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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

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November (No. 130 - 141)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0547

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wtchentlich drei Mal :
Dienstag, Donnerstag!
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lhwchmger Wo


Amtsverkündigungsölatt für den Aezirk Schiveßingen.

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Inserate
die viergespaltene
Petitzeile »der deren
Raum 4 kr.,
Garmondzeile 5 kr.

Badische Hopscnzeilung.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.

«0. 137._Donnerstag 19. November 1874._VIII. Jahrgang.
Inserate von Auswärts nehmen für uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Kaasensteiu L Jogker, Rudolf Wolfe und H. L. Daube L tzo., Süddeutsche Aunonceu-Hrpeditio«
von K. StöLhardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Lipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg, sowie das Jäger'sche Central-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./M.

Deutsches Reich.
Karlsruhe, 16. Nov. S K. H. der Großherzog haben die
Hofdame I. G. H. der Prinzessin Elisabeth, Mathilde Freiin v. K a-
geneck, auf ihr unterthänigstes Ansuchen mit der Bestätigung ihres
Ranges unter dem Datum der Ernennung vom 28. Januar 1872
ihrer Funktion in Gnaden enthoben und dem Großh. Staatsdirektor
Frhrn. v. Göler in Baden die Erlaubniß zur Annahme und zum
Tragen des ihm verlrehenen k. k. österr. Ordens der eisernen Krone
2. Klaffe ertheilt.
* Schwetzingen, 17. Nov. Man kann sich kaum
etwas Kläglicheres denken, als die Kriegsführung der s p a°
nischen Republikaner. Die Leute zeigen sich von
einer unglaublichen Schlaffheit und Energielosigkeit, so daß
man fast die verdächtigenden Aeußerungen vieler, namentlich
französischer Blätter, für wahr halten muß, nach welchen
von Serrano herab bis zum jüngsten Fähnrich in der Armee
Jeder ein Interesse an der längeren Fortdauer, nicht aber
an der Beendigung des Krieges habe. So lange die Armee
eben im Felde liegt, gibt es hohen Sold, Kriegszulagen
und Avancements, so lange kann auch Serrano in seiner
bisherigen Weise schalten und walten, ohne allzu dringendes
Einmischen Seitens der Nation befürchten zu müssen. Dann
muß ja auch Serrano, als Ehef der Executivgewalt, durch-
aus nicht wünschen, daß ein Anderer als er — sei es ein
Moriones, ein Laserna oder ein Loma — den Karlisten den
Todesstoß versetzt; weiß der Marschall doch sehr gut, daß
ganz Spanien sich dem General zu Füßen werfen würde,
welcher dem gegenwärtigen Bürgerkriege ein Ende machen
könnte. Wie dem indessen sein mag — so viel ist aus den
neuesten Depeschen vom Kriegsschauplatz herauszulesen, daß
die Campagne von Jcun bereits wieder beendet und allem
Anschein nach vollkommen fruchtlos geblieben ist. Die Re-
publikaner haben nach den ziemlich unblutig erkauften Er-
folgen vom 10. und 11. November ihre Thätigkeit darauf
beschränkt, sich in Jrun als Sieger feiern zu lassen, alle
Häuser in der Umgegend anzuzünden, an die sie überhaupt
ohne Gefahr, von Karlistenkugeln getroffen zu werden, heran-
kommen konnten, und im klebrigen den Feind machen zu
lassen, was ihm beliebte. In vollständiger Ordnung, ohne
ein Geschütz oder einen Proviantwagen zu verlieren, sind die
Royalisten nach Vera abgerückt, stehen aber nach den neuesten
Nachrichten bereits heute abermals dicht vor Jrun.
Denn Laserna's Truppen kehrten „ohne den Sieg zu ver-
folgen" zum größten Theile nach Santander zurück. So
endete also die vielbesprochene Campagne, welche Don Karlos
mit seinen an der Bidaffao stehenden Truppen nach Frank-
reich werfen, Pampelona entsetzen und den Karlisten in
Navarra den Garaus machen sollte! — Die durch General
L om a's Soldaten und die Freiwilligen von Jrun verübten
Brandstiftungen, welchen ein paar hundert Landhäuser und
Bauernwohnungen in Guipuzcoa zum Opfer gefallen sind,
sollen einem wohldurchdachten Plan entsprungen sein. Ein '

alter Navarrese, der republikanische General Gündara, hat
nämlich gelegentlich eines in Madrid vor einiger Zeit statt-
gehabten Krlegsrathes erklärt: nur durch Feuer seien seine
royalistischen Landsleute zu besiegen und dauernd niederzu-
werfen. General Loma nahm diesen Plan auf und hat
ihn jetzt bei Jrun zur Ausführung gebracht. Er wird sich
nicht verwundern dürfen, wenn die Karlisten sein Beispiel
nachahmen und noch mehr als bisher gegen das Eigenthum
ihrer Gegner wüthen,' noch häufiger oie in ihre Hände ge-
fallenen republikanischen Soldaten zusammenschießen werden.
Loma's Spiel ist ein gefährliches, und leicht dürfte dasselbe
zu seinem Nachtheilausfallen.
* Schwetzingen, 16. Nov. Die Fkhdeschrift Glad-
stone's gegen die vatikanischen Dekrete hat in ein Wespen-
nest geschlagen. Sein Jugendfreund, der Convertit 1)r.
M anni ng, katholischer Erzbischof von Westminister, eröff-
nete den Reigen der Erwiederung gegen Gladstones Ankla-
gen. Dann folgte Lord A c t o n, Döllinger's Freund/als
Vertreter der freisinnigen Katholiken. Er sucht- zu versöh-
nen und vertritt zum Theil die Haltung der Altkatholiken
schwächster Färbung. Derb poliert Sir H. B o w y e r, der
Ultramontane pa-r «xeoUsiioo im englischen Unterhause, und
schließlich erklärt Monsignore C a p e l, daß Gladstones Auf-
treten zum großen Theil der Absicht entsprungen, sich an
den irischen Katholiken zu rächen, weil diese ihn bei den
letzten allgemeinen Neuwahlen im Stich gelaffen und so zu
seinem Sturze mitgeholfeu hätten. Die katholische Presse
in Irland ergeht sich in heftigen Ausfällen gegen Glad-
stone und Lord Acton. Die Dubliner „Evening Post", das
Organ des Kardinals Cullen, vermuthet, daß Gladstone
das Material zu seiner Schrift während seines Besuches in
München gesammelt habe. Man findet es auffällig, daß
Gladstone augenblicklich Lord Acton's Gast ist, zumal die
„Times" ihm öffentlich Hinneigung zum Altkatholizismus
zuschrieb. Man geht soweit, zu behaupten, Gladstones Ueber-
tritt zum Altkatholizismus stehe bevor.. Lord Actons Exkom-
munikation gilt ebenfalls für bevorstehend; derselbe soll
sich vorher öffentlich zum Altkatholizismus bekennen wollen.
* Schwetzingen, 16. Nov. Unerwartet, wie Alles
vom bayerischen Hofe kommt, ist die Ernennung des könig-
lichen Kabinetssekretärs v. Eisenhart zum Staalsrath
im außerordentlichen Dienste. Die U tramontanen, welche
in Folge der jüngsten Nachrichten über die Hinneigung des
Königs zum Mystizismus laut triumphirl hatten, machen
nun selbst sehr mystifizirtc Gesichter, da Herr v. Eisenhart
ein entschieden liberaler und reichstreuer Mann ist.
Heidelberg. 15. Nov. Für die altkatholische Seel-
sorge haben sich wieder zwei Priester angemeldet, ein
badischer und ein württembergischer.
Bühl, 14. Nov. Die Anmaßung und Unverschämt-

heit derUltramontanen grenzt doch nahezu ans Unglaubliche.
Nachdem diese Leute, um das Geläute bei der Beerdigung
eines Kindes, dessen Vater Altkalholik ist, zu verhindern, die
Schwengel aus den Glocken entfernt, sodann die Eingänge
zur Kirche von Innen verrammelt und solche selbst auf die
Aufforderung der Vollstrecker des Gesetzes nicht geöffnet hatte,
nachdem somit die Ultramontanen Alles gethan, was dem
Gesetze und der Staatsgewalt geradezu Hohn spricht, also
auch wegen Auflehnung gegen das Gesetz und die Staats-
gewalt strafbar ist, hat diese Partei doch noch die grenzen-
lose Unverschämtheit, gegen den Beamten, der in jeder Be-
ziehung nach dem Gesetze gehandelt und demselben Geltung
verschafft hat, eine Anklage wegen Amtsmißbrauchs oder der-
gleichen bei Gr. Staatsanwaltschaft zu erheben. Hört da
nicht Alles auf?
Pfsrzheim, 15. Nov. Im gestrigen Anzeiger bie-
tet ein hiesiger Meßger Fleisch zu folgenden Preisen an :
Rindfleisch das Pfd. 14 kr., Kalbfleisch 18 kr., Schweine-
fleisch 20 kr., Hammelfleisch 12 kr. -Bei letzterer Fleisch-
sorte befindet sich die seltsame Bezeichnung: „Junges, fettes
noch nie dagewesenes Hammelfleisch." Für schon einmal
dagcwesenes Fleisch würde sich die Kundschaft wohl bedanken.
— Ein Anhänger des eifrigen „Pfälzer Boten" hatte
diesem und einem anderen ultramontanen Blatte gleichzeitig
und wahrscheinlich gleichlautend über die schon gemeldete
Bühler Glocke ngeschichte berichtet. Der Betreffende
ist nur mit dem „Pf. Boten", mit dem anderen ultramon-
tanen Blatte aber nicht zufrieden, da dieses letztere an der
Fassung seines Berichtes eine „Zensur" geübt habe: „die
man nur von einem unkundigen zitternden Mädchen erwar-
ken könnte." Sollte auch Franz Hiß schon nicht mehr ge-
nügen ?
— Nachdem die Lehrfrauen in Offenburg
mit Ablauf der ihnen zur Herausgabe der Schlüffe! zum
städtischen Mädchen-Schulhause gestellten Frist aber-
mals eine schriftliche Weigerung eingesandt, begab sich am
13. d. M. Nachmittags eine Abordnung des Gemeinderaths
in das Kloster, um die Uebergabe der Schlüffe! unter An-
drohung von Gewalt zu erwirken. Da auch dies fruchtlos
blieb, so wurde sofort das Mädchen-Schulhaus polizeilich
geöffnet. — Wie der „Ort. Bot." erfährt, sei bezüglich der
Besitz-Frage den Klosterfrauen von Karlsruhe aus nochmals
eine Frist von 8 Tagen zum Einverständniß mit der Ge-
meinde gegeben worden, worauf, wenn ein solches nicht er-
folgt, ihre Sache als Stiftuugsangelegenheit vom Verwal-
tungshof in die Hand genommen würde.
Darmstadt, 14. Nov. Sicherem Vernehmen der
Mainztg. zufolge ist der für die Ertragsfähigkeit der Main-
Neckarbahn äußerst wichtige Bau der Linie Friedrichs-
seld-Sch wetzingen im Grundsätze beschlossen.

Feuilleton.
Pie Uaöen.
(Fortsetzung.)
Die Nacht nahte schnell heran. Sie waren noch mehr
als eine Meile von Villefort entfernt und schon zeigten sich
einige Sterne an dem kalten Himmel.
Jetzt kam man an einem Wald- und felsbedeckten Berge
vorbei, um den man in steigender Richtung herumfahren
mußte.'
Esterac machte Halt, um das Pferd einen Augenblick
ausruhen zu lassen.
In diesem Augenblick sprang Susanne mit der Leichtig-
keit einer Gazelle aus dem Wagen und lief bergan.
„Wohin gehen Sie denn?" fragte Esterac unruhig.
„Steigen Sie schnell wieder ein, wir haben noch einen ziem-
lichen Weg vor uns."
Sie wandte sich nach ihm um und fing an zu lachen.
„Susanne! Susanne!" rief er ängstlich; „ich bitte Sie,
kommen Sie zurück!"
Sie war schon zwanzig Schritte von ihm entfernt und
sprang von Fels zu Fel».

„Susanne, Sie dürfen mich nicht so verlassen, ich >
habe versprochen, Sie heute Abend zu Ihrem Vater zurück-
zubringen."
Statt der Antwort wandte sie sich noch einmal um,
winkte ihm und mit zitternder Stimme sang sie das bekannte
Lied der Sevenne:
„Berge, Uber deren Abgrund
Schwebt der Adler und der Geier,
Eure hohen Gipfel trennen
Mich auf ewig von dem Freier."
Herr von Esterac versuchte sie nochmals zu rufen.
Schon begann sich Susanne in den Tannen und Eichen zu
verlieren. Ihren Gesang vernahm man noch im Echo:
„Durch die Tage, durch dis Nächte
Trage ich den Trauerschleier,
Er verfinstert mir das Antlitz
Und ich sehe nicht den Freier."
„Ach, das arme Kind! Ich fürchtete es, es überstieg
ihre Kräfte — sie ist wahnsinnig geworden!"
Und in weiter Ferne, hinter Felsen und Bäumen, ver-
nahm man wie einen Nachtwind, wie den Hauch einer Fee,
die letzte Strophe des Liedes:

„O du Meer, wo weit die Flüsse
So wie meine Träume fließen,
Deine Ufer trennen stets mich
Von dem Lieben, von dem Süßen!

Ztv eite r Th eil.
1.
Man kann sich denken, welche Bewegung eS in der ganzen
Umgegend hervorrief, als es auf einmal hieß: „Susanne ist
wahnsinnig geworden!"
Wir haben gesehen, wie das arme Mädchen ihrem treuen
Beschützer entlief und im Gebirge verschwand, das traurige
Lied singend, welches wie für sie gemacht schien. Esterac
eilte sogleich zu dem Vater Susannen und benachrichtigte ihn
von diesem neuen Unglück. Der Widerstand und der Eigen-
sinn des alten Andreas war schon sehr durch den Tod Simons
und die Verurtheilung Jakobs erschüttert worden. Als er
erfuhr, daß seine Tochter wahnsinnig sei, fiel der Greis er,
schöpft auf einen Stuhl hin, schlug sich verzweiflungsvoll
gegen die Stirn und rief:
„O ich Unglücklicher! wenn ich das gewußt hätte!"
„Ja," bemerkte ernst Herr von Esterac, „Ihr hättet
> dann nicht uw des elenden Geldes willen die Vorsehung
 
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