigshöhe zurück.
Politische Rundschau.
-Oesterreich. -"Innsbruck. Der hiesige Landes-
hauptschießstand macht bekannt, daß auf Befürwortung
des Fürstenstatthalters von Wien die Ermächtigung ein-
getroffen sei: den minder bemittelten Schützen behufs
der Reise zum deutschen Schützenfeste Beträge von 30
bis 50 fl. in Silber gegen Banknoten bis zum Gesammt-
Betrage von 5000 fl. verabfolgen zu lassen. —
Täglich mehrt sich in Oesterreich die Zahl derjenigen,
welche die alte freie Reichs- und Krönungs-Stadt be-
suchen werden; es ist kaum glaublich, welche Sympa-
thien für dieses Fest herrschen, aber erklärlich aus der
einfachen gutmüthigen Natur des Oesterreichers, dessen
Begeisterung für eine Sache, die er einmal als gut
und recht erkannt, nicht so leicht erlöscht.
Prensten. * Köln. Der vor Kurzem erschienene
Jahresbericht unserer Handelskammer spricht u. A. von
dem wieder erwachenden nationalen Gefühle und sieht
mit Befriedigung auf das Streben nach einer deutschen
Flotte. — Wir können uns nicht versagen, zurück zu
blicken auf die Zeit, wo der nationale Aufschwung der
deutschen Nation die Gründung einer Flotte zum Schutze
unseres Handels und zur Vertheidigung unserer Küsten
als eine seiner ersten Aufgaben betrachtete, und wie er
dieselbe gelöst, trotz dem Neide und der Scheelsucht
anderer Flotten besitzender Nationen, wissen wir Alle.
Die Opferwilligkeit der ganzen Nation machte den An-
kauf und die Ausrüstung einiger Kriegsdampfer möglich,
der Anfang war gemacht! Die schwarz - roth - goldene
Flagge wehte von den Masten und ein frischer Wind
blühte die Segel! — Der Deutsche sah mit freudigem
Stolz in die Zukunft. — Doch mit dem Wachsen unserer
Hoffnung begannen die Bedenklichkeiten anderer See-
fahrer und vor Allem Englands; man gedachte der
Zeiten, wo die „deutsche Hansa" Meere beherrschend
war. — Die Feinde der deutschen Flotte suchten die-
selbe öffentlich lächerlich zu machen, das Unternehmen
als unausführbar und kindisch darzustellen, heimlich aber
benutzten sie ihren Einfluß bei den deutschen Kabineten,
um dasselbe zu vernichten.— Das Jahr 1852 brachte
uns die größte Demüthigung! Der deutsche Bundestag
gab die Flotte Preis und verordnete deren Auktion.
Die Schiffe wurden zum Theil von den Engländern
erstanden und unter deren Flagge weggeführt, und der
Rest nach allen Winden zerstreut. Hannibal Fischer
war der Manu, der die traurige Anction leitete! —
Jeden Schlag den er that, als Zustimmung zu dem
Gebot, war ein Schlag geführt gegen das Herz deutscher
Patrioten!
Doch mit dem wiedererwachten Streben der Nation
nach Einheit trat auch die Flottenfrage wieder in den
Vordergrund, und vertrauensvoll legte der Deutsche
sein Schärfleiu hiezu in die Hände Preußens, welches
durch dessen Annahme sich auch zur Ausführung dieses
patriotischen Werkes verbindlich gemacht hat! —
Hannover. -"Goslar. Großes Aufsehen macht
die hier von Direktor Lampe mit vielem Erfolge ange-
wandte Kräuterkur. Nicht blos die Königl. Familie,
sondern auch viele Gäste aus der Ferne weilen hier zu
deren Gebrauch. — Direktor L. war seines Zeichens