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Schwetzinger Wochenblatt — 1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.30180#0377
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Schwetzinger Wochenblatt

F»93.

Kliiistag, 21. Rinirmlirr

1863.

Erscheint Mittwoch und Samstag. — Preis: monatlich 12 kr., vierteljährlich 36 kr., unter Vorausbezahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr. berechnet.

Man abonnirt sich in Schwetzingen bei Geschwister Schwab, auswärts bei den betreffenden Boten.

Die Boten haben für das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.

R u n d s ch a u.

Kesierreich. Wien, 14. Novbr. Jn den hiesi-
gen Geschäftskreisen herrscht eine große Mißstimmung.
Das Mißtrauen ist dieses Mal weit stärker als im
Jahre 1859, da die Geschäftswelt sich über die Trag-
weite der französischen Thronrede keiner Jllusion hin-
gibt. Freilich hat sie die Erfahrnngen vom Jahre
1859 fllr sich, die sie theuer genug erkaust hat, denn
es ist gewiß, daß so manches Haus, welches im Sturme
des Jahres 1859 verschwunden ist, heute noch bestehen
wllrde, wenn es Napoleons Taktik gleich klar durch-
schaut hätte. Zu besorgen ist nur, daß man heute in
das andere Extrem verfällt und dllrften lvir dann einen
Devisen- Cours erleben, den wir nicht mehr zu sehen
erwartet haben.

Wien, 17. Nov. Ein Cabinets-Kurier ist gestern
mit Depeschen des Fllrsten Metternich angekommen; sie
sollen dahin lauten, daß man den Entschluß Oesterreichs-
und Englands, ihre Theilnahme an dem Congreß von
der französischen Antwort aus gewisse Vorfragen ab-
hängig zu machen, ungünstig aufgenommen habe.

Preußen. Berlin, 14. Nobvr. Die Antwort
des preußischen Cabinets aus das Pariser Einladungs-
schreiben ist nach wiederholten Privatberathungen der
Minister und Vortrag an den König, beschlossen wor-
den. Jndem die Regiernng das osficielle Einladungs-
schreiben von der nachträglichen persönlichen Entschei-
dung des Königs trennt, hält sie sich von der Ueber-
zeugung beseelt, daß die wohlmeinenden Absichten des
Kaisers sür die Erhaltnng des europäischen Friedens
und Regelung des Rechtszustandes ausrichtig gemeint
seien; aber unter den gegenwärtigen Verhältnissen hält
sie es ^für ihre Pflicht, sich vorher über die Natur und
die Modalitäten einer Versammlung der Souveraine
Europa's allseitig zu verständigen. Preußen wird nicht
zurllck bleiben, weun die übrigen Monarchen Europa's
zu einem gemeinsamen Beschluß gelangen sollten. Jn
diplomatischen Kreisen sowohl wie in gouvernementalen
Regionen hält man an der Anschauung fest, daß diese
Antwort einer Ablehnung Preußens gleichkomme.

Sachsen. Leipzig, 17 Octbr. Dcr durchaus
loyale lLchlltzenverein wurde aufgelöst, weil er bei dem
Festzuge am 18. Octbr. ohne Erlaubniß öffentlich Waf-
fen getragen und durch Abgabe der Ehrensalve bei der
Grundsteinlegung zu dem Denkmal aus dem Schlacht-
felde davon Gebrauch gemacht hatte.

Baden. Mannheim, 19. Nov. Den Tod des
Königs von Dünemark haben wir bereits gemeldet; —
durch denselben tritt die Schleswig - Holsteinische Ange-
legenheit wieder in ein neues und zwar fllr die Geschicke
dieses mißhandelten Volkes günstigeres Stadiuni, indem
der Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein zur
Regierung dieser Herzogthümer krast der Erbfolgeord-
nung berusen ist; derselbe hat bereits eine Proklamation
erlassen, wodurch er den Schleswig-Holsteiuern seinen
Regierungsantritt knnd gibt; es sind kllhne, mannhafte,
ja erhebende Worte, die er zu seinen Schleswig-Holsteinern
spricht... die widerhallen werden in dem Herzen eines
jeden Patrioten! Es entsteht nun die Frage: ob der
jetzige König von Dänemark geneigt ist, den alten
Streit fortzufllhren, oder ob er der Stimme der Ver-
nunft und des Rechtes Gehör gibt und dem jahrelangen
Hader ein Ende macht, indem er den Herzog Friedrich
als legitimen Herrscher von Schleswig-Holstein anerkennt
und seine Truppen aus den Herzogthümern zurückzieht.
Jst dieses nicht der Fall, so ist es Sache des Bundes-
tags resp. der deutschen Fllrsten, dem gesetzlichen Thron-
Erben Herzog Friedrich zu Hlllfe zu eilen und ihn in
seinem Nechte zu unterstützen. — Der hochherzige und
patriotisch gesinnte Herzog von Koburg hat bereits dem
deutschen Bund, den Fürsten und dem Volke ein Bei-
spiel gegeben, welches allseitige Nachahmung verdient:
er hat die Dynastie des Herzogs Friedrich iu Schleswig-
Holstein anerkannt und den Schutz derselben mit allen
und jeden Mitteln besürwortet. —

Mannheim. 19. Novbr. Gestern feierte Herr
vr. Schwarz, Stadtpsarrer hier, sein fünfzigjähriges
Dienstjubiläum. Es wurde dem verehrten Jubilar
von allen Seiten die dankbarste Anerkennung seines
segensreichen Wirkens entgegen gebracht und ist dabei
besonders hervorzuheben, daß derselbe durch einen Aller-
höchsten Erlaß zu dem Range eines Kirchenrathes er-
hoben wurde. Möge der Gefeierte noch lange zum
Segen der Gemeinde und unserer Stadt fortwirken.

— Die vor Kurzem in Heidelberg stattgehabte
Lehrerversamnilung behandelte die Frage: „Was hat
gegenüber den Feinden der Schulresornr von Seiten
der sreien Lehrerkonserenz zu geschehen?" Die Verhand-
lungen waren äußerst anziehend und von freiheitlichem
Geiste geleitet. Jn den gefaßten Beschlüssen wurde fest-
gestellt, daß mit der Schulreform, wie sie in den 44
Thesen vorbereitet, der denkende Theil der Bevölkerung
eiuverstanden und daß die Beschränkung des Memorir-
stoffes in dem ev. Katechismus höchstes Bedürfniß ge-
 
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