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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

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Februar (No. 15 - 25)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0099

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dis viergespaltene
Petitzeüe oder dcrm
Raum 4 kr.,
Garmondzeile 8 kr.

Amlsverkündigungsölatt für den Wezirk Schwehmgen.
Pädische HspsenzeiLu n g.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.

M. 25.

Samstag, 28. Februar 1874.

VIII. Jahrgang.

Inserate vor» Auswärts nehmen sür uns auch entgegen die Annomeu-Burcaux von Haalcullein L Joglrr, Audokf Moste und (h. Danke L Es-, dis Süddeutsche Annonccn-sLrpcdition
von st'. Stöckliardt in Franisurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg, sowie das Jäger'sche Central-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./M.


Abonnements-Einladung.
B-ftillniigen cnif das
„Schweßinger WochenßkatL"
(Badische Hopsenzeitung)
sür den Monat März nehmen sümmtliche Post-
austallen. die TrägerldH^^^Km^-di^ Expe-

dition entgegen.




Badtscher Landtag.
Karlsruhe, 13. Febr.
35. öffentliche Sitzung der 2. Kammer.
Vorsitzender: Präsident Kirsncr.
Am Min steriifch Ministerialpräsiden! Ellstätler nnd
Ministerialraih Kilian. — Folgende Petitionen werden c>ls
neu eingkgciiigen nngezcigt: 1) Uebergeben von dem Mg.
Kimmig, Bitte der Gemeinde Flitzen, Amts Bonndorf, um
Errichtung einer Eisenbahn-Hatteslelle auf ihrer Gemarkung.
2) Eiiigelaufen vei dem Sekretariate, Bitte des W. Wernt-
gen in Karlsruhe, EnlschSvigungsforderung für eine an den
Bad'vud abgegcdrnc Wiese betreffend.
Lünistertalralh Ellstätter legt den Entwurf deS Bud-
gets der Eisenbahii-Tchnldeiililgnngsknsse und den Entwurf
des Finnnzgesetzes vor.
Präsident KirSner erklärt, dag die Absicht hiezu schon
bisher bestanden habe und das Hans deßhnlb nach statt-
gefnndener Rücksprache mit dem Präsidenten des andern hohen
Hauses erst auf Montag Nachmittag 4 Uhr die Berathnng
des Finoiizgcsitzcs ansetzen werde. Es erfolgt die Berathnng
des Berichts der Budgetkommissian über den Gesetzentwurf,
die Ermächtigung der Effenbahn-Schnldentilgnngkasse zur
Aufnahme weiterer Darlehen betriffend; crstatlet von dem
Abg. Friücrich. — Das Gesetz wird nach der Regierungs-
vorlage angenommen. Hieran schließt sich die Berathnng
des Berichts der Budgetkommission über den Voranschlag
des umlaufenden Betriebsfonds des allgemeinen Staatshaus-
halts für 1874 nnd 1875; erstattet von dem Abg. Pflüger.
Der Voranschlag des umlaufenden BclricbsfondS des allge-
meinen Staatshaushalts sür 1874 u. 1875 wird genehmigt.
36. ö f s c n t l i ch c S i tz u n g der 2. Kam in e r.
Vorsitzender: Präsident Kirsncr.
In der Nachmittag 4 Uhr beginnenden Sitzung stattete
der Abg. Bender für die Kommission zur Berathnng des
ergänzenden Kirchengesitzes über die von der hohen Ersten
Kammer beschlossenen Aendernnge» Bericht ab.

Den Milderungen in Ar!. 1 trat die Zwecke Kammer
auf Antrag der Kommission bei, ebenso in Art. 3 dem §16 3
und 16 6 in der Fassung der Ersten Kammer. Dagegen
wurde der Z 16 e in' folgender Fassung angenommen:
Z 16 e. Geistliche, welche ans Anlaß einer öffentlichen
Wahl ihre kirchliche Autorität anmenden, um ans d e Wahl-
berechtigten in einer bestimmten Parleirichtnng einzuwirkeu,
werden mit Geldstrafen von 60 bis 600 Mark bestraf!.
14. Februar.
37. öffentliche Sitzung der 2. Kammer.
Vorsitzender: Präsident Kirsncr.
Am Muiistertisch Minfflerialprüsident Ellstätler und
Ministerialrath Kilian.
Es erfolgt die mündliche Berichterstattung der Budget-
kommission nnd Berathnng über den Budgetentwnrf der
Eisenbahn-Schnldenülgttngskaffe für die Jahre 1874 und
1875. Einnahme und Ausgabe werden nach mündlicher
Berihlerstattung durch den Abg. Friderich nnd Verhandlung
in abgekürzter Form sür 1874 mit 22,073,751 , und für
1875 mit 27,005,519 fl. genehmigt.
16. Februar.
39. ö f f e n t l i ch e S i tz n n g der z w c i t e n K a m m e r.
Vorsitzender Präsident KirSner.
Am Ministertisch Staatsminister Dr. Jolly, Mini-
steralprüsidcn! Ellstätter und Geh. Referendär Nicolai. —
Zn Beginn der Sitzung gibt der Abg. v. Feder die früher
angetündigte Erklärung zu dem seiner Zeit vorgelesenen
Schreiben des Kreis- nnd HosgerichtS-Präsidenten Prcstinari
ab. Der Abg. Fieser schlicht sich dieser Erklärung an. —
Der Abg. Paravicini stattet mündliche» Bericht über den
Entwurf des Fuianzgesetzes ab. Der Antrag geht ans Ge-
nehmigung und Berathnng in abgekürzter Form. — Der
Abg. Lender erklärt im Namen seiner Partei, daß dieselbe
dem Finanzgesetz znstimmen werde. Es sei ihr dies bei
dem lebhaften Gegensätze, in welchem sie sich zu den An-
schauungen nnd Maßnahmen befinde, schwer geworden und
dürfe man daraus kein Zugeständnis; auf Kosten ihrer
Grundsätze hcrleiten. — Hieraus werden zunächst die ein-
zelnen Artikel und dann der Entwurf des Finanzgesetzes im
Ganzen in nameniücher Abstimmung einstimmig angenommen.

Ausland.
Amsterdam, 26. Febr. Der kürzlich gewählte Erz-
bischof der altbischöflichen Utrechter katholischen Kirche, Cor-
nelius Diependahl, hat gutem Vernehmen nach die Wahl
abgelehnt.
London, 25. Febr. Die japanesische Gcsandschaft
Veröffentlicht ein Telegramm aus Nangaßaki, wonach 3000
Mann japanesischer Truppen auf dem Schauplatz der Un-
ruhen cintrafen. Den Unruhen ist laut der Mitlheilung der
Gesandtschaft eine erhebliche Bedeutung nicht zuzuschreiben.
Man hofft auf baldige und völlige Wiederherstellung der
Ordnung.
London, 26. Febr. Die Admiralität erhielt eine
nichtofficielle Miktheilung von einer zwölfsiündigen Schlacht
an, 31. Jan. bei Acroombo Die Aschanli's erlitten große
Verluste, die Engländer ebenfalls. Mehrere Offic'iere wur-
den verwundet. Wolseley steht 15 Meilen von Cumassie
und verlangt Verstärkung. Alle Truppen sind daher aus-
geschifft. Die Regierung ist noch ohne directe Depesche von
Wolseley.
London, 26. Febr. Einein offiziellen Telegramm des
Generals Wolseley vom 5. d. Mts. zufolge ist derselbe nach
viertägigen Gefechten am 4. in Cummassie cingerückt. Der
König der Aschanti's halte die Stadt verlassen und sollte
zur Unterschrift der Fricdensbcdingungen am 5. in das
Hauplquartier Wolseley's kommen. Der Verlust der Eng-
länder betrug 300 Todte und Verwundete.
Listaöon, 25. Debr. Ein Specialcorrespondent mel-
det hierher, die Engländer wurden von den Aschanti's über-
rumpelt und verloren 190 Todte. Man befürchtet, daß
die Truppen abgeschnitten werden.

Deutsches Reich.
Aus Made», 25. Febr. Als badische Bevollmächtigte
zum Bundesrath sind in diesem Jahr die drei Ministerial-
chess, der Präsident dos StaalSministeriums und Staats-
Minister des Innern, Dr. Jolly, der Ministerialpräsident,
wirkliche Geheimerath von Freyoors, der Ministerialpräsi-
dent StaatSrath Ellstätter nach dem officicllcn Wortlaut der
Liste des Reichskanzleramt; ernannt worden.

Weueste Kopfen-MerichLe.
Wiirnöerg, 26. Febr. Nach Tauwetter und Regen
haben wir heute leichten Frost und Schnee. Gestern ist daS
Geschäft fast Null geblieben so, daß Preise eine weichende
Richtung verfolgen; 15—20 Ballen, welche in den 40ecn
gehandelt wurden, beziffern den ganzen Umsatz. AuS Spalt
wird berichtet, daß für Prima Sicgelgnt 110 fl. umsonst ge-
boten wurden, einige Brauer nnd Händler sollen heule dort
eingetroffeii sein, wodurch die Preise sich fester gestalteten;
der Vorraih besteht indeß nur noch auS 30 —40 Ballen.
Auch der heutige Markl entwickelt keine wesentliche Thälig-
keit. Bis Mittag sind nur unbedeutende Abschlüsse zu nied-
rigen Preisen angezeigt, wovon eiwa prima Hallertauer zu
62—65 fl., dto. sekunda zu 54—56 fl. Erwähnung ver-
dienen. Durch mehrseitigen Einkauf beziffert jetzt 1 Uhr der
Umsatz 150 Ballen.
Heutige Notirungen sind:
Marktwaare prima 47—50 fl.
„ sekunda 40—42 fl.
„ tertia fehlen 35 38 fl.

Feuilleton.

Im Mockskrug e.
Kriminal-Novelle
von F. Klink.
(Schluß.)
„Hali!" unterbrach sie der UntcrsnchungSrichker. „Ich
darf diesen Austausch nicht gestatten und bin gezwungen, diese
Unterredung sofort obznbrechen wenn Sie auf der betrete-
nen Bahn vorwärts schreiten sollten."
„Bemühen Sic sich nicht, Herr Richter, wo die Wahr-
heit Hand in Hand gehen wird, da haben Sie nichts von
einem solchen Austausch zu befürchten. WaZ allen Ihren
Ueberredungslünsten nicht gelungen wäre, daS ist dem Edcl-
muthe dieses Weibes gelungen. So verworfen ich bin, nie-
mals würde ich gestatten, daß Jemand meine Schuld aus
sich nimmt —"
„Halt ein, Malthes — Du bist verloren!" jammerte
die Müllerin.
„Ich bin so wie so verloren. Lisbeth," sagte MatlheS
beinahe weich. „Auf die Dauer widerstand ich diesen Stürmen

doch nicht. Ich war es, welcher der Müllerin das Gift
brachte — ich schüttele es in sein GlaS, damit er sich den
Tod tränke. Die Müllerin hat eö ihm gereicht, aber — un-
bewußt. Daß der Mord nnentdcckt blieb, trieb mich an, auch
noch das Kind zu beseitigen, welches mir im Wege stand, als
der rechtmäßige Erbe des Bockskruges. Es gelang mir mit
leichter Mühe — jener Kuchen war vergiftet. Ich habe den
Tod verdient nnd ich will ihn erleiden, meine Schuld zu
sühnen, und Du — LiSbeih — vergieb, was ich Dir Leid's
zugcfügt."
Er war an dein Bette niedcrgesnnken und wartete ans
Antwort — vergebens.
Endlich erhob er den Blick, aber die dunklen Angen,
welche ihn einst zur Sünde geführt, halten sich im Tode ge-
schlossen- Die Hände ans der Brust gefaltet, lag sie da.
„Sie ist gestorben, ohne mir zu vergeben!" schrie er
wild. „Jetzt lassen Sie auch mich für meine Sünden
büßen."
Malthes warf »och einen letzten langen Blick auf die
Verstorbene, dann wurde er wieder in seine Zelle zurück-
geführt.
Die Untersuchung war nun bald beendet nnd Malthes
würbe vor die Assiffen gestellt. Das Urtheil lautete auf

Todesstrafe, aber der Landesherr wandelte dieselbe in lebens-
längliche Zuchthausstrafe um.
Sieben Jahre hindurch ertrug er die Strafe ohne
Murren als eine Vnße, aber eines Morgens fand ihn der
Gefangenwärler todt in seiner Zelle, die Hände wie zum
Gebet gefaltet.
— Es war «in unbarmherziger Neujahrsgruß, als der erste Buch-
halter eines Berliner bedeutenden Geschäftes, die neueste Ausgabe des
„Berliner Adreßbuches" sür 1?74 durchblätternd, zu seiner Verwun-
derung bemerkte, daß sein Name unter der Hausnummer der Firma,
in welcher er beschäftigt war, nicht fehlte, daß aber sein Stand mit
„Hausknecht" verzeichne! stand. Es tröstete ihn keineswegs, daß den
übrigen Geschäftskollegen ähnliche Titel, wie z. B. „Stubenbohner",
„Dienstmann" bcigclegt waren, jedoch erhöhte sich das Erstaunen, als
er den jüngsten Lehrling als „Banquier" aufgcführt sah. Einen lei-
digen Druckfehler bei diesen Unrichtigkeiten vorauszusetzen, hätte eine
Glaubensseligkcit verlangt, die bis Uber die Grenze der Gutmüthig-
keit gegangen wäre. Es gab daher große Aufregung im Kvmptoir,
von dem Herausgeber des Adreßbuches wurde Rechenschaft gefordert
und schließlich der Sündenbock der verdrießlichen Geschichte in dem
Lehrling-Banquicr ermittelt. Derselbe hatte ein strenges Jnquisitori-
um zu bestehen und rückte endlich mit dem Geständnis heraus, den
bekannten, von dem Herausgeber des Adreßbuches umhergcsa,ickten
Zettel für die Einzeichnungen in Empfang genommen und in einer
Anwandlung der Laune nach den GcsctzeSparagraphen der Phaniasic
die Spalten auLgesüllt zu haben. Leider ändert das Gcständniß an
der Sachlage nichts, und der Herr Buchhalter sigurirt ein ganzes Jahr
hindurch als Hausknecht, der Casstrer als Dienstmann u. s. w. in
dem Berliner Adreßbuchs. Die erzürnten „jungen Leute" haben nicht
einmal die Genugthuung, gegen den Uebelthäter gerichtlich cinjchreiten
zu können: denn, wie die Trib. vernimmt, Hirt die lönigl. Staatsan-
waltschaft me Verfolgung der boshaften Sünder! für unstatthaft.
 
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