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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

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April (No. 39 - 51)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0167

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B ertelj. Ab,nn»m»»t
Für'» Wachenilatt II kr
Unterhaltungstlatt I> kr.
Inserate
die viergespaltene
Petitteile »der deren
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G«rmondt«ile r tr.

Amtsverkündigungsölatt für den Bezirk Schwetzingen.
Badische Hopsenzeilung.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpsalz.

R«. 42.

Donnerstag, 9. April 1874.

VIII. Jahrgang.

Inserate von Auswärts nehmen siir uns auch entgegen die Nnnoncen-Bureaux von Kaaseustein L Mogler, Nndokf Waffe und H. ^5. AauSe L Go., die Süddeutsche Aunoncen-Hrpedktto«
»sn G. StöLhardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg, sowie das ASger'sche Eentral-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./M.

nigen befreundeten Mitgliedern des Reichstags mitgetheilt
habe, um l ' r zt 'gegnen, bei Ciicheilung den
nocb ncthwe: zeud > Geschäfte Rücksicht auf die
Genesung de ;lers ,u nehmen, so beschränke ich
mich auf die r ,e. daß r Fürst seiner Verstimmung
über den Entwickeln, ze nig »er Dinge lebhaften Ausdruck
gab und die Absicht aussprach, unter diesen Umständen baldigst
seinen Abschied nachzusuchcn. Er fühle sich nicht mehr kräf-
tig genug, um die amtliche Friktion der vorbereitenden Sta-
dien und die in der schwankenden Majorität des Reichstages
entgegenstehenden Schwierigkeiten zu überwinden. Besonders
klagte er darüber, daß so viele unbedingt reichstreue Wahl-
kreise nach Maßgabe der Haltung ihrer Vertreter für die dem
Reiche entgegenstehenden Parteien tatsächlich in's Gewicht
fielen. Soviel zur Berichtigung! Auf andere in dem be-
treffenden Bericht enthaltene Details einzugehen, liegt für uns
keine Veranlassung vor. Mit der Versicherung meiner vor-
züglichen Hochachtung zeichne ich als einer verchrlichen Re-
daktion ergebenster Dr. Robert Lucius."
Merlin, 6. April. Gegenüber den Gerüchten einiger
Blätter, daß der deutsche Gesandte in Brüssel, Herr von
Balan, vergiftet worden, wird jetzt auf das Bestimmteste
versichert, daß eine Obdnction des Leichnams, die als hier
in Aussicht stehend angekündigt wurde, nicht stattgefunden
hat. Die Leiche wurde in dem wohlverschloffenen Sarge,
in w.lchem sie hier eintraf, unberührt in die Kapelle des
königl. Dom-Candidatenstffts geschafft und von dort aus
wie bereits berichtet, nach vollzogener Trauerfeierlichkeit der
Erde übergeben.
— Die bisher unbekannten beiden Reichstagsab-
geordneten, denen der Reichskanzler in seinem Kranken-
zimmer seine Verstimmung über das unentschiedene Auftreten
ihrer Partei zu erkennen gab, sollen der Amtsrath Dietze
^Besitzer des Ritterguts Bajoch) und Or. insä. Lucius
^Rittergutsbesitzer in Kleinballhausen bei Erfurts gewesen sein.
Beide gehören der deutschen Reichspartei an.
München, 6. April. Der Professor des Kirchen-
rechts am Lyceum Dillingen, Priester U h l i ch, ist vom
Augsburger Bischof wegen formaler Ketzerei von seinem geist-
lichen Funktionen suspendirt.
Der Vicomte d'Alm ei da, Schwiegersohn des Prin-
zen Karl von Bayern ist gestern Nachmittag, 68 Jahre
alt, an einem Nierenleiden gestorben.
Autda, 2. April. In unserem benachbarten Badeorte
Salzschlirf, bekanntlich gegen Gicht und rheumatische Leiden
ein bewährter Aufenthalt, ist die Nachricht eingegangen, daß
Fürst Bismarck daselbst im Anfang Juni eintrcffen wird,
um eine mehrwöchentliche Badekur zu gebrauchen.
Mad Salzschlirf bei Jukda, 5. April. Um vielen
an ihn ergangenen Anfragen zu begegnen, erklärt der Di-
rigent des Bades, Sanitätsrath Dr. Martiny, daß von

i Intentionen des Fürsten Bismarck, das hiesige Bad zu be-
suchen ihm keine Kenntniß geworden ist.
Ausland.
Lyon, 1. April. Man will hier deutsche Offiziere ent-
deckt haben, welche zum Zweck der Spionage die Umgebung
. durchstreiften. Das „Salut public" schreibt darüber: Vor
ungefähr 14 Tagen hat man in der Umgegend von Lyon,
zu Valence und in Savoyen mehrere Touristen von deutscher
Abkunft angehalten, welche angaben, daß sie zu ihrem Ver-
güngen reisten, die aber, als man sie einem sorgfältigeren
Verhör unterzog, eingestehen mußten, Offiziere des Kaisers
Wilhelm I. zu sein. Man hat von der Erbauung neuer
Forts um Lyon gesprochen; es war daher für die Herren
wichtig, die für dieselben gewählten Stellen genau zu studiren.
Ebenso war es ihnen leicht, zu Valence die Fortschritte in
der Reorganisation unserer Artillerie kennen zu lernen. Die-
jenigen, welche in Thonon angehalten worden sind, hatten
nur Zeit, von dem Dampfschiffe zu steigen und in die Stadt
zu gehen. Denn als die Gendarmen so neugierig waren, die
Legitimanonspapiere von denselben zu verlangen, stellte es
sich heraus, daß man es mit zwei Offizieren aus der Gar-
nison Rastatt zu thun hatte, welche in friedlichem Bürger-
gewande durch die Schweiz an die französischen Ufer des
Genfer See's gekommen waren. Man hat sie höflich ersucht
daS Schiff, mit dem sie gekommen waren, wieder zu bestei-
gen, und die Gendarmerie hat die Ordre erhalten, ihre Wach-
samkeit in unserer Gegend, welche mit Vorliebe für Excur-
sionen von Spionen gewählt wird, zu vordoppeln.
Madrid, 6. April. Der „Gazetta" zufolge eröffne»
ten die neuen bei Carreras auf den Höhen rechts vom
Berge Janco errichteten Batterien das Feuer auf die car-
i Wischen Stellungen. Der Feind erwiderte das Feuer nicht.
! Die Carlisten haben die Schanzarbeiten eingestellt und ver-
, bergen sich innerhalb der Verschanznngen. Die Zahl der
> carlistischeu Ucberläufer wächst.
Sidney, 6. April. Ueber die Flucht Henry Roche-
fort's und seiner Genossen verlautet : Dieselben hatten
Erlaubniß zu einer Excursion behufs Fischfanges erhalten
und wurden von der am Ziele der Excursion vor Anker
liegenden Barke ausgenommen und auf das hohe Meer ge-
führt.

Aus Stadl und Land.
* Wom Mtzeinltzal, 4. April. Die AbsteckungSar-
beiien der Fricdrichsfeld-Schwetzinger Bahn nehmen ihren
regelrechten Verlauf; bis eS zur wirklichen Inangriffnahme
genannter Strecke kommt, wird noch eine oder die andere
Linie abgesteckt werden müssen. — DaS Bahnhaus Nr. 8
an der Rheinthalbahn sieht behufs einer Erhebung zur
Haltestelle „Rheina u" einer demnächstigen Vergrößerung

Deutsches Reich.
Karlsruhe, 7. April. Der Landtag dürfte, wie
Verlautet, auf Montag den 28. April, wieder einberufen werden.
München, 2. April. Der König hat dein Fürsten v.
Bismarck zu dessen gestrigen 59. Geburtsfeste Glückwünsche
gesandt.
Auf des Königs Glückwünschtelegramme an den Fürsten
V. Bismarck zu dessen Geburtstag hat der Reichskanzler mit
nachstehenden Worten gedankt:
„Eure Majestät haben durch das huldreiche Gedenken
des heutigen TageS und die so gnädigen Wünsche mich sehr
beglückt. Genehmigen Allerhöchst dieselben de» Ausdruck
meines ehrfurchtsvollen Dankes und der Hoffnung, daß mit
Gottes Beistand ich bald der Aufgabe zurückgegebeu sein werde,
für deren Erfüllung Eurer Majestät Gnade und Vertrauen
mir unentbehrlich bleiben, v. Bismarck."
Merkin, 5. Abril. Die Berathung über das M i l i-
tärgesetz wird am nächsten Sonnabend im Reichstage
beginnen und man erwartet, daß sie etwa acht Tage dauern
werde. Am 25. April, meint die „Montagsztg.", würde
der Schluß des Reichstags erfolgen. Die Landtagsarbeiten,
welche am 27. d. M. ernstlich beginnen sollen, werden nach
Absicht der Regierung spätestens am 22 Mai schließen und
das bis dahin nicht erledigte Material in der nächsten Ses-
sion zur Verhandlung gelangen.
Merlin, 1. April. Ueber die viel besprochene Unter-
redung der Herren Dietze und Lucius mit dem Reichskanz-
ler veröffentlich der letztgenannte Abgeordnete in der „Spen.
Z-g." eine Berichtigung, welche allerdings den Kern der Sache
unberührt läßt. Dieselbe lautet; „Ballhausen bei Erfurt,
80. März 1874. An die Redaction der Spener'schen Zei-
tung in Berlin. Die in Ihrer Zeitung vom 28 cr. ent-
haltene, theilweise unrichtige Darstellung einer am 27. cr.
mit Sr. Durchlaucht dem Herrn Reichskanzler gehabten Un-
terhaltung nüthigt mich zu nachstehender Berichtigung, wel-
cher Sie gefälligst Aufnahme in einer Ihrer nächsten Num-
mern gewähren wollen. Ich fand den Fürsten Bismarck
durch sein mehr wie dreiwöchentliches Krankenlager über Er-
warten verändert und sehr geschwächt, wie es ja bei den
permanenten, heftigen Schmerzen, sowie der gänzlichen Ap-
petit- und Schlaflosigkeit nicht anders sein konnte. Er hatte
einen Tag vorher unter Beistand zweier Diener den kurzen
Weg vom Bett zum Sopha gemacht und hütete wieder dauernd
das Beit. Die Aerzte hatten ihm in Aussicht gestellt, etwa
Mitte Juni reisefähig zu sein, um direkt in ein Bad zu gehen;
„während von einer früheren Uebernahme ded Geschäfte gar
keine Rede sein könne." Nach diesem Befund hat mir wohl
nicht die Aeußerung in den Sinn kommen können, „der
Fürst sei mir nicht so krank erschienen, wie nach den offizi-
ellen Nachrichten zu erwarten gewesen wäre." Was der
Inhalt der Konversation betrifft, welchen ich allerdings ei-

Feuilleton.
Der Armenarzt.
Roman aus dem Leben einer großen Stadt,
von I. Steinmann.
Zweites Kapitel.
Hoffnungslose Liebe.
(Fortsetzung.)
Auf seinem Gesichte zeigte sich kein Zug, der von dem,
was in seinem Innern vorging, Kunde gegeben hätte, wäh-
rend daS biedere Antlitz des alten Eberhardt jederzeit zum
Berräther seiner Seelenstimmung ward und wie ein Baro-
meter bald gutes, bald schlechtes Wetter angab.
Nur ein genauer Beobachter der Augen hätte bemerken
können, daß Kurz ganz eigene Gedanken verfolgte, wenn
er gesehen, wie die Augen, halb von den hellbewimperten
Lidern bedeckt, sich verstohlen bald auf den Alten, bald auf
die Alte richteten, bald wieder in kurzen Bogen hin- und
herspringend irgend eine Brodkrumme auf dem Tische zu
fixiren schienen. Von Zeit zu Zeit bewegte sich der Zeige-
finger der linken Hand, leise zuckend, ähnlich wie eine Katze,

die scheinbar zufrieden ihre Absichten wider Willen durch
ein kurzes, ruckartigcs Schlagen ihres Schwanzes zu erkennen
gibt.
WaS Kurz beabsichtigte, was er überlegte, wird die
Zeit enthüllen. So wie er dasaß glich er einer jener un-
heilvollen Gestalten, die sich an die Ferse des Glücklichen
heften und den Unachtsamen in den Abgrund stürzen, wenn
sie nicht vorziehen, in jeden Becher der Freude bittere Galle
zu tröpfeln. Das Geschick, der Zufall oder die Bestimmung,
wie wir wollen, bringt uns oft mit derartigen Menschen zu-
sammen.
Aus solchen Menschen ist der persönlich umgehende Teufel
entstanden.
Als der Zeiger der Uhr auf zehn zeigte, unterbrach
Eberhardt seine Tochter:
„Es ist Zeit zum zu Bette gehen, denn morgen ist Werk-
tag."
Bald erlosch das Licht in dem freundlichen Unterhause
des X-Ganges. Vier Menschen suchten die Ruhe, aber ehe
sich der Schlummer herabsenkte, beschäftigten wechselnde Ge-
danken und Bilder den Geist, der vor dem gänzlichen Ein-
schlafen sich für eine kurze Zeit aufrafft, wenn etwas Be-
sonderes das Herz erfüllt. Mutter Eberhardt schlief zuerst

den Schlaf des Gerechten. Lea's Augenlider schloffen sich
zuletzt. Bist Du zufrieden? klang ihr noch immer die Frage.
Viel perlende Thränen schickte der Kummer als Ant-
wort in die müden Augen empor, ehe sie sich schloffen.
Doctor Feldmann wandte sich wieder seinen Untersuchun-
gen zu, die bis jetzt noch resultatlos geblieben waren, denn
er fand keine Spur von einem Gifte, das die Symptome
Hervorrufen konnte, wie er sie bei dem jungen, schönen Manne
in dem räthselhaften Hause beobachtet hatte, ohne daß das-
selbe sich nicht auch durch den Geschmack verrathen hätte.
Seine chemische Kunst schien am Ende zu sein und es blieb
ihm am Ende Nichts übrig, als den verdächtigen Wein einer
dritten Person, die in der Scheidekunst erfahrener, zu über-
geben. Oder sollte seine Liebe, die Wissenschaft, etwa eigen-
sinnig sein?
Frau Dorn ließ ihn jedoch nicht zu einem festen Ent-
schluß kommen, denn sie benutzte die ausnahmsweise günstige
Gelegenheit und gute Laune des Doctors, wie ihr schien,
gründlich. Wer weiß, wann es je wieder so kommen würde,
daß der Doctor so ruhig zuhörte wie heute?
„DaS wäre ja auch alles so weit ganz gut," fuhr sie
fort, „aber das größte Unglück ist ihre alte Mutter.
(Fortsetzung folgt.)
 
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