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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

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März (No. 26 - 38)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0139

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Amtsverkündigungsölatt für den Aezirk Schwetzingen.
Badische Hapsen^rilung.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.

F<r. 35.

Dienstag, 24. März 1874.

VIII. Jahrgang.

Inserate »o« Auswärt- nehme« für U«1 «uch entzezen bi- Annsuceii-Bureanx von Faafeastein L V»,ker, Ztnb»tf Masse ,«b ff. z»a»»e ff G«., Sie -LbbentsHe Z»nence«--rv«»ttb«,
„n H. -tbLßarbt in -r«nkf»lt, «tnttgsrt, Berlin, Leipzig, München, Wien, ISrich, Basel und Straibnr», s»»ie b»r Zst,«'sche Eintt»l-B»r!«»x fstr -ns,rate in --««stakt »./«.

Abonnementseintadung.
Bei dem bevorstehenden Quartalwechsel
laden wir unsere vcrehrlichen hiesigen und
auswärtigen Abonnenten zur re chtzeitigen
Erneuerung des Abonnements, sowie das
übrige unehrliche Lesepublikum zu recht
zahlreichen Neubestellungen auf das
„Schwetzinger Wochenblatt"
(Badische HopfenMung)
mit
Unterhaltungsblatt
hiemit ergebenst ein.
Abonnements-Bestellungen nehmen alle
Postanstalte», Landpostboten, die Träger
des Blattes sowie die Expedition entgegen.
Die vcrehrlichen auswärtigen
Abonnenten machen wir hiebei noch beson-
ders auf eine Verfügung der kaiserl. Post-
behörde aufmerksam, wornach den Abonnen-
ten, welche erst in den letzteil zwei Tagen
dieses Monats ihre Bestellungen erneuern,
nur dann die bereits erschienenen Nummern
im neuen Quartal nachgeliefert werden,
wenn sie dies ausdrücklich verlangen. In
diesem Falle ist aber eine Extra-Be-
stellungsgebnhr von 3 kr. an die Post zu
entrichten.
Die Expedition des
Schwetzinger Wochenblattes.
Neueste Kopfen-Werichle.
Wiiruverg, 21. März. Der seither herrschende ruhige
Geschäftsgang hat seit unserm letzten Bericht durch Einkauf
für Export wie für Brauerknndschaft einem etwas regeren
Verkehr Platz gemacht, allein die Preistendcnz konnte kei-
nen wesentlichen Aufschwung erlangen, Noch im Laufe des
Donnerstagsmarktes gewann das Geschäft größere Ausdeh-
nung. wodurch sich der Umsatz jenes Tages auf 180 — 190
Ballen steigerte, von welchen gute Hallertauer zu 51—56 fl.

bo. Mittel und geringere 40—48 fl, eine Partie Polen
zu 55 fl., Prima Württemberger zu 54—58 !fl., Elsässer,
je nach Beschaffenheit zu 40, 45, 50 und 54 fl., erwähnt
zu werden verdienen. Auch gestern kamen mehrfache Ab-
schlüsse zu Stande, wobei 50 Ballen aus dem Verkehr ge-
kommen und die snmmtlichei, Umsätze der heute beendeten
Geschäftswoche auf 500 Ballen zu berechne» sind. Vom
heutigen Geschäft ist wenig zu melden, einzelne Käufe, welche
bis Mittag zum Abschluß kamen, sind ohne Bedeutung und
sind daher die folgenden Notirungm meist als nominell zu
betrachten. Durch Bedarf für Brauerkundschaft wurden
schließlich 60 Balle» übernommen.
Marktwaarc prima 42—48 fl
„ sekunda 38—40 fl
„ lertia 33-35 fl
Würtlemberger prima 50—55 fl
„ sekunda 40—48 fl
Hersbrucker Gebirgshopfen 42—50 fl
„ sekunda 36-40 fl
Hallertauer prima 52—60 fl
„ sekunda 44—50 fl
tertia 36—42 fl
Elsässer prima 48—55 fl
dto. sekunda 38—44 fl
Saaz, 18. März. Das Geschäft stockt hier bedeutend
wieder und ist am Platze kein nennenSwerther Kauf vor-
gekommen. In Folge dieser Stille haben auch die Preise
einen Rückgang erlitten. Prima Lnndhopfen, die noch vor
Kurzem von Händlern unter 110 fl. schwer abgegeben wur-
den, sind heute um 10 — 12 fl. billiger zu haben. Mittel-
mid andere geringe Sorten sind ebenfalls zurückgcgangen.
In der Stadt ist seit acht Tagen nichts NennenswertheS
verkauft worden.
Wew-Hork, 7. März. (Bericht der New-Porker
Handclszcitung.) Auch in der verflossenen Woche blieb Hopfen
gänzlich vernachlässigt, und nur ganz unbedeutende Partien
wurden zu unverändert flauen Preisen genommen. Die
Zufuhren in einheimischen Hopfen waren wieder bedeutend
größer, meistens von geringer Qualität und Empfänger sehr
geneigt, zu früheren Preisen abzugeben, während Käufer
selbst zu niedrigeren Preisen nicht zu finden waren. In
den Distrikten wurden ebenfalls niedrigere Preise bezahlt und
sind beste dort jetzt zu 35—36 Cts. zu kaufen; nur etwas
ganz Feines bringt eine Kleinigkeit mehr. Hier am Platze
sind geringe Qualitäten von 25—33 LtS., gute 35—38
CtS., feine 39—41 Cts. erhältlich : letztere werden sehr rar.
Fremde Hopfen gänzlich unverändert; Englische sind gar
nicht zu placiren und Kontinental-Hopfen nur zu solchen
Preisen, die einen bedeutenden Verlust lassen würden.

Aus Stadl und Land.
» Schwetzingen, 23. März. Das Geburtsfest unseres
greisen Kaisers wurde gestern hier in erhebender Weise be-
gangen. Am Vorabende schon kündete Glockengeläute und
ein Zapfenstreich mit Fackelzug, veranstaltet durch das hiesige
Feuerwehr-Corps, die Bedeutung des kommenden Tages an.
Am Morgen des festlichen Tages prangte unsere Stadt im
herrlichsten Flaggenschmucke und schon in aller Frühe erin-
nerten uns Tagreveille, Glockengeläute und Böllersalveu an
den großen nationalen Festtag. Um 9 Uhr fand Gottes-
dienst in den beiden Kirchen und in der Synagoge statt,
an dem die Staats- und Gemeindebehörden, das Militär,
sowie hiesige und auswärtige Einwohner Theil nahmen.
Mittags 1 Uhr vereinigte ein Festessen die Staats- und
Gemeindebeamten und die hiesigen Einwohner im Gasthaus
zum goldenen Adler, wobei Herr Oberamtmann Richard
in warmen beredten Worten dieses festlichen TageS gedachte
und einen Toast auf Se. Majestät den Kaiser ausbrachte,
welcher von allen Seiten mit Begeisterung ausgenommen
wurde. — Wie mau bereits vernommen, hat unser Gemeindc-
rath den Beschluß gefaßt, diesen für das ganze deutsche
Vaterland so bedeutungsvollen Tag künftig fortan als
nationalen Festtag im wahren Sinne deS Worte»
zu feiern und ebenso wie am Geburtsfeste unsres Großherzogs
durch Festgeläute, Jnscenirung eines Fackelzugs, Tagreveille,
Kirchgang und Festessen feierlichen Ausdruck zu verleihen.
a. Schwetzingen, 21. Mürz. Die am verflossenen
Donnerstag im Cafe Häßler stattgehabte Generalversamm-
lung des „Gemeinnützigen Vereins" war sehr zahlreich be-
sucht und erschienen die Theilnehmcr so pünktlich, daß mit
Erledigung der auf die Tagesordnung gesetzten Gegenstände
diesesmal präcis begonnen werden konnte. Nachdem der Prä-
sident des Vereins, Herr M. B a s s e r m a n n, die Ver-
sammlung begrüßt und eröffnet, wurde Herr Gustav H u m-
mel in Mannheim, z. Z. Mitglied der ersten badischen
Kammer, zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt. So-
dann ging man zur Erledigung der Tagesfragen über und
publicirte in erster Reihe der Sekretär, Herr Otto Schwarz,
den Commissionsbericht, welcher soviel interessante Punkte
in sich schließt, daß von der Generalversammlung der Beschluß
kund gethan wurde, diesen Bericht im Drucke erscheinen zu
lassen. (Wir verweisen auf den in dieser Nummer enthal-
tenen Kommissionsbericht. D. Red.) Als zweiter Gegen-
stand erfolgte die Rechnungsablage von Seiten des Cassiers
Herrn Schwab, welcher einen recht günstigen Stand in
finanzieller Beziehung erkennen ließ und demzufolge allge-
mein gutgeheißen wurde. Sodann wurde als dritter Ge-
genstand der Tagesordnung eine Neuwahl der Vorstands-
mitglieder vorgenommen, bei welcher folgende Herren in den
Vorstand gewählt wurden: M. Bassermann, Präsident, O.

Feuilleton.
Per Armenarzt.
Roman aus dem Leben einer großen Stadt,
von I. Steinmsnn.
Zweites Kapitel.
Hoffnungslose Lieb«.
Das Quartier, in welchem Feldmann Armenarzt war,
enthielt eine Menge jener engen Gäßchen und Sackgassen,
die in Homburg den Namen Gänge und Höfe führen. Es
ist eine falsche, im Auslande und leider Gottes in Hamburg
selbst stellenweise verbreitete Meinung, daß in den Höfen und
Gängen ein Proletariat wohne, welches ähnlich wie die Be-
völkerung gewisser Straßen in London und Paris zum Ab-
schaum der Menschheit gehöre. Ja sogar, als einmal in
Hamburg eine Anzahl von Gängen durchbrochen werden
sollte, um einer Privalwohnung Raum zu geben, entblöde-
ten die Interessanten diese» Unternehmens s^h nicht, in einer
Brochüre die Gänge als den Aufenthalt des ärgsten Lasters,
glS eine große Diebeshöhle und Mördergrube darzustellen.
Freilich haben die Gänge keinen Raum für vierspännige

Carossen und selbst wenn der müde Erdenpilger seine letzte
Fahrt im engen schwarzen Gehäuse anlritt, hält e» schwer,
den stummen Passagier in das Gewühl der breiteren Haupt-
straße zu bringen und von da hinau» zu tragen auf den
friedlichen Gottesacker vor dem Thore.
Aber trotzdem wohnt in den Gängen manch' ehrliches,
biederes Herz; manches Haupt legt sich ruhiger zum Schlafe
als in den hohen Zimmern mit glänzenden Spiegelscheiben
und auch hier beseligt die Liebe die Herzen oft inniger und
wärmer als bei Jenen, denen die Eonvenienz höher steht
als wahres Lebcnsglück.
In dem großen X.-Gange, in dein vierten Hause rechts
von dem breiteren Eingänge, wohnte Eberhardt, der Gieß-
meister einer bedeutenden Eisengießerei außerhalb des Thvres.
Die Wohnung ist parterre gelegen, er kann es so haben,
denn sein Verdienst ist gut. Weßhalb einige steile Treppen
höher wohnen, wenn es nicht unumgänglich nothwendig ist?
Es war aber noch ein triftiger Grund vorhanden, weshalb
Eberhard eine obere Etage vermied. Seine Tochter Leonore,
oder wie sie in der Familie und Nachbarschaft abgekürzt
genannt wurde: Lea, war ein armes, unglückliches Mäd-
chen, dem vie Natur das Ebenmaß der Glieder versagt und :
für das ganze Leben eine Verkrümmung des Rückgrates er- i

theilt hatte, die keine Kunst der Acrztc jemals zu heilen im
Stande war.
Lea war buckelig, ganz spitz trat der Rücken heraus.
Die Arme waren lang, affenartig nnd endeten in schmalen,
langfingerigen Händen, wie sie häufig bei total Verwachse-
nen gefimden werden. Das spitze, eckige Gesicht wurde von
dünnen blonden Haareneingerahmt, die Lea stets glatt an
die Schläfen ankämmte. Trotzdem konnte man Lea'S Ge-
sicht nicht unangenehm nennen. In dem seltsam schönen
Auge lag ein eigenthümlicheS Etwas, das sich zu Zeiten in
dem ganzen Ausdruck deS Gesichtes wiederspiegelte und einen
verschönernden Schimmer darüber hauchte. Aber nicht Je-
dem wurde dieser Anblick zu Theil, für gewöhnlich erschien
Lea abstoßend, zumal Denen, die nicht i»r Stande waren,
in den Zügen des menschlichen Antlitzes wie in einem Buche
zu lesen. Für Lea war daS Treppensteigen eine böse Sache,
denn schon nach wenigen Stufen klopfte ihr Herz schneller
und der Athein drohte auszubleiben.
Lea aber war des Vater» Vorzug, Niemand durfte ihr
in seiner Gegenwart ein kränkendes Wort sagen oder sie
mit einem geringschätzenden Blick betrachten: er hätte den
! Vermessenen mit seiner nervigen Faust zu Bode« geschlagen,
j (Fortsetzung folgt.)
 
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