Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

DOI Kapitel:
Januar (No. 1 - 14)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0035

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Erscheint
wöchentlich drei Mal:
Dienstag, Tonnerstag
und^ Samstag.
Alle Postanstaltcn
und Boten nehmen
Bestellungen an.

SlhwHiigcr Wochmiils»
Amtsverkündigrmgsölatt für derr Hezirk Schwetzingen.

Abonnemeut:
dierteliükrllch 1 fl. 3 kr.
Inserate
die viergespaltene
Petitzeile oder deren
Raum 4 kr.,
Garmondzeile 5 kr.

Kadilchk H o p s e n) e i t u n g.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpsalz.

Ao. 9.

Dienstag, 20. Januar 1874.

VIII. Jahrgang.

Inserate von Auswärts nehmen für uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von H»rase»!lcin L Idgler, Nndokf Masse und H. L. Aaulie L Ko., die Süddeutsche Anuoncen-Hrpedition
von H. StöckAardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg, sowie das Aäger'sche Central-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./M.

Badischer Landtag.
Karlsruhe, 18. Dez.
16. öffentliche Sitzung der 2. Kam in e r.
(Schluß)
Für die Ackerbauschule Hochburg sind jährlich 8970 fl.
(2800 fl. jährlich mehr, als bisher) verlangt. Kommissions-
anlrag: Genehmigung.
Präsident Turban spricht sich energisch sür die Fortcr-
haltung der Anstalt aus. Sie sei ei» Bedürtniß als ein-
zige landwirihschaftliche Mittelschule des Landes. Wenn sie
Slaalsanstalt werben solle, dann müßte der Staat auch lue
Bewirthschafiung des etwa 4000 Morgen großen Gutes
übernehmen, und dies sei nicht räthlich. Bei Entwerfnng
des Lehrplanes seien die Interessen des Staates und der
Landwirthschaft maßgebend. Der Redner ersucht mit Rück-
sicht auf bas im ganzen Lande anerkannte Bedürfniß um
Zustimmung.
Abg. v. Buß vermiß! bei der Hochburg ebenfalls den
rechten festen Plan. Man habe auch hier experimentirt.
Das Bedürsniß nach einer laudwirthschaftlichen Mittelschule
sei übrigens da und müsse befriedigt werden. ES fehle
aber hiezu nicht nur die untere, sondern auch die obere, die
landwirthsch. Hochschule. WaS die untere Schule betreffe,
so fehlen dieser die rechte» Lehrer. Da seien Leute, welche
sich mehr um andere Dinge, als um die Landwirthschaft
kümmern. Das sei überhaupt das Unglück de? Lehrerstandes.
(Murren.) WaS die landw. Hochschule betreffe, so erinnere
er au den Grundbesitz der Universität Freiburg. Warum
lege mau ans diesem nicht eine laudwirihschaftliche Schule
an? warum benütze man die Lehrkräfte der Universität
Frewnrg »ich! ?
Präsident Turban : Die Errichtung einer laudw. Hoch-
schule wäre eine durchaus verfehlte Maßregel und entspräche
keineswegs einem wirklichen Bedürfnisse. Gleichzeitig pro-
testirl der Departcmeutschef gegen das abfällige Urtheil des
Vorredners über die landw. Lehrer; diese besitzen die nölhige
theoretische und Practische Ausbildung und genügen den
Anforderungen dieses Berufes vollständig.
Berichterstatter Parav cini sagt , die Kommission wolle
nicht, daß aus der Hochburg eine Staatsaustalt gemacht
werde; man wolle nicht großartig verändern, sondern nur
vervollkommnen. Dies sei der Plan.
Für die laudw. Garteubauschule Karlruhc sind gefordert
jährlich 5063 fl., sür die Obstbauschule und den Obstbaum-
kurs 1588 fl. Bezüglich der Garteubauschule sagt der Kom-
misfiousbericht: Es wird zwar nur der bisherige Bndgetsatz
gefordert, dagegen weisen die Erläuterungen daraus hin,
daß mit dieser Anstalt eine Aeudcrung eintreteiz, soll; man
hat sich daher weitere Aufklärung erbeten, die dahin lautet:
„Diese Anstalt bcwirthschaflet zur Zeit eigenihümlichcs

A>eal 22 Morgen 324 Ruthen, gepachtetes Areal 67 Mrg.
023 Rth., zus. 90 Mrg. 47 Rlh. Die Pachtzeit für die
gepachtete Fläche geht mit Martini 1874 zu Ende und muß
bis dahin die bestehende Einrichtung erhalten werden, als-
dann soll die landwirthschaftliche Garteubauschule als solche
aufgehoben. folgeweise die gepachtete Fläche jedenfalls zum
größte» Thcil zurückgegebe» und der Rest sür eine voll-
kommene Obstbauschule verwendet werden, bis sich Gelegen-
heit ergibt, diese Obstbauschule au einen anderen Ort zu
verlegen.
Der Abg. Friedrich spricht sür die Position,
für die Aufhebung der Anstalt und für die Bei-
behaltung der Obstbauschule am jetzigen Platze.
Der Abg. Lauter ist für die Beibehaltung der Gnrten-
bauschule, namentlich im Interesse des Gemüsebaues; mau
solle sich in dieser Beziehung von Straßburg und .Holland
emanzipireu können. Mau solle nicht versäumen, bei der
Karlsruher Anstalt einen Versuch mit einem Pächter zu
machen, wie bei der Hochschule in Hochburg. Auch hier sei
zu zeigen, daß aus einem schlechten Boden Gutes gezogen
werden könne.
Abg. Frank ist nicht sür die Beibehaltung der Obst-
bauschule auf dem bisherigen Platze, dieselbe solle vielmehr
auf die Hochburg verlegt werden.
Abg. Dietz: Nicht nach Weinheim? (Gelächter).
Abg. Junghanns will, daß die landw. Vereine zu
möglichst zahlreichen Stipendien veranlaßt werden, um den
Besuch der Abstbauschule zu erleichtern.
Nach einem Schlußwort des Berichterstatters wird der
Kommissionsautrag augeuommcu.
Zu einer weiteren Verhandlung gibt die Disposition
„Für Förderung der Pferdezucht" Veranlass ng. Verlangt
sind hiesür jährlich 40,000 fl (5000 fl. weniger als bis-
her, Kommsisionsantrag: Gcneliwgung
Präsident Turban: Es sei allgemein bekannt, unter
welchen Bedingungen die Unte stütznng der Regierung ge-
währt werde, und sei die betreffende Bekanntmachung s. Z.
durch die Amtsblätter erfolgt. Der Haup.sache nach bestehen
diese Erleichterungen in Abgabe vorzüglichen Zuchtmaterials
zu außerordentlich günstigen Bedingungen, Bewilligung von
Fnttergcld im Betrage von 100—200 fl
Abg. Roder spricht für die Position. Seit Einführung
deS neuen Zustandes habe sich die Pferdezucht sichtlich ge-
hoben.
Präsident Turban: Da? Wirken des Karlsruher Pferde-
zuchtvereins sei sehr verdienstlich und namentlich sei seiner
Initiative viel zu verdanken. Er habe jedoch auch die
schönen hiesigen Räumlichkeiten des Landesgestüts zü sehr
niederem Preise erhalten und werde bei der Regierung stets
eine wohlwollende Aufnahme seiner Anbringcn finden.
Abg. Lang (Karlsruhe) dankt sür diese Zusicherung

und empfie.lt den Karlsruher Verein nochmals der Be-
rücksichtigung der Regierung.
Deutsches Reich.
Werkln, 17. Jan. (Nat.-Ztg.) Es sind jetzt die
Ergebnisse sämmtlicher Reichstagswahlen bekannt bis auf
das eine aus dem 9. Potsdamer Wahlkreise. Von 336
gewählten Abgeordneten (46 Wahlen blieben unentschieden)
zählen 127 zur nationalliberalcn Partei, 36 zur Fort-
schrittspartei, 12 zu der liberalen Reichspartci, 29 zu der
deutschen Reichspartei (freiconservaiiv), 16 zu den Konser-
vativen, 92 zu den Ultrnmoutanen, 12 zu den Polen, 4
zu den Partikularisten, 8 zu den Sozialdemokraten.
Werkln, 15. Jan. Das gestrige Diner bei dem
Fürsten Reichskanzler, das der Kronprinz durch seine Gegen-
wart beehrte, dauerte von 5 bis 8 Uhr. Der Kronprinz
unterhielt sich mit bekannter Liebenswürdigkeit mit allen An-
wesenden, und ging nach Aufhebung der Tafel bereitwilligst
auf den Vorschlag des Fürsten Bismarck ein, mit ihm eine
lange Pfeife zu rauchen.
Es ist sehr aufgefallen, daß es dem Manuel Espatar,
welcher bekanntlich mit einigen Spießgesellen am 19 Juli
1872 ein Attentat auf den König Amadeus zu machen ver-
sucht hatte und dcßhalb zur Todesstrafe verurtheilt war, am
vergangenen Dienstag gelungen ist, aus dem Saladero-Ge-
fängniß in Madrid zu entkommen. Diese Flucht, welche nur
unter Connivenz der Gefängnißbehörden hat stattfinden kön-
nen, zeugt van der Zügellosigkeit, welche noch immer in
Madrid herrscht. Wie übrigens in hiesigen diplomatischen
Kreisen gegenüber anderen verlautet, dürfte die deuische Re-
gierung sich mit der Anerkennung der spanischen Regierung
durchaus nicht beeilen, wenn auch nicht zu leugnen ist, daß
die jüngsten militärischen Erfolge in Cartagena, deren Ver-
dienste jedoch hauptsächlich Castelar gebühren, das Ansehen
der neuen Gewalten etwas gehoben haben.
Krankfurt, 17. Jan. Bei der heute stattgehabten
Stichwahl wurde Sonnemann mit 7185 gegen Laster mit
5685 Stimmen gewählt. Socialdemokratcu stimmten für
Sonnemann.

Ausland.
Wem, 17. Jan. Den „Baseler Nachrichten" zufolge
hat der große Rath von Neucnburg in einer außerordent-
lichen Sitzung fast einstimmig den eventuellen Rückkauf dir
Eisenbahn des „Jura Industriell" durch den Staat be«
schlossen.
Waris, 16. Jan. Man versichert, daß die Rechte
auf der fAbsicht, die Interpellation Dutemple (die Neube-
setzung des französischen Gesandschaftspostens beim König-

Fcuillrtiin.
Im HLotkskruge.
Kriminal-Novelle
von I. Klink.
(Fortsetzung.)
Aber ich meine, cs wäre doch sündhaft, so'ch'ein Thun
und Treiben, und nun gar auf den Tod des Alten zu
lauern. Ja, er ist wohl krank, aber das ist nur etwas Gicht
und damit kann er noch neunzig Jahre alt werden."
„Kann er wohl, aber er wird's nicht," sagte Lene mit
aller Bestimmtheit; der Müller ärgert sich zu Lode, das ist
nun 'mal gewiß. Meinst du nicht, daß es ihn wurmt, daß
die Müllerin ihn so gar nicht achtet?"
„O, ich glanb das nicht so recht. Lene. Wenn'- so
Wäre, warum stößt er gar so arg mit ihr herum ?"
Lene zuckte die Achseln.
„Das weiß ich nicht, aber ich weiß, daß cs so ist.
Sie läßt sich alles gefallen —"
„O, aber diese Nacht, sagte Sophie schaudernd. „Er
muß sie schlimm mißhandelt haben, sie wimmerte und win-
selte zum Gotterbarmen."
„Wird nicht gar so schlimm gewesen sein — ich kenne
das. Grund hat der Müller überdies gehabt. Gestern Abend
sind sie beim Kellerwirth gewesen, wo's allemal recht hoch
hergrht. Als sie nun Beide zu Hause kamen, sieht der

Müller, wie Matthe- im Halbdunkel aus der Diele steht >
und der Müllerin die Hand drückt. Schon voll Grimm ,
l geht er in seine Kammer und greift nach dem Glase Zncker-
! master, welches ich, wie immer, auf seinen Nachttisch gestellt
l hatte. Aeger und Wmh hatten ihn aber so aufgeregt, daß
l er, gleich nachdem er das Znckerwasser getrunken, schlecht zu
l Muthe wurde, und dies mag wohl ein Grund mit gewesen
l sein, daß er sich nicht länger beherrshen konnte. Als ich
! bald darauf noch einmal in die Kammer trat, ihm eine
Tasse Thee zu bringen, stand er gerade vor der Müllerin
und schrie: „„Endlich hast du deinen Zweck erreicht,du hast
! nicht gernbt noch gerastet, bis du mir den Garaus gemacht
^ und wenn ich sterbe, so bist du meine Mörderin!"" Unsere
! Frau schicke mich ans dem Gemache und bald darauf, nach-
l dem ich mich zu Bett gelegt, hörte ich sie wimmern und
! wehklagen. Das hast ja auch du gehört — sagtest du nicht
! so, Sophie?"
„Ja, allerdings, das habe ich auch gehört. Ich wollte
noch länger wach bleiben, aber es ging nicht, ich war zu
! müde."
„So erging- auch mir. Und überdies, warum füllte
i ich noch länger das Gezünke anhören —"
Eben trat die Müllerin in den Hof. Es war eine
! stattliche Frau, etwa Mitte der zwanziger Jahre, groß und
i schön gewachsen und mit einem anziehenden, etwas bleichen
Gesichte. Die dunkle Kleidung machte ihr Antlitz noch lei-
dender und überdies schien sich ihrer eine ungewöhnliche
Aufregung bemächtigt zu haben.

„Es ist gut, daß ihr noch da seid. Lene, Sophie,"
begann sie mit stockender Stimme, und sichtlicher Anstreng-
ung, aber man sah doch wie sie sich Gewalt anthat und sich
zu beherrschen versuchte. „Es ist diese Nacht ein großes Un-
glück geschehen — "
„Ein Unglück?" unterbrachen die beiden Mädchen die
Frau.
Sie mußte dennoch eine große Gewalt über sich haben,
obwohl sie tief und schwer Athen, holte, indem sie entgeg-
net e :
„Ja, ein großes Unglück — der Müller ist diese Nacht
gestorben."
„Gestorben? der Müller?" schrieen die Mädchen ans
einem Munde — „er war doch gestern noch ganz wohl ?"
„Ja, cs schien so, aber es muß ihm wohl schon im
Körper gesteckt haben, er hätte mich arme Frau ja sonst
nicht so ungebührlich behandeln können. Bald nachdem wir
zu Hause gekommen waren, sagte er, er befände sich sehr
schlecht
„Ja, nachdem er das Glas Zuckerwaffer getrunken, welches,
wie er sagte, so sonderbar schmecke," unterbrach Lene die Mül-
lerin.
„O nein, nicht doch — ich wüßte nicht," sagte die
Müllerin und wer sie scharf beobachtet häüe, dem wäre es
gewiß nicht entgangen, wie ein leiser Hauch von Röthe über
ihre bleiche Wange schoß.
(Fortsetzung folgt.)
 
Annotationen