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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

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März (No. 26 - 38)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0115

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Amtsverküudignngsötatt für den Hezirk Schwetzingen.
Kadilche H g p sc az e ituK g.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.




Dienstag, 10. März 1874.

VIII. Jahrgang.

VS» AttsWärLs nehmen für uns auch entgegen die Annonccn-Bureaux von Kaalenstem L Wogier, Rudolf Wosse und H. -L. Daube L tzo., die Süddeutsche Annoncen-Krpedilio»
von K. StSÄtzardt in Franksurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg, sowie bas Jäger'sche Central-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./M.

Deutsches Reich.
— Die n a t i on a l! i b e r a le Partei beabsichtigt,
wie man aus Berlin erfährt, ihre Organisation im ganzen
deutschen Reiche neu zu gestalten. Zn diesem Zwecke wird
in den nächsten Tagen ein Aufruf erscheinen, welcher alle
Parteigenossen zu persönlicher Theiinahme durch Beiträge ec.
an dem gemeinsamen Werke anffm'dert. Man glaubt un-
gefähr 100,000 Thlr. nöthig zu haben, um die für eine
dauernde Organisation der Partei nothweiidigen Institutio-
nen ins Leben zu rufen. Der Vorsprung, welchen die So-
cialdemokraten uns andere centrifugalc Parteien durch eine
ständige Parteivertretung haben, ist zu groß und muß der
nationalliberalen Partei große Gefahren bringen, wenn sie,
wie bisher, nur kurz vor den Wahlen zusammen! ritt, und
die übrige Zeit deS Jahres des Zusammenhaltes entbehrt.
Ausland.
London, 7. März. Eine offizielle Depesche Wolseley's
vom 7. Febr. meldet die Einnahme und Einäscherung Cu-
massieS und die Flucht des Königs. Die Briten traten hier-
auf den Rückmarsch nach Cape Coast castle an. Eine spätere
offizielle Depesche Woisclcy's vom 9. Febr. besagt: Die
Boten des Königs kamen ins Lager und baten um Frieden.
Ich halte mich mit den eingeborenen Truppen nördlich von
Adausihill bis zum 13. oder 14. Februar auf, um den
Feinden zu Friedensverhandlmigen Zeit zu lassen. Unser
Rückmarsch ist unbehelligt.
Madrid, 6. März. Serrano hatte eine Zusammen-
kunft unk MononeZ und inspicirte dessen Truppen. Die
Gesammtstärke der Regierungstruppen im Norden in Folge
von 16,000 Mann Verstärkungen beträgt jetzt 65,000 Mann.
Die Carlisten sind im Umkreise von drei Limes um Bilbao
konzentrirt.
WewyorK, 7. März. Der Senat in Washington
lehnte die Bewilligung des von der Regierung geforderten
Kredits für die Industrieausstellung in Philadelphia ab.

Neueste Kopfeu-Werichte.
Miruöerg, 7. März. Mit Ausnahme der kalten
Nächte war seither die Wiüernng trocken, wie der Land-
mann den Märzmonat wünscht. — Der Markt hatte ge-
stern wieder beträchtlichen Verkehr; es wurden 90—100
Ballen gekauft. Die Abschlüsse betrafen aber meistens nur
Mittel und geringe Sorten, welche in den 40ern, seltener
in den 50ern angezeigt sind, während kleine Pöstchen Prima
Hallertauer 58—60 fl. anfbringen konnten. — Für Ex-
port wurden 2—3 Partiechen zu 38—40 fl. begeben, grö-
ßere Quantitäten sind 34—36 fl. geboten — Der Umsatz
der heute beendeten Woche entspricht dem der Vorwoche zu
500 Bollen vollkommen, er wird 80—100 Ballen mehr

betragen. — Die Preise sind indeß seit unserm Doniier-
stagsbericht unverändert niedrig geblieben; Eigner sind
aus Furcht vor weiterem Preisfall nachgiebig, weßhalb
Mittel- und geringe Waare seit 3—4 Wochen an Werth
ziemliche Einbuße erfahren hat. — Im Allgemeinen hat
das Produkt überhaupt in der vorgeschrittenen Jahreszeit
an Qualität verloren, ein Umstand, der besonders am
Markte Nürnbergs zu Tage getreten ist.

Aus Stadt und Land.
** Schwetzingen, 8. März. Bei dem am nächsten
Donnerstag statlfindendcn 4. Abonnements-Concert wird
uns, sicherem Vernehmen nach, ein besonders erfreulicher
Genuß zu Theil werden, indem die Herren Gebrüder Max
und Otto B a s s e r m a n n ein Dneit voriragen werden.
Auch wird sich Frl. Keller, Altistin, hören lassen,
worauf wir noch besonders aufmerksam machen.
X Schwetzingen, 9. März. Der von Professor
Dr. Friedrich aus München gestern Nachmittag im
Mnseumssaal in Heidelberg gehaltene a l t k a t h o l i s ch e
Vortrag war sehr stark besucht; selbst unsere Stadt war
gut vertreten. Da jedenfalls diese mit großem Beifall
aufgenommene Rede demnächst gedruckt erscheinen wird, so
enthalten wir uns jeden Referates.
Z* * Schwetzingen, 9. Marz. Der vierte durch die
Herren Lehrer der höher» Bürgerschule hier veraniaßte Vor-
trag fand gestern Abend statt. Derselbe, welcher die Ent-
wickelung der Ansichten über die Gestalt und Bewegung
der Erde behandelte und den drei vorhergehenden würdig
eingereiht werden darf, war leider sehr schwach besucht.
Wenn wir nach der Ursache dieser Theilnahmslosigkeit fra-
gen, können wir kaum glauben, daß der am Nachmittag in
Heidelberg stattgehabte Vortrag des Dc. Friedrich die Ur-
sache der Verhinderung war, müssen vielmehr annehmen,
daß das Unterlassen den Namen des Redners zu veröffent-
lichen, nicht rathsam war; ein anderes Motiv wäre uns
unbekannt. Immerhin drücken mir unser ernstliches Be-
dauern dafür aus.
o Schwetzingen, 8. März. Wie man bereits ver-
nommen, wird wahrscheinlich in allernächster Zeit Herr
Pfarrer Dirks ans Heidelberg in hiesiger Sind! den er-
sten a lt k a t h o l i s ch e n Gottesdienst abhaltcn. — Im
Anschlüsse hieran bemerken wir, daß das KwchenrathZ-Colle-
gium der hiesigen Altkatholiken-Gemeinde ans folgenden
Herren besteht: Genchtsnoiar S ch l e i n k o s e r, Vorsitzen-
der ; Notar Som m c r, Stellvertreter ; Otto Schwarz,
Schriftführer; Verwaltungs-Inspektor Schäfer und
Georg Häßler, Beiräche; I. Mann Hardt, Ren-
dant. Die hiesige Altkatholiken-Gemeinde' macht in ihrer
Weiter-Entwickelung, wie man von zuverlässiger Seite hört.

recht erfreuliche Fortschritte und soll schon eins ansehnliche
Anzahl Mitglieder in sich schließen.
-r Schwetzingen, 9 März. Gestern hielt Herr Geo-
meter Heß von Neckarau die schon vor einiger Zeit in Aus-
sicht gestellte vierte Vorlesung über das Thema:
Entwickelung der Ansichten über Gestalt
und Bewegung der Erde. Da der Vortrag, in
welchem eine klare und anschauliche Sprache gleichen Schritt
hielt mit einem reichen, gediegenen Inhalt, durch eben diese
Eigenschaften von ganz besonderem Werthe war, so ist es um
so mehr zu bedauern, daß die Betheiligung keine größere
war. Doch der Grund hievon liegt wohl darin, daß eine
große Anzahl von Schwetzingern durch den Vortrag des Hrn.
Friedrich nach Heidelberg gezogen wurde und dann zu er-
müdet war, um hier noch diesen zweiten Vortrag zu hören.
Um jedoch auch diesen einigermaßen einen Ersatz zu bieten,
behalten wir uns vor, in den nächsten Nummern dieses
Blattes einen ausführlichen Bericht über den Vortrag des
Herrn Heß folgen zu lassen.
* Mannheim, 7. März. In der heutigen General-
versammlung der Rheinischen H yo t h c k e n- B an k
zu Mannheim wurde auf Grund des gedruckten Geschäfts-
berichtes der Bruttogewinn der Bank mit fl. 229,670 und
der Reingewinn mit fl. 189,000 dcclarirt. Von dieser
Summe entfallen gemäß den Statuten dem Neservefond 5°/o
mit fl. 9450, de» Actionairen als erste Dividende 5"so aus
1,400,000 fl. mit 70,000 fl. — Die statuten- und ver-
tragsmäßigen Tantiemen betragen fl. 30,126. — Zur Ver-
fügung der Generalversammlung blieben fl. 79,423. —
Die Generalversammlung beschloß, 2"/» als Superdi-
vidende, demgemäß im Ganzen 7°/« zu verthrilen und
anstatt der statutenmäßigen 5°/» von dem erzielten Ge-
winne 31°/» den Reservefonds zuzuweissn; dieselben wurden
demgemäß mit fl. 58,873 dotirt, von welchen insbesondere
fl. 19,423 einem Dividendenreservefond zngewendet sind.
Die Gesammtsumme der Darlehen — wobei jedoch die
im Lause des Jahres geleisteten Theil- und Annuitäien-
Zahlungen abgerechnet sind — beträgt fl. 8,159,037.. —
Von dieser Summe sind fl 5,495,643 — in Annuitätcn-
darlehen angelegt. Die Gesammtsumme der verkauften Pfand-
briefe beträgt 4,491,100 Thlr.; darunter befinden sich
4,332,100 Thlr, 5»/°ige und 169,000 Thlr. 4>°/vige
Pfandbriefe.
Die Bank hat sich auf das Grundcredit- und Pfand-
brief-Geschäft beschränkt. Die Baarmittel wurden niemals
in Effecten angelegt. In dem Geschüftbericht wird aus-
drücklich hervorgehoben, daß die Prinzipien der Öffentlich-
keit und der Verantwortlichkeit der einzelnen Geschäftsorgane
für die Bank stets als maßgebend betrachtet worden sind.
Dem ersten Grundsätze entsprechend sind die leitenden Prin-
cipien der Geschäftsthütigkeit und die von dem Aufsichtsrathe

Feuilleton.

Aer Armenarzt.
Roman aus dem Leben einer großen Stadt,
von I. Stemmann.
Erstes Kapitel.
Ter geyeimrrißvolle Kranke.
(Fortsetzung.)
„Befehlen Sie irgend eine Erquickung," fragte der
Fremde, „bevor Sie Ihre Kunst auszuüben beginnen?"
„Um ein GlaS Wasser möchte ich Sie bitten."
Der Doctor hoffte durch diese Bitte den Fremden, der
noch immer bis auf die Augen und Nasenspitze verhüllt war,
zu entfernen und vielleicht irgend einen Anhaltspunkt zu
entdecken. Allein er täuschte sich.
Der Fremde drückte auf einen kleinen Knopf, der, kaum
bemerkbar, an der Wand angebracht war, und nach einigen
Augenblicken klopfte Jemand an der Thür.
Der Fremde öffnete und rief in das vollkommen fin-
stere Vorzimmer: „Ein Glas frisches Wasser."
Nach kurzer Weile reichte Jemand einen weißen Teller
mit einem Glase Wasser darauf zur Thür herein.

Der Docior bemerkte, daß die Hand, welche den Teller
hineinhielt, schwarz war. Handschuhe fehlten, denn er un-
terschied die Fingernägel deutlich. Klein war die Hand auch :
es mußte daher ein junger Mohr zur Dienerschaft des Hauses
gehören, in dem er sich befand.
Doctor Feldmann trank einen Schluck von dem Wasser,
dann nahm er sein Besteck und sagte zu seinem Begleiter :
„Ich bin bereit, führen Sie mich zu dem Patienten."
Der Fremde faßte seine Hand und zog ihn durch das
dunkle Vorzimmer, über einen ebenfalls dunklen Corridor,
eine Treppe hinauf.
Dann öffnete er eine Thür und sie traten in ein Zim-
mer, das wie das vorhergehende ebenfalls matt erleuchtet
war. Offenbar hatte man es darauf abgesehen, dem Doctor
so wenig Anhaltspunkte des Wiedererkennens als möglich zu
geben, falls er das HauS durch Zufall wiederbetretcn sollte.
Das Zimmer, in welches sie einkraien, hatte eine dunkel-
rothe Sammettapete, die mit Goldblmnen bedruckt war.
Prachtvolle weißlackirte und vergoldete Möbel im Rococostyl
standen an den Wänden. Ein Tisch von eingelegter Arbeit,
der hier gewöhnlich mitten in dem Zimmer zu stehen schien,
war an die Seite gerückt. Die Fenster waren ebenfalls licht-
dicht, mit Laken und rothbraunen Vorhängen verschlossen.

Ein bunter Teppich bedeckte den Fußboden, an den Wänden
hingen in prätentiösen Goldrahmen einige in Oel gemalte
Landschaften von zweifelhaftem Werth. Ein Kunstkenner
wohnte in diesem Hause nicht, so viel merkte man bei flüch-
tiger Musterung der Bilder.
Auf einer Chaise longue, die zu einem provisorischen
Ruhelager hergerichtet worden, lag eine in Decken gehüllte
Gestalt. Der Kopf war mit einem weißen Tuche bedeckt,
so daß der Eintretende nur die Umrisse wahrnehmeu konnte.
„Hier ist der Patient," sagte der Führer zum Doctor.
„Vor etwa zwei Stunden fiel er in Ohnmacht und
blieb regungslos, trotz aller Hausmittel, die wir anwanden.
Versuchen Sie Ihr Heil, ihn ins Leben zurückzurufeil und
es wird an hohem Honorar nicht fehlen."
„Mit Geld kann man kein Leben zurückkaufen," sagte
Feldmann scharf und ging auf den Kranken zu.
Er wollte das weiße Tuch vom Haupte des Daliegenden
nehmen, allein sein Begleiter wehrte ihm.
„Ich muß das Gesicht sehen," sagte Feldmann fest.
„Versuchen Sie auf andere Weise zu helfen," lautete
die eben so entschiedene Antwort.
(Fortsetzung folgt.)
 
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