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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

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August (No. 90 - 102)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0363

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Erscheint
wöchentlich drei Mal:
Dienstaz, Donnerst agl
und Samstag.
Alle Postanstalten
und Boten nehmen
Bestellungen an.



Amtsverkündigungsvkatt für den Aezirk Schwehingen.
Bad i s ch e Hop s c o Zeitung.
.---

Viertelj. Abonnement!
Für's Wochenblatt 51 kr.
Unterhaltungsblatt 12 kr.
Inserate
die viergeshaltene
Petitzeile oder deren
Raum 4 kr.,
Garmondzeile 5 kr.



Fo. 91


Dienstag, 4. August 1874.

VIII. Jahrgang.

Inserate von Auswärts nehmen für uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Äaascnstein L Ioglcr, Iludokf Masse und H. Aa«s« L Ko., Süddeutsche Annoncen.Krprditio«
von G. Stöckhardt in Franksurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich,'Basel und Straßburg, sowie das Zäger'sche C-ntral-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./M.

auf das „Schtve-
tziuger Wochen-
blatts die Bad.

Bestellungen
Hopfenzeitung" für die Monate August und Sep-
tember werden von allen Postanstalten, Landpostbolen u.
unseren Zeitungsträgern, sowie von der Expedition ange-
nommen._ _
Deutsches Reich.
Karlsruhe, 31. Juli. Das heutige Gesetzes- und Ver '
ord n un gs - B l a t t Nr. 34 enthält;
I. Eine landesherrliche Verordnung: die Bestimmung des Ein-
führungstags für das Gesetz, besondere Bestimmungen über Verfassung
und Verwaltung der Stadtgemeinden betreffend. Dieses Gesetz tritt
am 1. Januar 187S in Kraft.
II. Verordnungen dis Ministeriums des Innern : n die Lehraus-
hilse an Volksschulen und deren Vergütung betreffend; 1> die Theil-
nahme an dem allgemeinen Schullehrer-Wittwen--und Waisenfond btr.
Karlsruhe. Seine Königliche Hoheit der Großherzog
haben Sich unter dem 8. Juli d. I. allergnädigst bewogen gefunden,
dem Hauptlehrer Jacob Christian Schöpslin in Ebcrbach die
kleine goldne Verdienstmedaille zu verleihen.
* Schwetzingen, 2. August. Die ultramoutauen
Blätter tischen ihren Lesern seit einiger Zeit fast täglich das
Mährchen auf, die Maigesetze seien durchaus unwirksam und
erfolglos geblieben, die Regierung und die Liberalen hätten
erschreckt die Unmöglichkeit erkannt, etwas gegen Rom aus-
zurichten. Demokratische Blätter secunditen schädenfroh. Wer
sich durch solche Redensarten wankend machen läßt, der
muß herzlich wenig um die Natur des Kampfes wissen,
welcher ausgebrocheu ist, um die Mittel, welche zur Anwen-
dung kommen und um die Ziele, welche verfolgt werden.
Mit der Bestrafung widerspenstiger Priester und Bischöfe
ist es allerdings nicht gethau. Damit wird nichts bezweckt,
als daß der Menge begreiflich wird, auch der Talarträger
stehe unter dem Gesetz. Das immerhin etwas, für die Ent-
scheidung des Kampfes, aber ohne Einfluß. Dazu gilt es,
den Bann zu lösen, der auf den Geistern von Millionen
Laien und Tausenden von Priestern Pegt. Seit "einem Vier-
teljahrhundert hat man deii Clerus als gehorsame jeder
Selbstverständigkeit des Denkens, jedes eigene» Willens baare
Diener, um nicht zu sagen Sclaven Roms, in den jesuitischen
Seminaricn heranbilden lassen und ihnen sämmtliche Erzie-
hungs- und Bildungsanstalten der Jugend bedingungslos
überliefert. , Ist es ein Wunder, daß eine so herangewachsene
und herangezogene Generation ein gedankenloses Werkzeug
in der Hand des Clerus wurde. Und wie will man eine
Aenderung erwarten; Wunder gibt es für uns nicht. Wir
müssen also warten bis eine neue Generation von wissenschaft-
lich freiem Geiste erfüllter katholischer Geistlichen ansgcbildet
ist und die Wirkungen der Reform unseres Schulwesens
hervortreten. Das ist freilich ein langsamer Weg, aber
auch der einzig sichere. Gönnen wir den Ultramontanen
ihre erkünstelte Siegeszuversicht. Sie wissen, wem auf die

Dauer der Sieg zufallen muß. Sie herrschen nur über
die Menge, welche sie von Kindheit an für ihre Zwecke ab-
richten konnten. Wer denken lernt, ist ihrem Einfluß für
immer entronnen.
— Am Montag ist Herr Stadtpfarrer Höch städter
von Eberbach in Lörrach eingetroffen und wird derselbe
nächsten Sonntag, 2. August, durch Herrn Dekanatsverweses
Strübe von Steinen der Gemeinde vorgestellt werden.
— Die Handelskammer m Bruchsal hat ein um-
fangreiches Expose in Betreff wiinschenswerther Abänderun-
gen, Auslassungen und Zusätze an dem Reichs-Eisen-
bahn-Gesetzentwurf ausgearbeitct. Derselbe wurde
beim Reichs-Eisenbahn-Amt in Berlin eingereicht und ab-
schriftlich dem Handelsministerium in Karlsruhe mitgethcilt.
— In B ad en - Baden starb am 31. Juli nach
längerem Leiden der um die Stadt Baden viel verdiente
Bürgermeister Gaus im Aster von 57 Jahrein
— Wie die „Str. Ztg." meldet, ist zwischen derReichS-
regierung und der großhcrzoglich badischen Regie-
rung eine V c r e i n b a r u n g dahin eingetroffen worden,
„daß die. dem Großherzogthum Baden angehörenden Kinder,
welche sich in Elsaß-Lothringen aufhalten, und die Elsaß-Loth-
ringen angehörenden Kinder, welche sich im Großherzogthum
Baden aufhqlten, nach Maßgabe der im Lande des Aufent-
haltes bestehenden Gesetze wie Inländer zum Besuche der
Schule hcrangezogen werden sollen, daß diese Nöthigung zum
Besuche der Schule sich nicht NM, auf die eigentliche Element-
tarschule, sonderst, wo daneben eine sogenannte Sonntags-
oder Fortbildungsschule mit obligätärischem Charakter besteht,
auch aus diese sich erstrecke, daß,fedoch Kinder, welche sich
durch ein Zeugniß der zuständigen heimischen Schulbehördi
darüber ausweisen, daß sie der Schulpflicht, wie sie nach
der Gesetzgebung ihrer.Heimath inormirt ist, vollständig Ge-
nüge geleistet haben, vom ferneren Schulbesuche zu entbin-
den seien." ''umium-Q
— Gegen die in Off en bürg ungeordnete wieder-
holte Abstimmung über die Umwandlung der konfessionellen
in g e m i s ch t e V o l ks s ch ul e n sollen die Ultramontanen
Protest bei der Verwaltungsbehörde eingereicht haben.
-- Als der Gemeinderath in Triberg bei der letz-
ten Firmungsreise des Hrn. Kübel beschloß, denselben
nicht zu empfangen, da seine Stellung es, ihm verbiete, sich
an dem feierlichen Empfange eines Bischofs zu belheiligen,
der gegen die Staatsregierung eine feindliche Stellung ein-
genommen, ließ der dortige Kaplan Strittmatter am darauf-
folgenden Sonntage in der 'Kirche für best Geincinderath 5
Väternnser beten, indem er auf denselben die- Worte au-
wendete, welche Christus zu den Juden sprach,: „Herr, ver-
leih ihnen, denn sie wissen nicht, was sie thun!" So ge-
schehen in Triberg. Ist das nicht Mißbrauch des, Amtes?
— Aus allen Gegenden unseres badischen Landes

lesen wir die erfreulichsten E r n t e b e r i ch t e. z. B. aus
Lörrach, Lahr, Acher», Wiesloch und Eppingen.
Aus Aaster«, 29. Juli. Im „Goldenen Kreuz" zu
Regensburg wo Kaiser Wilhelm schon mehrfach über-
nachtet, ist Quartier für denselben auf 7. und 8 August
bestellt. Es ist dies nur deßwegen bemerkcnswerth, als da-
raus Hervorgeht, daß ein wiederholtes Zusammentreffen mit
dem König Ludwig auf der Rückreise von Gästein aufge-
geben sein muß. — In Kissingen ist ein Schulstipendium,
unter dem Namen „Bismarck-Stiftung" im Werk, die mit
den Geldspenden in's Leben gerufen werden soll, welche
aus Anlaß des Attentats bei dem dortigen Magistrat mit
dem Ersuchen eingelaufen sind, dieselben in irgend einer
Weise zu Ehren Bismarck's zü verwenden. — Der Reichs-
kanzler beabsichtigt, noch 3 Wochen in Kissingen zu bleiben.
Kisfittgen, 31. Juli. Am künftigen Sonntag findet
dahier ein großes Concert des Würzburger Säugervereins
statt, dessen Ertrag für die Gründung eines Bistiiärck-Schul-
stipendiums bestimmt ist. Namhafte Beträge für diesen Zweck
laufen schon jetzt beim Magistrate ein. Der Leibarzt des
deutschen Kaisers, Dr. Gtimm, ist hier eingetroffen.
* Wie aus Kissingen mitgetheilt wird,, sinket sich
Fürst Bismarck wegen allzugroßer Belästigung des Publikums
nur außer der Kurzeit am dortigen Brunnen ein. Er schlürft
zuweilen von dem sogenannten Maxbrünnen ein Gläschen
leichtes kühlendes Mineralwasser, worauf daS Glas. aus dem
er getrunken, sofort als kostbares Andenken gekauft wird.
Dessen Gemahlin nebst Tochter und Sohn, welche sich ge-
wöhnlich vor den Colonnaden gegenüber der Rotunda, wo
die Musik spielt, mederlaffen, sind fast stets zur Brunncnzeit
anwesend, und man findet immer einen ganzen Kränz der
höchsten -AristokratieiMnd Diplomatie^ üni sie vttsanMelt.
Aus Kurstesse«, 29. Juli. Pu klerikalen Kreisen
Verlautet, es seien dem Diözesankletüs Winke "sitgekomiyen,
derselbe solle in seinen Predigten unter Bezugnahme auf
das Kissinger Attentat die Verwerflichkeit des Meuchelmor-
des kräftig betonen. Jene Winke scheinen düs Resultat
von Korrespondenzen M sein, welche die preußischen Bischöfe
unter sich über die Mage igepflogen haben sollt», ob es sich
nicht empfehle, gegen dxnWerdacht gemeinsame Schritte zu
thnn, als ob zelotische Priester nicht möglicher Weise wenig-
stens eine: moralische Mitschuld an jenen Hetzartikeltt in der
ultramontanen Presse trügen, welche exzentrische Köpfe oder
rohe Gemüther, wie das von Kulimann, wohl zu Gewalt-
thätigkeiten hinzureißen vermöchten:
Kiel, 30. Juli. Die „Kieler Ztg." erfährt aus
guter Quelle, daß vorläufig nur die Kanonenboote „Nau-
tillius" und. ^Albatros" zum Kreuzen an der spanischen
N o r d k ü st es bestimmt sind.
Berlin, 31. Juli. Eine gestern Abend Hier statt-
gehabte „Katholikrnvevsammlüng" konstitüirte einen Berliner


Der Armenarzt.
Fortsetzung.
Die Gäste waren nicht wenig überrascht: eine Hochzeit
und ein neues Brautpaar, das fanden sie Alle zu hübsch.
Und das Braütpaar gefiel Allen.
„Morgen werbe ich bei Deiner Mutter," sagte Alphons
zu Eva.
Eva aber glaubte zu träumen.

Vierzehntes Kapitel.
Ein Opfer.
In dem uns bekannten Hause in der Nähe des Damm-
thors hatte so eben eine Scene zwischen Vater und Tochter
stattgefunden. Die schöne Brünette hatte nach der letzten
Unterredung mit Dr. Feldmann unruhige Tage verlebt. Sie
liebte Dr. Feldmann wie noch keinen Menschen zuvor. Alle
jungen Leute, mit denen sie in Gesellschaft zusammen gekom-
men war, denen gegenüber sie auf Geheiß ihres Vaters eine
mitunter mehr als eigenthümlichc Rolle spielen mußte, hatten

nie einen Eindruck auf ihr Herz machen können, ja sie hatte
sogar vor einer gewissen Sorte dieser alten Jünglinge und
jungen Greise einen Widerwillen. Sie sah und hörte, wie
die Oberflächlichkeit das Einzige war, auf welches die ge-
nannten Herren der Schöpfung Anspruch machen konnten,
und daß sie sich in dem Meer von Oberflächlichkeit, welches
das tägliche Leben brachte, außerordenlich wohl befanden und:
kein Zug verrieth, daß sie Sehnsucht hätten pqchHöherem
oder Tieferem, wie es- im Herzen des Menschen verborgen
liegt, aber nur durch kündige Hände geweckt werden kann.
Dr. Feldmann dagegen, der Manu, dessen ganzes Thun und
Lassen einen tieferen, inneren Ernst auÄrückte, er war nicht
so wie die Andern. Jedes Wort, das ex sprach, trug eine
innere Bedeutung und ernstere Beziehung zur Welt, zu den
Menschen, zu der Natur, genug, zu dem großen Ganze», das
in dem Menschen lebt und ihn umgiebt
„Wenn er wiederkommt," sägte sie, „werde' ich ihm
Alles sagen."
i^' Dek Vater sah sie an, mit einem langen, fragendem
Blicke, als wenn er sagen wollte: Du willst doch nicht Dich
und mich in's Verderben stürzen? Bist Du unter meiner
Leitung noch so unerfahren, daß Du glaubst, mit der Wahr-
heit könne man durchdringen? Dann sagte er:

„Thue, was Du nicht lassen kannst, sage Alles, was
Dp weißt und was Du zu wissen glaubst, bringe mich in's
Unglück und sei froh mit dem Gedanken, daß Du Dein Glück
auf das Elend Deines Vaters aufbaust."
Diese Wendung hatte sie nicht erwartet, sie ijberlegte
einen Augenblick, sie sah zprück in die Vergangenheit, schauderte
und schwieg.
Man hörte die Hausthür gehen, der kleine Mohr meldete
Dr. Feldmann.
„Ich will ihn nicht sehen," rief Emilie, „sage ihm
ich sei fort, ich sei verreisst, ich komme nie wieder."
Sie eilte hinaus.
Dr. Feldmäun trat ein. Nach einer höflichen Einleitung
nahm er Platz und begann hierauf:
„Ich komme in eiüer Sache zü Ihnen, die spe.ciell mich
»»geht, über die nur Sie allein Auskunft geben können."
. „Dem Lebensretter meiner Tochter werde ich in jeder
Beziehung Auskunft geben," war die Antwort.
„Nun denn," fuhr Feldmänn fort, dHäß Ihnen
ein Begegniß erzählen, Über"welches ich noch nicht aufgeklärt
bin, trotzdem ich mir alle Mühe gebe, das Geheimniß, welches
über demselben schwebt, zu lösen."
(Fortsetzung folgt.)
 
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