Srschnnt
wöchentlich drei Mal:
Lienstag, Donnerst«,
un* SamStag-
Alle Postanstatten
«nL Boten nehmen
Bestellungen an.
Mwchinger Wochenblatt
Kmtsverkünbigungsßlatt Kr den Wezirk Schwetzingen.
Abonnement:
vierteljährlich 1 fl. 3 kr.
Anjerate
die viergejpaltene
Petitzerle oder deren
Raum 4 kr.,
Garmondzeile S kr.
Badische H s p f e il i e i t u n g.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.
N<r. 23.
Dienstage 24. Februar 1874?
VIII. Jahrgang.
Inserat« von RnswKr.S nehmen für UN, «uch rntzegen die Ann,nccn-Bure->«x »»n AsKsmßer« L Megker, A«d»kf Messe und H. /. Aaufle ch T«., die Süddeutsche Knnoncen-GÄNeditie«
von H. St-Kßnrdt in Fr«nksurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, ASrich, Base! »nd Gtrahburg, sowie da» Kügrr'sche kentral-Bureaug fitr Anserate in Frankfurt a./M.
Badischer Landtag.
Karlsruhe, 9. Fcbr.
31. öffentliche Sitzung der 2. Kammer.
Vorsitzender: Präsiden! KirSner.
Am Ministertisch Staatsminister Dr. Jolly, Ministerial-
Präsident Ellstätter und Ministcrialrath Kilian, später Mi-
nisterialpräsident Turban.
Nach erfolgter Mittheilung der eingegangmen Petitio-
nen folgt der mündliche Bericht der Budgetkommlssion über
die nachträglich- Forderung der Großh. Regierung zum
ordentlichen Budget des Slaalsministeriums und Berathung
darüber; Berichterstatter Abg. Friderich.
Die Kommission beantragt zn Tit. I, Z 1, die zusätz-
liche Bewilligung von 36,000 Gulden zu Gehallserhöhungen
für die Bedienstete» der Großh. Hofverwaltung, ferner die
Erhöhung der Besoldung des Archivars der Erste» Kammer
um 300 Gulden und die Gewährung von 300 Gulden
Funktionsgehalt an den Archivar der Zweiten Kammer; für
diese drei Punkte wird Berathung in abgekürzter Form be-
schlossen.
Abg. Edelmann erklärt, für die erste Forderung nicht
stimme» zn können, weil darin eine für die Auseinander-
setzung der Domänenfrage präjnoizirliche Erhöhung der Zivil-
li'te enthüllen sein würde Zudem seien schon früher 24,000
Gulden vom Hosetot übernommen worden, während doch die
Güter und Waldungen desselben bedeutend höhere Erträgnisse
als früher liefern. Außerdem werde sich für 1875 sicher-
lich ein Defizit Herausstellen »nd dasselbe eine Steuer-
Erhöhung herbkiführen.
Abg. Friderich: Die letzte Behauptung des Vorredners
stütze sich ans die Annahme der Erhöhung der Malrikular-
deiträge, wozu alle bestimmten Anhaltspunkte fehlen. Außer-
dem sei aber au; der vorigen Budgelperiode bekannt, daß
die günstigeren Stencrergebniffe, als der Voranschlag sie
enthält, sogar ein Defizit unbedenklich erscheinen lassen; in
dieser Periode sei aber von einem solchen gar nicht die Rede,
und auch die 36,000 fl. werden durch die regelmäßigen Ein-
nahmen aufgebracht. Sie sind keine Erhöhung der Zivil-
liste , sondern nur ein Nachtrag für die Aufbesserung der
Bezüge der Bediensteten.
Es wird dieser Posten gegen die Stimmen der Rechten
bewilligt, ebenso einstimmig die beiden weitern Anforderungen
für die A'-chivarc.
Man schreitet zur Berathung des Berichts der Budget-
konimission über die in den Jahren 1874 und 1875 aus
dem Domänengrundstock zu machenden Ausgaben; Bericht-
erstatter Abg. Sarlori.
Die Anforderungen, welche in dieser Budgetperiodc an
den Domänengrnndstock zur Bestreitung außerordentlicher
Ausgaben gestellt werden, beziffern sich nach der Regierungs-
vorlage auf 1,168.658 fl.
Z 1. Zur Anschaffung von KunstgegeiMnden in die
Kunsthalle hier 20,000 fl. Diese Anforderung stimmt mit
dem letzten Budgetsatz überein und wurde ohne Debatte ge-
nehmigt.
Z. 2. Zur Herstellung eines Gebäudes für die ver-
einigten Sammlungen: kr. aufrecht zu erhaltender Kredit
258,133 fl., d. neue Anforderung 44,S23 fl. 48 kr., zu-
sammen 303,057 fl. 29 kr.
Nach einem im Jahre 1867 entworfenen Plane wurde
nach dem Bericht die Lage des Lesesaales unmittelbar neben
die Büchersammlung im ersten Stockwerk., über dem Haupt-
cingaug des Gebäude? in Aussicht genommen. Diese Ein-
theilung hatte zur Folge, daß tue Lage der Haupttreppe an
das entgegengesetzt Ende des Eingang; , an die Südseite
des Gebäudes bestimmt werden mußt. Eine eingehende
Revision der Pläne im Jahre 1872 ergab jedoch, daß die
beabsichtigte Lage der Treppe, weil allzu weit von dem
Eingänge entfernt, einen Mißfland in sich schließe. Ebenso
wurde die Lage des LesesaaleS, sowie dessen beabsichtigte,
für den gegebenen Zweck zu wclRaum in Anspruch nehmende
Ausdehnung als unzweckmäßig erkannt. Aus diesen Grün-
den erfolgte die Verlegung des Treppenhauses in die Mitte
des Gebäudes, sowie die deS Lesezimmers an die Stelle des
projektirt gewesenen Treppenhauses. Die Kommission er-
kennt die Zweckmäßigkeit dieser baulichen Veränderungen,
deren Kosten auf 17,363 fl. 48 kr. veranschlagt sind, an.
Abg. v. Feder bedauert, daß das Sammlungsgebäude
noch nicht vollendet sei; über einen Tbeil der inner» Ein-
richtung, da? ist die der Hof- und Staatsbibliothek, welche
außerordentlich praktisch sei, spricht Redner seine vollste An-
erkennung aus und verbindet damit den Wunsch, daß die
literarischen Sätze dem Publikum möglichst zugänglich ge-
macht werden möchten.
Ministerialrath Kilian: Zur Entschuloigung deS bau-
lciicndcn Technikers wegen der bedeutenden .Hinausrückung
des Termins für die Vollendung des Sammlungsgcbäudes
dient besonders das Hineinfallen zweier Kriege in die Bau-
periode, bei deren Beginn jedesmal sammtliche Arbeiten so-
fort sistirt und die betreffenden Vertrüge gelöst wurden;
1871 ergab sich ferner bei der Wiederaufnahme des Baues
die besondere Schwierigkeit, daß die Privatbauihätigkeit wäh-
rend des Kriegs nicht eingestellt worden war und mit Schluß
desselben eine solche Ausdehnung angenommen hatte, daß
fast alle Baukräfte beschäftigt waren und für den Staat
schwer solle gewonnen werden konnten. Die Veränderung
der Lage des Lesesaales ergab eine weitere Verzögerung.
Zudem sei die Eigenart des sehr tüchtigen und künstlerischen
Bauleiters in Betracht zu ziehen, daß demselben ein rasches
Arbeiten abgehe. Zur Zeit liege jedoch eine bestimmte Zu-
sage desselben vor, daß der Vau im Laufe des Jahres voll-
endet und die Sammlungen spätestens im Frühjahr 1855
übergeführt werden sollten.
Abg. v. Feder: Der erwähnten Eigenart lasse sich be-
sonders dpirch Vermehrung der Arbeiter abhelfen.
Ministerialralh Kilian: Im Innern sei der Bau in
der letzten Zeit sehr gefördert worden.
Abg. Hvffschmid: Der Bau komme ihm vor, wie das
Hochzeitskleid der Penelope und werde in seiner Ufertigkeit
nach und nach zu einem Wahrzeichen von Karlsruhe; hof-
fentlich sei der vorliegende Posten der letzte, welchen die
Kammer zu bewilligen habe für dieses Gebäude, in dessen
Jnnerm man bis jetzt noch fast lauter rauhe Wände sehe.
Abg. Friderich: Dieser Bau, welcher nach früheren
Plänen noch eine größere Ausdehnung hätte erhalten sollen,
würde allerdings ein Wahrzeichen der Stadt werden, aber
ein solches, welches ihr zur Zierde gereiche. Für die vor
und hinter dem Hause herzustellenden Anlagen sei im Sinne
des größicn Theils der Karlsruher Bevölkerung der Wunsch
ausznsprechen, daß kein hohe? Geländer um das Haus und
die Anlagen angebracht werden möge. Redner glaube, daß
der Bau hierdurch in seinem Ansehen gewinnen und die
Siadt sich gern zur Unterhaltung der Anlagen berbeilassen
werde.
Ministerialralh Kilian: Im ursprünglichen Anschläge
seien 12,000 fl. für die Anlagen und ein Geländer vor-
gesehen; ob das letztere wirklich zur Ausführung kommen
werde, sei noch nicht fest beschlossen und könne die Frage
zuvor erörtert werden.
Abg. Lauter: Redner könne bestätigen, daß die Be-
völkerung der Stadt ziemlich allgemein freie Anlagen in
Verbindung mit den angrenzenden Straßen, ohne Geländer
und mit Beseitigung der Planken und Ahagraben wünsche;
ei» Geländer würde die Aussicht auf das Sammlungs-
gebäude und daS Direktionsgebüude stören; die Gemeinde
werde sich jedenfalls zur Unterhaltung der Anlagen bereit
erklären. — Z 2 wird genehmigt, ebenso die weitern auf
das Sammlnngsgebäude bezüglichen Positionen.
In gleicher Weise finden die Posten für den Winter-
garten (22,200 fl), für den Kavalierbau und Hauptban im
Schlosse zu Baden (19,663 fl.) und für den Kuppelbau des
Orangeriegebäudes im botanischen Garten hier (53,638 fl.)
keinen Anstand.
Endlich wurden 750,000 fl. aus dem Domänengrund-
stack bewilligt für Anlage eines Verbindungskanals zwischen
Rhein und Neckar bei Mannheim.
Hieran schließt sich sie Beraihung über eine An-
zahl Petitionen, sowie Miltheilungen der Pctitiouskom-
»üssion über Pelitionserledignngen des vorigen Landtags,
soweit sie dnn Ressort des Finanz- und des Handelsmini-
steriums angehörcu.
MttllrtiM.
Z m Mockskrug e.
Kriminal-Novelle
von F. Klink.
(Fortsetzung.)
Die Kranke berührte mit der Hand ihre Stirn, als
wollte sie die Nebel verscheuchen, welche ihre Sinne gefangen
hielten. Plötzlich schien sie sich zn besinnen. Sie schloß
schaudernd die Augen.
„O, mein Galt!" murmelte sie tonlos.
Dann schwieg sic lange, aber sie hatte ihre Besinnung
nicht wieder verloren.
Eine Stunde verging,>he sie wieder zu reden versuchte."
Endlich sagte sie:
„Ich muß mit dem Herrn Untersuchungsrichter sprechen."
Sic sagte das klar und deutlich und in ihren Augen
prägte sich ein unerschütterlicher Entschluß aus. Die bleiche
Wange war fieberhaft geröthet, aber nur minutenlang.
„Ihr solltet euch nicht aufregen, liebe Frau? Wenig-
stens nicht heute — Ihr könnt ja, wenn ihr euch besser
fühlt, mit dem Untersuchungsrichter sprechen."
„Wenn ich besser bin?" fragte sie träumerisch. „Das
wird nicht eher sein, bis ich dieses Leben von mir abge-
streifi habe. Nein, ich darf nicht zögern, jede Minute ist
kostbar. Holen Sie den Untersuchungsrichter, ich habe ihm
Wichtige? zu entdecken, ehe es zu spät ist."
Sie sprach in hastigen, abgebrochenen Sätzen, und die
Wärterin fühlte, daß sie in der Thai nicht zögern dürfe,
die Kranke schien Plötzlich übernatürliche Kräfte gesammelt
zu haben.
Die Müllerin saß ausrecht auf ihrem Lager, als der
Untersuchungsrichter bei ihr cintrat und dieser erschrack vor
der furchtbaren Veränderung, welche mit der Frau vorge-
gangen war, seitdem er sie nicht mehr gesehen. Das Haar
war silberweiß geworden und das ganze Gesicht so durch-
sichtig, wie die eingesunkenen Schläfen.
„Endlich!" rief sie, ticfausathmend.
„Sie haben nach mir verlangt," sagte der Untersuch-
ungsrichter, sich auf einen Stuhl uiedcrlassend, wie sie ihm
bedeutete.
„Ja, ich habe nach Ihnen verlangt, ich kann nicht
sterben, bevor ich nicht mein Gewissen erleichtert habe."
„Sie werden nicht sterben — Sic sind auf dem besten
Wege der Besserung," suchte der Richter sie zu trösten.
Die Müllerin lächelte schmerzlich.
„Meinen Sic, daß ich den Tod fürchte? Nein, er ist
mir ein Erlöser — es wäre mir entsetzlich, sollte ich diese?
Leben ferner ertragen. Ich sterbe gern — wollte der erbar-
mungsreiche Gott, ich könnte mit meinem Tode mein Ver-
brechen sühnen."
„Sic wollen gestehen?"
„Ja," entgegnet? sie ohne zu zögern. „Ich gestehe, daß
ich den Müller mit Arsenik vergiftet habe."
„Ah!" rief der Untersuchungsrichter aus. „Und da?
Kind?"
„Auch —" sie hielt zögernd eine Minute inne —
„auch das Kind habe ich ermordet."
„Sprechen Sie die Wahrheit? Bedenken Sie die
Wahrheit, ehe Sie etwas Derartiges sagen. Im Angesichte
des TodeS beschwöre ich Sie, nicht mit einer Unwahrheit
ans der Welt zu scheiden."
Die Müllerin besann sich jedoch keinen Augenblick.
„Ich spreche die Wahrheit — durch meine Schuld ist
sowohl der Müller als das Kind gestorben."
„Ihr habt beide vergiftet?"
„Beide, meinen ersten Mann und mein Kind."
(Fortsetzung folgt.)
wöchentlich drei Mal:
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un* SamStag-
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Kmtsverkünbigungsßlatt Kr den Wezirk Schwetzingen.
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Anjerate
die viergejpaltene
Petitzerle oder deren
Raum 4 kr.,
Garmondzeile S kr.
Badische H s p f e il i e i t u n g.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.
N<r. 23.
Dienstage 24. Februar 1874?
VIII. Jahrgang.
Inserat« von RnswKr.S nehmen für UN, «uch rntzegen die Ann,nccn-Bure->«x »»n AsKsmßer« L Megker, A«d»kf Messe und H. /. Aaufle ch T«., die Süddeutsche Knnoncen-GÄNeditie«
von H. St-Kßnrdt in Fr«nksurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, ASrich, Base! »nd Gtrahburg, sowie da» Kügrr'sche kentral-Bureaug fitr Anserate in Frankfurt a./M.
Badischer Landtag.
Karlsruhe, 9. Fcbr.
31. öffentliche Sitzung der 2. Kammer.
Vorsitzender: Präsiden! KirSner.
Am Ministertisch Staatsminister Dr. Jolly, Ministerial-
Präsident Ellstätter und Ministcrialrath Kilian, später Mi-
nisterialpräsident Turban.
Nach erfolgter Mittheilung der eingegangmen Petitio-
nen folgt der mündliche Bericht der Budgetkommlssion über
die nachträglich- Forderung der Großh. Regierung zum
ordentlichen Budget des Slaalsministeriums und Berathung
darüber; Berichterstatter Abg. Friderich.
Die Kommission beantragt zn Tit. I, Z 1, die zusätz-
liche Bewilligung von 36,000 Gulden zu Gehallserhöhungen
für die Bedienstete» der Großh. Hofverwaltung, ferner die
Erhöhung der Besoldung des Archivars der Erste» Kammer
um 300 Gulden und die Gewährung von 300 Gulden
Funktionsgehalt an den Archivar der Zweiten Kammer; für
diese drei Punkte wird Berathung in abgekürzter Form be-
schlossen.
Abg. Edelmann erklärt, für die erste Forderung nicht
stimme» zn können, weil darin eine für die Auseinander-
setzung der Domänenfrage präjnoizirliche Erhöhung der Zivil-
li'te enthüllen sein würde Zudem seien schon früher 24,000
Gulden vom Hosetot übernommen worden, während doch die
Güter und Waldungen desselben bedeutend höhere Erträgnisse
als früher liefern. Außerdem werde sich für 1875 sicher-
lich ein Defizit Herausstellen »nd dasselbe eine Steuer-
Erhöhung herbkiführen.
Abg. Friderich: Die letzte Behauptung des Vorredners
stütze sich ans die Annahme der Erhöhung der Malrikular-
deiträge, wozu alle bestimmten Anhaltspunkte fehlen. Außer-
dem sei aber au; der vorigen Budgelperiode bekannt, daß
die günstigeren Stencrergebniffe, als der Voranschlag sie
enthält, sogar ein Defizit unbedenklich erscheinen lassen; in
dieser Periode sei aber von einem solchen gar nicht die Rede,
und auch die 36,000 fl. werden durch die regelmäßigen Ein-
nahmen aufgebracht. Sie sind keine Erhöhung der Zivil-
liste , sondern nur ein Nachtrag für die Aufbesserung der
Bezüge der Bediensteten.
Es wird dieser Posten gegen die Stimmen der Rechten
bewilligt, ebenso einstimmig die beiden weitern Anforderungen
für die A'-chivarc.
Man schreitet zur Berathung des Berichts der Budget-
konimission über die in den Jahren 1874 und 1875 aus
dem Domänengrundstock zu machenden Ausgaben; Bericht-
erstatter Abg. Sarlori.
Die Anforderungen, welche in dieser Budgetperiodc an
den Domänengrnndstock zur Bestreitung außerordentlicher
Ausgaben gestellt werden, beziffern sich nach der Regierungs-
vorlage auf 1,168.658 fl.
Z 1. Zur Anschaffung von KunstgegeiMnden in die
Kunsthalle hier 20,000 fl. Diese Anforderung stimmt mit
dem letzten Budgetsatz überein und wurde ohne Debatte ge-
nehmigt.
Z. 2. Zur Herstellung eines Gebäudes für die ver-
einigten Sammlungen: kr. aufrecht zu erhaltender Kredit
258,133 fl., d. neue Anforderung 44,S23 fl. 48 kr., zu-
sammen 303,057 fl. 29 kr.
Nach einem im Jahre 1867 entworfenen Plane wurde
nach dem Bericht die Lage des Lesesaales unmittelbar neben
die Büchersammlung im ersten Stockwerk., über dem Haupt-
cingaug des Gebäude? in Aussicht genommen. Diese Ein-
theilung hatte zur Folge, daß tue Lage der Haupttreppe an
das entgegengesetzt Ende des Eingang; , an die Südseite
des Gebäudes bestimmt werden mußt. Eine eingehende
Revision der Pläne im Jahre 1872 ergab jedoch, daß die
beabsichtigte Lage der Treppe, weil allzu weit von dem
Eingänge entfernt, einen Mißfland in sich schließe. Ebenso
wurde die Lage des LesesaaleS, sowie dessen beabsichtigte,
für den gegebenen Zweck zu wclRaum in Anspruch nehmende
Ausdehnung als unzweckmäßig erkannt. Aus diesen Grün-
den erfolgte die Verlegung des Treppenhauses in die Mitte
des Gebäudes, sowie die deS Lesezimmers an die Stelle des
projektirt gewesenen Treppenhauses. Die Kommission er-
kennt die Zweckmäßigkeit dieser baulichen Veränderungen,
deren Kosten auf 17,363 fl. 48 kr. veranschlagt sind, an.
Abg. v. Feder bedauert, daß das Sammlungsgebäude
noch nicht vollendet sei; über einen Tbeil der inner» Ein-
richtung, da? ist die der Hof- und Staatsbibliothek, welche
außerordentlich praktisch sei, spricht Redner seine vollste An-
erkennung aus und verbindet damit den Wunsch, daß die
literarischen Sätze dem Publikum möglichst zugänglich ge-
macht werden möchten.
Ministerialrath Kilian: Zur Entschuloigung deS bau-
lciicndcn Technikers wegen der bedeutenden .Hinausrückung
des Termins für die Vollendung des Sammlungsgcbäudes
dient besonders das Hineinfallen zweier Kriege in die Bau-
periode, bei deren Beginn jedesmal sammtliche Arbeiten so-
fort sistirt und die betreffenden Vertrüge gelöst wurden;
1871 ergab sich ferner bei der Wiederaufnahme des Baues
die besondere Schwierigkeit, daß die Privatbauihätigkeit wäh-
rend des Kriegs nicht eingestellt worden war und mit Schluß
desselben eine solche Ausdehnung angenommen hatte, daß
fast alle Baukräfte beschäftigt waren und für den Staat
schwer solle gewonnen werden konnten. Die Veränderung
der Lage des Lesesaales ergab eine weitere Verzögerung.
Zudem sei die Eigenart des sehr tüchtigen und künstlerischen
Bauleiters in Betracht zu ziehen, daß demselben ein rasches
Arbeiten abgehe. Zur Zeit liege jedoch eine bestimmte Zu-
sage desselben vor, daß der Vau im Laufe des Jahres voll-
endet und die Sammlungen spätestens im Frühjahr 1855
übergeführt werden sollten.
Abg. v. Feder: Der erwähnten Eigenart lasse sich be-
sonders dpirch Vermehrung der Arbeiter abhelfen.
Ministerialralh Kilian: Im Innern sei der Bau in
der letzten Zeit sehr gefördert worden.
Abg. Hvffschmid: Der Bau komme ihm vor, wie das
Hochzeitskleid der Penelope und werde in seiner Ufertigkeit
nach und nach zu einem Wahrzeichen von Karlsruhe; hof-
fentlich sei der vorliegende Posten der letzte, welchen die
Kammer zu bewilligen habe für dieses Gebäude, in dessen
Jnnerm man bis jetzt noch fast lauter rauhe Wände sehe.
Abg. Friderich: Dieser Bau, welcher nach früheren
Plänen noch eine größere Ausdehnung hätte erhalten sollen,
würde allerdings ein Wahrzeichen der Stadt werden, aber
ein solches, welches ihr zur Zierde gereiche. Für die vor
und hinter dem Hause herzustellenden Anlagen sei im Sinne
des größicn Theils der Karlsruher Bevölkerung der Wunsch
ausznsprechen, daß kein hohe? Geländer um das Haus und
die Anlagen angebracht werden möge. Redner glaube, daß
der Bau hierdurch in seinem Ansehen gewinnen und die
Siadt sich gern zur Unterhaltung der Anlagen berbeilassen
werde.
Ministerialralh Kilian: Im ursprünglichen Anschläge
seien 12,000 fl. für die Anlagen und ein Geländer vor-
gesehen; ob das letztere wirklich zur Ausführung kommen
werde, sei noch nicht fest beschlossen und könne die Frage
zuvor erörtert werden.
Abg. Lauter: Redner könne bestätigen, daß die Be-
völkerung der Stadt ziemlich allgemein freie Anlagen in
Verbindung mit den angrenzenden Straßen, ohne Geländer
und mit Beseitigung der Planken und Ahagraben wünsche;
ei» Geländer würde die Aussicht auf das Sammlungs-
gebäude und daS Direktionsgebüude stören; die Gemeinde
werde sich jedenfalls zur Unterhaltung der Anlagen bereit
erklären. — Z 2 wird genehmigt, ebenso die weitern auf
das Sammlnngsgebäude bezüglichen Positionen.
In gleicher Weise finden die Posten für den Winter-
garten (22,200 fl), für den Kavalierbau und Hauptban im
Schlosse zu Baden (19,663 fl.) und für den Kuppelbau des
Orangeriegebäudes im botanischen Garten hier (53,638 fl.)
keinen Anstand.
Endlich wurden 750,000 fl. aus dem Domänengrund-
stack bewilligt für Anlage eines Verbindungskanals zwischen
Rhein und Neckar bei Mannheim.
Hieran schließt sich sie Beraihung über eine An-
zahl Petitionen, sowie Miltheilungen der Pctitiouskom-
»üssion über Pelitionserledignngen des vorigen Landtags,
soweit sie dnn Ressort des Finanz- und des Handelsmini-
steriums angehörcu.
MttllrtiM.
Z m Mockskrug e.
Kriminal-Novelle
von F. Klink.
(Fortsetzung.)
Die Kranke berührte mit der Hand ihre Stirn, als
wollte sie die Nebel verscheuchen, welche ihre Sinne gefangen
hielten. Plötzlich schien sie sich zn besinnen. Sie schloß
schaudernd die Augen.
„O, mein Galt!" murmelte sie tonlos.
Dann schwieg sic lange, aber sie hatte ihre Besinnung
nicht wieder verloren.
Eine Stunde verging,>he sie wieder zu reden versuchte."
Endlich sagte sie:
„Ich muß mit dem Herrn Untersuchungsrichter sprechen."
Sic sagte das klar und deutlich und in ihren Augen
prägte sich ein unerschütterlicher Entschluß aus. Die bleiche
Wange war fieberhaft geröthet, aber nur minutenlang.
„Ihr solltet euch nicht aufregen, liebe Frau? Wenig-
stens nicht heute — Ihr könnt ja, wenn ihr euch besser
fühlt, mit dem Untersuchungsrichter sprechen."
„Wenn ich besser bin?" fragte sie träumerisch. „Das
wird nicht eher sein, bis ich dieses Leben von mir abge-
streifi habe. Nein, ich darf nicht zögern, jede Minute ist
kostbar. Holen Sie den Untersuchungsrichter, ich habe ihm
Wichtige? zu entdecken, ehe es zu spät ist."
Sie sprach in hastigen, abgebrochenen Sätzen, und die
Wärterin fühlte, daß sie in der Thai nicht zögern dürfe,
die Kranke schien Plötzlich übernatürliche Kräfte gesammelt
zu haben.
Die Müllerin saß ausrecht auf ihrem Lager, als der
Untersuchungsrichter bei ihr cintrat und dieser erschrack vor
der furchtbaren Veränderung, welche mit der Frau vorge-
gangen war, seitdem er sie nicht mehr gesehen. Das Haar
war silberweiß geworden und das ganze Gesicht so durch-
sichtig, wie die eingesunkenen Schläfen.
„Endlich!" rief sie, ticfausathmend.
„Sie haben nach mir verlangt," sagte der Untersuch-
ungsrichter, sich auf einen Stuhl uiedcrlassend, wie sie ihm
bedeutete.
„Ja, ich habe nach Ihnen verlangt, ich kann nicht
sterben, bevor ich nicht mein Gewissen erleichtert habe."
„Sie werden nicht sterben — Sic sind auf dem besten
Wege der Besserung," suchte der Richter sie zu trösten.
Die Müllerin lächelte schmerzlich.
„Meinen Sic, daß ich den Tod fürchte? Nein, er ist
mir ein Erlöser — es wäre mir entsetzlich, sollte ich diese?
Leben ferner ertragen. Ich sterbe gern — wollte der erbar-
mungsreiche Gott, ich könnte mit meinem Tode mein Ver-
brechen sühnen."
„Sic wollen gestehen?"
„Ja," entgegnet? sie ohne zu zögern. „Ich gestehe, daß
ich den Müller mit Arsenik vergiftet habe."
„Ah!" rief der Untersuchungsrichter aus. „Und da?
Kind?"
„Auch —" sie hielt zögernd eine Minute inne —
„auch das Kind habe ich ermordet."
„Sprechen Sie die Wahrheit? Bedenken Sie die
Wahrheit, ehe Sie etwas Derartiges sagen. Im Angesichte
des TodeS beschwöre ich Sie, nicht mit einer Unwahrheit
ans der Welt zu scheiden."
Die Müllerin besann sich jedoch keinen Augenblick.
„Ich spreche die Wahrheit — durch meine Schuld ist
sowohl der Müller als das Kind gestorben."
„Ihr habt beide vergiftet?"
„Beide, meinen ersten Mann und mein Kind."
(Fortsetzung folgt.)