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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

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März (No. 26 - 38)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0127

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Dthwchiiigtl Wochenblatt

Biertels. Aborm««e»t:
Für's Wochenil»tt S! kr
UnterhaltungSilatt 1t I».
Inserate
die viergespalte«
Peützeile oder der«
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AmLsverkrmdigmlgsttalL für den Aezirk Schwetzingen.
Badische H o p f c n) e i t u n g.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpsalz.

«0. 32.

Dienstag, 17. März 1874.

VIII. Jahrgang.

Inserate von Hlnswärts nehmen sllr uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux «on Kaasenffein <ük Mogler, Anbots Waffe und K. 4l- Aanöe L Ho>, die Süddeutsche Knnonccn-Huyeditto«
von K. Stöckhardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßbnrg, sowie das Jäger'sche Central-Bnreaux für Inserate in Frankfurt a./M.

BekMlntMachmlg rmd Einladung.
Wir bringen hiermit zur Kenntniß der Einwohner hiesiger Stadt, daß am
Sonntag, den 22. Vs. Mts., Vormittags S Uhr,
zur Zieier des Oeöurtsfeyes Seiner Majestät des deutschen Kaisers,
in den beiden Kirchen und in der Synagoge dahier Festgottesdienst stattfindet.
Am Vorabende wird das Fest eingeläutet, und ergeht an die hiesige Einwohnerschaft die Bitte, am Festtage die Häuser zu beflaggen.
Zur Feier dieses Festes ist auf Sonntag, den 22. d. M., Abends 7 Uhr, im Gasthos zum „Adler" (durch das Loos bestimmt) ein allgemeines
Abend-Essen (mit Tafelmusik) veranstaltet, wozu zur zahlreichen Betheiligung hiermit freundlichst eingeladen wird.
Die in Umlauf gesetzte Liste zur Betheiligung besagt das Nähere.
Schwetzingen, den 15. März 1874.
Der Gemeinderath:
H. Wittmann.

Deutsches Reich.
Werkin, 15. März. Der Reichstag lehnte Z 14 des
JmpfgesctzeS, betreffend den RevaccinationSzwang mit 141
gegen 140 Stimmen ab. Ein Antrag Lowe's, wonach die
in den Einzelstaaten vorhandenen Jmpfzwangsgesetze bei
dem Ausbrucke der Epidemien in Kraft gesetzt werden sollen,
wurde mit 160 gegen 122 Stimmen angenommen, des-
gleichen wurde eine Resolution auf Errichtung eines Reichs-
gesundhcitsamtes genehmigt. Die Schlußabstimmnng über
das g-i'ammte Gesetz wurde auf Montag vertagt, für welchen
Tag auch das Preßgesetz zur Berathung steht.
Stuttgart, 12 März. Man spricht hier von einem
Uebereinkümmen zwischen Baden, Bayern und Württemberg
bezüglich der Erhöhung der Fahrtaxen im Personenver-
kehr der betreffenden Eisenbahnen. Der neue Tarif
soll in Bayern am 1. April, in Baden und Württemberg
am 1. Juli d. I. in Kraft treten.
Ausland.
Versailles, 14. März. Die Nationalversammlung
setzte die Berathung über die Salzsteucr fort; die Diskussion
wird am Montag weitergeführt. Die Bnreanx ernannten
eine Commission zur Prüfung des GetzentwurfeS über die
Verlängerung der Amtsgewalt der sNunicipalräthe. 8 Mit-
glieder der Commission sind dem Gesetzentwürfe abgeneigt,
8 sind ihm günstig gestimmt.
London, 14. März. Nachrichten aus Cap Castlecoast
vom 22. Februar zufolge waren an diesem Tage alle Trup-
pen eingeschifft. General Wolseley sollte sich am 7. März
einschiffen und erwartete den neuen Gouverneur Berceley.
Die Truppen hatten auf dem Rückmaschc von Cnmassie mit

großen Schwierigkeiten zu kämpfen, da in Folge von Regen-
güssen alle Flüsse angeschwollen waren.

Aus Stadt uud Land.
)( Schwetzingen, 16. März. In der gestern im „gol-
denen Hirsch" stattgehabten Generalversammlung der hiesi-
gen Schützen-Gesellschaft, welche eiffe Neuwahl des Vorstan-
des zur Tagesorduung hatte, wurde der bisherige I. Schützen-
meistcr Herr H. Schuh wieder einstimmig als solcher ge-
wählt, ferner wurde Herr Joh. Häßler als II. , Herr
Friedr. S ch u h m ächer als III. Schützeumeister und Herr
Gg. Siegel als Cassier mit Stimmen-Einheit wieder ge-
wählt. — Im Uebrigen herrschte in dieser Versammlung
ein ächtes Weidmannsleben, wobei mail natürlich nicht
vergaß, dem „Weidmaunsdurst und Appetit" gehörig Rechnung
zu tragen.
X Schwetzingen, 15. Mürz. Gestern Abend wollte
ein lediger Bursche von Neckarau, welcher mit einem von
Plankstadt gebürtigen hier in Dienst stehenden Mädchen
Verhältnis; hatte, die Mutter seiner Geliebten in Plankstadt
erschießen und hatte bereits zwei Schüsse auf dieselbe ge-
richtet, welche aber glücklicherweise jedesmal versagten. Nach-
dem dieses Vorhaben vereitelt, verfügte sich derselbe in die
Nähe des Wohnhauses der Diensthschaft seiner Geliebten,
hier in der Kirchhofstraße, und suchte seine Geliebte a»S
demselben herauszulocken, um auch an ihr seine Mordlust
zu kühlen, wurde jedoch zu rechter Zsit von der Polizei
abgcfaßt und sitzt nun wegcnMordversnch in Untersuchungshaft.
-r Schwetzingen. (Bericht über den Vortrag des
Herrn Geometer Heß. Schluß). Kaperniens, in Polen
(Thorn 1478) geboren, verlegte sich erst noch vollbrachten

medicinischen Studien in Krakau auf das Studium der
Mathematik, pilgerte daun nach Italien, um sich weiter
auszubilden, kehrte einige Jahre nach 1500 als 30jähriger
Mann zurück und wurde Domherr zu Kramnburg, wo er
bis an sein Lebensende blieb. Dort in der Zurückgezogen-
heit, vor sich die öden nordischen Steppen und die Nebel
der Weichsel, in stiller Nachleinsamkeit die weiten Säle der Ge-
stirne durchforschend, überzeugt er sich nach mühsamen Stu-
dien von der auch schon von den Griechen geäußerten An-
nahme, dass die Erde sich bewege und dass die Sonne still-
stehc. Er stellt seine Ansichten in einem Werke auf, zau-
dert stdoch mit der Herausgabe, bis seine Freunde ihn end-
lich dazu bewegen; ans dem Sterbebette zeigte man ihm
noch das erste gedruckte Exemplar. (1543). Um sich
eine Vorstellung zu machen von dem Eindrücke, den die
neue Ansicht hervorbrachie, muß man sich des scharfen Ge-
gensatzes bewußt werden, tu dem sie mit der herrschenden
Meinung stand. Nach der christlichen Auffassung war die
Erde der Mittelpunkt, im wirklichen und im bildlichen Sinn;
die Erde war das Größte, das Erste, was Gott geschaffen
hatte, — die Menschheit der geweihte Tempel der Gottheit
und ihre Erlösung und Heiligung der höchste Zweck alles
Daseins, das Ziel der ewigen Rathschliisse Gottes, um die
Erde herum, dort über den Sternen war der Himmel,
der Wohnort der Seligen, das letzte Ziel der
suchenden, ruh- und glücksbedürftigen Seele. Und
jetzt — wurde die Erde hiuausgeschleudert in ein endloses
All — der Himmel, der geträumte Himmel dort oben war
nur Täuschung, und die Erde selbst schrumpfte zusammen zu
einem völlig verschwindenden Nichts im Vergleich mit all
den Millionen . uud Millionen millionenmal größeren
Welten.
Die Anhänger der neuen Lehre wurden als Ketzer

Feuilleton.
Der Armenarzt.
Roman aus dem Leben einer großen Stadt,
von I. Stcinmaim.
Erstes Kapitel.
Der geheimriitzvMe Kranke,
(Fortsetzung.)
„Mein Fräulein," — — sagte Feldman» etwas ver-
legen.
„Lebt er?" rief die Schöne leidenschaftlich. „Wird
er leben ? Reiten sie ihn, um alle Schätze der Welt, retten
Sie ihn!"
„Ich werde thun, was in meinen Kräften steht," er-
widerte Feldmann ruhig. „Verzagen Sie nicht, denn jetzt,
da ich die Ursache seines Zustandes kenne, wild die Gene-
sung bald erwirkt sein."
Die Schöne blickte Feldmann einige Sekunden starr
uud entsetzt an, als hätten die Worte des Arztes sie in
Stein verwandelt.
„Was sagen Sie? Sie kennen die Ursache." —

„Ais Arzt konnte sie mir nicht verborgen bleiben."
Mit einem leisen Wehrnf sank das Mädchen zusam-
men. Dann raffte sic sich auf und eilte auf Feldmann zu.
Sie ergriff seine Hände, als wollte sie ihn nicht wieder laS-
lassen und mit bebender Stimme sagle Sie:
„Sagen Sie Niemandem, was Sie wissen, um Got-
teswillen sagen Sie kein Sterbenswort. Wir wären alle
verloren, Alle miteinander — Sie auch."
Dann brach Sie in ein krampfhaftes Weinen aus.
„Beruhigen Sie sich, mein Fräulein," sagte Feldmann
mit sanfter Stimme, „fassen Sie Vertrauen zu mir."
„Ja Vertrauen, rief sie. Versprechen Sie mir zu
schweigen, Niemandem zu sagen, daß sie mich hier gesehen
und gesprochen."
„Und weßhalb?" fragte Feldmann.
„Forschen Sie nicht, wen'gstens jetzt nicht, Verspre-
chen Sie zu schweigen."
Bei diesen Worten war sie näher an ihn herangetreten und
hatte ihre Arme um seinen Nacken geschlungen.
Feldmann, dem die Position, in der er sich befand,
etwas höchst Ungewohntes war, wußte in dem erste Augen-
blick kaum, was er machen sollte. -Aber der Zauber der
Schönheit sollte auf ihn nicht vergebens wirken, die unmit-

telbare Berührung mit der schönen Gestalt, der flehende
Blick aus der herrlichen, mit Thränen gefüllten Augen,
die Angst, welche jede Fiber des schönen Mädchens in zit-
ternde Bewegung setzte, verfehlten ihre Wirkung nicht.
„Ich werde schweigen," sagte er leise.
„Dank, tausend Dank für dieses Wort," erwiederte
das reizende Mädchen. Dann umschlang sie ihn und drückte
einen Kuß ans die Lippen, die soeben das Trosteswort ge-
sprochen.
Dann riß sie sich plötzlich los. „Man kommt", rief
sie erschreckt. „Man darf mich hier nicht finden."
Mit diesen Worten blies sie den Wachsstock aus und
das Zimmer war dunkel. Feldmann ging wieder zurück,
um nach seinem Patienten zu sehen.
Kaum saß er wieder, als auch sein Begleiter von frü-
her hereintrat und meldete, daß das Bett bereit sei.
„Haben Sie Eis in der Nähe," fragte der Doctor.
„Kann sofort besorgt werden."
„Gut. Wir muffen dem Kranken Eisaufschläge auf den
Nacken machen und den Rücken mit kaltem Wasser begießen,
wofern er wieder anfwachen soll", fügte er mit einer
gewissen Betonung hinzu.
(Fortsetzung folgt.)
 
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