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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

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März (No. 26 - 38)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0107

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Erschei nt
wöchentlich drei M«I:
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.
Aste Postanstalten
und Boten nehmen
Bestellungen an.

SlhwejiiiM Uo<ht»blslt
Amtsverkündigungsötatt für den Wezirk Schwetzingen.
Badische H o p s c n z c i 1 n n g.

B!ert s. Abonnemeut:
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Unterhaltungkblatt 12 kr.
Inserate
die viergespaltene
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Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.

-0- 27. Donnerstag, 5. März 1874. VIII. Jahrgang.
Lttserate von RnswärtS nehmen sitr uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von KaasenKetn L Aogter, Rudolf Molle und K. T- Danke L tz»., die Süddeutsche Knnoncen-tzrpeditio«
von ß. Stöckßardl in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Stratzburg, sowie das Jäger'sche Central-Bursaux für Inserate in Frankfurt a./M.


Abonnements-Einladung.
Bestellungen auf das
„SchweHinger Wochenblatt"
/Badisch« Hopfenzeitung)
für den Monat März nehmen sämintliche Post-
anstalten, die Träger deS Blattes, sowie die Expe-
dition entgegen.



Deutsches Reich.

! 80 Jahre alt wird; daS jüngste Mitglied ist Dr. zur. v.
Zoltowski, er wird am 22. Mai d. I. 27 Jahre alt.
lieber 70 Jahre alt sind 17 Mitglieder, über 60 Jahre
60, über 50 : 117, über 40 : 127,'über 30 : 51. 2 Mit-
glieder sind im 29., 2 im 28. und 2 im 27. Lebensjahr.
Der politischen Stellung nach zählen 148 zur nationalliber-
alen Fraktion, 48 zur Fortschrittspartei, 29 zur deutschen
Reichspartei, 21 zu den Conservativen, 94 zum Centrum,
13 Polen, 9 Sozialdemokraten, I Däne, 83 Wilde und
ein Mandat (Amtsbezirk Leipzig) ist erledigt.
Werlin, 2. März. Die Preßgesetzcommisston des
Reichstags hat den 8 20, betreffend die Bestrafung solcher
Personen, welche mittels der Presse Den Ungehorsam gegen
daS Gesetz oder die Verletzung desselben als erlaubt rcsp.
verdienstlich darstellen, mit überwiegender Majorität ab-
gelehnt.

A«s Waden, 3. März. DaS Handelsministerium
hat zum Schutze des Straßenverkehrs und des Eisenbahn-
betriebs auf der Rheinschiffbrücke bei Speyer auf Gnind
deS Z 154 des Polizeistrafgesetzbuches eine Brückcnordnung
erlassen.
Werkt«, 2. März. Die interessanteste und gesuchteste
Lektüre unter den Drucksachen deS hohen Reichstages ist und
bleibt immer die Nr. I, die soeben ausgegeben worden ist.
Ueber 390 Abgeordnete deS Reichstages sind in dieser
Druckschrift verzei chnet und es ergibt sich, daß der
vierte Theil der Herren Grundbesitzer sind, und zwar sind
26 davon im Besitz eines einfachen, 74 aber im Besitz eines
R-üergutes. Anschließend an diese hohe Ziffer zählen wir
43 richterliche Beamte, von denen 21 auf die höheren
Gerichte kommen; 37 Rechtsanwälte und Advokaten stehen
nur 3 Staatsanwälte gegenüber. Die größte Ziffer liefert
sodann der Hanhelsstand nämlich 32, worunter 8 Direktoren
van Banken rc. — und der Priesterstand, 22, mit 2 Bischöfe,
an der Spitze. Die Armee ist vertreten durch ein Feld-
marschall, 3 Generale, z. D. und ä 1s. suits, 2 Obersten.
1 Rittmeister, die Marine durch einen Eorvetten-Kapitän.
Wir zählen weiter: 4 Prinzen. 7 Minister, 11 königl-
Kammerherrn. Kämmerer und ReichSräthe, 4 Regierungs-
präsidenten, 17 höhere Bcrwaltnngsbcamle, 5 LaudschafiS-
direktoren und Landesälteste. 7 Landräthe, 2 RegierungS-
afsefforen, 17 Professoren, 9 Bürgermeister, 12 Senatoren
und Stadträthe, 14 Schriftsteller, darunter 5 Redakteure,
3 Buchhändler, 3 Doktoren der Medizin, 2 Philosophen,
2 Lehrer, 1 Archivar. 1 Inspektor, 1 Civil-Jngenieur, 5
Brauer und Gastwirthe, 1 Maler, 1 Drechsler, 1 Tischler,
1 Müller, 1 Cigarrenmacher, der Rest von 13 führt den
einfachen Titel „Privatier". 55 der Herren wohnen dauernd
in Berlin. DaS älteste Mitglied ist der Bischof von
Straßburg, Andreas Räß, der am 17. nächsten MonatS

Straßönrg, 2. März. Französische Blätter, deren
90 verschiedener Art hierherkommen, wurden heute bei Post-
ankuiift nicht ausgegeben, vielmehr der Regierung behufs
Durchsicht zugestellt.
Kök«, 2. März. Wie der Köln. Ztg. aus Köln ge-
meldet wird, nahm Graf Arnim die Ernennung zum deut-
schen Botschafter in Kostantinopel bereits Anfangs voriger
Woche an.
Stuttgart, 28. Febr. Bis zum 15. April wird der
Kaiser Alexander von Rußland am hiesigen königl. Hofe er-
wartet, um der Vermählung seiner Nichte, der Großfürstin
Vera, mit dem zur Zeit zum Besuche der Kaiserfamilie in
St. Petersburg befindlichen Herzog Wilhelm Eugen von
Württemberg anzuwohnen. Wie versichert wird, blringt
der Kaiser den ganze» Gesangchor der kaiserl. Kapelle, um
den Glanz der kirchlichen Trauungsfeier nach griechischem
NituS in der Schloßkapelle der Königin Olga zu erhöhen.
Zu diesen Vermäpluuzsfeierlichkeiten sollen noch verschiedene
hohe Fürstlichkeiten von auswärts zu erwarten sein.
Kurs, 27. Febr. Ems scheint dieses Jahr wieder
eine glänzende Saison haben zu sollen, da schon im Mai
unser Kaiser dahin sein Hoflager verlegen will, und auch
die Ankunft deS Königs von Schweden um diese Zeit be-
vorstehen soll. Die von dem Kaiser genehmigte Trinkhalle
im Preise von 75,000 Thaler wird bis dahin vollständig
fertig sein, und wird nicht wenig zur Verschönerung des
Kaiserbades beitragen.
Kaiserslautern, 3. März. Das hiesige Znchtvolizei-
gericht hat den Bispof von Speyer wegen Beleidigung der
Eheleute Martin aus Kusel, begangen durch die gegen
letztere ausgesprochene Excamnunicatiou, zu 25 Thlr. Geld-
buße event. 10 Tagen Gcfäiigniß verurtheilt.

Ausland.
Kaag, 2. März. Die zweite Kammer verwarf den
ersten Artikel deS Gesetzentwurfs betreffs Einführung der
Goldwährung mit 210 gegen 29 Stimmen, worauf daS
Ministerium die Vorlage zurückzog.
Madrid, 1. März. Der „Gaceta" zufolge betragen
die Verluste der Armee des Generals MorioneS 800 Mann
an Todten und Verwundeten. — Marschall Serrano ist in
Santander angekommen.
London, 27. Febr. Große zwölfstündige Schlacht
vor Kumaffi am 31. Januar! Engländer 232 Todte und
Verwundete; der General bat Duppemnangel; die Nachhut
von den AschantiS bedroht. Dies waren die Schreckens-
nachrichten, welche dieser Tage das britische Publikum in
fieberhafte Aufregung versetzten, und man vergaß darüber
völlig daS Tröstliche, welcher dieselbe Depesche enthielt, näm-
lich, daß die AschantiS besiegt und die englischen Truppen
daS Terrain behauptet hatten. Inzwischen wurde die
Hauptstadt nach fünftägigem harten Kampfe genommen.
Die große Schlacht fand ungefähr 25 Kilometer von ver
Haup-stadt statt; der König nahm in eigener Person Theil.
Um 6 Uhr Morgens begann daS Gefecht. Die Schwarzen
hatten sich in einem breiten Winkel ausgestellt; sie ent-
falteten sich auf steilem Hügel hinab und fochten mit dem
Muthe der Verzweiflung. Die englische Armee, in drei
Linien aufgestellt, leistete tapferen Widerstand. — Daß
Wolseley schon am Tage »ach der Eiuiiohme der Haupt-
stadt den Rückzug anzutretcn gedachte, erk.ärt sih aus kli-
matischen Verhältnissen ; die Regenzeit bricht im Binnenlanve
um einen Monat früher herein als an der Küste, und
vielleicht sind jetzt schon die Schleusen deS Himmels über
die Hauptstadt geöffnet. König Koffi Kalkalli, welcher sich
nach der Einnahme seiner Hinpfitadt in deren Näye be-
fand, um den Friedensvertrag zu unterzeichnen, muß von
Anfang an überzeugt gewesen sein, daß die k eine Summe
vo» 200,000 L. Sterling nicht den englischen Tiger be-
sänftigen werde. Aschami — dies wissen die Engländer
eben so gut wie die Schwarzen selbst — ist ein goldreiches
Land; die Häuptlinge haben große Reich-Hümer, und der
König besitzt außer seinem Krouschatze das Recht auf den
Goldstaub aller seiner verstorbenen und in Ungnade ge-
fallenen Uuterthanen, nebst einer Goldsteuer auf die an der
Küste gekauften Sclaven; außerdem ergeben ihm die Kold-
wäschereien in den Sokogruben monatlich an 2000 Unzen-
In geschäftlichen Angelegenheiten ist der Goldstaub so ge-
wöhnlich, daß der Markiplatz zu Kumaffi, wo sich die dick-
lippigen Verehrer Mercurs versammeln, bei einer zwei-
maligen Wäsche während der Regierung des jetzigen Königs
jede» Mal an 800 Unzen dieses Stoffes lieferte. — Ob
Koffi Kalkalli treulos gehandelt und dem geschlossenen
Frieden zum Trotze den Ü bersoll g-dolen, oder ob die

Feuilleton.

Der Armenarzt.
Roman aus dem Leben einer großen Stadt._
von I. Steinmarm.
Erstes Kapitel.
Der -eheimuißvolle Kranke.
(Fortsetzung.)
vr. Victor Feldmann war ein Mann von etwa neun-
undzwanzig bis dreißig Ihren, seine Gestalt war schlank
und wohlproportionirt, sein mehr bleiches Gesicht drückte
unendlich viel Wohlwollen aus, und dennoch mischte sich ein
Zug der Bitterkeit in all' die Gutmüthigkeit hinein, von
der so viele seiner Patienten behaupteten, schon allein ge-
sund geworden zu sein. DaS Auge, meistens von den dichten
Wimpern halb bedeckt, war dunkel und hatte zu Zeiten
jenen Hellen Glanz, den man den Sehcrglanz eines Pro-
phetenaugeS nennt.
So wie er jetzt vor seinem Schreibtische saß, in seiner
einfachen schwarzen Kleidung, den Kopf in die aristokratisch
fein gebildete weiße Hand gestützt, hätte man glauben können,
er träume, denn seine Augen waren halb geschloffen und

sein Körper ruhte unbeweglich. Nur von Zeit zu Zeit
notirte er mit Bleistift einige Zeichen in ein vor ihm lie-
gendes Buch. Er schien über einen Gegnstand nachzudenken,
der für den Augenblick sein ganzes Sein erfüllte.
Rach einer Weile stand er auf und holte aus einem
der erwähnten Schränke ein Stück menschlichen Körpers,
daS in Spiritus aufbewahrt wurde und begann dasselbe mit
einem scharfen Messer zu zergliedern. Kleine Stückchen legte
er zwischen zwei Glasplatten und brachte sie unter das
Mikroskop, welcher von einer Glasglocke beschützt, stets auf
seinem Schreibtische stand.
Er vertiefte sich eifrig in daS Studium der Muskeln,
sein bleiches Gesicht bekam Farbe vor innerer Aufregung
und mächtiger Arbeit des Gehirnes. Seine Augen blitzten
vor Freude, er schien zu finden, was er suchte.
Draußen goß der Regen und spülte die Straßen und
wer unter den verstopften Dachrinnen vorbeigegangen wäre,
hätte eine Douche von dem Wasser bekommen, das in großem
Bogen auf daS Trottoir stürzte.
Mittlerweile war eS spät geworden, als plötzlich die
Nachtglocke gezogen wurde.
Feldmann, unangenehm in seinem Studium gestört,
eilte an das Fenster, um zu sehen, wer draußen sei, allein

der herabstürzende Regen vereitelte sein Vorhaben und so
sah er sich denn genöihigt, hinunter zu gehen und dem Ein-
laßbegehrenden die Thür zu öffnen.
Er zündete «in Licht an, begab sich auf die Hausdiele
und öffnete.
Es trat rasch ein Mann ein, der, dicht in einen Mantel
gehüllt und mit einem starken Kremphut versehen, nur we-
nig von seinem Gesichte erblicken ließ.
„Sind Sie der Doctor Feldmann?" fragte der Ein-
getretene hastig und flüsternd.
„Der bin ich," lautete die Antwort.
„Können Sie," fragte der Fremde eben so leise wie
vorhin, „können sie mir zu einem sehr schwer Kranken fol-
gen, der sofortiger ärztlicher Hülfe bedarf?"
„Der leidenden Menschheit meine Dienste jederzeit be-
reit zu halten, ist meine Pflicht," erwiderte der Doctor ernst
und fest.
„Gut! dann folgen Sie — aber rasch."
„Wollen Sie einen Augenblick näher treten," sagte
Doctor Feldmann, „bis ich mein Besteck eingepackt und mich
mit einigen Arzneimitteln versehen habe?"
(Fortsetzung folgt.)
 
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