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Donnerstag, 20. August 1874.
VIII. Jahrgang.
-, > > > ——.. i., , . —... II. > . I.I> l - .
!«n die Annoncen-Bureaux von Kaasenkein L Jogker, Iludoks Masse und H. L. AauSeL Ko., Süddeutsche Annoncen-Krpedition
in mtnniTt.n anisn N„i.k 11.1 ! I. IIü 111. n III In 1 n >»„s k:/i. /Vii/.I-Iiio ^ /an
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von K. StSÄHardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg, sowie das ASger'sche Central-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./Är.
Deutsches Reich.
* Schwetzingen, 18. August. Bazaine ist noch
immer in aller Mund. Die Ultramontanen beglückwünschen
ihn. Die tonangebende ultramontane Zeitung in Pa,ris, die
„Ünivers" sagt : „Wir freuen uns über dieses Abendteuer."
Der/republikanische „Siecle" ärgert sich indem er sagt :'
„Her Mann von Mexiko und Metz wird dem Auslände
zeigen, wie ein Verräther aussieht."
Der „Figaro" fordert mit zutreffendem Spott die Zucht-
häusler in Europa auf, eine Rieseupedition zu bewerkstelli-
gen, in welcher sie um ihre Uebersiedelung in französische
Gefängnisse bitten. Was die Flucht betrifft, so will Nie-
mand an den Blutstropfen glauben, der an der Strickleiter
sichtbar war, obwohl nach der „Kölii. Ztg." Bazaine sich
wirklich an einem 80füßigen Seile hi stabgelaffen haben soll.
Näheres bringt, der „GauloiS" Über Bazaine: „Sonntag
Abend um 7 Uhr ging ein Dampfbool im Golf Juan vor
Anker. Es war der vom Kapisän Cecchi befehligte „Ba,'
ron Ricasoli", welcher 24 Mann und 2 Passagiere an
Bord hatte. Die beiden letzteren waren wahrscheinlich Freunde
des Warschaus. Das Schiff hatte keine Waare an Bord.
Ein Zollwächter, dem das Schiff verdächtig vorkam. begab
sich sofort an Bord und fragte de» Kapitän, weßhalb er
bei so ruhigem Wetter in den Hafen emgelaufen sei. „Ich
komme", antwortete der Kapitän, „um einen Prinzen und
sein Gefolge an Bord zn nehmen; er zieht die Reife zur
See vor. Wir werden einige Zeit in Nizza bleiben." Der
Zollwächter legte der Anwesenheit des „Ricasoli" um so
geringere Wichtigkeit bei, als derselbe an der Küste bekannt
ist und den Dienst zwischen Genua und Nizza versieht. Um
7"/4 Uhr des nämlichen Abends mietheten Frau B a z a i n e
und Rull ihr Boot; die Schiffer glaubten, sic begäbe sich
nach der Insel St. Marguerite zu ihrem Manne. Der
Oberst Billette verließ das Fort des Morgens um 6
Uhr und nahm mehrere Koffer mit. Er begab sich nach dem
Eisenbahnhofe von Cannes und fuhr nach Nizza, von wo
er um 12 Uhr wieder zurückkam, sich nach Marseille begab
und dort festgenommcn wurde. Zwei wesentliche Punkte
scheint die Untersuchung festgestellt zu haben: 1 kein Mann
der militärischen Garnison ist kompromitirt; 2) die Flucht
konnte nur bewerkstelligt werden, nachdem man sie seit län-
gerer Zeit mit äußerer Hülfe vorbereitet hatte. Als die Seele
des Unternehmens nennt man den Kavallerie-Offizier C ...,
welcher Bazaine mit Leib und Seele ergeben war und ihm
sein ganzes Vermögen, mehr als eine Million, zur Verfügung
gestellt hat. Was die Zivilbeamten anlangt, so sind dieselben
zum wenigsten der Nachlässigkeit anzuklagen." Nach anderen
Mitthcilungen soll man in dem Gepäck Villette's, welches
sofort durchsucht wurde, ein Notizbuch gefunden haben, das
mit Ziffern angefüllt war. An der Spitze der ersten Seite
desselben stand „cko" (Ich), auf der dritten „kars" (reise ab)
und auf der vierten „Imnäi" sMontags). Was fast mit
Sicherheit annehmen läßt, daß die Freunde des Ermarfchalls
um dessen Flucht wußten, ist der Umstand, daß am Montag
Morgen keine Briefe für Bazaine auf der Post in Cannes
ankamen, während er sonst täglich eine größere Anzahl erhielt,.
Gewiß ist, daß Bazaine durch die Schweiz:: über: Basel
nach Mainz. Köln und von da nach Brüssel gereist ist, von
wo feine Ankunft durch den Telegraphen angezeigt wurde.
Er soll aber auch auf Arenaberg gewesen sein, wie uns aus
einem Privatbriefe vom Unterste als gewiß mitgetheilt wurde
und soll am letzten Dienstag, in Konstanz untex dem Namen-
eines Hrn. Azcarti übernachtet haben. Der Empfang auf
Arenaberg soll aber ein äußerst kalter gewesen sein und dessen
'dortigen Aufenthalt kaum/eine Stunde gedauert haben. Er
traf zugleich bei der Kaiserin den letzten Minister Napoleons
de Moustier, der ihm von früher her nie recht gewogen ge-
wesen sein soll.
* Schwetzingen, 18. August. Die Wendung in
der Politik der Großmächte gegenüber Spanien hat den Prä-
tendenten Don Carlos zu den verzweifelten Anstren-
gungen veranlaßt, sich und seine Sache vor Europa weiß
zu waschen. Zuerst versuchte er es durch einen Sensationsft
artikel eines Newyorker Correspondenten ; jetzt hat er ein,
wie es scheint, an die Mächte selbst gerichtetes Manifest er-
lassen. Bezüglich des erschossenen Havptmanns Schmidt
wird in demselben erklärt, jeder Fremde, der an einem Bür-
gerkriege theilnehme, gehe der Rechte verlustig, die ihm sonst
durch das internationale Recht gewährt würde», und setze
sich somit Repressalien aus. Don Carlos behauptet also,
daß Schmidt an dem Bürgerkriege als Soldat theilgenom-
men habe» Selbst die Wahrheit dieser Behauptung ange-
nommen, würden die Karlisten nach dem zwischen civilisirten
Nationen geltenden Kriegsrecht doch keineswegs besagt ge-
wesen sein, den in ihre Hände gefallenen Kriegsgefangenen
zu erschieße»! Es ist-aber durch die glaubwürdigsten Zeu-
gen. ausdrücklich bestäligt worden, daß Schmidt nie und niri-
gends an den Operationen der spanischen Regierungsarmee
lheilgenömmen hat, und auch in dem Augenblicke seiner Ge-
fangennahme einen derartigen Anschein nicht hat erwecken
können. Der Prätendent wird sich also wahrscheinlich.Per-
gebens bemühen, seinen völkerrechtlichen Auslegungen, außer
etwa in jenen Kreisen, denen sein Wort als Evangelium
gilt, Geltung zu verschaffen. Die von ihm ausgesprochene
Hoffnung, daß die, europäischen Mächte in Spanien, nicht
intervcniren würden, wird übrigens jedenfalls in Erfüllung
gehen, nur wird unter diese Mächte auch eine gewöhnlich
nicht zu denselben gerechnete eingereiht werden müssen, die
bisher in der offenbarsten Verletzung völkerrechtlicher Grund-
sätze eine Intervention thatsächlich ausgeübt hat, für hie
Zukunft aber hoffentlich daran verhindert werden wird,
nämlich der Ultramontanismus. /
Ker Armena'ßzHvr««»
»,§»»« .Yi vchritijs gnuWmcht». -mz Knr.i'niE ^»i<k „noo-
Diese GemüthSerschütterung hatte derartig auf die alte
Frau gewirkt, daß sie die Augen schloß und in einem ohn-
machtähnlichen Zustand verfiel. '
„Meine Mutter stirbt!" rief Eva und faßte deren
Hand. ....
„Ist denn kein Arzt in der Nähe,?" fragte AsphonS.
„Ich werde ihn holen," sagte Eva. „Du weißt nicht
wo er wohnt, bleibe hier bei der Mutter."
Bei diesen Worten band sie ein Tuch um und eilte die
Treppe hinab. Alphons blieb bei der Kranken und setzte sich
zu ihr. Sie regt« sich nicht. Es schien, als sei alles Leben
aus ihr entflohen und er konnte ihr Züge betrachten. In
dem abgehärmten bleichen Gesicht fand er Bekanntes. Es
besaß ihr Antlitz große Aehnlichkeit mit den Zügen Eva's,
sie mußte einst, als sie. noch juyg war, sehr schön gewesen
sein, so schön wir seine Eva.
Unwillkürlich öffnete er das Medaillon, welches er an
seiner Uhrkette trug, und betrachtete düs Bild in demselben,
dessen Aehnlichkeit mit Eva ihm schon früher ausgefallen war.
Nun wurde ihm das Bild ganz verständlich, es mußte ein
Portrait von der Mutter Eva's sein und zwar ein Portrait
aus ihren Jngendjahren. Sonderbar, dieses Medaillon hatte
ihm sein Vater gezeigt unter dem Bedeuten, daß es das
liebste Kleinod sei, welches er besäße. ^.Er
vor einem Räthsel stand. Nur wußte er nicht, ob dasselbe
gelöst werden würde.
Die Abwesenheit Evä'S sollte nicht lange dauern. Sie
hatte das Glück, Dr. Feldmann unterwegs zu treffen, denn
es war um die Zeit, sn welcher er seine Visiten zu machen
pflegte. Die vornehmen Kunden waren um diese Zeit, noch
nicht für den Arzt zu sprechen und deshalb benutzte er diese
Stunden, um die Patienten seiner Armenpraxis auf das
Vorsorglichste zu besuchen.
ES siel AlphonS ein Stein vom Herzen, als die Thür
aufging und Eva mit Dr. Feldwann eintrat. Per Letztere,
mit dem geschärften Blick eines Arztes, übersah sofort die
ganze Situation und blieb einen Augenblick mit dem Aus-
druck großer Bestürzung in der Thür stehen. Diesen jungen
Mann hatte er bereits einmal gesehen, es mußte, derselbe sein,
welchem er in der geheimnißvollen Nacht das, Leben zprück-
gegeben hatte. Run mußte er Gewißheit erhalten, nun hatte
* Schtvetzittgeri, 16. August. Die beiden Kanonen-
boote „Albatros" und „Nautilus", denen wir die besten
Wünsche aus ihre Expedition mitgegeben hatten, bilden
eine besondere Kanonenbootklasse und sind doppelt so groß
als die Kanonenboote erster Klaffe. Sie halten jedes 601
Tonne> haben eine Pferdekraft von je 600 und eige Be-
isatzung von je 95 Mann, und führen 4 Geschütze. Auch
dir „Nordd. Allg. Ztg." begleitet mit warmen Worten diese
Expedition.
„Seil ihren ersten- Anfängen vor nunmehr 25 Jahren",
schreibt das genannte Blatt,, „erfreut die deutsche Kriegsma-
rine sich der ungetheilten und fortdauernden Sympathien
unseres Volkes» In. der Zeit da die nationale Wünsch«,
deren Erfüllung wir uns heute im Hellen Lichte des deut-
schen Tages erfreuen, noch in der vielfach bewölkten Mor-
gendämmerung der beiden vergangenen Jahrzehnte befangen
waren, galt die Herstellung einer vaterländischen Marine
gewissermaßen als der sichtliche und greifbare Ausdruck jener
WW<he, und aus dem Rauschen in den Falten der jungen
preußischen Kriegsflagge klang vielen verheißungsvoll düs
Wehen einer herannahenden größesrn Zeit deutscher Geschichte.
Und so geschah es! Den heißen Gluthen des Jahres 1870
voraus trug schon die Flagge des Norddeutschen Bundes
die Kund« von der ihrer Erfüllung nahenden deutschen Ein-
heit über alle Meere- Mit Freuden begrüßten die Deutschen
in ferneren Welttheilen das Sympal/der Größe ihres wie-
dererstandenen, in der Fremde nur desto inniger geliebten
'Vaterlandes: sticht ohne Erkenntniß der Bedeutung der
Thätsachc sahen die andern Nationen die deutsch« Flagge
wieder auf den Gewässern erscheinen und von den deutschen
Meeren Besitz nehmen, auf welchem vordem die Flagge der
Hansa meergewaltjg und meergebietcnd geherrscht hatte.
Seitdem geleiteten Interesse und Theilnahine nicht
nur der Bevölkerung der Küstenlande jedesi »die Ferne
e n t sandte deutsche KrigSs chi ff."
Aus Badet». —- Nach einer Verfügung Großh. Fi-
nanzministeriums ist eine Staatsprüfung für die
Ka m e r a l k an di d aten auf den 5. Oktober di I. stn-
beraumt. Das Nähere wird durch den „Staatsanzeiger"
verkündet werdest.
— Die Z ent ra lk o m m i ssi o n für die R h ei li-
sch iffsahhrt wird zu ihrer diesjährigen ordentlichen Si-
tzung (der fünften auf Grund der revidirten Rhein-Schiff-
fahrts-Akte) am 17. August inMannheim zusammentre-
-ten. Als Bevollmächtigter Badens wird der Großh. Geh.
Rath Muth fungiren.
— Die Resultate der Getreideernte in der B a a r
sind äußerst günstige und besonders solle» die Früchte sehr
schwer fein: Die Getreidepreise sollen im ganzen Oberland
um 10 Prozent gefallen sein. Und doch überall so theue-
res Brod!
er doch einen Zeugen, der ihm Rede und Antwort stehen
konnte. Zunächst aber war er Arzt, seine eigenen Angelegen-
heiten schob er zurück und beschäftigte sich mit der Patienten.
Es gelang ihm durch einige Essenzen belebender Natur, welche
er stets bei sich führte, die tiefe Ohnmacht der alten Frau
-Muhekn. .^Vorher hatte er gefragt, was die Ursache der
Ohnmacht gewesen sein mochte und er erfuhr von AlphonS
und Eva, daß der Anblick des jungen Mannes, so eigenthüm-
lich auf ihn gewirkt hatte. ' - .
„Stellen .Sie sich so, daß meine Patientin Sie nicht
erblicken kann," sagte ex zu AlphüNS,, der diesem Befehl,Hach-
kam und sich zurückzog.
Als die alte Frau erwachte, fiel ihr Blick zunächst auf
Dr. Feldman», dann auf Eva und »rach einigem Besinnen,
als wenn sie InÜhsam die letzten Cr'eigniffe in ihrem Gedächt-
nisse zusammensuchte, richtete sie die Augen auf das unS be-
kannte Bild. Ein Frcudenschimmer verklärte ihr Antlitz.
,,Jch habe nur geträumt," flüsterte sie, „es wax ein
Trastrn, nicht wahr, er konnte nicht heraustreten aus dem
Rahmen, sich hierherstellen und die Hand meiner Eva be-
gehren, nicht wahr, es war ein Traum ?"/
(Fortsetzung folgt.)
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Dienstag, Donnerstag
und Samstag.
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Donnerstag, 20. August 1874.
VIII. Jahrgang.
-, > > > ——.. i., , . —... II. > . I.I> l - .
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in mtnniTt.n anisn N„i.k 11.1 ! I. IIü 111. n III In 1 n >»„s k:/i. /Vii/.I-Iiio ^ /an
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von K. StSÄHardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg, sowie das ASger'sche Central-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./Är.
Deutsches Reich.
* Schwetzingen, 18. August. Bazaine ist noch
immer in aller Mund. Die Ultramontanen beglückwünschen
ihn. Die tonangebende ultramontane Zeitung in Pa,ris, die
„Ünivers" sagt : „Wir freuen uns über dieses Abendteuer."
Der/republikanische „Siecle" ärgert sich indem er sagt :'
„Her Mann von Mexiko und Metz wird dem Auslände
zeigen, wie ein Verräther aussieht."
Der „Figaro" fordert mit zutreffendem Spott die Zucht-
häusler in Europa auf, eine Rieseupedition zu bewerkstelli-
gen, in welcher sie um ihre Uebersiedelung in französische
Gefängnisse bitten. Was die Flucht betrifft, so will Nie-
mand an den Blutstropfen glauben, der an der Strickleiter
sichtbar war, obwohl nach der „Kölii. Ztg." Bazaine sich
wirklich an einem 80füßigen Seile hi stabgelaffen haben soll.
Näheres bringt, der „GauloiS" Über Bazaine: „Sonntag
Abend um 7 Uhr ging ein Dampfbool im Golf Juan vor
Anker. Es war der vom Kapisän Cecchi befehligte „Ba,'
ron Ricasoli", welcher 24 Mann und 2 Passagiere an
Bord hatte. Die beiden letzteren waren wahrscheinlich Freunde
des Warschaus. Das Schiff hatte keine Waare an Bord.
Ein Zollwächter, dem das Schiff verdächtig vorkam. begab
sich sofort an Bord und fragte de» Kapitän, weßhalb er
bei so ruhigem Wetter in den Hafen emgelaufen sei. „Ich
komme", antwortete der Kapitän, „um einen Prinzen und
sein Gefolge an Bord zn nehmen; er zieht die Reife zur
See vor. Wir werden einige Zeit in Nizza bleiben." Der
Zollwächter legte der Anwesenheit des „Ricasoli" um so
geringere Wichtigkeit bei, als derselbe an der Küste bekannt
ist und den Dienst zwischen Genua und Nizza versieht. Um
7"/4 Uhr des nämlichen Abends mietheten Frau B a z a i n e
und Rull ihr Boot; die Schiffer glaubten, sic begäbe sich
nach der Insel St. Marguerite zu ihrem Manne. Der
Oberst Billette verließ das Fort des Morgens um 6
Uhr und nahm mehrere Koffer mit. Er begab sich nach dem
Eisenbahnhofe von Cannes und fuhr nach Nizza, von wo
er um 12 Uhr wieder zurückkam, sich nach Marseille begab
und dort festgenommcn wurde. Zwei wesentliche Punkte
scheint die Untersuchung festgestellt zu haben: 1 kein Mann
der militärischen Garnison ist kompromitirt; 2) die Flucht
konnte nur bewerkstelligt werden, nachdem man sie seit län-
gerer Zeit mit äußerer Hülfe vorbereitet hatte. Als die Seele
des Unternehmens nennt man den Kavallerie-Offizier C ...,
welcher Bazaine mit Leib und Seele ergeben war und ihm
sein ganzes Vermögen, mehr als eine Million, zur Verfügung
gestellt hat. Was die Zivilbeamten anlangt, so sind dieselben
zum wenigsten der Nachlässigkeit anzuklagen." Nach anderen
Mitthcilungen soll man in dem Gepäck Villette's, welches
sofort durchsucht wurde, ein Notizbuch gefunden haben, das
mit Ziffern angefüllt war. An der Spitze der ersten Seite
desselben stand „cko" (Ich), auf der dritten „kars" (reise ab)
und auf der vierten „Imnäi" sMontags). Was fast mit
Sicherheit annehmen läßt, daß die Freunde des Ermarfchalls
um dessen Flucht wußten, ist der Umstand, daß am Montag
Morgen keine Briefe für Bazaine auf der Post in Cannes
ankamen, während er sonst täglich eine größere Anzahl erhielt,.
Gewiß ist, daß Bazaine durch die Schweiz:: über: Basel
nach Mainz. Köln und von da nach Brüssel gereist ist, von
wo feine Ankunft durch den Telegraphen angezeigt wurde.
Er soll aber auch auf Arenaberg gewesen sein, wie uns aus
einem Privatbriefe vom Unterste als gewiß mitgetheilt wurde
und soll am letzten Dienstag, in Konstanz untex dem Namen-
eines Hrn. Azcarti übernachtet haben. Der Empfang auf
Arenaberg soll aber ein äußerst kalter gewesen sein und dessen
'dortigen Aufenthalt kaum/eine Stunde gedauert haben. Er
traf zugleich bei der Kaiserin den letzten Minister Napoleons
de Moustier, der ihm von früher her nie recht gewogen ge-
wesen sein soll.
* Schwetzingen, 18. August. Die Wendung in
der Politik der Großmächte gegenüber Spanien hat den Prä-
tendenten Don Carlos zu den verzweifelten Anstren-
gungen veranlaßt, sich und seine Sache vor Europa weiß
zu waschen. Zuerst versuchte er es durch einen Sensationsft
artikel eines Newyorker Correspondenten ; jetzt hat er ein,
wie es scheint, an die Mächte selbst gerichtetes Manifest er-
lassen. Bezüglich des erschossenen Havptmanns Schmidt
wird in demselben erklärt, jeder Fremde, der an einem Bür-
gerkriege theilnehme, gehe der Rechte verlustig, die ihm sonst
durch das internationale Recht gewährt würde», und setze
sich somit Repressalien aus. Don Carlos behauptet also,
daß Schmidt an dem Bürgerkriege als Soldat theilgenom-
men habe» Selbst die Wahrheit dieser Behauptung ange-
nommen, würden die Karlisten nach dem zwischen civilisirten
Nationen geltenden Kriegsrecht doch keineswegs besagt ge-
wesen sein, den in ihre Hände gefallenen Kriegsgefangenen
zu erschieße»! Es ist-aber durch die glaubwürdigsten Zeu-
gen. ausdrücklich bestäligt worden, daß Schmidt nie und niri-
gends an den Operationen der spanischen Regierungsarmee
lheilgenömmen hat, und auch in dem Augenblicke seiner Ge-
fangennahme einen derartigen Anschein nicht hat erwecken
können. Der Prätendent wird sich also wahrscheinlich.Per-
gebens bemühen, seinen völkerrechtlichen Auslegungen, außer
etwa in jenen Kreisen, denen sein Wort als Evangelium
gilt, Geltung zu verschaffen. Die von ihm ausgesprochene
Hoffnung, daß die, europäischen Mächte in Spanien, nicht
intervcniren würden, wird übrigens jedenfalls in Erfüllung
gehen, nur wird unter diese Mächte auch eine gewöhnlich
nicht zu denselben gerechnete eingereiht werden müssen, die
bisher in der offenbarsten Verletzung völkerrechtlicher Grund-
sätze eine Intervention thatsächlich ausgeübt hat, für hie
Zukunft aber hoffentlich daran verhindert werden wird,
nämlich der Ultramontanismus. /
Ker Armena'ßzHvr««»
»,§»»« .Yi vchritijs gnuWmcht». -mz Knr.i'niE ^»i<k „noo-
Diese GemüthSerschütterung hatte derartig auf die alte
Frau gewirkt, daß sie die Augen schloß und in einem ohn-
machtähnlichen Zustand verfiel. '
„Meine Mutter stirbt!" rief Eva und faßte deren
Hand. ....
„Ist denn kein Arzt in der Nähe,?" fragte AsphonS.
„Ich werde ihn holen," sagte Eva. „Du weißt nicht
wo er wohnt, bleibe hier bei der Mutter."
Bei diesen Worten band sie ein Tuch um und eilte die
Treppe hinab. Alphons blieb bei der Kranken und setzte sich
zu ihr. Sie regt« sich nicht. Es schien, als sei alles Leben
aus ihr entflohen und er konnte ihr Züge betrachten. In
dem abgehärmten bleichen Gesicht fand er Bekanntes. Es
besaß ihr Antlitz große Aehnlichkeit mit den Zügen Eva's,
sie mußte einst, als sie. noch juyg war, sehr schön gewesen
sein, so schön wir seine Eva.
Unwillkürlich öffnete er das Medaillon, welches er an
seiner Uhrkette trug, und betrachtete düs Bild in demselben,
dessen Aehnlichkeit mit Eva ihm schon früher ausgefallen war.
Nun wurde ihm das Bild ganz verständlich, es mußte ein
Portrait von der Mutter Eva's sein und zwar ein Portrait
aus ihren Jngendjahren. Sonderbar, dieses Medaillon hatte
ihm sein Vater gezeigt unter dem Bedeuten, daß es das
liebste Kleinod sei, welches er besäße. ^.Er
vor einem Räthsel stand. Nur wußte er nicht, ob dasselbe
gelöst werden würde.
Die Abwesenheit Evä'S sollte nicht lange dauern. Sie
hatte das Glück, Dr. Feldmann unterwegs zu treffen, denn
es war um die Zeit, sn welcher er seine Visiten zu machen
pflegte. Die vornehmen Kunden waren um diese Zeit, noch
nicht für den Arzt zu sprechen und deshalb benutzte er diese
Stunden, um die Patienten seiner Armenpraxis auf das
Vorsorglichste zu besuchen.
ES siel AlphonS ein Stein vom Herzen, als die Thür
aufging und Eva mit Dr. Feldwann eintrat. Per Letztere,
mit dem geschärften Blick eines Arztes, übersah sofort die
ganze Situation und blieb einen Augenblick mit dem Aus-
druck großer Bestürzung in der Thür stehen. Diesen jungen
Mann hatte er bereits einmal gesehen, es mußte, derselbe sein,
welchem er in der geheimnißvollen Nacht das, Leben zprück-
gegeben hatte. Run mußte er Gewißheit erhalten, nun hatte
* Schtvetzittgeri, 16. August. Die beiden Kanonen-
boote „Albatros" und „Nautilus", denen wir die besten
Wünsche aus ihre Expedition mitgegeben hatten, bilden
eine besondere Kanonenbootklasse und sind doppelt so groß
als die Kanonenboote erster Klaffe. Sie halten jedes 601
Tonne> haben eine Pferdekraft von je 600 und eige Be-
isatzung von je 95 Mann, und führen 4 Geschütze. Auch
dir „Nordd. Allg. Ztg." begleitet mit warmen Worten diese
Expedition.
„Seil ihren ersten- Anfängen vor nunmehr 25 Jahren",
schreibt das genannte Blatt,, „erfreut die deutsche Kriegsma-
rine sich der ungetheilten und fortdauernden Sympathien
unseres Volkes» In. der Zeit da die nationale Wünsch«,
deren Erfüllung wir uns heute im Hellen Lichte des deut-
schen Tages erfreuen, noch in der vielfach bewölkten Mor-
gendämmerung der beiden vergangenen Jahrzehnte befangen
waren, galt die Herstellung einer vaterländischen Marine
gewissermaßen als der sichtliche und greifbare Ausdruck jener
WW<he, und aus dem Rauschen in den Falten der jungen
preußischen Kriegsflagge klang vielen verheißungsvoll düs
Wehen einer herannahenden größesrn Zeit deutscher Geschichte.
Und so geschah es! Den heißen Gluthen des Jahres 1870
voraus trug schon die Flagge des Norddeutschen Bundes
die Kund« von der ihrer Erfüllung nahenden deutschen Ein-
heit über alle Meere- Mit Freuden begrüßten die Deutschen
in ferneren Welttheilen das Sympal/der Größe ihres wie-
dererstandenen, in der Fremde nur desto inniger geliebten
'Vaterlandes: sticht ohne Erkenntniß der Bedeutung der
Thätsachc sahen die andern Nationen die deutsch« Flagge
wieder auf den Gewässern erscheinen und von den deutschen
Meeren Besitz nehmen, auf welchem vordem die Flagge der
Hansa meergewaltjg und meergebietcnd geherrscht hatte.
Seitdem geleiteten Interesse und Theilnahine nicht
nur der Bevölkerung der Küstenlande jedesi »die Ferne
e n t sandte deutsche KrigSs chi ff."
Aus Badet». —- Nach einer Verfügung Großh. Fi-
nanzministeriums ist eine Staatsprüfung für die
Ka m e r a l k an di d aten auf den 5. Oktober di I. stn-
beraumt. Das Nähere wird durch den „Staatsanzeiger"
verkündet werdest.
— Die Z ent ra lk o m m i ssi o n für die R h ei li-
sch iffsahhrt wird zu ihrer diesjährigen ordentlichen Si-
tzung (der fünften auf Grund der revidirten Rhein-Schiff-
fahrts-Akte) am 17. August inMannheim zusammentre-
-ten. Als Bevollmächtigter Badens wird der Großh. Geh.
Rath Muth fungiren.
— Die Resultate der Getreideernte in der B a a r
sind äußerst günstige und besonders solle» die Früchte sehr
schwer fein: Die Getreidepreise sollen im ganzen Oberland
um 10 Prozent gefallen sein. Und doch überall so theue-
res Brod!
er doch einen Zeugen, der ihm Rede und Antwort stehen
konnte. Zunächst aber war er Arzt, seine eigenen Angelegen-
heiten schob er zurück und beschäftigte sich mit der Patienten.
Es gelang ihm durch einige Essenzen belebender Natur, welche
er stets bei sich führte, die tiefe Ohnmacht der alten Frau
-Muhekn. .^Vorher hatte er gefragt, was die Ursache der
Ohnmacht gewesen sein mochte und er erfuhr von AlphonS
und Eva, daß der Anblick des jungen Mannes, so eigenthüm-
lich auf ihn gewirkt hatte. ' - .
„Stellen .Sie sich so, daß meine Patientin Sie nicht
erblicken kann," sagte ex zu AlphüNS,, der diesem Befehl,Hach-
kam und sich zurückzog.
Als die alte Frau erwachte, fiel ihr Blick zunächst auf
Dr. Feldman», dann auf Eva und »rach einigem Besinnen,
als wenn sie InÜhsam die letzten Cr'eigniffe in ihrem Gedächt-
nisse zusammensuchte, richtete sie die Augen auf das unS be-
kannte Bild. Ein Frcudenschimmer verklärte ihr Antlitz.
,,Jch habe nur geträumt," flüsterte sie, „es wax ein
Trastrn, nicht wahr, er konnte nicht heraustreten aus dem
Rahmen, sich hierherstellen und die Hand meiner Eva be-
gehren, nicht wahr, es war ein Traum ?"/
(Fortsetzung folgt.)