Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

DOI chapter:
Oktober (No. 116 - 129)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0467

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Erscheint
wöchentlich drei Mal:
Dienstag, Donnerstag!
und Samstag.
Alle Postanstalten
und Boten nehmen
Bestellungen an.


Amtsverküildiguilgsötatl für den Wezirk Schwetzingen.
Badische Hopsenjeitung.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische

Biertelj. Abonnement:
Für'r Wochenblatt 51 kr.
Unterhalt» nggblatt 12 kr.
Inserate
die viergespaltene
Petitzeile oder deren
Raum 4 kr.,
Earmondzeile 5 kr.


117

Samstag, 3. Oktober 1874.

VIII. Jahrgang.

Inserate va« ««»wärt» nehmen für uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von chaasenstti« L Kogler, Audokf Waffe und K. Aanöe L Knddentsch« Annoncen-Kepeditte«
von ZtSckhardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Lipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Siraßburg, sowie das ALger'sche Tentral-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./M.

Bestellungen «L-
Badische Hopfenzei tu n g, nehmen noch alle Postan-
stalten, sowie Taschenboten und Zeitungsträger entgegen.
' Wochenschau.
Schwetzingen, 1. Oktober.
Lügen zu verbreiten, um unser neues Deutsches Reich
als ein Eroberungssüchtiges darzustellen, ist jetzt an der Tages-
ordnung. Ein englisches Marineblau schreibt Deutschland
die Absicht zu. den Engländern die Insel Helgoland zu ent-
reißen, um sie gegen Holland zu befestigen; daß dich dar
Mäuslein beißt! Jawohl. Deutschland fängt Krieg an wegen
eines Brocken KranitS soviel und soviel Meilen im Meer,
an dem der Jahn der Wellen nagt. — Ein anderer LsÄon
äösalli fliegt aus dem karlistischen Hauptquartier, in welchem
Preußen beschuldigt wird, 700 Mann preußisches Militär
und 40 Offiziere der Regierung in Madrid zur Verfügung
gestellt zu haben. Eine andere freche Lüge bringt die ulira-
montane „Union", welche versichert: Bismarck habe wieder-
holl bei der Exkönigin Jsabella Schritte gethan, die Thron-
besteigung ihres Sohnes, des P.inzen von Asturien in's
Werk zu setzen, wenn derselbe verspreche, „die Kirche zu ver-
folgen". Wahrlich, man ist im Zweifel, der Dummheit oder
der Impertinenz und Bosheit den Borrang bei der Erfindung
solcher Lügen zu überlassen.
Der protestantische Prediger Lange von Halberstadt
forderte von der Kanzel herab seine Gemeindeangehörigen
auf, Fürbitte für di« vergewalligien (widerspendstigen) kath.
Bischöfe einzulegen. Muckerrhum und UltramontanismuS find
aneiliandergewachsen, wie die siamesischen Zwillinge, wenn
sie auch nach entgegengesetzter Richtung schauen, so haben sie
doch «ine gemeinsame Wurzel.
Die jetzt im Wortlaut bekannt gewordene Antwort des
Bischofs von Paderborn auf die Aufforderung des Ober-
präsidenten von Westphalen, das zu staatsfeindlichen Um-
trieben mißbrauchte kirchliche Amt niederzulegen, gipfelt in
dem Satze: „Keine staatliche Behörde hat mir mein Amt
gegeben, keine staatliche Behörde kann es mir nehmen."
Die von den Ultramontanen prälendirte Stellung außerhalb der
Rechtsordnung der Staatsgesellschaft konnte kaum einen
markanteren Ausdruck finden. Daß der Staat eine öffentliche
Wirksamkeit, welcher Art dieselbe auch sei, nur dann gestatten
könne, wenn sie sich im Einklänge mit den von ihm gegebenen
Gesetzen bewegt, daß er vor Allem keine bischöflich- Gcgen-
regierung dulden dürfe, brauchen wir nicht erst zu beweisen.
Darin liegt aber seine natürliche Berechtigung, rebellische
Kirchenfürsten ihres Amtes zu entkleiden, ihnen die gesetzliche
Autorität gegenüber den Confessionsgenofsen zu nehmen, sobald

sie dieselbe im staatsfeindlichen Sinne , anwenden. Jedes
andere -Verhalten wäre Selbstmord des Staates. Die deutsche
Gesetzgebung hat in den Maigesetzen den Staat mit den
Mitteln ausgerüstet, sich der durch hierarchische Eingriffe her-
beigeführten Störungen seiner Lebensordnung zu erwehren
und es enspricht der zielbewußten Politik unserer Regierung,
daß sie von diesen Mitteln auch Gebrauch macht. Die volle
Handhabung des Gesetzes, sowie eine von allen konfessionellen
Schlacken gereinigte Volkserziehung dies sind die Mittel,
welche einzig zum Ziele führen, den Gesetzen von dieser Seile
Achtung zu verschaffen.
Die niederländische erste Kammer hat in ihrer
Adreßantwort auf die Thronrede die Erwartung ausgesprochen,
daß an dem Prinzip der Confesfionslosigkeit bei der öff.nt-
lichen Schule (gemischten Schulen) nicht gerüttelt werde.
Dieser einstimmig angenommene Passus ist die deutliche Ant-
won auf die wiiikelzügige Erklärung des konservativen Mini-
steriums über diesen Punkt, welche befürchten ließ, daß man
den Ultramontanen, mit denen die Regierung Fühlung
nehmen möchte, gemeinschädliche Concessionen machen wolle.
Etwaige Pläne in dieser R-chtung dürfien nun hoffenllich
vertagt werden.
Der ehemalige englische Premierminister Glad-
stöne hat ein Urtheil über den hochklrchlichen Ritualismus
veröffentlicht. Das Uriheil des Ministers wird von der
„Morning Post" bestens acceptirt, indem sie schreibt, daß
eS mit Rücksicht auf den jüngsten Uebertrilt eines hervor-
ragenden ehemaligen Kollegen, des Ministers Lord R>pon,
dem Lande zur besonderen Befriedigung gereichen müsse,
wenn Gladstone eine Romanisirung der englischen Kirche für
unmöglich halte. Gladstone erkläre ausdrücklich, Niemand
könne sich einer Kirche anschlicßen, welche mit den movernen
Ideen und dem geschichtlichen Gange der Entwicklung Eng-
land» im Widerspruch stehe, eS sei denn, daß er auf die
geistige und moralische Freiheit verzichte und seine bürger-
lichen und patriotischen Pflichten preisgcbe. Vorsichtiger wäre
«S aber immerhin für England, dem RomaniSmuS nicht
gar zu lange und gar zu vornehm durch die Finger zu
schauen.
Eine Depesche aus Santander zufolge werden die
deutschen Kanonenboote nach Ferrol abgehen, um sich weiter
nach Lissabon zu begeben. Die „Allemannia" und sech-
andere deutsche Schiffe seien binnen acht Tagen erwartet.
Wozu diese Bewegungen dienen sollen, ist noch Geheimniß
und deutsche Blätter melden von der Absendung eine» Ge-
schwader» von 6 Schiffen nichts.
Immer noch ist der Brief deS russichen Kaisers a»
Don KarloS Gegenstand der Diskussion. In Wiener diplo-
matischen Kreisen erzählt man sich, der Brief sei dem Kaiser
abgedrungen oder vielmehr abgeschmeichelt worden. Nur um
Ruhe zu bekommen, habe Alexander endlich „Ja" gesagt.

Iruillclon.

Jer Armenarzt.
Schluß.
Herr Wagenberg athmete neu auf, da Gewissenspein
und Gewiffensqual von ihm gewichen war, und wenn er
zuweilen wieder in seine alten bangen Träume verfiel, dann
war eS die Schwester, welche ihn aufrichtete und tröstete,
indem sie sagte: ES ist ja Aller gut geworden, wie könnte
sonst wohl das Glück in solche Räume eingezogen sein, und
dann deutete sie auf Alphon» und Eva.

Al» eS wieder begann. Herbst zu werden, führte AlphonS
seine Eva heim. Sie waren nach Aussage aller Derer,
welche der Trauung beigewohnt hatten, das schönste Paar,
welches man sich denken konnte. Er in männlicher Schönheit,
mit offenem dunklem Auge, dem frischen Blick, der muthig
in die Zukunft sah, sie mit den goldenen Locken, welche ein
Engelsantlitz umrahmten, mußten wohl guf Jeden, der sie
sah, die Herrschaft auSüben, welche der Schönheit innewohnt,
»nm nun noch gar der bräutliche Kranz da« Haupt schmückt,

wenn die Liebe ihre Verklärung über die Gestalten gegossen
hat, welche sich angehören wollen für dar ganze Leben, dann
ist dieser Zauber ein doppelter.
Als das rauschende Fest verklungen, al» daS junge Paar
sich zur Ruhe begeben hatte, flüsterten bleiche Lippen ein
heißes Gebet zum Himmel: „Schenke ihnen das Glück, Du
lieber Gott im Himmel, daS mir versagt worden, laß' meine
Kinder nie das Leid empfinden, daS Du mir als Prüfung
auferlegt hast." Es war Eva's Mutter — ihr Gebet ist
erhört worden.

Verschiedenes.
Falsches Geld. Ein Lithograph in Lauf und ein
Viehhändler aus Altbayern find als Verfertiger und Aus-
geber falscher badischer Zehn-Gulden-Noten verhaftet worden.
Wie wir erfahren, ist es ein Betrag von etwa 4000 fl.»
welchen der Fälscher angefertigl hat, und davon sollen schon
3200 fl. unier das Publikum, gebracht sein, trotzdem die
Fälschung so plump, daß sie unschwer zu erkennen ist. Der
geriebene Viehhändler scheint aber das altbayerische Bauern-
Publikum. welchem er sie aufhalsen konnte, recht wohl gekannt
zu haben.
Bergstraße. Am Abend des 26. zeigte eine in Wein-
heim angekommrne angebliche Singspielgesellschaft, bestehend

Von Sympathien für Don Carlo» fei keine Rede, höchsten»
von dem Wunsche, das Monarchische Prinzip in Spanien
obsiegen zu sehen. Der Brief sei übrigens mit großer Vor-
sicht abgefaß», eineStheils, um bei dem Prätendenten keine
unrealisirbare» Hoffnungen zu erwecken, anderntheilS. um
sich in keinen allzu schroffen Gegensatz zu denjenigen Mäch-
teil zu setzen,- welche die Regierung des Marschalls Serrano
anerkannt haben. Die unbestimmte Fassung deS Briefessei
auch die einzige Ursache, weßhalb der authentische Text des-
selben noch immer nicht veröffentlicht worden sei. DieGene-
siS de» Briefes sei den Kubineten d-r Großmächte wohl be-
kannt. weßhalb derselbe dem Kaiser durchaus nicht verübelt wurde.
Der für Madrid bestimmte französische Gesandte,
Graf Ehaudordy, scheint für sich allein nicht genug Wichtig-
keit zu besitzen, um der Regierung Serrano'S zu imponiren,
er wird deshalb sich in Gesellschaft des englischen Gesandten,
Layard, dorthin begeben. Den Grafen Hatzfeld und Ludolf
ähnlich wollen auch Ehaudordy und Layarv als didlomatischeS
DioSkurenpaar an dem diplomatischen Himmel Spaniens ihr
Licht aufgehen taffen.
Die Gemahlin Bazaine'Z ist bereits in Madrid ange-
kommen, da der Exmarschall selbst über den Winter dort
verweilen wolle. Ob und welchem Lager „der Mann von
Metz" folgen werde, verlautet noch nicht bestimmt. Den
Oberbefehl über das Zentrum soll Marschall Serrano dem-
nächst übernehmen, wenn die Rekrut>rung, welche ergiebiger
ausgefallen ist, als gehofft werden durste, die Reihen der
Armee vollzählig gemacht haben wird. General Pavia soll
ersetz! werden durch Jovellar und ein Angriff der Regierungs-
truppen auf La Guardia werde die nächste Aktion sein.
Warum General Pavia ersetzt werden soll, ist nach den vor-
liegenden Nachrichten nicht erfunden; eben erst soll er ja
mit gutem Erfolg in Ostrazzo eingedrungen sein, welche»
nebst Navarra am ehesten al« Felsenburg Don KarloS gilt.
An neuen karlistischen Heldenlhalen sind zu verzeichnen ^ der
Ueberfall eines Postwagens bei Pslphana — an. Mmipt»
liche französische Blätter telegraphirt — bei «Mein die
Reisenden bi» auf's Hemd geplündert wurden, unh di« Er-
schießung zweier unglücklicher StationS-ThefS. Dein Direk-
tor der südlichen Bahnen ließen die Karlisten sagen, wenn
der Betrieb auf seiner Linie nicht eingestellt würde, so sei
ihm der Tod gewiß, sobald er in ihre Hände fiele.
Die Rede des Königs von Portugal, welche er
bei Entgegennahme der Kreditive der spanischen Gesandten
hielt, zerstreut alle Märchen einer iberischen Union. „Meine
Regierung", sagte er. „wird forlfahren die Pflichten guter
Nachbarschaft gewissenhaft zu erfüllen, immer die gemein-
samen Interessen beider Völker im Auge zu behalten und
niemals die ruhmvollen Thatm zu vergessen, mit welchen
daS eine wie das andere i h re U na bhängigkcit
aufrechterhaltrn und befestigt haben.

au- einem Herrn und einer Dame unter dem Namen I.
Becker, durch Straßenplakate, 2 große Vorstellungen an.
Bor Beginn der ersten erschienen aber 2 Gendarmen und
setzten diese» Pärchen, das, weil gerichtlich verfolgt, einen
anderen Namen angenommen hatte, — hinter Schloß und
Riegel.
— Ein Herr von Cuwont ist in einem Kastanienwald an
der spanischen Grenze von zwei Carlisten (auS dem Ge-
folge des Don Carlos selbst, fügen einige Blätter hinzu)
überfallen und der Summe von 2300 Frs, die er bei sich
trug, beraubt worden. Die französischen Grenzsoldaten sind
eines der Räuber habhaft geworden und haben ihn dem
Gerichte von Ceret überliefert.
— Ein Druckfehler. Habe der gütige Leser Nachsicht,
so schreibt die „Schweiz. Handztg.". wenn er bei uns ein-
mal einen recht argen Druckfehler findet. Wie leicht ein
solcher Vcrräther sich entschleicht. weiß nur unser Einer. Da
will ein Berner Blatt am Freitag dem bevorstehenden Be-
nefiz der Frau Ehealer-Direktorin eine freundliche Empfeh-
lung widmen mit den Worten: „Eine reichliche Einnahme
könne „der schöneren Hälfte der Direktion keineswegs scha-
den." Ader ein unheilfiifteiider Setzer-Lehrling verschiebt daS
„keineswegs" und die ganze Stadt liest, daß eine reichliche
Einnahme der keineswegs schöneren Hälfte der Direktion nur
schaden würde.
 
Annotationen