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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

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April (No. 39 - 51)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0179

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Erscheint
wöchentlich drei Mal:
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.
Alle Postanstaltm
und Boten nehmen
Bestellungen «n.

Mwchinger Wochenblatt

B ertsls. AdsnnemeM:
Uiir'k Wochenblatt »1 d
UnterhaltungSblatt 12 kr.
Inserate
die viergespaltene
Petitzelle oder deren
Raum 4 kr.,
Garmondzeile k kr.

Amtsverkündigungsblatt für den Wezirk Schwetzingen.
Kadis che Hopsenzeitung.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpsalz.

M. 45.

Donnerstag, 16. April 1874.

VIII. Jahrgang.

Inserate von Auswärts nehmen für uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Kaasensteiit L Kogler, Rudolf Woffe und K. L. Daulio L Ho., die Süddeutsche Annonceu-Hrpeditto«
von H. Stöckhardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Siraßburg, sowie das Jäger'sche Central-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./M.


E
4
4
E
4

Bestellungen auf das
„Schwetzinger Wochenblatt"
Wadische Kopfenzeitung
und
UnterhaltungsblatL
für den Monat April werden noch fortwährend
von allen Postämtern, den Trägern des Blattes
sowie von der Expedition entgegengenommen.



Deutsches Reich.
Wertin, 13. April. Reichstagssitzung. Zweite Be-
raihung des Militärgesetzes. Zur Debatte stehen der be-
kannte Compromiß-Antrag Bennigsen's, ein Antrag von Mal-
linckrodt und Genossen auf jährliche Bewilligung der Präsenz-
zahl durch das Budget, ein Antrag von Hasenclever auf
Organisirung einer deutschen Reichsvolkswehr, wobei 540,000
Mann während 2 Monaten in jedem Jahre, während der
10 übrigen Monate nicht über 180,000 Mann präsent zu
halten wären, endlich ein Antrag von Ansfeld (Fortschritts-
partei) auf Bewilligung von 401,659 Mann pro 1875
und alljährliche Feststellung der Präsenz. Der letztere An-
trag ist nur von 34 Mitgliedern der ans 49 Abgeordneten
bestehenden Fortschrittspartei unterzeichnet. Miquel referirt
mündlich über die bekannten Commissionsoerhandlungen, Das
HanS ist überfüllt, am Bundesrathstische befindet sich auch
der sächsische Ministerpräsident v. Friese».
Werkin, 13. April. Dem Vernehmen nach beabsich-
tigen Löwe (Calbc), Berger (Witten), Spielberg und die
sechs fortschrittlichen Unterzeichner des Bennigsen'schen Com-
promißanlrages aus der Fortschrittspartei auszutreten.
Werlin, 13. April. Das Befinden des Reichskanzlers
hat sich der „Nordd. Allgem. Zeitung" zufolge insofern
gebessert, als ihm mündliche Verhandlungen die Kenntniß-
nähme der Geschäfte möglich machen. Derselbe wird aber
das Zimmer voraussichtlich nicht so bald verlassen können.
Er brachte zwar in den letzten Tagen jedesmal einige Sttm-
den außer dem Bette zu, konnte aber das Nebenzimmer »ich!
anders als im Rollstuhl erreichen. — Der General Feldmar-
schall Graf Wrangel feierie heule in voller Rüstigkeit unter
allgemeiner ehrender Theilnahme seinen neunzigsten Geburts-
tag. Der Kaiser, die Kaiserin, das kronprinzliche Paar, die
Prinzen Karl und Alexander gratnlirten persönlich, Ober-
bürgermeister Hobrecht unv Stadtverordnetenvorsteher Koch-
Hann überbrachten dem Ehrenbürger die Glückwünsche der
Hauptstadt.
Keideköerg, 14. April. Die Aerzte des Reichskanzlers
haben den Ralh erlhcilt, daß Fürst v. Bismarck, sobald er

eine Reise unternehmen kann, zur Wiederherstellung seiner
Gesundheit eine Kur in Kissingen gebrauche. Unser Ge-
heime Hofrath Friedreich, mit den Quellen Kissingens ver-
traut, hat die Aufforderung erhalten, zu einer Consnlation
mit den Aerzten des Fürsten nach Berlin sich zu begeben,
um über die Wahl des Kurortes zu entscheiden. Sobald
Herr Friedreich von seiner Reise nach Italien znrückgekehrt
ist — und dies muß bald geschehen, da morgen das neue
Se .ester beginnt — wird er dem ausgezeichneten Rufe
folgend, nach der preußischen Hauptstadt gehen.
Ausland.
Wayorme, 14. April. Die Verhandlungen vor Bil-
bao stno gescheitert und steht der Wiederbeginn der Feind-
seligkeiten bevor.

Statistisches aus den» Amtsbezirke.
r. Schwetzingen, 10. AprH,,
(Fortsetzung.) ^
Durch Hag°lschlag wurden im Jahre 1873 heimge-
sucht die Gemarkungen Edingen, Friedrichsfeld, Neckarau
und Seckenheim, die beiden letzteren in erheblicher Weise
auf den viel versprechenden Tabaksfeldern.
Durch Mäusefraß ist die Ernte nicht unerheblich
beeinträchtigt worden und in den Waldungen der Schwetzin-
ger Gemarkung und in den auf Rohrhofer Gemarkung ge-
legenen Domainen- und Pcivatwaldungen richtete der
K i e f e r n s p i n n er durch Z^ntwaldung der 25—40jähri°
gen Kiefcrnstangenhölzer ZÄrächtlichen Schaden an, und
mußte eine größere Fläche bereits abgeholzt werden. Als
Ursache des Auftretens des Kiefernspinners beklagen die
Großh. Bezirksforsteien die zum Tchell maaßlose Streu-
Nutzung.
Der Spargelbau nimmt in Schwetzingen immer
größere Dimensionen an und kann als ein lnhnender Be-
trieb, begünstigt durch die besseren Verkehrsverhältnisse, be-
trachtet werden. 134 Landwirthe betrieben hier zur Zeit
den Spargelbau.
Die Viehzählung am 3. Dccember 1873 ergab,
daß der Rindviehstand sich von 7281 Stück im Vorjahr
auf 7963 gehoben hat, desgleichen der Stand der Schweine
von 6333 auf 8862 , der Ziegen von 2538 auf 3166.
Die Bienenstöcke vermehrten sich um 99. Der Pferdestand
ist etwas zurückgegangen, was sich zum Theil aus de» ver-
änderten Verkehrsverhältnissen durch vermehrte Eisenbahn-
verbindungen erklärt.
Die Fa r r e n h a l t u n g ist im Allgemeinen befriedi-
gend. Von 52 in den Gemeinden ausgestellten Farren
wurden 8 als zur Zucht untauglich abgeschätzt. In Neckarau
und Seckenheim findet Selbstadministration mit bestem Er-
folge statt und empfiehlt sich solche sehr für noch einige
größere Gemeinden.

Größere C u l t n r v e r b e s s e r u n g e n durch Feld-
bereinigung und gute Weganlagen finden immer mehr Ein-
gang und haben insbesondere in den großen Gemeinden
Neckarau und Seckenheim stattgefunden, so in Neckarau im
sog. Aufelde (190 Morgen) mit Güterzusammenlegung,
in Seckenheim desgleichen im sog. Mittelfelde (455 M.).
Für das Niederfeld gegen Mannheim auf Gemarkung
Neckarau (159 Hectare) sind die Vouzngsarbeiten im Gange
und die Gemeinde Seckenheim bereitet^ neue Anträge vor.
Es gereichen diese Arbeiten den anregenden. Gemeindebehör-
den zur Ehre, den Güterbesitzern zum 'Nützen, und steht zu
hoffen, daß man auch in andern Gemarkungen diesem Bei-
spiele folgt. In Brühl und Plankstadt wurden Feldbereini-
gungen schon vorher vollendet.
Der l a n dw i r t h schn f t l i che Verein zählt
jetzt 161 Mitglieder. Erpaähifenswerth ist noch die neue
in größerem Maaßstabe bettüebene Er d b e e r c u l t u r des
Herrn v. Kamiensky in Schwetzingen, welcher durch seine
mustergiltige Gärtnerei dankenswerthe Anregung giebt.
(Fortsetzung folgt.)
— — Nisi L -»
Aus Nay und Fern.
Mannheim, 14. April. Die vom Schwurgerichts-
hofe gegen Nic. No l le rttdsvegen Mords erkannte To-
desstrafe wurde vom tWßherzog in lebensläng-
liche Zuchthaus st r a f e^ umgewandelt.
— Dresden, 14. April. Ein Graf von Gleichen,
schreibt" der „Kalkulators ist in unserer Nähe an der Elbe
aufgetaucht. Derselbe hat eine Liebschaft mit drei Schwestern,
die in seinem Hause beschäftigt sind und jetzt alle Drei die
triftigsten Gründe haben, von ihm geheirathet sein zu
wollen. Da dieser Gleichengraf noch nicht zum Islam
Ubergegangen und zur Zeit noch Christ ist, so ergriff er
den Ausweg, die mittelste Schwester zu heirathen und ver-
langt Civiltrauung der beiden Anderen an die rechte und
linke Hand, indem er behauptet, dasselbe Recht, wie die
christlichen Fürsten zu solcher Rechts- und Linkstrauerei zu
haben. Außerdem stützt er sich darauf, daß wohl Bigamie
aber nicht Trigamie verboten sei.
— Aus Frei bürg wird gemeldet, daß das Kalb-
fleisch seit zwei Tagen um den erheblichen Betrag von
6 kr. abgeschlagen hat, so daß jetzt das Pfund statt wie
bisher 18 Kreuzer jetzt nur noch 12 Kreuzer kostet. Mag
Freiburg hierin den anderen Städten ein rühmenswerthes
Beispiel geben und recht viele Nachfolgerinnen finden.
— Frciburg, 10. Apcil. Mit welchen Launen
die Glücksgöttin Fortuna oft ihr Spiel treibt, und dem
Einen Alles, und dem Andern Nichts in den Schooß wirft,
beweist nachstehender Fall. Der dahier stationirte Post-
schaffner K. gewann bei der vorigen Monats in Donau-
eschingen stattgehabten Pferdelotterie ein Pferd im Werth

Feuilleton.
Der Armenarzt.
Roman aus dem Leben einer großen Stadt,
von I. Stcinmaim.
Zweites Kapitel.
Hoffnungslose Liebe.
(Fortsetzung.)
Feldmann dachte eine Weile nach und überlegte.
„Ein Grund mehr," murmelte er, „um die Nachforschun-
gen strenge aufzunehmen."
Noch ehe Feldmann aus seiner Wohnung getreten, kam
ein Bote eilig die Treppe herauf und übergab ihm einen
Brief folgenden Inhaltes:
„Verehrter Herr Doctor!
Die außerordentlichen Erfolge Ihrer Kuren, sehr ge-
ehrter Herr Doctor, und das Vertrauen, welches ich zu Ihnen
gefaßt habe, wird meine Bitte rechtfertigen, mit der ich Sie
belästige. Möchten Sie einem alten, kranken Manne die
Wohlthat erzeigen, ihn zu besuchen und mit jener Sorgfalt
behandeln, die man Ihnen allgemein nachrühmt.

Je mehr Sie diese Bitte erfüllen, um so mehr verpflichten
Sie sich einem Dankbaren.
Mit Hochachtung
I. C. W. Wagenberg."
Dies Billet machte einen eigenthümlichen Eindruck auf
Feldmann. Er empfand das widerliche Gefühl, welches uns
überkommt, wenn Jemand uns eine Schmeichelei gerade in's
Gesicht sagt, doppelt, denn eine geschriebene Schmeichelei
macht sich deshalb um so unangenehmer, weil die Absicht,
das Ueberlegthaben des Schreibers nicht hinwegzuleugnen ist.
Und eine überlegte Schmeichelei, zumal in dürrer, trockener
Form, ahne Geist und Witz, die ein angenehmes Gewand
darüber legen, enthält fast ohne Ausnahme eine selbstische
Absicht und wenn ein selbstloses Herz mit dem Egoismus
zusammenkommt, zieht es sich unwillkürlich zurück.
Und doch konnte Feldmann nicht umhin, dem Rufe
Folge zu leisten, es war ja ein alter, kranker Mann, der
ihn bat, wie konnte er da eine abschlägige Antwort ertheilen ?
„Ich werde noch im Laufe des Vormittags Vorkommen,"
sagte Feldmann zu dem noch wartenden Boten.
Dieser verabschiedete sich und ging.
Dr. Feldmann machte die Krankenbesuche in seinem Be-
! zirle ab und begab sich etwa gegen halb zwölf Uhr vor das

Thor, um dem Wunsche des Herrn I. C. W. Wagenberg'
Inhaber der Firma Wagenberg und Co, nachznkommen.
Die Fabrik lag eine kleine Viertelstunde von dem Thore
entfernt zwischen mehreren Etablissements ähnlicher Art. Nicht
weit von der Fabrik befand sich die Privatwohnung Wagenberg's.
Vor der Wohnung lag ein Garten. Das kunstvoll ge-
gossene Eisengitter, ein Erzcngniß der Wagenberg'schen Fabrik,
welches den Garten umgab, bekundete guten Geschmack und
Solidität, wie überhaupt das Wohnhaus ganz von Ziegeln
aufgeführt und nicht mit faden Cementbekleidungen verunziert
zu sagen schien: Hier diese Mauern sind noch gebaut wie
damals in der alten guten Zeit, als man die dürren Mauern
und das schlechte Material nicht vor den Augen der Men-
schen mit allerlei Putz und Figuren zu verdecken brauchte,
und die Leute, die darinnen wohnen, sind ebenso ächt und ge-
diegen und ihr Name steht ebenso fest und sicher wie das
Haus mit seinen soliden Wänden und der breiten Treppe aus
felsenfestem Granit.
Der Garten war größer als man gewöhnlich bei den
Villen in der dortigen Gegend zu finden Pflegt. Es war
Platz in demselben für schön gepflegte Rasen und schattige
BosquetS.

(Fortsetzung folgt.)
 
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