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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

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September (No. 103 - 115)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0447

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wöchentlich drei Mal:
Dienstag, Donnerstag!
und Samstag.
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Amlsverkündigungsvlatt für den Aezirk Schwetzingen.
Badische Hopscnzeitung.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische


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Inserate
die viergespaltene
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Ko. 111.

Samstag, 19. September 1874.

VIII.

Inserat« va« Auswärts nehmen für uns auch entgegen di- Annoncen.Bureaux von Haasenkein L Aogker, Rudolf Waffe und K. L. Daube L tzo., Süddeutsche Anuonceu-Krpedttton
von K. Stöckhardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg, sowie das ISger'sche Central-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./M.

' Wochenschau.
Schwetzingen, 17. September.
Am Montag haben, wie wir schon in letzter Nummer
erwähnten, in Bonn die Unionskonferenzen begonnen.
Theologen aller christlichen Bekenntnisse sind in namhafter
Anzahl dazu eingetroffen von diesseits und jenseits des
OzeanS, darunter auch Bischöfe. Die Verhandlungen werden
unter dem Präsidium Döllingers, des Vaters der fraglichen
Konferenzen, gepflogen. Stiftspropst Döllinger und Bischof
Reinkens, bei welchem jener als Gast Wohnung genommen,
haben sich bei der Frage, ob die Konsekration eines anglikani-
schen Bischofs und die Priesterweihe nach anglikanischem Ritus
Giltigkeit habe, bejahend ausgesprochen.
Ueberall in Deutschland ist die Nachricht, daß der älteste
Sohn des deutschen Kronprinzen das Gymnasium
in Kassel besuchen soll, mit größtem Beifall ausgenommen
worden. Sehr treffend läßt Pch auch das englische Weltblatt
darüber vernehmen. „Der Herrscher der großen deutschen
Nation," schreibt die „Times", „soll nicht wie ein amerikani-
scher Präsident aufs Gerathwohl aus den Reihen gegriffen
und mit enormen Gewöllen, die er weise zu gebrauchen nie-
mals unterrichtet wurde, bekleidet werden. Noch viel weniger
soll er, wie ein orientalischer Despot, seinen erhabenen Platz
als einen solchen betrachten, der ihm einfach die Mittel un-
begrenzten persönlichen Vergnügens gewährt, daS ihm auf
Kosten seiner Unterthanen bereitet wird. Das Königthum
in Deutschland und thatsächlich auf dem ganzen Kontinent
ist eine weit ernstere und weit schwierigere Sache geworden,
und eine sorgfältige Erziehung, sowie eine sehr vollständige
Ausbildung werden nun für nothwendig erachtet, ehe seine
Bürden übernommen werden können."
An den Bischof von Paderborn, welcher eine Ge»
fängnißhaft verbüßt, weil er die gegen ihn verhängten Geld-
strafen nicht erlegt hat, ist nach der „Spen. Ztg " dir Auf-
forderung etgangen, sein Amt niederzulegen. Dieser Tage
läuft die Frist ab, die ihm zur Beantwortung der bezüglichen
Fragen vorgelegt worden ist. Nach resultatlösem Ablauf der
Frist wird beim königlichen Gerichtshöfe für kirchliche Ange-
legenheiten die Anklage auf Dienstentsetzung erhoben werden.
Die Aufforderung zur Niederlegung des Amtes und derdem-
nächstige Antrag bei dein gedachten Gerichtshöfe auf Einleitung
deS Entsetzungsverfahrens ist nach Z 25 und 26 des Gesetzes
vom 12 Mai 1873 vom Oberpräsidenten der Provinz zu
stellen. Herr v. Kühlwetter, derzeitiger Oberpräsident der
Provinz Westfalen, gehört der kathol. Konfession an.
In höheren politischen Regionen Spaniens und Frank-
reichs herrscht gegenwärtig wieder eine R e st a u r a t i o nS-
luft. Einem auch von uns gebrachten Telegramm zufolge
ist Prinz Alfonso von Asturien, Sohn der Königin Jsabella,
von drei Offizieren begleitet, über Brüssel und Hannover

in Berlin eingetroffen. Kaiser Wilhelm hat durch den
deutschen Gesandten in Madrid dem Marschall Serrano die
Hoffnung und den Wunsch aussprechen lassen, daß der Mar-
schall die konservativen Prinzipien aufrecht erhalten werde.
Dies scheinen die Alfonsisten als eine Aufforderung zur
Wiederherstellung der Monarchie zu betrachten. Nur in die-
sem Betracht ist die angegebene Reise des Prinzen Alfonso
in gegenwärtigem Augenblick verständlich. Damit hängt
wohl auch zusammen, was die „Köln. Zig." sich über den
Aufenthalt des russischen Großfürsten Konstantin in dem
Bade Biarritz und über seine Unterredung mit ThierS be-
richten läßt. Großfürst Konstantin soll nemlich dem fran-
zösischen Staatsmann nicht verhehlt haben, daß er eigens
nach Biarritz gehe, um sich über die spanischen Angelegen-
heiten genau zu unterrichten. Für eine Republik schwärmt
natürlich der Großfürst nicht, vielmehr wäre er, zwar nicht
für Alfonso, sondern für den Grafen Mnoipensier als spa-
nischen Monarchen. Jedenfalls wünsche Rußland in Spa-
nien eine Monarchie.
Was Frankreich betrifft, so habe Großfürst Konstantin
sich bemüht, Thiers für die Orleans zu gewinnen und auf
daS Bestimmteste sein Bedauern ausgesprochen, daß an der
Spitze Frankreichs kein Mann von Kopf stehe, wie der Her-
zog von Aumale. Thiers habe davon jedoch nichts wissen
wollen und erwidert, die Orleans könnten sich nie wieder
auf dem Throne Frankreichs behaupten, dagegen sei man
Mac Mahons, sowie Rußlands, Oesterreichs und Englands
in orleanistischen Kreisen so gut wie sicher.
Mit Rücksicht auf solche Kombinationen hatte allerdings
die Ersatzwahl im Departement „Maine et Loire" erhöhte
Bedeutung. Wäre der SeptenniumÄandidat Bruas gewählt
so wäre die Hoffnung gesteigert worden, nach und
nach durch Ersatzwahlen in der Nationalversammlung so
stark zu werden, daß der Herzog von Aumale zum Vize-
Präsidenten und nach Ablauf des Septeniums oder bei einer
vorher eintretcnden Erschütterung Mac Mahons zum Nach-
folger dieses ernannt werden könnte. Diese Hoffnung ist
aber wieder zu Wasser geworden; denn auch' aus der Stich-
wahl wird der Republikaner Maile als Sieger hervorgehen
und auf der Reise Mac Mahons im Norden wurden fast
nur Zurufe auf die Republik gehört. Ob Republik unter
dem Degen deS Marschalls oder die definitive Republik, das
ist eine andere Frage. Daß die Unhaltbarkeit des Pro-
visoriums in Frankreich wie in Spanien mit jedem Tage
zunimmt, liegt jedenfalls außer allem Zweifel. Bei der an-
geborenen Reizbarkeit beider heißblütigen Völker wird em
RestauratiouSversuch der Monarchie?,! nicht ohne Störung
der Ruhe vor sich gehen.
Mac Mahon wird auf seiner Inspektionsreise im
Norden Frankreichs mit ziemlich viel Sympathie empfangen.
Er wird hauptsächlich als die Stütze des Friedens vom Volke

Der Armenarzt.
Fortsetzung.
Emiliens Vater schlug ein und sagte:
„Wie gern hätte ich schon lange dem früheren Leben
entsagte, aber es reichte mir Niemand die rettende Hand-
ich will Ihnen vertrauen."
„Du kannst es," sagte Emilie, „wenn Du ihn erst so
kennst, wie ich ihn kenne."
„Du hast mir versprochen," sagte Feldmann zu Emilie,
„zu vergessen," und schloß ihren Mund mit einem Kusse.
Sechszehntes Kapitel.
v«rsSH«u»»g.
AlphonS war nicht der Mann, der sich von einem ge-
gefaßlen Plan abbringen ließ. Es war ihm die Vermuthung
fast zur Gewißheit geworden, daß zwischen der Mutter seiner
geliebten Eva und dem alten Herrn vor dem Thore einGe-
hrimniß obwalte, und er setzte alle Kraft daran, die Lösung
de« RLthsrlS herbeizuführen. Zunächst galt es eine der beiden

Parteien zum Sprechen zu bringen, um überhaupt einen
Weg einschlagen zu können.
Die verschiedenen Versuche, die er gemacht hatte, scheiterten
einestheils an dem Starrsinn der alten Frau, anderntheils
an dem sonderbaren Wesen des Herrn Wagenberg, der, sobald
AlphonS nur das Thema berührte, schwieg, oder, wenn er
sprach, nur solche Aeußerungen fallen ließ, welche kein Licht
in die Sache bringen konnten. Er hatte sich schon an Dr.
Feldmann gewandt, und dieser versprach ihm. zu thun,
was in seinen Kräften stand. Es sollte jedoch das Räthsel
auf eine Weise gelös't werden, an die selbst nicht gedacht
hatte.
Als er an einem Morgen in seinem Zimmer beschäftigt
war um einige Calculationen für die Fabrik zu machen,
meldete der Diener, daß Jemand draußen sei, der ihn sprechen
wolle. AlphonS, ohne von seiner Arbeit aufzusehen, sagte
dem Diener, der Besuch möchte warten.
„Es ist eine Dome, die Sie zu sprechen wünscht," sagte
der Diener.
„Eine Dame?" fragte AlphonS.
„Ja," war die Antwort, „sie ist verschleiert, ich kann
nicht erkennen, wer sie ist."
„Und mich will sie sprechen?"

angesehen und deßhalb kommt die Begeisterung der Masse
denn gerade der Norden ist es, welcher die Wunden des
Krieges am meisten empfunden hat. Im südlichen Frankreich
wird Mac Mahon ganz andere Begrüßungen vernehmen
müssen In Grosse, einer Stadt im Departement „AlpeS
Maritimes" sind gegenwärtig die Verhandlungen gegen die
Mitschuldigen an der Flucht Bazaine's unter dem Zu-
drange einer großen Zuhörermenge eröffnet worden. Fünf-
zehn Zeugen sind vorgeladen, von denen der Bootsführer
Rocca aussagte, daß er daS Boot, auf welchem Bazaine
seinen Haftort verlassen, an Frau Bazaine vermiethet habe.
Ueber das vielbesprochene Seil, an welchem Bazaine sich
hinuntergelaffen haben will, ist in der seitherigen Verhand-
lung noch nichts festgestellt.
Vom spanischen Kriegsschauplatz wird neuerdings eine
abermalige Bedrohung des viel heimgefuchten heldenmüthigen
Puycerda durch die Karlisten gemeldet. Saball'S, der
Karlistenhäuptling, macht große Vorbereitungen, um Puycerda
in Brand zu stecken und harrt nur noch eines Befehls von
Seite Don KarloS. Zahlreich verlassen die Einwohner die
Stadt, welche von den Regierungstruppen wieder geräumt
worden ist. Die von dort ausgerückten Truppen haben sich
in drei Kolonnen getheilt, welche sich auf Gerona, Vich und
Manresa bewegen. Die auf Manresa marschirende Kolonne
hat einen für Berga bestimmten Proviantzug zu schützen.
Hoffentlich wird General Lopez Dominguez im rechten Augen-
blick zur Hand sein, um die Stadt Puycerda vor der drohen-
den Verheerung durch die karlistischen Mordbrenner zu schützen.
Ganz schlimm stünde es mit der Regierungsarmee, wenn sich
die Meuterei bestätigte, wovon der „Times" gemeldet wird,
wornach ein Theil der Armee unter dem Rufe: „Nieder mit
Laserna, cs lebe Moüones!" revoltirt hätten
Die amerikanischen Journale bringen Details über den
Konflikt zwischen den Negern und Weißen in Alabama. In
Folge einer Verschwörung zur Ermordung der Weißen in
der Absicht einer Vertheilung des Eigenthums griffen 150
Neger Nachts mit Musketen an, wurden aber zurückgeschlagen
und verloren vier Todte. Die Neger drohen, wiederzukommen
und Alles zu vernichten.
Deutsches Reich.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog heben unterm 13.
d. M. gnädigst geruht, dem ordentlichen Professor der Mathematik an
der Universität Heidelberg, Vr. Leo Königsberger, vie unterthänigst
nachgesuchte Entlassung aus dem badischen Staatsdienste auf Ostern
1875 zu bewilligen und den Professor Ferdinand Rothmund am Gym-
nasium iu Konstanz in gleicher Eigenschaft an das Progynmasium in
Tauberbischofsheini zu versetzen.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben Sich unter
dem 9. Sept. d. I. allergnädigst bewogen gefunden, den nachbenaun-
ten Hofbediensteten, und zwar dem Kellermeister Fauth die kleine gol-
dene Verdienstmedaille, sowie dem Schloßwächter Rauch und dem La-
kai Fahrbach je die silberne Verdienstmedaille zu verleihen.
„Nur sie allein/'
„Dann laß' sie eintreten," antwortete AlphonS unwillig,
weil er in seinen Berechnungen gestört wurde.
Der Diener entfernte sich und bald darauf trat eine
weibliche Gestalt ein. Sie schlug den Schleier zurück. Es
war Eva.
„Du hier?" fragte AlphonS erstaunt.
„Ich mußte Dich aufsuchen," sagte Eva hastig, „ich
glaube es geht mit der Mutter zu Ende,. sie ist leidender
als je, und dabei aufgeregt. Ich weiß nicht wehr- was ich
anfangen soll, Du mußt mir beistehen, denn seitdem Lea todt
ist, habe ich Niemanden, der mir Hülfe leistet."
„Dann laß' uns eilen," anwortete AlphonS, legte die
Papiere zusammen und verließ mit Eva das Zimmer. .
Als sie auf den Hausflur traten, öffnete sich eine Thür,
und Herr Wagenberg trat heraus. Er hatte kaum einen
Blick auf Eva geworfen, als er laut ouSrief : „Was willst
Du hier, kommst Du, um mich zu mahnen? Ich weiß, daß
ich Unrecht getban habe, ich weiß es, Du brauchst cs mir
nicht zu sagen, aber gehe von mir, denn Dein Anblick tödtet
mich."
AlphonS und Eva waren erstaunt über den heftigen
Ausbruch. (Fortsetzung folgt.)
 
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