Erscheint
wöchentlich drei Mal:
Dienstax, Donnerstag
und Samstag.
Alle Postanstalten
und Boten nehmen
Bestellungen an.
MwchilM NochtlMt
Viertels. Abonnement:
Für's Wochenblatt 81 kr.
Unterhaltungsblatt 12 kr.
Ins ernte
die viergespaltene
Petitzeile oder deren
Raum 4 kr.,
Garmondzeile 5 kr.
Amtsv-rkündigungsölatt für den AezirK Schwetzingen.
BKölsche Hopse n^eituna.
Allgemeiner ^lnzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.
No. 72.
Samstag, 20- Juni 1874.
VIII. Jahrgang.
Inserate von Auswärts nehmen für uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Laasenstcin L Vogler, Ikudokf Waffe und H. L. DauSc L Ho., die Süddeutsche Ännoncen-Hrpeditiou
von H. Stöckhardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg, sowie das Jäger'sche Central-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./M.
Badischer Landtag.
Karlsruhe, 13. Juni. (58. Sitzung der 2. Kammer
unter dem Vorsitze des Vizepräsidenten Bluntschli.)
Zunächst kommt zur Berathung der Bericht des Abg.
Bär, die Erhebung kirchlicher Umlagen betr.
Die Kommission beantragt, das Haus wolle die von
einer großen Anzahl von Gemeinden eingegebenen Bittschrif-
ten der Staatsregierung empfehlend überweisen.
Nach lebhafter Debatte, an welcher die Abg. Junghanns,
Kiefer, v. Buß, Marbe, Blum, Paraviciui, Müller. (Pforz-
heim), Bender, Most und Bär, sowie Staalsminister Jolly
sich betheiligten, wird der Antrag der Kommission mit großer
Majorität angenommen. Die Ultramontanen enthielten sich
der Abstimmung.
Alsdann kommt eine mit dem vorigen Gegenstand in
Verbindung stehende Bittschrift der Gemeinde Haßmersheim
zur Berathung.
Berichterst. Bür. Antrag: die Gemeinde eine Aende-
rung des Art. 29 des Kirchen-Bauedikts wünscht: empfehl-
ende Ueberweisung an die Regierung; bezüglich der Bitte
um Sistirung des Baues: Uebergang zur Tagesordnung.
Wird einstimmig angenommen.
Hierauf kommt zur Beralhuug der mündliche Bericht
des Abg. Lang von Weinheim, die beantragte Aufhebung
der Vorausbeiträgc betr. Am Schlüsse des eingehenden Be-
richts wird der Antrag gestellt:
„Tie Petition dem großh. Staatsministerium empfehlend
Mii dem Ersuchen zu überweisen ; a.) Es wollen die Gemeinde-
gksetzc, insbesondere Bestimmungen der G. O. über die Ein-
nahmen und Ausgaben der Gemeinden (ZZ. 68—99 der
G. O) einer Revision unterworfen und dem Landtag ein
bezüglicher Gesetzentwurf vorgelegt werden. 6) Zuvor aber
noch, und zwar jedenfalls dem nächsten Landtage, wolle ein
Gesetzentwurf vorgelegt werden, wodurch die Vorausbeiträge
in der Weise herabgesetzt werden, daß statt eines Drittheils
ein kleinerer Bruchtheil gesetzt oder wenigstens für die Vor-
ausbeitrüge ein möglichst geringes Maximum bestimmt werde."
Angenommen.
Nächster Gegenstand ist der Bericht des Abg. Bender
über die Bitte der Gemeinde Kappel, A. Cttcnheim, die Be-
setzung ihrer Pfarrei betr.
Antrag : Uebergang zur Tagesordnung. Angenommen.
Endlich folgt die Berathung des Berichts des Abg.
Bickel über die Bitte des Gemeinderaths Untereggingen um
Gewährung eines Staatszuschusses zur Wiederherstellung und
Pnterhallung der dortigen Wutachbrücke.
Antrag : Uebergang zur Tagesordnung. Angenommen,
nachdem der Abg. Kimmig die Bittschrift der Regierung zur
besonderen Berücksichtigung empfohlen Halle.
Schluß der Verhandlung.
Deutsches Reich,
Uerkm, 17. Juni. Wie man hört, ist für den
Fürsten Bismarck, der bereits in den nächsten Tagen hier
eintreffen dürfte, nun definitiv Kissingen als Kurort bestimmt.
Karlsruhe, 16. Juni. Nach einer uns vom kaiser-
lichen Reichseisenbahnamt zugegangenen Mittheilung findet
nach den ZZ 9 und 14 des neuen Betriebsreglements die
Oeffnung der Billelverkaufs-, und Gepäckexpedi'tions- sowie
Wartelokale eine Stunde vor Zugsabgang stall: in Baden
während der Bade-Saison; während des ganzen Jahres in
folgenden Orten: Basel, Karlsruhe, Konstanz, Freiburg,
Großsachsen, Heidelberg, Hemsbach, Ladenburg, Mannheim,
Pforzheim, Schaffhausen, Weinheim.
Kms, 18. Juni. Der König der Niederlande und
der Großherzog von Sachsen sind heute Vormittag 10 Uhr
hier eingetroffen, von den beiden Kaisern Wilhelm und Ale-
xander am Bahnhofe empfangen. Der König der Nieder-
lande wird bereits Nachmittags 2 Uhr wieder abreisen, der
Kaiserin August« in Koblenz einen Besuch abstatten und
dortselbst das Diner einnehmen.
Arernen, 17. Juni. Der König von Sachsen wird
zum Besuch der Ausstellung Freitag Nachmittag hier er-
wartet.
Ausland.
Washington, 18. Juni. Der Senat hat eine Vor-
lage betreffs Ernennung einer iniernationalen Commission
zur Auffindung von Mitteln behufs größerer Sicherheit bei
Seereisen angenommen. — Das^ Repräsentantenhaus nahm
mehrere Resolutionen an, welche daraus abzielen, die Ent-
scheidung internationaler Streitigkeiten durch Schiedsspruch
statt durch Krieg herbeizuführen.
Hlewyork, 18. Juni. Der Präsident der Republik
Guatemala hat die Erschießung Gonzales', der den englischen
Viceconsul Magne thätlich mißhandeln ließ, angeordnet.
Weueste Kopfen-Wenchte.
Würnöerg, 18. Juni. Der vier bis fünf Tage an-
haltenden kalten Witterung ist seit vorgestern eine freund-
lichere Temperatur gefolgt. Wie kaum erinnerlich, hatten
wir in der Vorwoche einen Tempsraturwechsel, der von
intensiver Sonnenhitze plötzlich auf 5 Grad Wärme herab-
ging. Ob diese Abwechslungen der Hopfenpflanze schadeten,
darüber lauten die Nachrichten widersprechend, in den meisten
Distrikten wird über Ungeziefer geklagt, das in mehreren Ge-
genden massenhaft ausgetreten ist.
Im derzeitigen Geschäftsverkehr ist die bald zu Ende
gehende Saison mit den noch" in tiefes Dunkel gehüllten
Ernteaussichten ziemlich ausgeprägt. Der Markt ist stiller
und Umsätze sind seltener geworden; wir haben deshalb seit
vorgestrigem Berichte wenig zu melden. Für Export ist
gestern Nichts, für Brauerkündschaft wenig geschehen, nur
unbedeutende Abschlüsse, welche etwa 25—30 Ballen be-
ziffern, sind zu 43—48 fl., etliche Ballen auch zu 54—56
fl. angezeigt.
Waidstone, und angrenzende Ortschaften, 15. Juni.
Seit unserem letzten Bericht hat die Pflanze, besonders in
der ersten Hälfte der Woche, sehr günstige Fortschritte ge-
macht, dann haben wir aber sehr kaltes, unfreundliches Wetter
bekommen, welches dem Wachsthum des Stockes Einhalt ge-
boten hat. Die Fortschritte der Pflanzen sind überhaupt
sehr unregelmäßig und verschieden; während einzelne die
Spitzen der Stangen erreicht haben, sehen andere sehr schwach
aus; Flöhe und Läuse nehmen sehr überhand. Wenn die
Kälte anhült, dann werden die Pflanzer wohl genöthigt
sein, dle Stöcke abzuwaschen, um sie rein zu erhalten.
Der Hopfen «ruf der Wiener Weltausstellung
im Jahre 1873.
(Von Herrn Dr. G. Wilhelm, Professor an der technischen Hochschule
in Graz.)
(Fortsetzung.)
Die Hopfenausfuhr Deutschlands ist eine sehr beträcht-
liche; im Jahre 1872 wurden ungefähr 200,000 Ctr. aus-
geführt, während die Einfuhr in den letzten Jahren zwi-
schen 20,000 und 40,000 Ctr. schwankte. Nürnberg
ist bekanntlich dermalen der erste Hopfenhandelsplatz der
Welt, auf welchem nicht nur die Hopfenerzeugnisse des deut-
schen Reiches und Oesterreichs, sondern selbst andere Staaten
ihren Absatz suchen. Der Werth des in Nürnberg ver-
kauften Hopfens wird auf durchschnittlich 60 bis 70 Mil-
lionen Mark geschätzt.
Bei der Besprechung der einzelnen Hopfenausstellungen
de? deutschen Reiches wollen wir mit dem wiedergewonnenen
Reichslandc Elsaß-Lothringen beginnen, dessen am
frühen Morgrn des 2. August durch den Brand zerstörte
Kollektiv-Anstellung eine reiche Auswahl 'von Hopfenproben
enthielt. Der Hopfenbau hat bekanntlich in einzelnen Thei-
len des Elsaß, namentlich bei Hagenau und Bischweilcr
eine ziemliche Ausdehnung erlangt; E. Tisserand und
Lefsbure geben in ihrer 1869 erschienenen Ltuclo snr
llseonomio rurale cls l^lsaos die Flüche der Hopfengärten
mit 1299 Hektaren (1200 im Unter-, 99 im Ober-Elsaß)
an, bemerken aber, daß die für Handelspflanzen mitgetheil-
ten Zahlen wahrscheinlich weit geringer seien, als die den-
selben thaisüchlich eingeräumte Fläche. Dieser Hopfenbau
ist jungen Ursprungs ; 1838 zählte man erst 119 Hektaren
Hopfenland, undSchwerz, der in seiner 1816 erschienenen
„Beschreibung der Landwirihschaft im Nieder-Elsaß" dem
Anbaucu des Hanfes, des Tabacks, der Oelfrüchte und des
Krapps besondere Abschnitte widmet, erwähnt des Hopfens
nicht. Der ausgestellte Hopfen konnte als gute Mittelwaare
bezeichnet werden; unter den mehr als zwanzig Ausstellern,
Fruillcton.
Aer Armenarzt.
Achtes Kapitel.
Eine Hamburger Domwanderung.
(Fortsetzung.)
Nach dem Mittagessen gelang es ihnen, die Mutter
nicht allein günstig zu stimmen, sondern auch sie für die
Domtour derartig zu intereffiren, daß sie ihre Einwilligung
gab und sich selbst als Duenna anbot.
Mathilde nahm Hut und Mantel und rüstete sich
zum Ausgehen.
„Ich werde bei Wohlfahrt's Bescheid sagen, daß wir
heute die Domwanderung machen können," sagte sie, „und
daß die liebe, süße Mama so gut ist, uns zu begleiten."
Im Stillen dachte sie: Schade, daß Mama nicht erkältet
ist, denn ohne sie würde der Abend viel, viel interessanter.
Der Abend brach herein.
Die Luft war klar, die Dächer zeigten sich mit Schnee
bedeckt, der, frisch gefallen, wie ein weißes Tuch über der
Stadt lag. Klarer Frost machte die Luft rein, die Sterne
schimmerten und die dahin eilenden Wagen knirschsten ans
dem fest gefrorenen Schnee der Straßen.
Die Familie Behrens und die ihr befreundete Fa-
milie Wohlfahrt hatten sich ausgemacht, die rasch in's
Werk gesetzte Domwandernng ausznführen. Voran schritten
Madame Behrens und Madame Wohlfahrt, die sich Beide
mit ausgesuchter Höflichkeit entgegenkamen.
„Nicht wahr, meine liebe Madame Wohlfahrt," begann
sie, „es ist doch etwas Schönes um die Freuden der Weih-
nachtszeit, ich fühle mich ganz als Kind, wenn es heißt:
heute gehen wir in den Dom."
„Ach ja," erwiederte Madame Wohlfahrt, „aber Geld
kostet Vergnügen."
„Nun," meinte Madame Behrens, „das ist ja Gott
sei Dank bei uns da und Sie wissen, wenn meine Kinder
einmal vcrheirathet werden, so fehlt es nicht an einer netten
Aussteuer."
„Ich häite gedacht," gab Madame Wohlfahrt zurück,
„daß Ihre Clara und Mathilde schon längst einen Mann
bekommen hätten, denn Sie besuchen doch genug Lustbarkeiten
und Vergnügungen, bei denen heiratsfähige junge Männer
zu finden sind."
Madame Behrens fühlte den Stich sehr wohl, sie that
aber, als wenn sie ihn nicht bemerkt hätte und erwiederte
mit zuckersüßer Stimme:
„Gott, die Kinder sind noch so jung, ich bin dafür,
daß sie sich vor der Ehe amüsiren, denn nachher giebt es
Kreuz und Leid genug, ich glaube, Madame Wohlfahrt, davon
können Sie auch ein Wort reden."
Madame Wohlfahrt biß sich auf die Lippen und schwieg.
Dicht hinter dem Vortrab, der von Madame Behrens
und Madame Wohlfahrt gebildet wurde, gingen Arm in
Arm Clara und Mathilde, und Ernestine und Emmi, die
beiden letzteren Töchter der Madame Wohlfahrt.
Junge Mädchen sind, wenn sie einen Augenblick des
Gesprächsaustauschcs haben, nie um Stoff verlegen, es giebt
so unendlich Vieles, was ein junges Mädchenherz bewegt,
das es gern aussprechen möchte, aber nicht Jedem sagen darf.
Wohl tauscht eine Freundin ihre Gedanken gern mit der
andern, da Eine der Andern gewöhnlich dasselbe zu sagen
hat.
Die Unterhaltung dreht sich meistens um das Thema
der Liebe, das ihnen, wenn auch nicht ganz klar, doch wie
etwas Wirkliches, wenn auch auf entfernte Zukunft Deutendes
erscheint, so auch heute Abend.
(Fortsetzung folgt.)
Hiezu eine Beilage: „General-Anzeiger* Rro. 3V.
wöchentlich drei Mal:
Dienstax, Donnerstag
und Samstag.
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BKölsche Hopse n^eituna.
Allgemeiner ^lnzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.
No. 72.
Samstag, 20- Juni 1874.
VIII. Jahrgang.
Inserate von Auswärts nehmen für uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Laasenstcin L Vogler, Ikudokf Waffe und H. L. DauSc L Ho., die Süddeutsche Ännoncen-Hrpeditiou
von H. Stöckhardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg, sowie das Jäger'sche Central-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./M.
Badischer Landtag.
Karlsruhe, 13. Juni. (58. Sitzung der 2. Kammer
unter dem Vorsitze des Vizepräsidenten Bluntschli.)
Zunächst kommt zur Berathung der Bericht des Abg.
Bär, die Erhebung kirchlicher Umlagen betr.
Die Kommission beantragt, das Haus wolle die von
einer großen Anzahl von Gemeinden eingegebenen Bittschrif-
ten der Staatsregierung empfehlend überweisen.
Nach lebhafter Debatte, an welcher die Abg. Junghanns,
Kiefer, v. Buß, Marbe, Blum, Paraviciui, Müller. (Pforz-
heim), Bender, Most und Bär, sowie Staalsminister Jolly
sich betheiligten, wird der Antrag der Kommission mit großer
Majorität angenommen. Die Ultramontanen enthielten sich
der Abstimmung.
Alsdann kommt eine mit dem vorigen Gegenstand in
Verbindung stehende Bittschrift der Gemeinde Haßmersheim
zur Berathung.
Berichterst. Bür. Antrag: die Gemeinde eine Aende-
rung des Art. 29 des Kirchen-Bauedikts wünscht: empfehl-
ende Ueberweisung an die Regierung; bezüglich der Bitte
um Sistirung des Baues: Uebergang zur Tagesordnung.
Wird einstimmig angenommen.
Hierauf kommt zur Beralhuug der mündliche Bericht
des Abg. Lang von Weinheim, die beantragte Aufhebung
der Vorausbeiträgc betr. Am Schlüsse des eingehenden Be-
richts wird der Antrag gestellt:
„Tie Petition dem großh. Staatsministerium empfehlend
Mii dem Ersuchen zu überweisen ; a.) Es wollen die Gemeinde-
gksetzc, insbesondere Bestimmungen der G. O. über die Ein-
nahmen und Ausgaben der Gemeinden (ZZ. 68—99 der
G. O) einer Revision unterworfen und dem Landtag ein
bezüglicher Gesetzentwurf vorgelegt werden. 6) Zuvor aber
noch, und zwar jedenfalls dem nächsten Landtage, wolle ein
Gesetzentwurf vorgelegt werden, wodurch die Vorausbeiträge
in der Weise herabgesetzt werden, daß statt eines Drittheils
ein kleinerer Bruchtheil gesetzt oder wenigstens für die Vor-
ausbeitrüge ein möglichst geringes Maximum bestimmt werde."
Angenommen.
Nächster Gegenstand ist der Bericht des Abg. Bender
über die Bitte der Gemeinde Kappel, A. Cttcnheim, die Be-
setzung ihrer Pfarrei betr.
Antrag : Uebergang zur Tagesordnung. Angenommen.
Endlich folgt die Berathung des Berichts des Abg.
Bickel über die Bitte des Gemeinderaths Untereggingen um
Gewährung eines Staatszuschusses zur Wiederherstellung und
Pnterhallung der dortigen Wutachbrücke.
Antrag : Uebergang zur Tagesordnung. Angenommen,
nachdem der Abg. Kimmig die Bittschrift der Regierung zur
besonderen Berücksichtigung empfohlen Halle.
Schluß der Verhandlung.
Deutsches Reich,
Uerkm, 17. Juni. Wie man hört, ist für den
Fürsten Bismarck, der bereits in den nächsten Tagen hier
eintreffen dürfte, nun definitiv Kissingen als Kurort bestimmt.
Karlsruhe, 16. Juni. Nach einer uns vom kaiser-
lichen Reichseisenbahnamt zugegangenen Mittheilung findet
nach den ZZ 9 und 14 des neuen Betriebsreglements die
Oeffnung der Billelverkaufs-, und Gepäckexpedi'tions- sowie
Wartelokale eine Stunde vor Zugsabgang stall: in Baden
während der Bade-Saison; während des ganzen Jahres in
folgenden Orten: Basel, Karlsruhe, Konstanz, Freiburg,
Großsachsen, Heidelberg, Hemsbach, Ladenburg, Mannheim,
Pforzheim, Schaffhausen, Weinheim.
Kms, 18. Juni. Der König der Niederlande und
der Großherzog von Sachsen sind heute Vormittag 10 Uhr
hier eingetroffen, von den beiden Kaisern Wilhelm und Ale-
xander am Bahnhofe empfangen. Der König der Nieder-
lande wird bereits Nachmittags 2 Uhr wieder abreisen, der
Kaiserin August« in Koblenz einen Besuch abstatten und
dortselbst das Diner einnehmen.
Arernen, 17. Juni. Der König von Sachsen wird
zum Besuch der Ausstellung Freitag Nachmittag hier er-
wartet.
Ausland.
Washington, 18. Juni. Der Senat hat eine Vor-
lage betreffs Ernennung einer iniernationalen Commission
zur Auffindung von Mitteln behufs größerer Sicherheit bei
Seereisen angenommen. — Das^ Repräsentantenhaus nahm
mehrere Resolutionen an, welche daraus abzielen, die Ent-
scheidung internationaler Streitigkeiten durch Schiedsspruch
statt durch Krieg herbeizuführen.
Hlewyork, 18. Juni. Der Präsident der Republik
Guatemala hat die Erschießung Gonzales', der den englischen
Viceconsul Magne thätlich mißhandeln ließ, angeordnet.
Weueste Kopfen-Wenchte.
Würnöerg, 18. Juni. Der vier bis fünf Tage an-
haltenden kalten Witterung ist seit vorgestern eine freund-
lichere Temperatur gefolgt. Wie kaum erinnerlich, hatten
wir in der Vorwoche einen Tempsraturwechsel, der von
intensiver Sonnenhitze plötzlich auf 5 Grad Wärme herab-
ging. Ob diese Abwechslungen der Hopfenpflanze schadeten,
darüber lauten die Nachrichten widersprechend, in den meisten
Distrikten wird über Ungeziefer geklagt, das in mehreren Ge-
genden massenhaft ausgetreten ist.
Im derzeitigen Geschäftsverkehr ist die bald zu Ende
gehende Saison mit den noch" in tiefes Dunkel gehüllten
Ernteaussichten ziemlich ausgeprägt. Der Markt ist stiller
und Umsätze sind seltener geworden; wir haben deshalb seit
vorgestrigem Berichte wenig zu melden. Für Export ist
gestern Nichts, für Brauerkündschaft wenig geschehen, nur
unbedeutende Abschlüsse, welche etwa 25—30 Ballen be-
ziffern, sind zu 43—48 fl., etliche Ballen auch zu 54—56
fl. angezeigt.
Waidstone, und angrenzende Ortschaften, 15. Juni.
Seit unserem letzten Bericht hat die Pflanze, besonders in
der ersten Hälfte der Woche, sehr günstige Fortschritte ge-
macht, dann haben wir aber sehr kaltes, unfreundliches Wetter
bekommen, welches dem Wachsthum des Stockes Einhalt ge-
boten hat. Die Fortschritte der Pflanzen sind überhaupt
sehr unregelmäßig und verschieden; während einzelne die
Spitzen der Stangen erreicht haben, sehen andere sehr schwach
aus; Flöhe und Läuse nehmen sehr überhand. Wenn die
Kälte anhült, dann werden die Pflanzer wohl genöthigt
sein, dle Stöcke abzuwaschen, um sie rein zu erhalten.
Der Hopfen «ruf der Wiener Weltausstellung
im Jahre 1873.
(Von Herrn Dr. G. Wilhelm, Professor an der technischen Hochschule
in Graz.)
(Fortsetzung.)
Die Hopfenausfuhr Deutschlands ist eine sehr beträcht-
liche; im Jahre 1872 wurden ungefähr 200,000 Ctr. aus-
geführt, während die Einfuhr in den letzten Jahren zwi-
schen 20,000 und 40,000 Ctr. schwankte. Nürnberg
ist bekanntlich dermalen der erste Hopfenhandelsplatz der
Welt, auf welchem nicht nur die Hopfenerzeugnisse des deut-
schen Reiches und Oesterreichs, sondern selbst andere Staaten
ihren Absatz suchen. Der Werth des in Nürnberg ver-
kauften Hopfens wird auf durchschnittlich 60 bis 70 Mil-
lionen Mark geschätzt.
Bei der Besprechung der einzelnen Hopfenausstellungen
de? deutschen Reiches wollen wir mit dem wiedergewonnenen
Reichslandc Elsaß-Lothringen beginnen, dessen am
frühen Morgrn des 2. August durch den Brand zerstörte
Kollektiv-Anstellung eine reiche Auswahl 'von Hopfenproben
enthielt. Der Hopfenbau hat bekanntlich in einzelnen Thei-
len des Elsaß, namentlich bei Hagenau und Bischweilcr
eine ziemliche Ausdehnung erlangt; E. Tisserand und
Lefsbure geben in ihrer 1869 erschienenen Ltuclo snr
llseonomio rurale cls l^lsaos die Flüche der Hopfengärten
mit 1299 Hektaren (1200 im Unter-, 99 im Ober-Elsaß)
an, bemerken aber, daß die für Handelspflanzen mitgetheil-
ten Zahlen wahrscheinlich weit geringer seien, als die den-
selben thaisüchlich eingeräumte Fläche. Dieser Hopfenbau
ist jungen Ursprungs ; 1838 zählte man erst 119 Hektaren
Hopfenland, undSchwerz, der in seiner 1816 erschienenen
„Beschreibung der Landwirihschaft im Nieder-Elsaß" dem
Anbaucu des Hanfes, des Tabacks, der Oelfrüchte und des
Krapps besondere Abschnitte widmet, erwähnt des Hopfens
nicht. Der ausgestellte Hopfen konnte als gute Mittelwaare
bezeichnet werden; unter den mehr als zwanzig Ausstellern,
Fruillcton.
Aer Armenarzt.
Achtes Kapitel.
Eine Hamburger Domwanderung.
(Fortsetzung.)
Nach dem Mittagessen gelang es ihnen, die Mutter
nicht allein günstig zu stimmen, sondern auch sie für die
Domtour derartig zu intereffiren, daß sie ihre Einwilligung
gab und sich selbst als Duenna anbot.
Mathilde nahm Hut und Mantel und rüstete sich
zum Ausgehen.
„Ich werde bei Wohlfahrt's Bescheid sagen, daß wir
heute die Domwanderung machen können," sagte sie, „und
daß die liebe, süße Mama so gut ist, uns zu begleiten."
Im Stillen dachte sie: Schade, daß Mama nicht erkältet
ist, denn ohne sie würde der Abend viel, viel interessanter.
Der Abend brach herein.
Die Luft war klar, die Dächer zeigten sich mit Schnee
bedeckt, der, frisch gefallen, wie ein weißes Tuch über der
Stadt lag. Klarer Frost machte die Luft rein, die Sterne
schimmerten und die dahin eilenden Wagen knirschsten ans
dem fest gefrorenen Schnee der Straßen.
Die Familie Behrens und die ihr befreundete Fa-
milie Wohlfahrt hatten sich ausgemacht, die rasch in's
Werk gesetzte Domwandernng ausznführen. Voran schritten
Madame Behrens und Madame Wohlfahrt, die sich Beide
mit ausgesuchter Höflichkeit entgegenkamen.
„Nicht wahr, meine liebe Madame Wohlfahrt," begann
sie, „es ist doch etwas Schönes um die Freuden der Weih-
nachtszeit, ich fühle mich ganz als Kind, wenn es heißt:
heute gehen wir in den Dom."
„Ach ja," erwiederte Madame Wohlfahrt, „aber Geld
kostet Vergnügen."
„Nun," meinte Madame Behrens, „das ist ja Gott
sei Dank bei uns da und Sie wissen, wenn meine Kinder
einmal vcrheirathet werden, so fehlt es nicht an einer netten
Aussteuer."
„Ich häite gedacht," gab Madame Wohlfahrt zurück,
„daß Ihre Clara und Mathilde schon längst einen Mann
bekommen hätten, denn Sie besuchen doch genug Lustbarkeiten
und Vergnügungen, bei denen heiratsfähige junge Männer
zu finden sind."
Madame Behrens fühlte den Stich sehr wohl, sie that
aber, als wenn sie ihn nicht bemerkt hätte und erwiederte
mit zuckersüßer Stimme:
„Gott, die Kinder sind noch so jung, ich bin dafür,
daß sie sich vor der Ehe amüsiren, denn nachher giebt es
Kreuz und Leid genug, ich glaube, Madame Wohlfahrt, davon
können Sie auch ein Wort reden."
Madame Wohlfahrt biß sich auf die Lippen und schwieg.
Dicht hinter dem Vortrab, der von Madame Behrens
und Madame Wohlfahrt gebildet wurde, gingen Arm in
Arm Clara und Mathilde, und Ernestine und Emmi, die
beiden letzteren Töchter der Madame Wohlfahrt.
Junge Mädchen sind, wenn sie einen Augenblick des
Gesprächsaustauschcs haben, nie um Stoff verlegen, es giebt
so unendlich Vieles, was ein junges Mädchenherz bewegt,
das es gern aussprechen möchte, aber nicht Jedem sagen darf.
Wohl tauscht eine Freundin ihre Gedanken gern mit der
andern, da Eine der Andern gewöhnlich dasselbe zu sagen
hat.
Die Unterhaltung dreht sich meistens um das Thema
der Liebe, das ihnen, wenn auch nicht ganz klar, doch wie
etwas Wirkliches, wenn auch auf entfernte Zukunft Deutendes
erscheint, so auch heute Abend.
(Fortsetzung folgt.)
Hiezu eine Beilage: „General-Anzeiger* Rro. 3V.