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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

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Mai (No. 52 - 63)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0207

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wöchentlich drei Mat:
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.
Alle Postanstalten
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Mwchmger Wochenblatt

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Inserate
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AvrtsverküildigimgsUatt für den Aezirk Schwetzingen.
Badische H o p se nz eit un g.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.

M. 52.

Samstag, 2. Mai 1874.

VIII. Jahrgang.

Inserate von Auswärts nehmen für uns auch entgegen die Annonce,I-Bureaux von Kaasenstein L Aogler, Ztndokf Masse und E». T» Jauöe L Ko., die Süddeutsche Annoncen-tzrpeditio»
von H. StöLhardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg, sowie das ZSger'sche Central-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./M.


Bestellungen auf das
^ „Schwehinger Wochenblatt"
ZLadische Kopfenzeitung
o-b NNd
H MrterhaltrmgsblaLt
eA für die Monate M a i und Juni werden noch fort-
während von allen Postämtern, den Trägern des ^
Blattes sowie von der Expedition entgegengenommen. A4
M U
Neueste Post.
Mett, 30. April. Aus Aden wird der am 22. März
erfolgte Tod des bekannten Afrikareisenden Brenner gemeldet.
Waris, 30. April. „Journal ofsiciel" meldet, Graf
Arnim habe gestern dem Präsidenten der Republik sein Ab-
berufungsschreiben überreicht.
Madrid, 29. April. Serrano meldet telegraphisch:
Die Feindseligkeiten haben wieder begonnen. General Concha
nahm die Positionen von Munecas, Serrano verschiedene
andere, um die Bewegung zu unterstützen. Das Feuer wurde
bei Anbruch der Nacht eingestellt, morgen früh soll es wieder
ausgenommen werden.
ZLarcekona, 28. April. Die Carlistenanführer Pradls
und Flix drangen mit 1500 Mann in Alforja (Provinz
Tarragona) durch Verrath ein und erschossen den Alcalden
und 26 Freiwillige. Der Generalcapitän befahl deshalb,
alle aus Alforja gebürtigen, mit den Waffen in der Hand
gefangenen Carlisten ebenfalls zu erschießen. Prinz Alphons
befindet sich in Catalonicn.
Deutsches Reich.
— In Betreff des Befindens des Fürsten Bismarck
hört die „Tribüne" von einem Augenzeugen, daß derselbe
bereits täglich einige Stunden den Aufenthalt im Garten
vertragen kann und auch schon kleine Spaziergänge in dem-
selben unternimmt. Das warme Wetter kommt ihm dabei
trefflich zu statten. Derselbe Augenzeuge erzählt, welchen
tiefen Eindruck auf ihn das erste Wiedersehen Bismarcks ge-
macht hat. Letzterer soll kaum wieder zu erkennen sein, so
hat die Krankheit auf ihn emgewirkt. Allerdings trägt na-
mentlich der Umstand zur totalen Veränderung Bismarcks
bei, daß er seit seiner Erkrankung das Rasirmesser nicht hat
an sich -kommen lassen. Er trägt daher einen stattlichen
Vollbart, der aber so weiß ist, daß eben daher das ganz
veränderte Aussehen des Kanzlers rührt.
Wiesbaden, 29. April. Nach soeben hier angelangten
Nachrichten wird Se. Maj. der Kaiser am 8. Mai in Wies-
baden eintreffen (Rhein. Kur.)

Aus Nassau, 29. April. Wie wir von verlässiger Seite
hören, wird der Kaiser v. Oesterreich während der Anwesenheit
des Czaren in Ems zu mehrtägigem Besuch dahinkommen.
— Der Bischof von Limburg ist wegen Besetzung zweier
Pfarrstellen zum zweiten Male, und zwar für den 6. Mai
vor die Strafkammer geladen. — Pfarrer Vogel zu Wer-
schau hat wegen wiederholter Verfehlung gegen die Mai-Gesetze
am 8. Mai vor dem Polizeigericht in Limburg zu erscheinen.
_(K. Z.)
Aus Stadt und Land.
WarmHeim, 28. April. Durch eine Nachricht aus
ganz sicherer Quelle ist das Mannh. Jyurn. in die angenehme
Lage versetzt, die erfreuliche Mittheilung machen zu können,
daß Se. Königliche Hoheit der Großherzog die Rennen mit
Höchstseiner Gegenwart beehren wird.
* Mannheim, 27. April. Eine der ersten u. noth-
wendigsten Bedingungen zum Gelingen unseres Maimarktes
ist „schönes Wetter" und dies scheint auch noch einige Tage
Stand halten zu wollen, da die Wetterfahne nicht launisch
ist und stabil nach Nordost zeigt. Wir haben Grund anzn-
nehmen, daß der Rindviehmarkt außerordentlich belebt und be-
sucht werden wird. Krieg und Seuchen haben 1870/72 den
Viehstand Deutschlands, namentlich Südwest-Deutschlands rc.
heruntergebracht, die letzten guten Futterjahre ermöglichten
aber eine Nachzucht, so daß dieser Theil des Contingents im
wirthschaftlichen Leben „über complct" ist. Voraussichllich
können unter diesen Verhältnissen alle Preise für Kühe und
Rinder zur Vertheilung gelangen, da die Schweizer Racen,
der Neckarschlag, Holländer Racen rc. in größter Zahl und
Wahl vorhanden sein werden. Interessant ist jedenfalls die
Musterung und Prämiirung von Fohlen, zu welchen 96 Land-
wirthe eingeladen wurden, deren Stuten auf der hiesigen
Beschälplatte gedeckt worden sind. Die Farrenversteigerung
unterbleibt voraussichtlich, da das Handelsministerium die
zur Hebung der Viehzucht im Großherzogthum bestimmten
Gelder der Cenlralstelle des Laudw. Vereins überwiesen hat,
aus welchen seither das zwischen dem Ankaufs- und Ver-
steigerungspreis entstandene Deficit gedeckt wurde. Zehntausend
einhundert und vierzig Mark in Geldpreisen und vier prächtige
Ehrenpreise von hohen Gönnern des Sports haben ihre
Wirkung nicht verfehlt, daß sich dieses Jahr zu den am
nächsten Sonntag und Montag statlfindenden Weltrennen
mehr Reiter angemeldet haben, denn je. Auch werden zwei
der vorzüglichsten bekannten Renner erwartet.
Keidelöerg, 29. April. Es ist heute amtskundig, daß
das Bankhaus Zimmern, dieses alte, so großes Vertrauen
genießende Geschäft, seine Zahlungen wirklich eingestellt und
sich fallit erklärt hat.
Der schnelle und unerwartete Tod des bisherigen Chefs

in Hamburg mag hiezu das Seinige bcigetragen haben; auch
wird rückwirkend geschlossen, daß die Sachlage des Geschäfts
auf denselben nicht von unwesentlicher Wirkung gewesen sein.
Ob die Unterhandlungen, das Geschäft mit einem Mann-
heimer Geschäftshaus zu vereinigen, noch einen gewünschten
Erfolg haben werden, läßt sich kaum denken. Eingeweihte
wollen die Vermuthung aussprechen, die mit dem Geschäft
Betheiligten werden ohne erheblichen Nachtheil davon kom-
men, da die Activa immerhin noch bedeutend zu nennen
sind.
Daß das Fallit immerhin vertrauenerschütternd wirkt,
kann nicht abgesprochen werden.
Von einem andern neugegründeten Geschäft, dessen Lei-
tung allerdings nicht sachverständige Hände sich angemaßt hat-
ten, spricht man ebenfalls, daß es dem gleichen Schicksal ver-
fallen sei. Es läßt sich hier die alte Wahrheit behaupten,
daß der Rosen Stiel nicht ohne Dornen sei.
Wieskoch, 29. April. Es dürfte nicht uninteressant
sein zu erfahren, daß bereits hier falscheEin-Mark-
stücke im Verkehr sich befinden. Das erste Stück wurde
gestern früh in einem hiesigen Bierlokale durch einen Mann
aus R. verausgabt. Die Erkennung ist leicht, nämlich die
geprägten Platten sind Silber, das Innere jedoch eine Blei-
platte und hört man beim Aufwerfen einen dumpfen Klang.
Es dient dies zur Vorsicht und Warnung bei Einnahmen
und Ausgaben.
Soeben begegnen wir im Wieslocher Amtsverkündigungs-
blatte folgendem Wiederruf: W i e s l o ch, 29. April.
(Berichtigung.) Das als falsch in der letzten Nummer an-
geführte Ein-Markstück ist nach amtlicher genauer Untersuchung
ganz ächt. Dasselbe ist am Rande gespalten, dieserhalb klang-
los. Der Fehler liegt sonach an der Münzstätte.
Walldorf, 29. April. In wenigen Tagen (10. Mai)
werden wir hier freudestrahlend, das schon lange Erwünschte
erblicken. Es ist dies die Enthüllung unseres
Kriegerdenkmals. Ein Gedenktag, der zwar manchen
Eltern schwer auf dem Herzen liegt, deren Kinder jenseits des
Rheines auf welscher Erde den Boden mit ihrem deutschen
Blut tränken, aber auch ein Freudetag, ein Bcfreiungstag
von französischem Joche. Auf die abgesendetcn Einladungen
an die Veteranen - Vereine des Bezirks, sowohl, wie an außer
des Bezirks Existireude haben nach hierhergelangten Berichten
ergeben, daß nahezu 500 Mitglieder sich angemeldet, an
dem so schönen Feste iheilzunehmen. Das bereits entworfene
Festprogramm wird den betreffenden Vereinen in den nächsten
Tagen zugehen und ist daraus ersichtlich, daß das Comite
des Vereins alles aufbietet, um dem hiesigen Veteranenverein
sowohl, als den anwesenden Fremden einen Freudetag zu
bereiten. Es wäre nur zu wünschen, daß sich allerorts
Veteranen - Vereine bilden und so die nationale Idee des
deutschen Volks wachrufen und bestärken.

Feuilleton.
Aer Armenarzt.
Roman aus dem Leben einer großen Stadt
von I. Steinmann.
Viertes Kapitel.
Eva.
(Fortsetzung.)
„O, ich habe Zeit," entgegnete Lea. „Vaier kommt
nicht zum Mittagessen nach Hause, denn sie gießen heute
ein großes Stück und er kann daher nicht abkommen.
Er hat heute Morgen seinen Mittag mitgenommen, weil er
bange ist, ich möchte aus den glatten Straßen ausgleiten
und fallen, wenn ich ihm das Essen nach der Fabrik bringe."
Bei den letzten Worten erröthete Lea tief, obgleich die-
selben so unverfänglich als möglich waren.
Lea stand auf und ging in die Küche. Dann kam
sie wieder mit zwei tiefen Tellern, zwei zinnernen Löffeln,
einem Tischtuch und begann den Tisch zu decken.
In dem kleinen Ofen, der gleichzeitig als Kochofen benutzt

werden konnte, brodelte schon seit längerer Zeit unter Lea's
Aufsicht das Mittagsmahl der Wittwe, Grauppen mit Sup-
penkraut und einem Stückchen Hammelfleisch. Es war
heute ganz was besonders Delikates und Kräftiges, denn die
Kranke bedurfte der Stärkung, und konnte es ein kräftigeres
Essen geben als dies Gericht?
Nur schade, daß das Fleisch gar so klein ausgefallen
war und die Graupen so wenig ausgaben. Freilich hatten
die Graupe» keine direkte Schuld, denn der unentbehrliche
Begleiter des Armen, der Theekessel, hatte zu viel von sei-
nen klaren Fluthen hergeben müssen, damit das Essen noch
für morgen und übermorgen reichte.
Aber trotzdem war es ein schönes und gesundes Essen.
Man war — zufrieden.
Noch hatte Lea nicht mit der Ordnung des Tisches
geendet, als sich ein leichter Tritt ans der steilen Sahltreppe
hören ließ, und nach wenigen Augenblicken trat Eva in das
Zimmer.
„Guten Tag, Mutter, guten Tag, Lea," rief die Ein-
tretende mit wohlklingender, frischer Stimme, „wie geht es
Euch? Hast Du gut geschlafen, liebe Mutter?"
„Ich danke Dir, mein Kind," erwiedcrte die Alte,

„Ich habe gut geschlafen und fühle mich ein wenig besser
an Geist und Körper, und nächst dem lieben Gott verdanke
ich dies günstige Befinden der Pflege und dem Entgegen-
kommen Lea's."
Eva hatte während dessen ihren kleinen fadenscheinigen
Mantel und ihren Pelzkragen abgelegt. Einen eigentlichen
Pelzkragen besaß sie freilich nicht, aber aus einer alten Boa,
die der Mutter gehörte und die sich die Motten bereits als
Tummelplatz ausersehen, hatte Eva eine Art Pelzwerk her-
zustellen gewußt, indem sie die schlechten Stellen entfernte
und ansetzte und flickte, wo es nöthig war, daß man wirk-
lich die alte Boa nicht wieder erkannte. Im klebrigen trug
Eva ein einfaches Wollenkleid von brauner Farbe. Das
Kleid war gefärbt, denn man konnte deutlich sehen, daß cs
früher gemustert gewesen und nun war das Muster mit
einem gleichmäßigen Kastanienbraun überlegt.
Das braune Kleid stand Eva nicht gerade zum Besten
— Braun und Goldblond passen nur sehr mäßig bei einander.
Ein klein Wenig aber wurde dieser Eindruck wieder verwischt
durch ein einfaches hellblaues Sammetband, das Eva um
den Hals geschlungen.
(Fortsetzung folgt.)
 
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