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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0623

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Badische Hopsenzeitung.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.

M. 152.

Donnerstag 24. Dezember 1874.

VIII. Jahrgang.

Inserate von Auswärts nehmen für uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Kaasenstenr L Kogler, Andorf Masse und K. L. Jauöe L Ko., Süddentsche Annsncen-Krpediiion
von K. SISckHardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Lipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg, sowie das Zäger'sche Central-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./M.

DE» Wegen der hohen Weihnachts Feier-
tage erscheint nächsten Samstag kein Blatt,
und wird deßhalb das Unterhaltungsblatt schon
dieser Nummer beigegeben.
* Die Reichskanzlerkrisis
ist Gott sei Dank, glücklich beendet, und es ziemt sich ein
unparteiischer Rückblick auf den Verlauf derselben. Was
schon am Samstag verschiedenerseits angedeutet wurde, scheint
nicht ganz ohne Grund zu sein, wenigstens hat die Stellung,
welche der Justizminister gewissermaßen abseiten der Verhaf-
tung Majunke's einnehmen zu sollen glaubte, sein Verschan-
zen hinter Nichtwissen und Nichtkönnen keinesfalls die Billi-
gung des Reichskanzlers gefunden. Nach Außen wird jedoch
als ostensibler Grund des Demissionsgesuches Bismarck's
lediglich die Annahme der Hoverbeck'schen Resolution ange-
geben, und zwar war es weniger deren Inhalt, als die bei
dieser Gelegenheit hervorgetretene schwankende Parteigruppi-
rung im Reichstag, welche den Fürsten zu der Aeußerung
bewog, mit einer so unzuverlässigen Majorität könne er nicht
länger regieren. Die dem Reichskanzler nahestehende „Nordd.
Allg. Ztg." drückte die Befürchtung aus, die Abstimmung
im Reichstag werde von den Ultramontanen in dem Sinne
ausgebeutet werden, als habe eine „ungesetzliche Gewaltthat"
gegen den Abg. Majunke stattgefunden und sei in Folge
dessen eine veränderte Frontstellung im Hause und Jsoli-
rung eingetreten. Die „Nordd. Allg. Ztg." knüpfte daran
die Frage an die Freunde der Regierung, ob es denselben
nicht dringend geboten erscheine, die parlamentarische Taktik
unter Vermeidung von Eclat und unter Verzicht auf die
Anerkennung gemeinsamer, unversöhnlicher Widersacher, im
alleinigen Hinblick auf die ernsten vaterländischen Interessen
einzurichten. Diese Argumentation kehrt ihre Spitze augen-
scheinlich mehr gegen die schon am 12. ds. einstimmig er-
folgte Annahme des Lasker'schen Antrages auf Ueberweisung
des Falles an die Geschäftsordnungskommissiou, als gegen
die mit geringer Majorität durchgegangeue Hoverbeck'sche
Resolution vom 16. ds. Da der Art. 31 allerdings ganz
klar nur von Untersuchungshaft und nicht von dem Vollzug
einer rechtskräftig erkannten Strafhaft spricht, so wäre es
vielleicht auch angezeigt gewesen, wenn die Sache von vorn-
herein etwas weniger hitzig und demonstrativ behandelt
worden wäre. Ein Antrag auf Abänderung des Art. 31
war darum ja nicht ausgeschlossen. Dabei hätte sich denn
besser betonen lassen, daß die Intervention des Reichstages
nicht der Person des Louise-Lateau-Verehrers, sondern dem
Prinzip der Unverletzlichkeit der Volksvertreter galt. Um so
mehr muß es auffallen, daß der Reichskanzler den Antrag

Feuilleton.

Die Waöen.
(Fortsetzung.)
Er öffnete eine Schublade und zeigte Susanne den In-
halt. Die Quadrupel, Dublonen, Pistolen und Piaster
glänzten magnetisch durch einander. Der Alte gab Susannen
für ihre zweihundert Francs vier Piaster, zwei Dublonen und
einen Quadrupel. Da er galanter Weise für das Wechseln
nichts haben wollte, lauste Susanne eine Schürze und zwei
Bänder von ihm.
Sie brachte triumphirend ihren Kauf heim, gab Marie,
Welche vor Freude sprang, die Schürze, die beiden Bänder
der Tante Sophie und Frau von Ribisre, welche sie
küßten.
„Arme Susanne!" sagten sie. „Sie will uns Ge-
schenke machen!" Und Frau von Ribisre fügte hinzu: „Dazu
also sparte sie sich das Geld, welches sie für ihre Blumen
erhielt."
9.
Während der ganzen kleinen Reise hatte Susanne sehr

Lasker ruhig hinnahm, während er die Resolution Haverbeck
als ein Mißtrauensvotum auffaßte, ja, daß er in der vier-
tägigen Zwischenzeit nicht einmal Gelegenheit nahm, seine
Freunde darüber aufzuklären, welche Folge er der Annahme
der Hoverbeck'schen Resolution geben würde. Letztere kann
daher auch nicht das eigentliche Motiv des Entlassungsge-
suches gewesen sein, sondern höchstens der Tropfen der den
Becher des Verdrusses zum Ueberlaufeu brachte. Die Ent-
hüllungen des Arnim'schen Prozesses haben gezeigt, welch'
schwere Last der Fürst zu tragen hat Berücksichtigt man
ferner, daß Bismarck sich in einem krankhaft gereizten Zu-
stand befindet und die Ultramontanen, wenn sie ihn wirk-
lich todtärgern wollest, leider nicht ohne Aussicht sind, ihr
Ziel zu erreichen, so wird cs erklärlich, wenn er, als er sich
von seinen Freunden im Reichstag verlassen glaubte, den
Kaiser bat, seinen müden Schultern die Bürde abzunehmen.
Persönlichen Bekannten gegenüber soll Bismarck geäußert
haben, er fürchte, daß die im Fall Majunke den Klerikalen
gezeigte Konnivenz des Reichstages der Agitation derselben
neue Nahrung zuführen werde; er habe schon oft die Dinge
schärfer vorausgesehen, als die Parteien und könne es nicht
länger ertragen, daß man ihm ohne Noth neue Schwierig-
keiten auf die vorhandenen häufe. Wie übereinstimmend
gemeldet wird, kam auch die Auflösung des Reichstages
ernstlich zur Sprache und es unterliegt wohl keinem Zweifel,
daß wenn die Krisis nicht gütlich beigelegt worden wäre,
der Kaiser weit eher die Auflösung, als die Entlassung
des Fürsten genehmigt haben würde. Der gegenwärtige
Augenblick, der den Fürsten so groß, seine Gegner so klein
erscheinen ließ, wäre für Neuwahlen kein ungünstiger ge-
wesen. Besser ist es aber, daß dem Reiche diese Probe er-
spart wurde und der Streit durch die Weisheit des Kaisers
und die Mäßigung sowohl des Kanzlers als des Parlamentes
seine friedliche Beilegung fand.
Der äußere Hergang ist, wenn wir die Einzelnachrich-
ten der Blätter zusammenstellen, folgender gewesen. Bei
der Abstimmung über die Hoverbeck'sche Resolution in der
Mittwochsitzung war der Reichskanzler nicht anwesend. Ais
er die Annahme derselben erfuhr, veranlaßte er einen Mini-
sterrath, in welchem er sich dahin aussprach, daß er in
Folge dessen seine Demission zn geben genöthigt sei. Am
Donnerstag kam Bismarck während der Sitzung in das
Reichstagsgebäude, betrat jedoch den Saal nicht, sondern
hielt sich in seinem Konferenzzimmer auf, wo die Unterredungen
mit dem Präsidenten Forckenbeck und mehreren anderen Ab-
geordneten statlfanden. Der Präsident soll den Fürsten an
seine vor 4 Wochen
erinnert haben: „Wc^
Entlassung nehme» w^ m
nehmen." Um 4 UHS-^
ruhig geschienen und U'»,
daß die durch ihre
leeres Geschwätz wareS-^
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Begegnungen mit Pe^ci
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das nicht Susanne aD'
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ohne Antwort zu erhS.
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„Mein gutes K ^
Du uns bist, wie seh^ ^
besser aufgehoben, alt^
so wenig wie möglich U
in das unfrige zu ko^
Während der viS-


demselben persönlich sein Entlafsungsgesuch zu überreichen;
die Antwort des Kaisers ist bekannt. Eine Stunde später
fand bei dem Fürsten das Diner statt, an welchem, wie
schon bekannt, der Kronprinz Tyeil nahm. Zur Rechten des
Fürsten Bismarck hatte der Abgeordnete Fürst Hohenlohe-
Langenburg, zur Linken desselben der Abgeordnete Dr. Löwe
und gegenüber die Fürstin Bismarck, zur Rechten den Kron-
prinzen, zur Linken den Feldmarschall Grafen Moltke habend,
Platz genommen. Alles war natürlich in höchster Erwar-
tung, welchen Verlauf die Konversation in Folge der span-
nenden Situation nehmen würde; die Anwesenheit des
Kronprinzen verbot indessen, eine öffentliche Diskussion über
die Gründe der Demissionirung Bismarck's zu führen. Man
sah den Reichskanzler während des Diners im eifrigsten
Gespräche mit seinem Nachbar, dem Abg. Löwe; nach Auf-
hebung der Tafel wurden die einzelnen Abgeordneten dem
Kronprinzen vorgestellt, der auf liebenswürdigste Weise mit
denselben konversirte. Bismarck hatte namentlich die Abge-
ordneten v. Bennigsen, Miguel, Dr. Wehrcnpfennig und
Löwe über den Vorgang im Reichstage ins Gebet genom-
men; er soll geäußert haben, daß er nach der gestrigen
Abstimmung keine Majorität mehr für sich im Reichstag zu
haben glaube und deßhalb seine Entlassung eingereicht habe.
Nach Aufhebung des Diners verblieb der Kronprinz noch
längere Zeit mit Bismarck allein; in dieser Unterredung
wird über den Vorgang das Weitere verhandelt worden sein.
Am Freitag fand ein Ministerrath und hierauf eine Con-
seilsitzung unter Vorsitz des Kaisers statt, worin die Diffe-
renzen ausgeglichen wurden. Das Resultat ist, daß die ver-
langte Deklaration zu Art. ZI im Bundesrathe eingebracht
werden soll. Nach dem Conseil konnte die Krisis als defi-
nitiv beendet angesehen werden. Bismarck, dem das durch
Bennigsens eindrucksvolle Rede ertheilte VerrraucnSvotum von
befreundeter Seite gemeldet worden war, erschien im Reichs-
tag und verweilte daselbst zwei Stunden. Ueber diese
Sitzung schreibt die „Köln. Ztg." unterm 18.:
Wenn mit und seit der mißgeborenen Parlamentsent-
scheidung anläßlich des Falles Majunke die politische Lage
nach allen Seiten verworren und verschoben war und das
innere Mißbehagen sich gestern in der Haltung des ganzen
Reichstags abspiegelte, hat heule sich Alles zum Besten ge-
wendet. Und wunderbarer Weise verdankt die naiionatge-
sinnte M hrheit des Reichstags diesen Nischen, das Nebel-
gewölk klärenden Erfolg Niemandem anders als dem Adge-
ordnelen für Meppen. Nach dem Jörgs-Tage, dem 4. De-
zember, welcher die Kluft zwischen dein Zenirum und einer
deutschen Reichspolitik für immer uuüberbrückiar machte,
kann sich an Ungeschick der heutige Wiudihorst-Tag vollkom-
men messen, uno man darf getrost behaupten, daß der no.w-
deutsche Ultramontanenführer das negative Feldherrnlalent
folgten, konnte man sehen, daß Susanne nicht nur diese Er-
mahnung befolgte, sondern noch darüber hinausging. Sie
ging fast gar nicht zu ihrem Vater, und nur zu ihrem
Nachbar, Herrn Berard, dem Notar, wo sie, wie überall,
mit herzlicher Theilnahme ausgenommen wurde.
Madame Berard liebte die Blumen; Susanne brachte
ihr solche von Zeit zu Zeit und man gewöhnte sich daran
sie im Hause zu sehen, ohne daß ihre Gegenwart bemeik,
wurde. Der Notar war nicht erzürnt, wenn er aus seinem
Bureau trai und das junge Mädcben bemerkte, welche er
von ihrer Geburt an kannte und sie mit ganzer Seele be-
klagte.
Eines Tages, als er ihr auf der Treppe begegnete, hielt
er sie an und sagte:
„Mein armes Kind, sind Sie im Stande, bei Ihrem
Vater eine Commission auszurichten? Ich taffe ihm sag°n
daß der Schuldner, dem ich die Erneuerung seines Wechsels
verweigern sollte, Alles zu zahlen wünscht. Würden Sie
diese wenigen Worte behalten? Haben Sie verstanden?"
Susanne sah nicht so aus, als ob sie es verstünde: sie
war, nach dem Ausdruck ihrer Freunde, „abwesend". Ihre
schönen Augen irrten umher und träumten.
 
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