Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

DOI chapter:
Oktober (No. 116 - 129)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0495

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

Erscheint
wöchentlich »re! Mal:
Dienstag, Donnerstag!
«nö Samstag.
Alle Postanstalten
«nb Baten nehmen
Bestellungen an.

Amtsverklindigungsvtatt für den

Viertels. Abonnement.
Für'» Wachenblatt 51 kr.
Unterhaltungkblatt 12 Ir.
Inserate
hie viergespaltene
Petitzeile oder deren
Raum 4 kr.,
Larmondzeile 5 kr.

Badische Hopscnzeitung.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.

«0. 124.

Dienstag, 20. Oktober 1874.

V lll. Jahrgang.

Inserat« van Auswärts nehmen für UN» auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Saasenstet« L Mogler, Nudokf Masse und ch. ct. Pan»« L go., Süddeutsche Annancen-Krpedition
von L- SlSckhardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Lipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Strastbstr^ sowie da» Itgrr'sche Sentral-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./M.

Die Trennung von Kirche und Staat.
Herr v. Kettelcr hat mit seinem neuesten Stichwort:
„Trennung der Kirche vomStaat", wodurch den
kirchlichen Kämpfen unserer Zeit ein Ziel gesetzt werden soll,
nirgends einen besonderen Anklang gefunden. Verhalten sich
doch die eigenen Parteigänger des streitbaren Mainzer Bi-
schofs sehr kühl und reservirt der neuesten Parole gegenüber
und ist doch selbst Herr Sonnemann, bei dem sonst
diese demokratische Lieblingsphrase selten ihre Wirkung ver-
fehlt, diesmal nicht auf den Leim gegangen. Hrn. v. Ket-
teln, in dessen Händen die Fäden der ultramontaneu Agi-
tation in Deutschland zusammenlaufen, die Zustimmung
- seine» unfehlbaren Meisters in Rom für seine demokratische
Losung eingeholt hat, glauben wir nicht; daS Wahrschein-
lichste ist, daß die römische Kurie für den ihr zweifelsohne
tief verhaßten Satz einstweilen ein Auge zudrückt und erst
dann aus ihrer Reserve heraustritt, wenn es sich gezeigt
hat. daß keine Geschäfte unter der neuen Firma zu machen
sind. Erst dann wird man Hrn. v. Ketteler daran erinnern,
daß der SyllabuS die Trennung von Kirche und Staat aus-
drücklich verpönt hat, und der Mann, der seiner Zeit die
Unfehlbarkeit als das inopportunste Ding richtig erkannte
und mit einem Fußfall abwenden wollte, um sie hinterher
mit dem glühendsten Feuereifer in Wort und Schrift als
den Schlußstein des Katholizismus zu glorrifiziren, wird
dann unterthänigst das Haupt beugen und „Koma loouta
LLNSL Luits."*) seiner getreuen Heerde zurufen.
Die Trennung von Kirche und Staat ist bei den Ul-
tramontanen zuerst in der sog. katholischen Volkspariei Ba-
dens aufgetaucht, indessen mit sehr zweifelhaftem Erfolg.
Bis zum neuesten Diktum des Herrn v. Ketteler waren zwei
Dutzend Ultramontanen mehr im Lande, die an dem Pro-
gramm von 1869 in Beziehung auf diesen Punkt festgehal-
ten hätten, und nur selten vernahmen wir eine Stimme in
der Presse, die, wenn auch noch so schüchtern und verklau-
fulirt, einen solch ketzerischen Satz dem SyllabuS entgegen-
zuhalten versucht hätte. Als dann der Abg. Winthorst im
Reichstage von neuem mit der gleichen Forderung heraus-
rückte, antwortete dir ultramontane Presse mit wenigen Aus-
nahmen mit einem zweifelhafte» Achselzucken und nur der
Respekt vor einem ihrer bedeutendsten Wortführer hat die
Kaplanokratie abgehalten, ein unzweideutiges Anathema aus-
zusprechen. Und wie hätte dies auch anders sein sollen,
wenn einer der hervorragendsten und begabtesten deutschen
Bischöfe zu einer seiner zahlreichen Schriften dem in Baden
ausgesprochenen Satze gegenüber sich aus allen Leibeskräften
zur Wehr gesetzt und dargethan hatte, daß die Kirche, ohne
sich selbst aufzugeben, der Trennung vom Staate ihre Zu-
stimmung nicht ertheilen könne? Und dieser Kirchenfürst ist
*> Rom hat gesprochen, die Sache ist entschieden.
^ FcuilletvH
Die Yaöen.
(Fortsetzung.)
„Er hat nicht Zeit gehabt, ihn einzuscharren. Wissen
Sie denn nicht," fuhr Favernay mit leichter Ungeduld fort,
„daß dieser Mensch noch dachte, einen langen Tag vor sich
zu haben; daß er gestern Abend, ehe er in sein Zimmer ein-
treten konnte, von der aufgeregten Bevölkerung gepackt wurde
und daß die Kensd'armen ihn die ganze Nacht bewacht haben?
Muß man einen so alten und erfahrenen Beamten, wie Sie
sind, an die geheimnißvolle Fügung der Vorsehung erinnern,
welche selbst in den dunkelsten Sachen fast immer ein Detail
reservirt, um die Gerechtigkeit zu erleuchten und zu leiten."
Der Jnstructionsrichter duckte das Haupt, wie Jemand
der eS aufgibt, eine verlorene Sache zu vertheidigen.
Favernay dagegen fühlte sich in seinem Elemente. In
dem Maße, als die Verdachtsgründe sich entrollten, als immer
schwerere Anzeichen auf den Angeschuldigten niederfielen und
als die dramatischen Umstände daS Verbrechen für die öffent-
liche Aufmerksamkeit empfahlen, in dem Maße rief der Staats»
rokmcator sich zu: „Ich hab'S gefunden l"

kein anderer als Bischof Ketteler selbst gewesen', der heute
alle jene ängstlichen Bedenken über Bord wirft und daS als
alleiniges Heilmittel preist, was er vordem als das größte
Verderben gebrandmarkt hatte l Und aber setzt das Alles
nicht in das mindeste Erstaunen, — so machen sie's ja: erst
winseln sie gegen die mit der Kultur unserer Zeit unverein-
bare Unfehlbarkeit und dann führen sie dieser Monstrosität
zulieb einen konfessionellen Krieg der schlimmsten Art gegen
das eigene Vaterland, der dieses in die finstersten Zeiten des
Mittelalters zurückzuwerfen droht, ja sie erklären durch den
Mund ihres und der besonderen Obhut des Hr. v. Ketteler
stehenden Mainzer Vereins der gesammten Kultur unserer
Zeit selbst den Krieg ; wie darf man sich da wundern, wenn
sie schließlich sich auch dazu herbeizulaffen, nach dem Stroh-
halm der dem Hochadeliken Sprossen, derer v. Ketteler dop-
pelt gehaßten Demokratie zu greifen, um ihre faule Sache
noch in letzter Stunde vor dem Versinken zu retten? —
Aber die Trennung von Kirche und Staat, wie sie
von Ketteler vorschlägt, ist unmöglich: weder Rom noch
Deutschland kann sie gewähren. So groß auch momentan
die Bortheile wären, die der römische Stuhl aus dieser
Trennung ernten würde, so kann er doch keinen Augenblick
darüber im Unklaren sein, daß er damit auf seine nie auf-
gegebene Weltherrschaft jverzichten müßte. Die mittelalterli-
chen Vorstellungen von den zwei Schwertern, von denen daS
geistliche um so viel länger ist denn daS weltliche, als der
Himmel die Erde überragt , findet auch heute noch in Rom
seine Anhänger, wie zu Jnnocenz HI. Zeiten. Das Wort,
das derselbe Jnnocenz an Otto IV. schrieb, ist auch heute
noch in Rom Maxime: „DaS Papstthum geht dem König-
thum voran; diesem ist nur Gewalt gegeben auf Erden und
über die Leiber, jenem auch im Himmel und über die See-
len. Die Könige herrschen nur über einzelne Reiche, Län-
der, Herren; Petrus hingegen überragt an Ansehen und an
Fülle der Gewalt sie Alle, denn er ist Stellvertreter Des-
jenigen, dem der Erdkreis gehört." Wie könnte der oberste
Pontifex, der durch die Unfehlbarkeit sich Gott selbst coördi-
nirt hat, heute sich dazu herablaffen, sein Schwert freiwillig
um die bedeutende Länge des Abstandes zwischen Himmel
und Erde zu verkürzen und damit den Staat gnädigst als
gleichberechtigt der Kirche an die Seite zu setzen! „lamsis"
würde Hr. v. Buß rufen, der in richtiger Darlegung der
Schwertertheorie auf dem letzten Landtage ganz entschieden
gegen die Trennung von Kirche und Staat seine Lanze ein-
gelegt hat, ohne daß er trotz dem Programm von 1869
einem Widerspruch Seifen» seiner Parteigenossen begegnet
Wäre, und der ohne Zweifel auch Herrn v. Ketteler gegen-
über als „rittlicher,, Kämpe in die Arena treten wird.
Aber auch der deutsche Staat kann weder in seiner
Totalität noch in seinen Einzelgliedern, so wie die Dinge
Für ihn schien die Schuld Jakobs ohne den leiseste»
Zweifel festzustehen, und er berechnete schon im Geiste den
Vortheil, den er durch seine Beredtsamkeit daraus ziehen konnte.
In diesem Augenblicke bemerkte er, daß eine Person an dem
Ganzen des Gemälde» fehlte, und er sagte daher zu den Um-
stehenden:
„Aber man spricht von einer Frau — einem Mädchen,
welches zn dem Mörder wie zu seinem Opfer in Beziehung
gestanden?"
„Ja, Susanne Servaz!" riefen mehrere Stimmen.
„ES ist unsere Pflicht, sie zu befragen. Wo ist sie?"
„O, sie wird nicht weit sein," sagten die Zeugen.
„Wohlan, man suche sie und führe sie her!"
7.
Susanne war in der That nicht weit. Sie war am
frühen Morgen fortgegangen, hatte den Weg durch den Wald
genommen und wollte nicht nach Villefort zurückkehren, ohne
Jakob einen Augenblick gesehen zu habe».
Man weiß, mit welcher Schnelligkeit die bösen Gerücht«
sich fortpflanzen und mit welcher Gefälligkeit die Unbetheiligten
die von dem Unglück Betroffenen davon benachrichtigen. Auf
dem halben Wege von Mercoire nach Fontanes begegnete

heute siegen, dem Wunsche des Herrn v. Ketteler entgegen
kommen. Wie Rom sich selbst aufgegeben würde, wenn es
einen Stein aus seinem Gebäude risse, so wenig kann Deutsch-
land im jetzigen Stadium des Streite» irgend einen Schritt
thun, der dem kirchlichen Kampfe einen andern Charakter
als den einer Machtfrage geben würde; jeder andere Weg
als der der unbedingten Anerkennung der Gesetze Seitens
bisher widerspenstiger Untrrthanen müßte nach Canossa füh-
ren, und daß wir dorthin nicht gehen, dafür bürgt uns
das Wort de» Reichskanzlers. Und dennoch gibt es einen
Weg der den Vorschlag de» Hrn. v. Ketteler seinem Ziele
entgegenführen würde, wenn *erst die Renitenz deS Klerus
ihr Ende gefunden hat, einen Weg. den aber schwerlich der
Mainzer Bischof mit uns zu gehen sich entschließen wird :
die vollständige Trennung von Kirche und Staat wird mög-
lich und für Viele wünschenswerth sein, sobald die Kirche
dem katholischen Volke gerecht wird und das Gemeindeprin-
zip zur Durchführung gelangen läßt. Den einzelnen katho-
lischen Kirchenspielen kann und wird der Staat gerne jene
vollständige Freiheit und Unabhängigkeit innerhalb des Rah-
mens von Gesetz und Verfassung gewähren, die er der uni-
versalen Gesammlkorporation als solcher in Deutschland nicht
zugestehen kann; das Bürger und Herrscherrecht des unfehl-
baren römischen Papstes und seiner italienischen Monsignori
wird in Deutschland nie bewilligt werden. Jeder Anma-
ßung der Art gegenüber hat Deutschland nur da» schneidige
Wort des großen Dichters, dar er Englands König in den
in den Mund legt (Shakespeare, König Johann III. Aufz.
1. Szene):
... ES soll kein welscher Priester
In unser» Lande» zehnten oder zinsen.
Wie nächst dem Himmel wir daS höchste Haupt-
So wollen wir auch diese Oberhoheit
. Nächst ihm allein verwalten- wo wir herrschen,
Ohn' allen Beistand einer ird'schen Hand.
DaS sagt dem Papst, die Scheu bei Seite gesetzt
Vor ihm und seinem angemaßten Ansehn."
Deutsche- Reich.
Leine Königliche Hoheit der Lrohherzog haben sich gnädigst be-
wogen gefunden, dem LranSportinspektor Troß bei der Beneroldirek-
tion der Äroßhl-Sismbahnen di« unterthänigst nachgesuchte Erlaubnis
zur Annahme und zum Drggen de» ihm von Seiner Majestät dem
Deutschen Kaiser und König von Preußen verliehenen Rothen-Adler»
Orden! 4. Klaffe,u ertheilen.
AarlOtMh«, 16. Olt Der heutige Staatsanzeiger Nr». 48
enthält (außer Personalnachrichten):
l. Versitzungen und Bekanntmachungen der Staatsbehörden. 1)
Bekanntmachungen de! Ministerium! de! Innern: a. die Neuwahl
des ärz'lichen Ausschusses betreffend; d. da! Ausgeben de! Geschäfts-
betrieb! der Liverpool- und London- und Globe-FeuerversicherungS-
Gesellschasl betreffend; o. die Wahl eine! Dekan! in der Diözese Mos-
Susannc Bauern, welche ihr die Ermordung SimonS,
die Arretirung Jakobs und die Ankunft der Richter mit-
theilten.
Sie erbleichte. Diese Nachricht machte fit verwirrt, und
mit zitternder Stimme sprach sie:
„Doch- nicht im Streite? H. der Unglückliche l"
„Ein Streit? O, nicht doch! Er hat Simon gestern
früh aufgeläuert und ermordet, auf feinem Acker, auf dem
Priesterfeld."
DaS junge Mädchen fühlte sich ruhiger bei dieser Nach-
richt. Sie war sicher, daß Jakob nicht so feige war, einen
solchen Mord zu begehen, sie sagte sich, daß er ohne Zweifel
daS Opfer eines Mißverständnisses sei und daß es nicht
schwer sein würde, seine Unschuld zu beweisen.
Sie verdoppelte ihre Schritte, aber ein böseS Omen be-
gegnete ihr und vergrößerte ihre Verwirrung.
Um zu dem Häuschen des Forsthüters zu gelangen,
mußt« sie vor einem einsamen und öden Bauernhöfe vorbei.
DaS war die Wirthschaft des Anselm Cosierousie; er bearbeitete
mit Hilfe des Piemontesen Matteo Perondi.
Ihre Beziehungen zu Susann« beschränkten sich auf dqS
Rothwendigstr: Guten Tag und guten Weg , da» war Alles.
Diese beiden Menschen, von denen der eine tiefsinnig, der
 
Annotationen