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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

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April (No. 39 - 51)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0163

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Amtsverkündigungsvlatt für den Wezirk Schwetzingen.
Badische H s p fe n ^ e i l u n g.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpsalz.

No. 41.

Dienstag, 7. April 1874.


VIII. Jahrgang.

Inserate von Answäris nehnien siir uns auch entgegen di- Annoncen-Bureaux von Saasenstein L Mogler, Rudolf Woss^und ck. T. Aanöe L G-., die Süddeutsche Annoncen-Erpedmön'
von G. Slö-kl-ardt m Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg, sowie das ISger'sche Central-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./M.

Deutsches Reich.
Karlsruhe, 31. März. Vom 1. April 1874 an
gelten nicht ferner als gesetzliches Zahlungsmittel: 1) die
Kronenthaler deutschen, österreichischen oder brabanter Gepräges,
2) die im Zwanzig Gulden-Fuß ausgeprägten ganzen, hal-
ben und Viertel Konventions (Spezies-) Thaler deutschen
Gepräges. E- ist daher vom 1. April 1874 ab außer den
mit der Einlösung beauftragten Kassen Niemand verpflichtet,
diese Münzen in Zahlung zu nehmen; zur Annahme und
Umwechslung der genannten Silbermünzeu während der
Monate April, Mai und Juni lausenden Jahres sind sämmt-
ltche Staatskassen in Baden ermächtigt. Nach dem 30.
Juni 1874 werden derartige Münzen auch von diesen Kassen
weder in Zahlung noch zur Umwechslung angenommen.
Die Verpflichtung zur Annahme und zum Umtausch findet
auf durchlöcherte und anders, als durch den gewöhnlichen
Umlauf im Gewicht verringerte, inglcichem auf verfälschte
Münzstücke keine Anwendung. Die Einlösung der bezeichnten
Münzen erfolg! zu dem nachstehend vermerkten fest-n Werths-
Verhältnisse: Krouenlhaler zu 2 fl. 42 kr., flr Konventions-
(Spezies-) Thaler zu 2 fl. 24 kr., Konveiitioiislhaier
(KonventionSgulden) zu 1 fl. 12 ke., Konventionsthaler
zu 36 kr.
Karlsruhe, 31. März. Die Annahme und Umwechz-
lung der in Baden geprägten, mit dem I. April d. I. außer
Kurs tretenden Landes - Goldmünzen, nämlich der Zehn-
uud Fünfgnldenstücke, der Dukaten zu 5 fl. 35 kr. und der
500 Kreuzerstücke ist, soweit es sich um vollwichtige Stücke
handelt, während der Monate April, Mai und Juni d. I
noch sämmtlileii Großh. Staatskassen (mit Ausnahme der
Eisenbahn-Kassen) gestattet. Das Gewicht, bis zu welchem
die badischen Goldmünzen für voll angenommen werden
dürft! (Passirgewicht), beträgt für das Zehnguldenstück 13,
6874, das Fünfguldenstück 6,8437, das Fünfhundertkreu-
zerstück 11,4062, den Rheiu-Golddukaten 7,3060 Halbgramm.
Lediglich durch den gewöhnlichen Umlauf im Gewicht
Verringerte badische Goldstücke, welche das vorstehend ange-
gebene Minimalgewicht (Passirgewicht) nicht erreichen, wer-
den mir bei der General-Staatskaffe in Karlsruhe eingelöst
und zwar nach dem Werth ihres Gehalts an feinem Gold;
das Psuud Feingold zu 813 fl. 45 kr. gerechnet. Die
Auszahlung der Vergütung für solche unterwichtige Stücke
folgt nach Feststellung des Metallwerthes Seitens der Münz-
verwaltung.
Von andern deutschen (nicht badischen) Goldmünzen
werden bei badischen Staatskassen und zwar bei der General-
Staatskasse in Karlsruhe, Obereinnehmerei in Mannheim
und bei dem Haupt-Stcueramt in Freiburg nur die pre u-
ßischen Friedrichsd'or, sofern dieselben das Pafsir-
gewicht erreichen, cingelöst. Als vollwichtig, beziehungsweise
das Passirgewicht erreichend, gelten: 1) die von 1750 bis

1820 auf freien Stengeln geprägten Friedrichsd'or und
zwar die einfachen bei einem Gewicht von mindestens 127,
888 preußischen Aß, die doppelten bei einem Gewicht von 256,
776 preußischen Aß; 2) die seit 1821 im Ring geprägten
Friedrichsd'or zwar die einfachen bei einem Gewicht von minde-
stens 130,328 preußischen Aß und die doppelten bei einem Ge-
wicht von mindestens 260,656 preußischen Aß. Die Einlösung
derselben erfolgt zum festen Kurs 9 fl. 55 kr. für den
Friedrichsd'or-
MenöMg, 31. März. In Nr. 69 des hiesigen
Amtsblattes haben die hiesigen M etzger mit Namensunter-
schrift eine Erklärung abgegeben, wornach man glauben könnte,
die hohen Fleischprcise stünden im Verhältniß zu den Vieh-
preisen und das Publikum wäre im Unrecht, wenn es auf
Herabsetzung der Fleischpreise bestünde. Trotz dieses Auf-
tretens der Herren Metzger in geschlossener Reihe aber meinte
das Publikum : Bange mache» gilt nicht und blieb auf dem
gerechten Verlangen stehen. Wie es scheint, haben sich doch
einige dieser Herren von der Wahrheit der Behauptung, daß
Fettvieh sogar bedeutend abgeschlagen hat, selbst überzeugt,
indem endlich einmal das Pfund Ochsenfleisch und Schweine-
fleisch zu 22 kr., Kuhfleisch zu 20 kr. und Kalbfleisch zu 18
kr. zu haben ist. Daß die Herren Metzger einlenkten, freut
uns, demsenigen aber, welcher zuerst die Rücksichten der Sub-
ordination bei Seite warf, unser» Dank! Im benachbarten
Freudenstadt kästet Ochscnfleisch 20 kr., Kuh- und Kalbfleisch
16 und 17 kr., auch kommen von dort bedeutende Trans-
porte Schlachtvieh allwöchentlich nach Baden. Den Herren
Bäckern ist zn wünschen, daß sie von dem Vorgang der
Metzger Vormerkung nehmen.
Wotzdam, 3. April. Der frühere Cultusminisier von
Wühler ist gestern Plötzlich gestorben.
Wetz, .3. April. Der zum Besuch hier angekommene
frühere Gemeinderath Bouteiller wurde von den Behörden
gestern aufgefordert, binnen 24 Stunden das Gebiet von
Elsaß Lothringen zn verlassen.
Ausland.
Madrid, 2. April. Die Verluste der Carlisten wer-
den als sehr stark bezeichnet und sollen dieselben an dem
einen Gefechtstage vom 27. März über 2000 Mann be-
tragen. Eine große Zahl cartistischer Verwundeter bleibt
aus Mangel an Meoicamenten ohne Pflege. Die Vorberei-
tungen für den weiteren Angriff werden fortgesetzt.
Amsterdam. Ein Telegramm ans Buitten-Zorg meldet,
daß sich der Radschah von Gighen dem General Van Swieten
unterworfen hat. Ersterer wurde in seiner Würde als Rad-
schah bestätigt, wogegen der General die Blocade von Gig-
hen aufhob.
Karrs, 3. April. Carlistische Telegramme melden
: den Ausbruch eines Anfstundes in Bilbao. Der Carlisten-

führer Santes marschirt aus Madrid, die Regierungstruppen
werden als entmuthigt bezeichnet und neue Zuzüge Carlistischer
Freiwilliger erwartet. Nach Madrider Nachrichten haben die
Regierungstrappen die bisherigen Stellungen inne.
Konstantmopel, 2. April. Die Pforte hat unge-
ordnet, daß die Heilaudskirche, ein alter Sitz des Hassu-
nistischen Partriarchen, an die Ankihassnnisten übergeben
werde. Die Hassunisten schlossen indessen alle Zugänge
und verweigerten die Uebergabe selbst an die abgeordneten
Gensdarmen.

Verlosungen.
Karlsrnh e, 31. März. Bei der heute stattgehab-
ten Gewiiinziehung der großh. badischen 35-fl.-Loose erhiel-
ten nachstehende 40 Nummern die höchsten Treffer:
35,000 fl. Nr. 120,717; 10,000 fl. Nr. 130364;
5000 fl. Nr. 310784; 2000 fl Nr. 7484 201095 224949
228794 242512 ; 1000 fl. Nr. 75260 76034 133918
134250 150158 158904 166879 197308 228753 260610
297557 298137; 250 fl. Nr. 59403 75255 76047
91992 119723 120710 131022 133930 134016 136187
153910 165723 201078 260611 260634 278033
308598 329035 384922 384944.
Braunschweigische 2 0 - T h a l e r - L o os e.
Ziehung am 1. April. Serie 1122 Nr. 42 a 80,000 Thlr.
Ser. 3694 Nr 39 s. 6000 Thlr. Ser. 1122 Nr. 25 n
2000 Thlr. Ser. 3694 Nr. 20 rr 800 Thlr.
Wien, 1. April. Bei der heutigen Ziehung der
Prämienanleihe der österr. Creditanstalt siel der Haupttreffer
von 200,000 fl. auf Serie 3531 Nr. 59, 40,000 fl. auf
Serie 1356 Nr. 81, 20,000 fl. auf S;r. 1022 Nr. 59,
5000 fl. ans Ser. 319 Nr. 32 und Serie 1022 Nr. 50.
sonst wurden die Serien gezogen: 192 2494 24l0 2496
466 3919 1041 2642 2806 3216.

Harrsci, Jnvustrie mW Landwirthschaft.
Mannheim. 3. April.
Weizen hierländischer fl. 17. 30., russischer fl. 17. 30—, norddeut-
scher fl. 17. 30—36., amerikanischer fl. 17. 30—86. Roggen fran-
zösischer fl. 14. 15., Gerste hierländische fl. 14. 20—30., russische fl.
12. bis fl. 12. 30., französisch- fl. 14. bis fl. 14. 30., ungarische
st. 13. 45. Hafer effekt. neuer fl. 11. 30. bis fl. —. —. Kernen
fl. 19. — bis fl.--. Kohlreps deutscher fl. 16. 30, ungarischer fl.
17.—.bis fl. —.Bohnen fl.13. —.bis fl. 15. — Kleesamen, deutscher,
prima fl. 2. 15., sekunda fl. —. —. —, Luzerner fl. 26. 15.
bis —. —., Esparsette fl. —. —. bis —.

Redaktion, Druck und Verlag von A. K a tz in Schwetzingen.
Für Form und Inhalt der Inserate sind nur die Einsender
derselben verantwortlich, nicht die Redaktion.

Feuilleton.
er Armenarzt.
Roman aus dem Leben einer großen Stadt,
von I. Steinmann.
Zweites Kapitel.
Hoffnungslose Liebe.
(Fortsetzung.)
Vater Eberhardt dampfte in rascheren und volleren
Zügen aus seiner langen Pfeife, als er sonst zu thun pflegte.
Man sah ihm an, daß er nicht aufmerksam zuhörte, daß
seine Gedanken anderwärts weilten, als bei den Gestalten
des Romans.
In der That, ihm war Mancherlei in der letzten Zeit
nicht nach Wunsch gewesen. Zunächst war ein eigenthüm-
licher Ton unter den Arbeitern de? Etablissements eingerissen,
der in seiner Wirkung auf die Gemüther entschieden irgend
etwas Unheilvolles zu Wege bringen mußte. Eberhardt
war zn gewiegt und erfahren, als daß er sich aus üblen
Bemerkungen über Prinzipale und Wsrkführer hätte irgend
Etwas gemacht; solche Bemerkungen kommen in jeder Fa-

brik und in jedem Geschäfte vor, denn schon nach acht Wo-
chen ist der jüngste Lehrling klüger als der Prinzipal und
kennt „die verkehrte Wirthschaft," an der das Geschäft über
kurz oder lang gänzlich zu Grunde gehen muß. Fast ohne
Ausnahme überdauern die Geschäfte den Lehrling mit seinen
Prophezeihungen um ein Gewaltiges. Aber hier lagen die
Verhältnisse anders.
In dem großen Etablissement von Wagenbcrg und Co.
waren derartige harmlosere Aeußcrungen schon seit längerer
Zeit seltener geworden, die kleinen Nörgeleien und Kritiken
hörten auf und statt dessen beschäftigte das allgemeine Loos
der Arbeiter, besonders die eigene Stellung, die Köpfe
der bei Wagenberg Beschäftigten. Die Beurtheilung der
Prinzipalschaft war härter und unduldsamer als je und
^ statt der sonstigen Heiterkeit herrschte dumpfe Ruhe in den
Arbeitsräumen, statt des früheren Frohsinnes blickte Unzu-
friedenheit aus den Augen der Arbeiter.
Eberhardt stand auf der Seite der Prinzipale; er war
schon seit fünfzehn Jahren in dem Geschäft und hatte nie
Ursache gehabt, sich zu beklagen, zumal zu der Zeit, als
Wagenberg die Fabrik noch allein besaß. Vor einigen Jahren
jedoch nöthigten ungünstige Conjiiiikiureii, nachdem das Ge-
schäft die große Krisis mit knapper Noth überstanden, den

alten Wagenberg, einen Compagnon eintreien zu lassen.
Wer dieser Compagnon war, hatten die Arbeiter nie erfahren,
da derselbe mit keinem Fuß in die Fabrik gekommen war.
Ebenso waren alle nöthigen Formalitäten von einer Gerichts-
person besorgt und die Person des Compagnons blieb somit
Allen in der Fabrik ein Geheimniß.
Vor längerer Zeit war nun den Arbeitern ein junger
Mensch vorgestellt, der als Volontair in der Fabrik thätig
sein würde und dem alle Arbeiter, vom Meister bis zum
Jungen, unbedingten Gehorsam leisten sollten.
Eine derartige Volontairwirthschaft wollte Vater Eber-
hardt nicht in den Kopf und es hatte schon verschiedene
kleine Reibereien abgesetzt. Dieser war nicht der erste Vo-
lontair, der unter Eberhardt's Leitung das Seinige gelernt
hatte und mm sollte er, der Meister, einem Volontair ge-
horchen ! — Nie — Nimmermehr!
Auch Kurz achtete wenig ans die Vorleserin, die so eben
eine höchst spannende Scene vorlas, wie die Liebenden trotz
des grimmen Hasses der Väter sich Treue bis über daS
Grab hinausschworen.
(Fortsetzung folgt.)
 
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