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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

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Dezember (No. 142 - 154)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0603

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' Erscheint
wöchentlich »rei Mal:
Dienstag, Donnerstagi
«n> Samstag.
Alle P-stanstalten
nn» Boten nehmen
Bestellungen an.

Amtsverkündigungsvlatt für den Wezirk Schwetzingen.
Badische Hopsenzeitung.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische

Mertelj. Abonnement
Für-g WachenLlatt S1 kr
Unterhattungstl^t 12 kr.
Jnleratr
die »iergesPalterie
PetitzeUe »»er »eren
Raum 4 <e„
Sarmo»ch»eNr 5 kr.

«». 151.

Dienstag 22. Dezember 1871.

VIII. Jahrgang.

Inserate von Auswärts nehmen für uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Laasenstein L Vogler, Nudolf Waffe und H. /. ZtauSe L tz»., Süddeutsche Auuoueeu-GsP^ttio«
d,n H. StSLHardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Lipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg, sowie das ASger'sche Central-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./Ai.

Einladung Mm Abonnement.

Mit dem 1. Januar 1875 beginnt der neunte Jahrgang
des '
„Schwetzinger Wochenblatts".

Amts- und Werkündigrmgsötait für den Amts- und Amtsgerichlsvezirk Schwetzingen.
Zugleich

Badische Hopfenreit« ng.
Seit der Uebernahme unserer Redaktion hat sich das „Schwetzinger Wochenblatt" der Zunahme einer großen Anzahl von Momenten zn er»
freuen, und gibt diese erfreuliche Thatsache uns eine sichere Bürgschaft der allgemeinen Beliebtheit unseres Blattes.' Die Redaktion wird sich auch im nenen
Jahre bemühen, durch rasche Mittheilung der politischen Nachrichten, durch Original-Leitartikel u. s. f. das Interesse des Blattes zu erhöhen. Lokale Nach-
richten auS Stadt und Land werden ganz besondere Berücksichtigung finden und immerwährend unser leitender Grundsatz sein, für Wahrheit »nd Recht, für
Aufklärung und Fortschritt unsere Stimme zu erheben, und werden stets nur des Volkes und Vaterlandes Wohl im Auge haben.
Die Hopfenproduzenten sowohl, wie Käufer werden den Stand des Geschäftes aus unserem Blatte ersehen können, indem wir in direktem Verkehr
mit den größeren Hopfenmarktplätzen stehen. Auch werden wir von nun an den Nächstliegenden Frucht- und Viehmärkten durch genaue Berichte über die-
selben mehr Beachtung schenken, deshalb für jeden Landmann unser Blatt von höchstem Interesse sein wird.
Vom Neujahr an werden wir auch die „amtlichen Anzeigen" vom Gr. Bezirksamt und Amtsgericht Bruchsal bringen und wird der Anzeiger deß-
halb für Philippsburg und Umgegend umso interessanter werden.
Für Ausfüllung des Feuilletons werden wir uns stets des gediegensten Materials zu versichern wissen und machen jetzt schon auf die nächste
Novelle: „Das Mädchen von Straßburg" betitelt, aufmerksam.
Der Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark 50 Pfennige ohne Trägerlohn.
Der Jnseratentheil, welcher sowohl von hier als auswärts sehr stark und mit den besten Erfolgen benützt wird, eignet sich am Besten zu An-
zeigen aller Art, und kostet die vierspaltige Garmondzeile 12 Pfennige. Größere Aufträge und öftere Wiederholungen der Anzeigen berechtigen zur Gewäh-
rung von namhaftem Rabatt.
Unsere Abonnenten, insbesondere diejenigen, welche das Blatt unter Kreuzband erhalten, bitten wir um rechtzeitige Erneuerung des Abonnement-,
damit keine Störung in der Versendung eintritt. Nichtabbestellen des Blattes betrachten wir als Erneuerung deS Abonnements.
Schwetzingen im Dezember 1874.
Achtungsvoll

Die Redaktion und Expedition.

Der „Pfälzer Bote" vor den Schranken
des Schwurgerichtshofes.
Letzten Donnerstag fand in Mannheim vor dem Schwur-
gericht eine Verhandlung statt, welche einen widerlichen Blick
in den morastigen Pfuhl eines Theils der ultramontanen
Presse gewähren ließ. Man sollte wahrhaft nicht glauben,
daß „Herren", welche Anspruch auf Bildung zu machen
glauben dürfen, einen solchen Vorrath der abscheulichsten
Schimpfereien, und noch dazu in einem öffentlichen Blatte,
zu Tage fördern könnten, und doch ist es so. Die Anklage
betraf zunächst den Redakteur des ultramontanen Hetzblattes
„Pfälzer Bote", A. Berberich und in zweiter Reihe den

Drucker und Verleger desselben Blattes, L. Schweiß, beide
wohnhaft in Heidelberg, wegen Beleidigung deS Fürsten
! Reichskanzlers in Beziehung auf seinen Beruf, verübt durch
die Presse. Während im April d. I. ganz Deutschland in
Besorgniß um die Gesundheit und weitere Wirksamkeit des
Fürsten Bismarck war, brachte der Pfälzer Bore in seiner
Nummer 40 vom 2. April einen Aufsatz mit der Ueberschrift
„Bismarck auf dem Krankenbette". In der Einleitung wird
höhnende Freude an den Leiden des Kanzlers und das Gefühl
der Genugthuung kundgegeben, daß der Kranke wohl schleunig
seinem Ende entgegengehe.
Dann wird nach angeblich „heute zugegangenen ver-
traulichen Mittheilungen" über den neuesten Stand der

Krankheit dahin berichtet, der Reichskanzler befinde sich wegen
der Haltung der ReichstagSmehrheit zum MilitSrgesetz«. wie
ein angeschmiedeter Prometheus im heftigsten Zorn» und
habe sich über die „feilen Gesellen" gegenüber seine» Be-
sichern wie folgt ausgelassen: Die bekannten Mttheilungen
der HH. Lucius und Dietz« werden nun in folgender, ab.
sichtlich entstellter Weise wiedergegeben: „Das find Kerle,
ich habe sie auf's Roh gesetzt, habe ihnen den.Plan eröff-
net, habe Land und Leute ihnen preisgegeben. und sie können
nicht einmal reiten, die elenden Wichte» sie kommen nicht
vom Flecke. Dies Schwanken kann ich mir nicht gefallen
lassen, diesen Menschen kann ich meinen europäischen Ruf
nicht opfern! Sogt es Allen, die eS hören wollen, so bald

Feuilleton.
Are Wallen.
(Fortsetzung.)
Nachmittags schlug sie einen Spaziergang auf den
Marktplatz vor; Frau von Ribisre führte ihre Tochter
an der Hand und die Tante faßte Susanne unter dem
Arme.
Sie begannen die Buden anzuschauen. Vor einer mit
Stofffabrikaten aus den Pyrenäen bemerkte Marie eine rothe
Mütze, die ihr gefiel; Tante Sophie kaufte sie und gab
sie ihr.
Alsbald verlangte Frau von Rlbiöre von dem Kaufmann
eine neue und schenkte sie Susannen.
Diese ergriff sie mit begieriger Freude und wie die
Kinder, welche unmittelbar Das genießen wollen, was man
ihnen giebt, setzte sie dieselbe auf den Kopf und paßte herrlich
zu dem braunen Haar und dem blassen Gesicht.
Als sie auf der Wiese ankamen, wo sich eine lärmende
Menge drängte, wurde eS Nacht. Sie gingen zwei oder drei
Mal auf und ab, gegen einander gedrückt, Frau von Ribiere
einige Worte mit ihrer Tante wechselnd, Marie bei jedem

neuen Schauspiel Ueberraschungsrufe ausstoßend, Susanne
mit ihrer Kapuze spielend, welche ihre einzige Beschäftigung
geworden zu sein schien und welche sie allmälig der Art
über ihre Stirn zog, daß ihr Kopf fast ganz versteckt war.
Plötzlich hielt sie still und durch einen leichten Ruck hielt
sie Tante Sophien zurück, während Marie und ihre Mutter
vorwärts gingen.
Unter den Bäumen in einiger Entfernung bemerkte sie
zwei Männer, welche vor einem Pferde standen und eS sorg-
fältig prüften. Von beiden war der eine augenscheinlich der
Verkäufer, der andere der Käufer.
Wie um einer plötzlichen Eingebung zu gehorchen,
fragte Susanne ihre Begleiterin, ob sie die Männer
kenne.
„Den Einen," antwortete Tante Sophie, „der wie
unsere Bauern in den Sevennen gekleidet ist und das Pferd
kaufen zu wollen scheint, kenne ich nicht; den Anderen aber
kennt ganz Vigan. Seit länger als fünfzehn Jahren kommt
er regelmäßig auf unsere Märkte, wo er gewöhnlich zehn
Tage bleibt. Er heißt Marianno Bedares."
„Und was treibt er?"
„Du siehst cs, liebes Kind, er betreibt allerlei Neben-
beschäftigungen außer seinem Haupthandel; er verkauft Heiligen-

bilder, Armbänder, Schärpen u. s. w.» er importirt in sein
Land unsere Seidenwaaren. Man sagt, daß er «in wenig
Bankgeschäfte treibt."
„Und wo wohnt er?"
„In der großen Straße, im „Gasthof zum weißen Pferd*
glaube ich." antwortete dar alte Fräulein, ein wenig erstaunt
über diese Fragen.
Jetzt kehrten Frau von Ribiöre und Marie u« und
wandten sich zu Sophie und Susanne. Ermüdet von de«
Tumult und verwirrt von der Menge, bogen sie in eine
Allee ein, in welcher man nur wenig Menscher, bemerkt».
Es war vollständig Nacht geworden. Die Lichter, au»
den Hauptplatz des Festes vereinigt, warfen alles Uedrig«
in eine tiefe Finsternis zu welcher noch der Schatten der
Kastanienbäume kam. Zwei Freunde hätten sich begegnen
können, ohne sich zu erkennen.
Als Susanne, zwischen Frau von RibiLre und derm
Tante gedrängt, bei zwei Männern vorbeikam, welche stehen
blieben, hörte sie den Käufer sagen:
„Nun, das Geschäft ist abgeschlossen, obwohl es schreck-
lich theuer ist."
„Theuer? Mein bestes Pferd!" lautete die «nt.
wort.
 
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