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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

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Januar (No. 1 - 14)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0011

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Amtsverkündiglkngsökall für den Aezirk Schwetzingen.
Badische H o p s c n § e i t u n g.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.

«o. 3.

Dienstag, 6. Januar 1874.

VIII. Jahrgang.

Inserate von Auswärts nehmen fllr uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Haaseufleur L Jogier, Uudokf Wossc und H. T. Jaube L ßo., die Süddeutsche Annoncen-Hrpedition
von H. StöLhardt in Stuttgart, Frankfurt. Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg, sowie das Zäger'sche Central-Bureaux in Frankfurt a./M.

Badischer Landtag.
Karlsruhe, 9. Dezember.
10. öffentliche Sitzung der 2 Kammer.
Vorsitz: Präsident Kirsner.
Am Ministertis.ti: Die Ministerialpräsidenten Ellstätter
und Turban, sowie Geh. Rath Math.
Die Berichte der Bndgetcommission, die Wohnungs-
gelder der Beamten nnd die Pensionserhöhungen betreffend,
sind vollendet nnd wird deren Druck beschlossen; ebenso
wird der Bericht über die Rechnnngs-Nachweisungen des
Justizministeriums angemeldet.
Petitionen sind eingegangen:
1) Altlatholischer Einwohner von Bonndorf, Hansen
vor Waid, Rielasingen, durch den Abg. Müller von Radolf-
zell übergeben; von Küssach durch den Abg. Kimmig.
2) Bitte der Vertreter der Gemeinden Zimmerhof und
Kohlhof. Bezirksamts Mosbach, um Lostrennung dieser Ge-
meinde Vom Amtsbezirk Mosbach und Zutheilung zum
Amtsbezirk Sinsheim betreffend.
Es folgt durch den Abgeordneten von Feder die Be-
gründung des Antrags ans Niedersetznng einer Commission:
u. wegen baulicher Erweiterung des Ständehauses; 0. we-
gen der inneren Einrichtung des Hauses zu parlamentari-
schen Zwecken. Redner hält dafür, daß der Antrag das
parlamentarische Interesse erhöhen werde. Schon 1865
sei für diese Sache eine Commission niedergesetzt worden,
deren Wirksamkeit jedoch die politischen Ereignisse hindernd
entgegengetreten seien. Gerade die enge Geschlossenheit der
Fractionen, wie sie jetzt vorhanden sei, erfordere im Interesse
der gegenseitigen Annäherung einen mehr züsammeuführenden
neutralen Raum im Stäuoehause. Als Mißstünde seien
hervorznheben: noch nicht ganz genügende Einrichtung der
Prüsioialwohnnng, unvollständige Einrichtung der Heizung
und Ventilation im Hause, Mangel an gewissen Materialien
und Requisiten, eines Erholungszimmers, vielleicht mit Re-
stauration, ungenügende Einrichtung der Bibliothek, Regi-
stratur u. s. w. Ein etwaiger Neubau stehe erst in zweiter
Linie, doch sei vielleicht in der Ueberbauung des jetzt über-
wölbten Landgrabens Raum für eine Erweiterung des
Hauses gegeben.
Ministerialprüsident Ellstätter: Etwaigen von einer
Commission geäußerten Wünschen über Vervollkommnungen
im Hause werde auch die Regierung gern entgegen kommen;
vielleicht sei hiezu noch die Ansetzung einer Position im
außerordentlichen Budget thunlich. Die verschiedenen vom
Vorredner berührten innern Bedürfnisse fallen in den Ge-
schäftskreis des Bureaus und sind die Mittel hiefür
im Budget gegeben. So weit es an der Regierung sei,
werde sie ihre Mitwirkung nicht versagen.
Der Abgeordnete von Buß will insbesondere den Sitz-

ungssaal nicht verändert wisse», er sei ein Zeuge vergangener
Glorie „kmiiwus Droos." Eine kleinere Erholungsstation
sei nicht so übel, so eine „ouutina, xurimnsutaris", die
aber nicht benützt werden solle, um sieh dem Anhören eines
Redners zu entziehen, den man nicht hören mag. Auch
ein mit reichem parlamentarischen Material anderer Länder
ausgestattetes Lesezimmer und die Vermehrung der Biblio-
thek vorzüglich durch statistische Werke sei wünschcnswerth.
Der Neubau eines Ständehauses sei auch deshalb zurück-
zuwcisen, weil er bei der heutigen Zeitströmung doch by-
zantisch ausfallen würde. Man solle vielmehr sich sein Haus
von Innen bauen, wie die Schalthiere; auf einen autono-
mischen Ausbau des Staatslebens hinstreben.
Abg. Roder: Das parlamentarische Interesse werde
jedenfalls durch bauliche Erweiterungen des Ständehauses
sehr gefördert. Die Kosten hiefür und insbesondere für
einen Neubau könnten bessere Verwendungen im Interesse
der Steuerzahler finden; eher könnte der Staat vielleicht
noch in Hinsicht auf das Scheitern wichtiger Kreisanstalten
am Kostenpunkte dort ein Eingreifen in Erwägung ziehen,
wenn ihm Mittel zu Gebote ständen. Den kleineren vom
Antragsteller berührten Anschaffungen stehe nichts im Wege.
Uebrigens seien fruchtlose Unterhaltungen im Hause nicht
am Platz, halten dasselbe unnöthig auf und entsprechen
nicht seiner Würde.
Letztere Bemerkung veranlaßt den Abg. v. Buß zu
einem in sehr erregtem Tone vorgebrachten Proteste da-
gegen, daß etwa er die Würde des Hauses verletzt habe.
(Der Abg. Roder: „Ich erinnere an die Adreßdebatte.")
Abg. Kiefer stimmt dem Abgeordneten v. Feder in
verschiedenen Punkten zu, will jedoch durchaus von einer
größeren baulichen Veränderung im Hause abgesehen wisse»,
v. Fedec's angekündigte Motion ans Verfassungsänderung
und die vielleicht daran anknüpfende Erwägung des Ein-
kammer-Systems, dem auch Redner zustimme, lasse die An-
ordnung von Bauten nicht zeitgemäß erscheinen. Zur Vor-
bereitung sonstiger Verbesserungen jedoch sei die Wahl einer
Commission am Platze, die sich auch mit der Bibliothek zu
beschäftigen haben werde, welche vorzüglich daran kranke,
daß dieselbe einer Fürsorge während des Nichttagens des
Landtags ermangelt.
Der Abg. Heilig spricht sth im Sinne Roder's aus,
und der Abg. Schoch weist auf die bestehende Geschäfts-
Commission hin, in deren Bereich auch die Bibliothek falle.
Der Abg. v. Feder will, entgegen der Hervorhebung
der Abneigung im Lande, dem Hause das alleinige Recht
wahren, über einen etwa später, vielleicht auch durch Ver-
einigung der beiden Kammern nothwendig werdenden Neu-
bau zu beschließen und zugleich den Vorwurf der parla-
mentarischen Tactlosigkeit von sich abwcisen.
Abg. Roder: Ec sei weit d ivon entfernt gewesen, den

Abg. v Feder mit seiner letzten Bemerkung gemeint zu
haben, und sei von diesen, auch in Betreff der Berufung
auf die Abneigung im Lande mißverstanden worden.
Die Niedersetznng einer Commission in der verhandel-
ten Angelegenheit wird beschlossen.
Es folgt ein mündlicher Commissionsbericht des Abg.
Bürklin und Berathnng üaer den mit dem schweizerischen
Bundesrath abgeschloffenen Slaalsvertrag, die Anlage einer
Eisenbahn von Winterthur über Etzwylen und Ramsen
nach Singen unb einer Abzweigung dieser Bahn von Etz-
wylen auf dem linken Rhcinufer nach Constanz betreffend.
Der ausführliche Bericht, dessen Druck nachträglich beschlossen
wird, gelangt zu dem Antrag, den Vertrag unverändert zu
genehmigen.
Das Gleiche befürwortet Ministerialpräsident Turban;
der Vertrag sei im Wesentlichen die Ausführung einer
Stipulation, welche 1870 von dem Landtag genehmigt
worden sei.
Auf eine Anfrage des Abg. Hug gibt Geheimer Rath
Muth die Auskunft, es bestehe die Absicht, die Abzweigung
der Bahn von Etzwylen direct in Constanz einmünden zu
kaffen; doch liegen d finitive Bestimmungen des Planes
darüber noch nicht vor.
Der Abg. Schmidt von Constanz sieht in dem Ver-
trag die Ausgleichung früherer Fehler, soweit eine solche
noch möglich, und den Hauptvortheil auch darin, daß nicht
die Gesellschaft der Nordwestbahn, sondern eine selbstständige
in Betracht komme. Ferner berührt der Redner die in dem
theilweisen Mangel an Vereinbarungen mit Bayern und
insbesondere Württemberg liegenden Mißstände der un-
genügenden Benützung der Trajectanstalt; sodann die Nicht-
ausfuhrnng des Rangierbahnhofes und der zollfreien Straße
von Seiten des Cantons Thurgau; hier sei genügende
Energie zu entwickeln.
(Schluß folgt.)
Deutsches Reich.
ZLerkin, 2. Januar. In den letzten Tagen hat die
Börsenspekulation wieder mehrere Opfer gefordert.
In die Haft abgeführt wurde der 2? jährige kassier der
Allgemeinen Depositenbank wegen Unterschlagung einer be-
trächtl chen Summe , die er an der Börse verspielt hat.
Steckbrieflich verfolgt werden wegen gleicher Verbrechen der
Expedient einer ans Actien gegründeten Zeitung, welcher
nicht blos diese, sondern auch mehrere Postbeamte geschädigt
haben soll, nnd der bisherige Direktor der Baubank „Me-
tropole", Ernst Räb, weicher sich seit 14 Tagen auf flüch-
tigem Fuße befindet, und leine Frau, seine Kinder und
seine Schwiegermutter, die Wütwe des Schriftstellers Rnp-
pins, in sehr dürftigen Verhä'tnissen zurückgelassen hat.
Die Höhe der von letzterem veruntreuten Summe wird auf

I e u i l l e t o n.
*Dcr Tran-Ring.,
Novelle von
Ewald August König.
(Fortsetzung.)
4. Kapitel.
„Ich habe Euch Allen großen Kummer und schwere
Sorgen bereitet", sagte er, „und namentlich Dir, Karl,
dessen ganze Existenz in die Wagschale meiner Leidenschaft
warf; w>e kann ich diese schwere Schuld sühnen?"
Betroffen blickten die jungen Leute den Redenden an.
Sie hatten ja gar nicht daran gedacht, daß der alte Herr
ihnen Dank schulden könne.
„Lassen wir ruhen, was hinter uns liegt und gemeinsam
mit heiterem Muthe der schöneren Zukunft entgegengehen",
erwiderte Sternan, indem er dem Inspektor die Hand reichte.
„Wir habe» ja nur unsere Pflicht erfüllt, und deine Schuld
war es nicht, daß" —
„Wohl war es meine Schuld", unterbrach der alte
Mann ihn, gedankenvoll vor sich hinschauend. „Auf dem
Krankenlager, in den stillen einsamen Nächten, ist es mir klar
geworden, welches Unrecht ich beging, als ich der Vorsehung
vorgreifen woll'e. — Richtet nicht, auf daß Ihr nicht ge-
richtet werdet! Dort oben wohnt der ewige Richter und
seinem Auge bleibt nichts verborgen. — Ja, lassen wir
ruhen, was hinter uns liegt, das Geschick eines jeden muß

und wird sich erfüllen, und der ist ein Thor, der ihm zu cut-
rinnen sucht, oder, von niedriger Rachsucht beseelt, dem Ur-
theil des Höchsten vorgreifen will!"
„Gottlob, so ist der Haß getilgt", sagte Auna erleichtert
aufathmend.
„Ja, er ist ge-ilgt", fuhr der Inspektor fort, „aber noch
einmal will ich jenem Manne gegenüber treten, um ihm zu
sagen, daß er nun von mir nichts mehr zu fürchten hat,
daß ich ihn seinem eigenen Gewissen und der ewigen Ver-
geltung überlasse. Fürchtet nichts — ich werde ruhig sein,
die Glut der Leidenschaft ist erloschen, die Verachtung hat
den Haß verdrängt."
Vergeblich suchten die jungen Leute, ihn von der Aus-
führung dieses Vorhabens abznhalten, sie fürchten, daß
diese Ruhe eine erkünstelte, nur eine Maske sein könne, daß
bei der Begegnung mit dem Bankier die verzehrende Gluth
wieder auflodern und vielleicht beide vernichten werde. Aber
der Inspektor beharrt fest auf seinem Entschlüsse, nnd
Sternau, der bald entdeckte, daß diese Ruhe keine Maske
war, gab endlich seine Zustimmung.
Begleiten konnte er ihn nicht, sogerne er es gethan hätte,
und die Begleitung der Mädchen wünschte Meier nicht.
Er wollte am nächsten Tag die Reise antreten und am
Tag darauf zuückkehren. Diese Rückkehr sollte mit
Ostentation geschehen, um so gewiffermassen vie Behauptung
Sternau's zu bekräftigen.
Mit schwerem Herzen nnd bangen Besorgnissen nahmen
die Mädchen Abschied von ihm, er mußte ihnen wiederholt

das feierliche Versprechen geben, daß er seine Leidenschaft
bekämpfen und sich zu keiner Handlung des Haffes hinreißcn
lassen wollte.
Sternau begleitete ihn zum Bahnhofe; er konnte sich-
nicht enthalten, sein Erstaunen über diesen Schritt auszu
sprechen, der nach seiner Ansicht keinen Zweck und keinen
Nutzen hatte, der nur Aufregungen zur Folge haben werde,
die man besser vermeide.
„Du magst in Deiner Weise Recht haben," erwiderte
der Inspektor ernst, „aber ich meine, ich müsse diesem
Manne noch einmal gegenüber treten, um ihm zu sagen,
daß mein Haß getilgt sei. Es ist mir, als ob eine innere
Stimme mich dazu dränge, — wohl, wenn es geschehen ist,
werde ich Ruhe finden."
Auch Sternan nahm mit bangen Ahnungen Abschied,
aber die heitere Ruhe des alten Herrn übte auch auf ihn
ihren Einfluß, — diese Ruhe konnte ja nicht erkünstelt
sein.
In C., dem Wohnorte des Bankiers, kehrte Meier in
einem Gasthofe zweiten Ranges ein.
Als er ankam, war es beinahe Mittag; so beschloß
er denn, erst nach Tisch sein Vorhaben auszusühren.
Er speiste in seinem Zimmer allein, es widerstrebte
seiner augenblicklichen Stimmung, sich an die gemeinschaft-
liche Tafel zu setzen, an der er sich v elleicht genöthigt sah,
an einer faden Unterhaltung Theil zu nehmen.
(Fortsetzung folgt.)
 
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