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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

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Juli (No. 78 - 89)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0355

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Amtsverkündigungsöl'att für den Aezrrk Schwetzingen,
Badische Hopse n z e Mu n g.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpsalz.

Ro. 89. -Domrerstag, 30. Juli 1874. VIII. Jahrgang.

Inserate von Slnswarts nehmen sür uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Kaascnsseln L Wogker, Itubolf Masse und H. L. Aauöe L Ko., Süddeutsche Anneu-Krpeditkan
von H. StäÄyardt in Franksnrt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Strastburg, sowie das Zäger'sche Central-Bureaux sür Inserate in Frankfurt a./M.
- -^ ---— ' -— .--- - .- - —— ^-. — -... ^ ^ ... . , ,, .V,.. ' - - . - -.

auf das „Schwe-
lst,rgcr Wochen-
blatt L die Bad.

Bestellungen
Hopfenzeitmrg" für die Monate August und Sep-
tember werden von allen Postaustalten. Landpostboten u.
unseren Zeitungs.trägcrn , sowie von der. Expedition ange-
nommen. . - u,.'U . '
8 Zur Jnterverrtionssrage gegen die
Carlisten. /
Es sieht in der That so an», als wollte deutscherseits
gegen die spanischen Carlisten ein Schlag geführt werden:
die Offiziösen blasen auf der ganzen Linie seit zwei Lagen
Sturm, und fürwahr, wen drängte cs nicht, dem Signal
zu folgen lind sich unter die.Fahne zu stellen, die da den
nichtswürdigen Greueln ein Ende machen zu wollen scheint,
die unter carlistischer Flagge das unglückliche Spanien ver-
wüsten? Es ist eine Schande sür unser der CivilisaliüN ^
sich rühmendes Jahrhundert, daß solche Ruchlosigkeiten, wie
die carlistischen Heerführer sie verüben, noch Vorkommen
können. Noch schlimmer freilich ist, daß sie sogar unter
dem Deckmantel des Christenthums geschehen können, und
daß unsere klerikalen Blätter gar! von einem christlichen
jus talionis sprechen. Es muß das jedem normal gearte?-.
ten Menschen das Blut sieden machen und wohl soll man
vermuthen und kann man sagen: eine gemeinsame Inte»
vention des gebildeten Europa sollte dem Verbrechen auf
der pyrenäischcn Halbinsel ein Ende machen. Aber wie ist
dieses Ziel zu erreichen? Es steht doch fest, das; der
Carlismus, auch so hcrabgekommen und verwildert er ist,
nur durch das spanische Volk selbst das ist, was er ist.;
ebendarum kann er nur ausgerottet werden durch die
Spanier selber. Eine Intervention von Außen her muß
sich daher als unwirksam erweisen, so gewiß daS anerkannte
Königthum Amadeus sich nicht zu behaupten vermocht hat.
Was der Inhaber der Regierungsgewalt selbst nicht zu
erreichen vermocht hat, wird den fremden Mächten keinen-
falls gelingen. In einen Bürgerkrieg können und werden
sich dieselben daher nicht entmischen. Anders freilich steht
die Sache, wenn nur von moralischem Eintreten gegen den
Carlismus gesprochen werden will. Daran darf es, wie
cs scheint, Angesichts der in jüngster Zeit vorgelommemm
Greuelthaten es keine Regierung fehlen lasse», die auf
Sitte und Civilisation hält. Ein solches moralisches Ein-
treten würde es sein, wenn die die Corlisteu bekämpfende
republikanische Regierung officiell anerkannt würde. Es ist
zwar kein Zweifel, daß die völkerrechtlichen Voraussetzungen
für solche Anerkennung, nämlich die faetische Jnhabcrschaft
einer ist» Wesentlichen unbestittenen Regierungsgewalt der
Selbstübertragung beruhenden Regierung des Marschalls
Serrano fehlen; aber die Carlisten, welche sich mit ihrer

Kriegführung außerhalb deS Völkerrechts stellen, können
eben nicht verlangen, daß man ihnen gegenüber dasselbe
Recht achtet, welches, sie mit Füßen treten. Zu solcher
Anerkennung scheint denn auch die deutsche Regierung im
Bunde mit einigen andern entschlossen und darauf deutet
das jüngste Auftreten der Officiösen -gegen dfn Carlismus.
Eiiglanh freilich ist zur Zeit,,noch nicht gewiß, wie Lord
Derby's Erklärung im Oberhause beweist, sich zu einer
Anerkennung die Stellung derjenigen Mächte, welche dazu
übergehen, auch denen gegenüber ändern müßte, welche die
Anerkennung glauben versagen zu sollen, d. h. insbesondere
Frankreich. Allerdings dürfte die Unterstützung der Car-
listen von Frankreich her eine andere Gestalt den Be-
ziehungen derjenigen Mächte zu Frankreich geben, welche',
die Regierung des Marschalls Serrano anerkannt haben;
indessen — wie es schein! -- ist Frankreich auch auf
anderem Wege nicht zu bestimmen, seine Thcilnahpre an
den Geschäften des Carlismus aufzügebcn, und so kann
die Gefahr, durch Anerkennung der Negierung Serrano
auch die Beziehungen zu Frankreich zu trüben, nicht als
Hinderniß für jene Maßregel behandelt werden: eZ gilt
jetzt vor Allem, den carlistischen Schaiidthaten. ein Ende zu
machen.
Deutsches Reich.
fs- Aus Waden., Eine lawWhcrMche Verordnung
vom 17. Juli bestimmt, daß vom 1. Januar 1875 an für
den Verkehr bei den öffentlichen Kaffen und für den cM
gemeinen Verkehr des Großherzogsthums die Reichsmark-
rechnung eingeführt wird. Bei der Umrechnung werden
Bruchtheile von Pfennigen, wenn sie einen halben Pfennig
oder mehr betragen, zu einem ganzen Pfennig berechnet,
Bruchtheile unter einen Pfennig bleiben außer Rechnung.
Neben.den Reichsmünzen bleiben zur Außercurssctzung auch
fernerhin die Münzen des 52 ^ und des 24 sie Gulden-
,süßes in Geltung. 7 fl, werden zu 12 Mark, 1 fl. zu
1 Mark 71 Pf. ^ fl. zu 86 Pf. 10 Kreuzer zu 29 Pf,
der Sechser zu 17 Pf, der Groschen zu 9 Pf, 1 Kreuzer
zu 3 Pf, ffs Kreuzer zu 1 Pf gerechnet. Auch die Vereins-
thaler deuischen und österreichischen Gepräges, Doppelvereins-
thaler, Drittel-s-.und GechstelSthaler gelten bis auf Wei-
teres vollgültig als gesetzliche Zahlungsmittel; doch ist
Niemand verpflichtet, nnd 4/s Thalcr im Betrag von
mehr als 20 Mark in Zahlung zu nehmen. Bis auf
Weiteres werde auch die 2^/r. Z/s, ^/a, hio, */i-
Groschenstücke an Stelle der Reichsnickcl- und Kupfermünzen
in Zahlung von öffentlichen Kaffen angenommen. Die Um-
wandlung der bisherigen Münzen, gegen Reichsmünzen ge-
schieht schon jetzt, jedoch die der 3, 1 und */s Kreuzer-
stücke erst vom 15 November an bei den. Kassen der Finanz-
Verwaltung,^ -,ä jn:; -.üststhr'. i.

— Jn Heidelberg wird am 4. und 5. August
das LaudeSfest des badischen Gustav-Adolf-Vereins
stattfinden und beschäftigt sich der betreffende Ausschuß schon
lebhaft mit den Vorbereitungen für die kirchliche und für
die damit verbundene gesellige Feier.
— Der von den nicht Farben tragenden Studirenden
zu Ehren des Herrn Geh. Rath v. Wind scheid inHei-
delberg am 23. d. Abends veranstaltete Fackel zu g
nahm seinen ungestörten Verlauf, Von zwei Musikkorps
begleitet und geführt von berittenen und unberittenen Char-
girten, bewegte sich der mehrere hundert Fackeln zählende
imposante Zug an den Garten des Gefeierten, woselbst ge-
genseitig Glückwünsche und Danksagung wechselten.
— Jn der gleichen Nacht entstand in Heidelberg
plötzlich Feuer lärm, jedoch nur von kurzer Dauer. Es
brannte ein Gartenhäuschen über der Neckar-Brücke ab.
— Dr, Herth in Keideköerg hat hem Wunsche des
laiidwirthschaftlichen Zentral-Aftsschuffes Folge gegeben und
die erste Präsidentenstelle in der Zentralstelle des landwirth-
schaftlichen Vereins wieder Übernommen. Als General-Sekretär
wurde Herr Märklin in Dnrlach, seitheriger Wanderlehrer
unseres Kreises, gewählt.
— Nach der „Karlsr. Ztg. ist dem früheren Inspek-
tor der Badischen V e r s o rg u ng san st al t Hrn.
bavfmann Paul Mayer in Karlsruhe die Funktion
Änes,,Oberinspektors genannter Anstalt übertragen worden.
Maden-Wadett, 26. Juli, Der hier versammelte
Joiirnaüstentag wühlte in der heutigen ersten Hauptversamm-
lung Friedensburg (Hamburg) zum ersten,. Lecher (Wien) zum
zweiten Präsidenten, Pohl (Baden-Baden) und Holtheim
(Berlin) zu Schriftführern. Die Versammlung beschloß: Die
Gründung unabhängiger Telegraphenbureaux ist wünschens-
werth. Ans gesetzliche Regelung des Telegraphenverkehrs ist
hinzuwirken. Die Versammlung nahm ferner einen Entwurf
fürein Jnseratenbureau zyr Empfehlung an die Zeitungs-
verleger an. -e- Der Journalistentag beschloß in seiner zweiten
General-Versainmlung einstimmig die Gründung einer Journa-
listengenoffenschaft zunächst zu Zwecken der Altersversorgung,
ferner die Einleitung von Maßnahmen gegen unbefugten und
gewerbsmäßigen Nachdruck.
Uremen. Aus Bremen erläßt Herr H q s e n k l e v e r,
President des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins, einen
Aufruf an die Parteigenossen, aus dem hervorzugehen scheint,
daß die Arbeiter der sinnlosen Aufhetzereien,ihrer Anführer
satt werden und das sie nicht mehr so recht Lust haben,
wie Schafe dem'Hammel nachzuspringen.' Die Agitation
für die Rechte der arbeitenden Klaffe, (lagt Herr Hasencle-
ver, ist vielfach erlahmt und er fordert deshalb zum Abon-
nement auf den „Sozial-Demokrat" auf. Herr Hasenclever
sucht die Schuld auf die „planlose Produktionsweise" zu
schieben, welche ein Ärbeitskrise heraufbeschworen, die drückend

Der Armenarzt.
Fortsetzung. -
Als Ernst die Nachricht von Alexander selbst erfuhr,
daß die Verlobung stattgcfunden, sah er ihn von oben bis
unten an und sagte dann:
„Bist Du denn ganz von Sinnen?"
„Das ich nicht wüßte."
„Wenn Leute ernstlich krank sind," hierbei deutete Ernst
mit dem.Zeigefinger auf seine Stirn, „dann glauben sie-
daß alle andern Menschen nicht bei Trost sind und. sie nur
allein als gesund passiren können. — Dir geht es ebenso."
„Ich danke für dies Compliment."
„Ein Compliment soll es nicht sein."
„Eine Beleidigung?" 0
„Die reine Wahrheit."
„Ich würde Dir diese Würte übeliiehmen, wenn ich
Dich nicht zu genau kenne, wenn ich Dich nicht bedauern
müßte."
„Bedaure Du mich so viel Du willst, ich werde Ge-
legenheit genug finden § Dich zu bedauern, denn das Be-

jammernswürdigste in meinen Augen ist ein Ehemann."
„Wenn Du wüßtest, wie schauderhaft in meinen Augen
ein Mensch dasteht, der nur dem augenblicklichen Genüsse
lebt, würdest Du wohl schweigen."
„Mein Freund, greis' an Deine eigene Nase, Du bist
kein Haar breit besser als ich."
, „Das kannst Du halten wie Du willst."
„Sei doch kein. Narr. Komm', wir fahren heute Nach-
mittag hinaus nach EimSbüitel. Ich stelle Dich einer meiner
kleinen Freundinnen vor, die Dir jedenfalls auch sagen wird,
„Wenn ich nicht Jahrelang Dich. als einen Freund be-
handelt, hätte -- würde ich heute in einem andern Tone
mit Dir reden," sagte Alexander und drehte seinem Freunde!
den Rücken zu. -Z' tim auu.ötwV« §
'""."''.Nun hatte er ganz mit dem alten Leben gebrochen';
gehörte er ganz der Zukunft. ,
Au .duMu» nRrryMyr, «Li.
Die Tage des Wartens waren rasch entschwunden und
der Augenblick, welcher Alexander und Clara für das Leben
vereinen sollte, war gekommen. ^ ,! :
Die Hochzeit fand iy dem Hause der Madame Behrens
statt. Alles war auf das Beste hergerichtet, um die

plaziren zu können, Raum für'die Tafel und später für den
Tanz zu gewinnen.
„Wir hätten die Hochzeit auch in einem Hotel feiern
können/, sagte Madame Behrens,. „aber das Essen schmeckt
mir dort nicht so gut, wie im Hause. Die Leute nehmen
keine gute Butter, und schlechte verdirbt die Gemüse."
Alexander sah gut aus in dem hochzeitlichen Gewände
mit dem Myrthenstrauß, der tadellosen Wäsche und den
weißen Handschuhen, seine Augen glänzten-frischer und lebendi-
ger als früher, seine Haltung war eine freiere. Mit einem
Worte. er hatte sich in kurzer Zeit sehr zu seinem Vortheil
verändert — daS sägte sie Alle, die ihn kannten.
Clara hatte sich einfach gekleidet und zwar auf Älexan-
der's Wunsch. Das Kleid aus weißem Mull, sah leicht und
duftig aus, der Schleier, aus zartem Stoff, erhöhte den Reiz
des jungfräulichen Gesichtes; den Myrthenkranz hatte Ma-
thilde mit eigener Hand gewunden Und ihn der Schwester
dm/ inicchmsiü'O
Die Gäste waren versammelt und fanden alle Platz,
denn Madame Behrens hatte das Schlafzimmer ausräumen,
die Veite auf den Bodem bringen lassen und auf diese Weise
ein Rauchzimmer hergerichtet, das allen Anforderungen ent-
sprach. . (Fortsetzung folgt.)
 
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