Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

DOI Kapitel:
September (No. 103 - 115)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0423

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Erscheint
wöchentlich drei Mal:
Dienstag, Donnerstag!
und Samstag.
Alle Postanstalten
und Boten nehmen
Bestellungen an.


Amtsverkündigungsvkatt für den Aezirk Schwetzingen.
Badische Hopscnzeitung.

Bürtest. Abonnement:
Für', Wochenblatt 51 kr.
Unterhaltungkblatt 12 kr.
Inserate
die viergespaltene
Petitjeile oder deren
Raum 4 kr.,
Garmondzeil« S kr.

Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.

«». 1v«.
Dienstag,
8. September 1874. VIII. Jahrgang.
Inserate von Auswärts nehmen für uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Haasenstein L Mogler, Audolf Masse und A. Panse L Käddentfche -»«»«cen-Grpedltto»
von ztz. StSLHardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Strastburg, sowie da» ISger'sche Eentral-Bureaup für Inserate in Frankfurt a./M.
Zum Gktmrtsfcst Sr. Königl. Höhnt des Großhcrrogs Friedrich
am S. September 1874.
Großherzog Friedrich, Treu an des Fürsten Hand Heil Seinem Hause. Heil, Friedrich und Louisen,
Badens Fürst, männiglich, Mit Gott für'S Vaterland Ihm sei das beste Theil: Wer wollte Sie nicht sehn
Edel und treu Lasset uns stehn; Ein treues Volk. Als Badens Hort?
Treu Seinem Voll von Wort, Alle für Einen Mann, Gott stärke Seine Hand Wer nicht zu Ihnen stehn?
Treu alS ein deutscher Hort, Kein Feind uns schaden kann. Zum Wohl für'S Vaterland, Wer nicht mit Ihnen gehn?
Treu von That immerfort. So ist eS wohlgethan. Und heilige das Band Wer nicht für Sie rrfleh'n
Huldigt Ihm treu! So muß eS gehnl Mit Fürst und Volk! Heil fort und fort!
Heut ist Sein hoher Tag,
Den Baden feiern mag
Ewig und treu.
Friedrich geht treu voran
Uns auf der deutschen Bahn,
- , Scheuet nicht welschen Wahn,
Gott steh'Ihm bei! —
' Jum S. September!
Mit freudigem Herzen begeht Baden den heutigen Tag;
DaS Geburtsfest seine» geliebten Landesfürsten, dessen Freuden
und Schicksale durch tausendfache unzertrennliche Bande der
Liebe und Treue mit dem seines Volkes verknüpft und ver-
woben ist!
Mit einem Blick nach Oben können wir heute der Vor-
sehung unfern heißen Dank darbringen, daß sie unfern Fürsten
und mit ihm sein treues Volk bis dahin ungeschädigt durch
-alle Stürme der Zeit, selbst gefahrlos durch die drohenden
Ungewitter des letzten Kriege» geleitete, und das namenlose
Unglück von uns abgewendet, woran auch unseres edlen
Fürsten aufopfernde deutsche Gesinnung in Wort und That
hervorragende Verdienste gebührt.
Möge am heutigen Tage die Brust unseres hochherzigen
LandeSvaters im beseligenden Bewußtsein höher schlagen,
daß das Volk Baden» heute mit treuem Dankgefühl und
heißen Wünschen im Geiste vor den Stufen seines Thrones
steht. Mögen die kommenden Zeiten bringen, waS sie nur
immer wollen, fest und treu wird unser Bolk in schlimmen
wie in frohen Tagen zu seinem hochherzigen Fürsten stehen
unter dessen glorreicher Regierung die Freiheit nach Innen
in gesundem, stetigem Wachsen begriffen ist, während nach
Außen die Bande, die uns an unser großes, ruhmreiches
deutsches Vaterland und dessen edlen greisen
Heldcnkaiser knüpfen, immer fester und unauflöslicher
schlingen!
Heil, Segen nnd langes Leben für nnsern
allverehrten Großherzog
Ikriedrich!
Bestellungen
werden von allen Postanstalten und unfern Aus-
trägern entgegengenommen.
Deutsches Reich.
* Schwetzingen, 5. Sept. In folgenden Zeilen
bringen wir eine sehr interessante Mittheilung über eine
Unterredung mit dem Stiftsprobst Döllinger in München
über die Zukunft der altkatholischen Bewegung und der
religiösen Konflikte, welche in Deutschland ausgebrochen.
Für einen Zusammenhang mit anderen Religionsgemein-
schaften sucht, wie aus diesen Miltheilungen hervorgeht,
Döllinger den gemeinschaftlichen Boden in den sechs ersten
Jahrhunderten des Bestandes der Kirche, überhaupt in der
Periode, welche der Lostrennung der orientalischen von der
westlichen Kirche vorherging. Er ist der Ansicht, daß alle
Diejenigen, welche an den Lehren der ersten sechs Jahr-
hunderte hängen, leicht zu einer vollkommenen Verständigung
kommen und die Vereinigung der Altkatholiken mit der orientali-
schen Kirche scheint ihm unter solchen Umständen leichter, als
die mit irgend einer anderen christlichen Gemeinde. Von
besonderem Interesse sind Döllinger's Ansichten über den
Ausgang des Kampfes zwischen der deutschen Regierung und
den Bischöfen. Derselbe ist nach der Ansicht des Gelehrten
eine Frage der Zeit und der Ausdauer. Augenblicklich läßt
sich über die weitere Entwickelung noch keine bestimmte Con-
jectur machen, da die Folgen nicht zu übersehen sind, welche
das Ableben des heutigen Papstes nach sich ziehen würde.
All der Glanz persönlicher Bewunderung und Ergebenheit,
welchen eine ungewöhnlich lange Regierung und mannigfache
Zufälle um die Person des heutigen Papstes verbreitet haben,
wird dem Nachfolger abgehen, ebenso wie der Geruch der
Heiligkeit, in welchem PiuS IX. steht. Die italienische Re-
gierung wird mit dem Nachfolger viel freier und strenger
umgehen, als sie mit PiuS IX. gethan, denn während der
letztere unzweifelhaft ein entthronter Fürst ist, würde der
neue Papst, falls er die gleichen Ansprüche machte, nichts
Anderes als ein Prätendent sein. Auch Deutschland gegen-
über wird der nächste Papst unendlich viel schwächer dastehen
als der heutige. PiuS IX. wird nie den ersten Schritt zur
Versöhnung mit der Berliner Regierung thun. Im Gegen-
theil sucht er sie noch mehr zu reizen. Die neuen religiösen
Gesetze in Oesterreich find im Wesentlichen dieselben wie in
Deutschland, allein während die deutschen Bischöfe zum schärf-
sten Widerstande aufgestachelt werden, erhält der Nuntius in
Wien Weisung, den österreichischen Bischöfen alle Acte der
Feindseligkeit abzurathen. Die Politik Rom's geht dahin sich
nur mit einem Feinde zu beschäftigen, und seine Kräfte nicht
zu zersplittern. Möglich ist es immerhin, daß der nächste
Papst in diesen und anderen Punkten eine neue Politik ein-
schlagen wird. PiuS IX. jedoch wird nie daran denken.
Diese letztere Ansicht mag von einem gewissen Standpunkt
aus eine ganz richtige sein, aber vom Standpunkte aus des
Rechts und der staatlichen Autorität muß und wird der Staat
siegen über die Uebergriffe der Hirarchie, ob Papst PiuS
auch noch ein Lierteljahrhundert im Batican residirt. Daß
die italienische Regierung Gründe hat, die persönlichen Vor-
züge PiuS IX. zu respektiren, ist für die andern und besonders
für die deutschen Regierungen werthlo». Die erste Autorität
bei uns ist und muß der Staat sein und kann unbedingt
kein Staat im Staat dulden und das ist der Sieg.
-s- Schwetzingen, 5. Sept. Das schwarze Regiment,
dar gegenwärtig in Frankreich haust hat wieder den Beweis
geliefert, daß eS unfähig ist, einen definitiven, vertrauen-
erweckenden Zustand in Frankreich herzustellen, daß eS nicht
nur den Zustand im Innern unhaltbar macht, sondern auch
denselben nach Außen gänzlich fehlerhaft u. unsinnig dirigirr.
Die franz. Regierung hat nämlich den Beschluß das Kriegs-
schiff „Orinoque", das zum Schutze des Papstes im Hafen
von Cividavecchia liegt, abzurufen, zurückgenommen. Anstatt
die Allianz der lateinischen Völkerschaften, von der so viel
gesprochen und geschrieben wird, ernstlich anzubahnen, hat
man mit Unterordnung der Interessen Frankreichs unter die
der Kurie die stammverwandten Nachbarnationen in fortge-
Feuilleton.
Aer Armenarzt.
Fortsetzung.
„Sie wären es gewesen, den ich gern meinen väterlichen
Freund genannt, den ich mit Freuden als meinen zweiten
Vater betrachtet hätte, aber oft waren Sie so unzugänglich.
Gerade dann, wenn ich Ihnen vom Herzen aus eure Mit-
theilung gemacht hätte, waren Sie kalt wie Eis und gingen
nicht auf daS ei», was ich Ihnen zu sagen wünschte. Heute
aber sind Sie anders, froher und freier, und he nie will ich
mit Ihnen sprechen."
Der alte Herr sah Alphons mit einem eigenthümlichen
Blicke an, und schon glaubte dieser zu bemerken, daß das
Äuge Wagenberg'S wieder jenen Ausdruck annehme, der ihm
eigen war, wenn die seltsame Geistesabwesenheit sich bemerkbar
machte. Er faßte sich daher so kurz als möglich.
„Also gerade heraus, ich habe Jemanden gefunden, den
ich lange gesucht, ich habe rin Menschenherz gefunden, das
mich liebt, das ich über Alles auf der Erde liebe, dieses
junge Mädchen soll mein eigen werden, nnd da die Mutter
derselben mir die Hand verweigert, obgleich ich nicht einsrhe
weshalb, so möchte ich Sie gebeten haben, den Freiwerber
für mich zu machen. ES ist ja möglich, daß die Muttep
mich für eineu Abenteurer hält, wenn Sie aber zu ihr hin-
treten. dann wird sie einem angesehnen Mann wohl nicht
abschlagen, was sie einem Fremden, Gott weiß, aus welchem
Grunde, verweigert."
„Und wie heißt die Familie?" fragte der aste Herr.
„Die Mutter meiner Braut ist eine einfache Wittwe,
die in beschränkten, dürftigen Verhältnissen lebt, sie heißt
Hellberg."
„Hellberg?" fragte der Alte; „wie kommen Sie zu
solchen Bekanntschaften?"
„Das ist gleichgültig, genug, cs hat sich einmal so ge-
macht, ich bin von dem Werth des jungen Mädchens über-
zeugt und sie soll die Meine werden."
„Ist sie schön?" fragte der Alle.
„Sie können selbst sehen." sagte Alphons, nahm das
Medaillon, welches er an seiner Uhrkette trug, öffnete eS und
hielt eS Herrn Wagenberg hin.
Dieser warf einen Blick auf das uns bekannte Wld deS
Medaillons, aber nur einen Augenblick, dann nahmen die
Züge seines Gesichts eine eigmthümliche Starrheit an, seine
Augen traten aus den Höhlen, seine Hände zitterten.
Er erhob sie zu einer abwehrenden Gebende und rief:
„Die Todten können nicht auferstehen, ich will keine
Todten in meinem Hause haben, ich sehe fit Tag», ich sehe
sie Nachts, ich will Ruhe haben."
Er stand auf, legte den Arm um Alphons und
bat ihn:
„Bringe die Todten weg. ich bitte Dich darum, den«
nur die Todten wissen, waS ich gethan habe."
AlphonS führte den Alten an den Sessel, lös'te die
Arme von seinen Schultern und ließ ihn ruhig nieder-
gleiten.
„Sie sind aufgeregt. Sie find krank," sagte er, „das
Bild, welches ich Ihnen eben zeigte, ist nicht daS Bild einer
Todten, eS ist daS Bild meiner Braut."
In demselben Augenblick fiel ihm ein, daß er dieses
Bild dereinst von seinem Vater erhalten habe. Wieder mußte
er an dir wunderbare Ähnlichkeit zwischen diesem Bilde und
Eva denken. Da schoß ihm der Gedanke durch das Hirn,
ob nicht vielleicht zwischen der alten Frau, welch« trotz de
Alters und der gramdurchfurchten Züge dem Dedaillon-
portrait glich, und Herrn Wagenberg irgend welche Beziehung
stattfinde. er suchte daher:
(Fortsetzung folgt.)
 
Annotationen