Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

DOI Kapitel:
März (No. 26 - 38)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0131

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Erscheint
«»ch:«ilich drei Mül:
Aicnstaz, Dsnncrstsg
«nd S»>nrt«g.
ALc P«st»nst«!ten
und B»tcn nehmen
Bestellnngm «m.

MwchiiM WoiheMM
Amtsverkundigungsötatt für den Aezirk Schwetzingen.

B erteli. Ab»n»«Mi»t:
Fiir's Wochenblatt S1 kr
UnterhnliunzSblait IS kr.
Inserate
die vierzespalte«
Petitzeile »der der«
Raum 4 kr.,
Garmsndzsil« 5 kr.

Badische H o p s e n z e i t u n g.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.

No. Z3.

Donnerstag, 19. März 1874.

VIII. Jahrgang.

Inserate von Auswärts nehmen für uns auch entgegen die Annnncen-Bnrcaax von Kaascrrssei« L Bezi'er, Anders Messe und G. /. Kanse L H«., die KLddentsche Annencen-HHpedMe«
von H. SLSckHardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wie», Zürich, Basel und Straßbnrz, sowie da« ZAzer'sche Eentral-Bsreanx skr Inserate in Frankfurt a./M.

Deutscher Reichstag. ?
Merlin, 16. Mürz. Dem Reichstag ist der Euiwurf
eines Gesetzes, betreffend die Ausgabe von Re i ch s ka s s e n-
scheinen zngegangen. Nach demselben soll der Reichskanzler
ermächtigt werden, Rsichskassenscheine zum Gesammtbctrage
von 120 Millionen Mark in Abschnitten zu 5, 25 und 50
Mark ansfertigen zu lassen und unter die Bundesstaaten nach
der Maßgabe ihrer durch die Zählung vom 1 Dezember
1871 festgestellteu Bevölkerung zu vertheilen. Es würden
demnach entfallen, ans Preußen 23,998,392, Lauenburg
48,326, Bayern 4,732,530, Sachsen 2,493,288, (die bei-
den letztgenannten Staaten haben jetzt je 12 Millionen Thaler
Papiergeld im Umlauf), Württemberg 1,773,752, B a d e n
1,425,566, Hessen 831,889, Meckl. Schwerin 544,157,
Weimar 279,135, Meckl. Strelitz 94,594 Oldenburg 307,025
Braunschweig 304,086, Meiningen, 183,328, Altendurg
138,622, Koburg-Gotha 170,045, Anhalt 198,427, Son-
dershausen 65,536, Rudolstadt 73,663, Waldeck 54,839,
Reich a. L. 43,983, Reuß j. L. 86,837, Schaumburg-
Lippe 31,269, Lippe 108,398, Lübeck 50,874, Bremen
119,388, Hamburg 330,626 und Elsaß-Lothringen
1,511,425 Thaler. Gegenwärtig sind 161,374,600 Thlr.
Papiergeld im Umlauf. Um der Militär-Kommis-
sion morgen Zeit zur 2. Lesung des Militürgesetzes zu
zu lassen, findet das nächste Plenum erst am Mittwoch stall.
In diesem soll das Prcßgesetz zu Ende berathen und mit
dem Anträge Völk-Hinschius (Civiiehe) der Anfang gemacht
werden. — Die Geschäfts-Ordnungs-Commission verweigert
jede Ermächtigung zu irgend einer strafrechtlichen Verfolgung
wegen Beleidigung des Reichstages.
Mertiu, 16. Marz. Zunächst kommt eine Miitheilung
des Reichskanzlers zur Verlesung, wornach der Bundcsrath
dem Beschluß des Reichstages betreffs Einsetzung einer Com-
mission zum. Bau des Parlamcntsgebäudes zugestimmt und
seinerseits den Ministerialdirektor Weishnupt und die Bun-
desräthe Perglas, Bülow und Krüger der Kommission bei-
geordnet hat. Sodann wurde das Jmpfgesetz in definitiver
Abstimmung angenommen. Ferner wirb angenommen die
Strandungsordnung, dergleichen in dritter Lesung der Ge-
setzentwurf über die Einschränkung der Gerichtsbarkeit der
deutschen Konsuln in Egyplen. Es folgt die zweite Lesung
des Paßgesetzes. Ein Antrag von Hasselmann, alle Preß-
einschränknngen anfzuhcben und blos die Verläumouug durch
die Presse auf den Antrag dadurch geschädigter mit einer
Geldbuße bis zu füufiauscnd Mark zu bestrafen, wird ab-
gelehnt. Wiudhorst beoaucrt im Laufe der Debatte über
8 1, daß die Regierung sich schweigend verhalte, worauf
Delbrück erklärt, daß die Bundesregierungen die Com-
missionsbeschlüsse nicht zum Gegenstände von Entschließun-
gen machen konnten, indeß regelmäßig ihre den Beschlüssen
der zweiten Lesung gegenüber einzumhmende Stellung prä-

ziseren würden. Hierauf werden die ZZ 1 bis 5 nach
längerer Debatte in der Fassung der Commission angenom-
men. Die Debatte wird Mittwoch fortgesetzt.

Deutsches Reich.
Werkitt, 17. März, lieber das Befinden des Reichs-
kanzlers verlautet ^ Fürst Bismarck hat bis heute Nach-
mittag 5 Uhr gut geschlafen, die Schmerze» sind wesentlich
beruhigt, es zeigen sich die ersten Erscheinungen wiederkeh-
render Kraft am Puls.
— Aus Koburg schreibt man der Köln. Zig., daß
im Monat Mai die Königin Victoria mit dem Herzog von
Edinburg und dessen Gemahlin zu längerem Besuch am her-
zoglichen Hofe eintreffcn und daß bei dieser Gelegenheit der
denlsche Kaiser mit dem Kronprinzen und dessen Gemahlin
den englischen Gästen einen Gegenbesuch abstatten werden.
München, 16 Mürz. In der am Samstag dahier
abgehaltenen Versammlung der A l t ka t h o l i k e n besprach
Professor Friedrich die Kommissionsberaihungen bezüglich der
Anerkennung des Bischofs Reinkens in Bayern und die gänz-
lich dem Ultramonkanus verfallene Politik deS Ministers
Lutz. Schließlich erbot sich Professor Friedrich zu einer öffent-
lichen Disputation mit dem Erzbischof, dem Dom-
kapitel oder dem päpstlichen Nuntius in München über die
Thatsache, daß Petrus nicht in Rom gewesen und das
römische Primat nur durch geschichtliche Fälschungen ent-
standen sei. Dr. Zierngibl erstattete derselben Versammlung
Bericht über den Haidhauser Kirchensall und erklärte das
Verhalten des Ministers Lutz als die Folge eines zwischen
diesem und dem crzbischöfllichen Ordinariat abgeschlossenen
geheimen Kompromisses.
Ausland.
Merrr, 16. März. Die von Bouveret nach Siders
erbaute und die von Siders nach Brieg noch herzustcllende
Ligne d'Jialie wurde in der Versteigerung der Waadtlän-
dischen Finanzgescllschaft und den westschweizerischen Bahn-
gesellschaften für 200,000 Franken, inbegriffen 190,000
Franken Hypothek zugeschlagen.
Mem, 17. März. Der Große Rath des bisher anti-
revisionistischen Kantons Appenzcll-Ausserhoden erklärte sich
einstimmig für die Annahme der Bnndesrevision.
In Italien wird der Ruf der niederen Klassen nach
Arbeit und Brod immer lauter — aber die Regierung sucht
' das Heilmittel nur im Verbot von Manifesten und Kund-
gebungen. Für diese Noch und den Unterricht halte die
Kammer kein Geld — doch, sie bewilligte für eine neue
Bekleidung der Soldaten 9 Millionen und während Tau-
sende ohne Arbeit und Brod sind, werden großartige Vor-
kehrungen zur Feier des 25jährigen Jubiläums des Königs
getroffen, «solche Taktik der Regierung ist freilich dem

Vatikan Wasser auf die Mühle und gespannt darf man
sein, ob derselbe das letztere Fest nicht auch nach „seiner
Weise" mitfeiert.
London, 17. März. Der deutsche Botschafter Graf
Münster überreichte gestern die Dankantwort der Berliner
Rathhausversamlung vom .7. Februar auf die Beschlüsse
des englischen Sympathiemeetings vom 27. Januar an den
Vorsitzenden des Comite's Sir John Murray. Letzterer
sprach Namens des Comite's und der englischen Protestan-
ten den Dank für die warme Erwiederung der englischen
Kundgebung aus, welche beweise, daß sich künftig die eng-
lischen und die deutschen Bestrebungen für die religiöse
Freiheit vereinen würden und schloß mit dem Wunsche,
Gott möge den Kaiser Wilhelm und das deutsche Bolk
segnen.
Ktzisletzury, 16. März. Die Feier der Volljührig-
keitserklärung des kaiserlichen Prinzen fand unter sehr zahl-
reicher Betheiligung statt. Allein an französische Gäste waren
zum Empfang tu Camden-House mehrere tausend Eintritts-
karten nnsgegeben. Auf die BeglückwünschungSrede des Her-
zogs von Padua dankte der Prinz demselben für das dem
Kaiser bewahrte treue Andenken und bemerkte, daß trotz deS
durch die loyale Haltung des Marschall-Präsideuten Mac
Mahous hervorgerufenen Vertrauens sich die öffentliche Mei-
nung für eine Berufung an das Volk ausgesprochen habe,
und erklärte sodann seine Bereitwilligkeit, sich den Entschei-
dungen des Landes zu unterwerfen, möge sie der gegenwär-
tigen Regierung günstig sein oder der Name Napoleon wie-
derum zum achten Male aus der Wahlurne hervorgehen.
Mewyork, 17. Mürz. Nachrichten aus Mexiko zu-
folge sind dortselbst Ruhestörungen vorgekommen. Eine
durch Priester aufgeregte Volksmenge tödiete einen ameri-
kanischen Geistlichen und plünderten dessen Besitzlhum. Meh-
rere Priester wurden verhaftet.

Neueste Kopfen-Merichle.
Mürnöerg, 17. März. Seit Beginn dieser Woche
ist die Witterung zwar gelinder aber unfreundlich. Der
Markt ist sehr ruhig, und sind sei! uuserm Samstagsberichi
keine nmuenswerthen Abschlüsse vorgckommen. Für Brau-
konsiun wird nur der hcrvortretendeöri ngendste Bedarf gedeckt
und für Export wird so viel wie nichts gethan. Die Si-
tuation ist am klarsten dadurch gekennzeichnet, daß nach un-
seren Samstagberichten New-Aork gegen die beiden Vorjahre
8—10000 Ballen, und England nach heutiger Einfuhrsta-
tistik 6—7000 Clr. fremden Hopfens weniger importirt ha-
ben. ES stellt sich sonach in Centuern berechnet, ein Minus
von 28—30000 Ctr. kontinentalen Hopfenexports heraus,
welche unsere Vorräthe ziemlich gelichtet haben wenn der
Bedarf Englands und Amerikas den Vorjahren, gleich ge-
blieben wäre.

Feuilleton.
er Armenarzt.
Roman aus dem Leben einer großen Stadt,
von I. Stcinmann.
Erstes Kapitel.
Der geheim»,itzvottc Kranke.
(Fortsetzung.)
Der Fremde verfärbte sich etwas bei diesen Worten.
Feldmann bemerkte es. „Hier liegt ein Bubenstück vor,"
sagte er sich selber. Mittlerweile betrachtete er den noch
immer bewußtlos Daliegenden, als wollte er sich seine Ge-
sichtszüge fest einprägen. Sonderbarerweise besaß der junge
Mann keine Pretiosen. Weder Uhr noch Ringe waren zu
bemerken, trotzdem der Goldfinger der rechten Hand deutlich
erkennen ließ, daß der junge Mann dort einen Ring ge-
tragen.
„Sonderbar," mnrmelle Feldmann.
Die linke Hand hielt dcr Kranke noch immer fest zu-
sammen geballt. Feldmann öffnete sie mit einiger Mühe
und fand eine zusammengeknickte Karte, die anseinandcrge-
schlagcn sich als ein Carreau-König erwies.

Feldmann glättete die Karte und legte sie m sein Taschen-
buch. Ehe er sich jedoch weiteren Reflexionen hinzugeben
vermochte, trat dcr Fremde wieder ein und brachte Eis und
Alles zu Aufschlagen Erforderliche. Ohne sich um die Möbeln
und die Teppiche zu bekümmern, machte Feldmann die Aus-
schläge und Uebergießungen. Das Wasser durchfeuchtete den
rothcn Sammet der Chaise longue und sickerte in den tür-
kischen Teppich, der den Fußboden bedeckte, aber dcr Doctor
ließ sich nicht beirren. Allmälig begannen die Mittel auf
den Patienten günstig zu wirken. Er schlug die Augen auf
und bewegte die Lippen. Feldman» reichte ihm einige Arz-
neimittel und hielt mit dem Begießen inne. —
Nach etwa einer Stunde erklärte er den Kranken au-
ßer aller Gefahr und brachte ihn mit Hülfe des Fremden
in das auf seinen Befehl hergerichtele Bett.
Der Patieni verfiel nach einiger Weile in einen ruhi-
gen Schlummer. Feldman» machte noch einige Verordnungen
für den folgenden Tag und begehrte dann wieder nach sei-
ner Wohnung gebracht zu werden- „Sogleich soll angespannt
werden," sagte der Fremde. „Allein Sie werden erschöpft
sein und daher bitte ich Sie, die Pause zu brauchen und
eine kleine Erfrischung zu nehmen."
Damit führte er FUdmann in dasselbe Zimmer, in das

er zuerst getreten. Der Tisch war gedeckt und mit verschie-
dener kalter Küche und Wein versehen.
Feldman» war in der Thal erschöpft und setzte sich
nieder. Als er die auf dem Teller liegende Serviette auf-
hob, fand er ein beschriebenes Papier darunter. Er nahm
und las:
„Trinken Sic nicht von dem Wein," stand daraus ge-
schrieben.
Weiter keine Silbe.
Diese Warnung konnte nur von der rälhselhasten
Schönen gekommen sein.
Trotzdem schenkte Feldmann von dem Wein in das Glas
und prüfte ihn durch den Geruch. Er konnte jedoch nichts
Verdächtiges spüren. Dann nahm er resolut ein Glas ans
seiner Handapotheke, leerte den Inhalt derselben in eine vor
dem Fenster stehende Blnmenschüssel und füllte sie mit dem
verdächtigen Weine. Ebenfalls wickelte er einiges von den
Speisen ein, um dieselben später einer Untersuchung zu un-
terwerfen.
Kaum war er mit diesem Manöver fertig, als sein
früherer Begleiter wieder eintrat.
(Fortsetzung folgt.)
 
Annotationen