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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

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Juli (No. 78 - 89)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0339

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wöchentlich drei Mal:
Tiensla!, Tonncrstagi
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Amksverkündigungsölatt für den Wezirk Schwetzingen.
Badische Hopsenzeitnng.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische

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Für s Wochenblatt 51 kr
Unterhaltungsblatt 12 kr.
Inserate
die viergespaltene
?«titzeile oder deren
Raum < kr.,
Karmondzeile S kr-


lll«. 85.

Dienstag, 21. Juli 1874.

VIII. Jahrgang.

Inserate vsr» AnsWärts nehmen sür uns auch entgegen die Annoncm-Bureaux von Kaasenstciu L Vogler, Rudolf Waffe und ch. Dauöe L Go-, Süddeutsche Kuncu-Grpeditio»
von ch. Slöckstardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Bafel und Stratzdurg, sowie da« KSger'sche Central-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./M.

X Eine Botschaft des SchreÄens
und do-v zugleich der Fituoe »Ul, wird uns Äeru» gts.hrie-
be:l, vo.l »Nisin.,en aus D-uis.hwnd, E-iropa und zur Z u
deiettS die c viuinte Wett dnrchfl'gen: dos Leben B.S.naiä's
wnc von einein ulirnmoninuen M-.uchelwöcoer bedroht, aber
Hoit der Herr hat um seiner shütz.-iiöcn Hand den Frevel
v.reilelk.
Wohl muß es überall Schrecken und Abscheu Hervorrufen,
daß auch in dusir Zeit und ln unserem Bo.le die Macht des
Wahns und der Hl»uoensvelicruilg noch stark genug ist, um
unier dem Deck.nanicl der chnstucheü Religion und (allem
Auieheine nach) unier dem E».fl.lsse von Pelepem einer christ-
lichen Consejstun die schwersteil Verbrechen zu erzeugen- —
wechl must das oeuljche Voll es lies vetraueru, daß stch unter
seinen Löhnen joeche sinoen. deren Heist uns Hniro sich zu
solchem Frevel lniMaucheu >üßl, — woht muss n alle Potriolen
nm schwerer Sorge aus die Feiuöschafl uno oen »)oß VlickeU,
womll ein icregeieiieler Theil der Bevolteruug oen großen
Siaaismann an der Spitze des deutschen Reiches vel,oeg>;
— über alte diese Empfindungen werdn zunächst überwogeu
durch den Dnick gegen ie-vttes Gnade, me stch an oeur Füljten
und an dem öemicheu Voike von Neuem velyüttgi Uilo uns
daiim cme neue Äncgschafi und Z wecsicht für d.e erfolg-
reiche Durchführung der hohen Aufgnoen dieser Z.it ge-
rvayri ha>.
Schon einmal hat Gott in ähnlicher Gefahr das Leben
Bi-mart's wunderbar behüiet, und die damalige Rettung
fiel fast zusammen mir dem Eimnrt der ersten glorreichen
E>,ü..U!>g der gcwatugen Poimk, zu deren Rüstzeug Ser
derttfche Liaalsmann anserseheu war, und zugleich mit
dcr Wendung des Volkgeistes zur freudigen Änecleunung
jenres müch.igen Schaffens. Sel.üem sind von dem Kanz-
ler neue ittchl minder veoeulsame Ausgaben für Liaal und
Volk ausgeuoininen worden, uns in den geistigen Kämpfen,
weiche enioramil find, steht wieosrum Kürst Ä.-marck mit
seiner unverg.eichilchen geistigen Macht uns TMkcasl als
als Führer voran. Wenn even deshalb neue Gefahr sein
L.ben bedrohte, so möge die erneu.e R uung durch Gottes
Hans wiederum uiS Anzeichen gctien, paß auch der jetzige
Kampf batv zu einer günstigen Wendung gelungen werde.
Fürst Ätsmarck wird rn den Kundgebungen der innig-st
Thtituahme und Verehrung, die ihm auch aus diesen An.aß
von allen Serien, von den thronen ebenso w.e aus den
Hü ten de» Lottes zügeheil, erneu Elsaß für dis schmerz-
liche Erfahrung, der nn diese Thar von deutscher Hand be-
beretten mußw, uns neue Ermuihigung zur trastlgen Fort-
führung fernes mit voller pairioufcher H.nzebung erfüllten
Weites ftnoeir. Die wunderbare geistige und fitttlche Spann-
rlnst. die lhn so oft iii Augenblicken -lieferer Erregung die
Schwächen seiner un Dienste des BaierlanüeS erschütterten
G^sunü^ett überwinden ließ, wird hoffentlich auch die Stö-

rungen, welche seine so dringend wünschenswerthe Badekur
erfahren Hai, wie auSgleichen und ihn trotz des sch vere»
Zvischenfalls die gesuchte Stärkung in K.jsingen finden
inssen.
Für die N'g'ermig aber wird der Mordversuch von
K ssingen mli Ruck,ichl auf die U »stände, die ihn charak-
ieriflre», ein dringender Anlaß sein, den Quellen, aus wel-
chen der FaiialismnS uiigeouderer katholischer Voikskceise
immer neue Nahrung schöpft und schließt ch bis znm V.r-
brechen des Meuchelmordes geirieden wird, näher z i trelen,
um die Mittet und Wege in Betracht zu ziehen, ihrer un-
heilvollen Wirksamkeit zum Wohl des Vaterlandes Einhalt
zu thuu. ^
Deutsches Reich.
* Schwetzingen, 19. Juli. Z tfmze B.kauntmachung
Gr.Haiioetsm.,t.stcitUmS weroen interimistisch vom 1. August
v,s zu der auf 1. Zmaar 1675 in Aussicht zu nehmeuoen
defiumoen Erstellung eines neuen badischen Gaieriariss dem
vao.schen E i f e n v n h ns ra ch tia r r f e fo g-nde T a rif-
fätze zu Gcunse gelegt: Für Stückgut isxp.-üttw >Sge-
bühc 19 Mark Pseun.g.- (8,5 kr) und S.ceckmxe 4.98 Pfen-
nige (1.48 kr) per Z ainer. Für Wa gen i ad u ng e n :
a. vemck.en Wagen: oei 108 Z uiiiern ExpedilionSgebühr
6 Pf. (2.1 kr) S.reckeniaxe 2,78 Pf. (0,97 kr.); bei Min-
destens 200 Zenlneru Expeditwasg-bühr 0 Pf. Sireckemaxe
2,04 Pf. (0,71 ke.) pm Z.-imier; d. in offenen Wagen:
bei Mindestens 100 Z nnlecu Expeditionsgedühr 0 Pf.,
Stteckeninxe 2.28 P> ^0,78 kr), bei 200 Zentnern Exp,'-
omonsgebuhr 6 Pfennige, Lireckentaxe 1,07 Pfennige (0.58
kr.). Speziatlaris bei 200 Z.-nnrer: Expebilionsgr»
dahkö Pf., Sireckemaxe 1.26 Pfenn ge pro Z inner. AaS-
nahin.fatz für Steinkohlen bei 200 Zentner Expedi-
lionsgeouhc 0 Pfennige, Sireckenlaxe 1 Pfennig pro Z nt-
»er. Für Eilgut wir» jeweils der doppelte Betrag der
gewühmiche» Gmerfrachr, für Stückgut, WlzenlasungS-
gni ooec Güter des Lpeziatiarifs in mmimo OOMaikpfen-
„>ge erhoben.
* Schwetzingen, 19. Jali. Wenn irgend eine der
diesjährigen Monncchenjufam n-nkü»ste eine politische Be-
deutung IHM, jo ist es die soeve» ecsoigie B?gezmag zwischen
dem Lenischen Kaiser uns d m König von Äch rn. Man
kennt d.e G.rüchre, weiche üoec die Slellung des L tzieren
ziin Reiche se.r Jahr uns Liz verbreuet wurden. W^hl
härte die Eclnueiu-.g an »tönig Ludwigs ä tzie demsche H iliung
iu deu eil.fchelouugsvolleu Tagen des I ihres 1870. sodann
an den Fceimurh. mü weich.-,n er aus eigenstem Antriebe
dem König W.iyelm die Kaiserwücde anzeoolen, ihn ans
imnrer vor dem Versuch e einer unsrenno!ichen Gesinnung
gegen das neue Reich sicher stell n sollen. Ader nur zu gm
hauen die Feinde unserer nmionMen Emisickelung des junge»

Feuilleton.
Der Ar menarz 1.
Als Kurz seine Lea verwachsen schalt, da regte sich in
ihm -wieder der alte Jähzorn, diese Kränkung versetzte ihn
in die höchste Wmh, wie ein Blitz war die erhobene Rechte
auf Kurz niedergesallen, und wieder erhebend, traf sie ihn
zum zweiten und dritten Male. Erst als die Thai g-schehen,
als Kurz am Boden lag, bewußtlos und ohne Regung, ward
er wieder ruhig.
Kurz besserte sich, die geschickten Hände des Armenarztes
Dr. Feldmann, dem daS Quartier angehöcte, in welchem
Ebcrhardt wohnte, und der ein gerngesehener und gesuchter
Arzt war, hatten.daS Nölhige geihan, schlimmeren Folgen
vdrzubeugen, allein Feldmann hatte Ruhe anempfohlen, da
allM Anscheine nach umere Organ«: in Mitleidenschaft ge-
zogen wprden waren.
Eberhardt, der das Unrechte seiner Handlung wohl ein-
sah, hatte- in kurzen Worten zu seiner Frau gesagt:
„Pflege ihn gut. daß er bald wieder genese, für die
Zelt, d.e rr Lrani lttKt. braicht rr kine Micitz« z» zahlen,"

Der Ton,- ist dem Ederhardt dies sagte, ließ von Seiten
der Frau keine Anfrage zu, sie wußte, wen» er so sprach,
duldete er keine Widerrede,. uns auch ihr war eS recht. Kurz
zu pflegen, denn er war doch der Einzige, der sie erkannte,
der ihr gesägt hatte- sie müsse in einer ganz anderen Gegend
wohnen, als in dem winkligen Gange, der sie zuweilen schöne
Frau nannte, der mit einem Worte V.-rständniß für sie be-
saß. ES war ihr daher ein Leichtes, dem Befehl ihres
Mannes nachzukommen, uud wenn Lea bei der alten Frau
Hellberg war, ihr Mann auf er Fabrik arbeitete, so s-tzte
sie sich wohl mit dem Strickstrumps vor das Krankenlager und
unterhielt sich mit Kurz, obgleich Dr. Feldmann ihm das
Reden verboten hatte.
Als Kurz sich ellmSlig der Besserung zuneigte, als er
beim Sprechen und Bewegen keine Schmerzen mehr empfand',
benutzte er die Gelegenheit, wie schon früher, die Frau Eber-
hardt für die heiligen Zwecke der Arbeiterklasse zu gewinnen,
damit sie Einfluß auf ihren Mann'ausübeu könne. Es wurde
das alte Thema von dcr neuen und bessern Wohnung be-
rührt, und da Frau Ederhardt einsah, daß sie es ebenso
gut haben könnte, wie viele ihrer Schuisreundinnen, so stimmte
sie in Allem bei und beLlkttitetc beim. Abrndbrod ihren
EM«,

Fürsten beharrliche Zurückgezogenheit und die ebenso spärlichen
wie unv.'rbürgien Aeußeruiig.ii. welche aus derselben in die
O ffeniiichkeit drangen, für ihre Zwecke auszubeuten verstau-
ben; iillramoiilaue day rische Blätter verkündeten vor Kurzem
gerade heraus, daß der König seine Thal von 1870 bereue.
Wenn unter diesen Umständen König Ludwig sich entf'shloß,
aus seiner Gedirgseinsamkeit herabzusteigen und zum ersten
Male den Deuis.hcn Kaiser zu begrüßen, so bedarf es kein S
WorreS weiter, um die Bedeutung dieses Schrittes aller Welt
klar zu machen. König Luow gs R ich-treue ist forlan über
jeden Z »eiset erhaben. Die Feststellung dieser Thassache ist
yochersreulich für das ganze Reich; der Schwerpunkt ihres
Gewichtes aber fällt auf die inneren Verhältnisse Bayerns
selbst. Die absolut feindselige Gesinnung der bayerischen
Palriotenpartei gegen das Reich ist bekannt; nicht minder
bekannt ist. mit welcher Z werficht sie noch vor kurzer Zeit
den König Ludwig znm Werkzeug ihrer Pläne machen zu
können hoffte. Heute ist diese Hoffnung vernichtet. Di«
kteriknl-parliknlarift.scht Kammerparkei ist auf das Handgreif-
lichste oesavoultt DnS bayerische Volk weiß nunmehr, auf
weicher Serie sein König steht. Ob diese Eckenntmß stark
g nug ist, um die bayerischen Wühler in größerer Zähl von
der bisherigen Pairioienpolittk loZznkrennen, wagen wir nicht
zu entscheiden. Möglich, daß «S dem klerikalen Terrorismus
auch ferner noch gelingt, das F l» ungeschmälert zu behaupten;
den D cknranlet oeS PatrioilSinnS aber wird er nicht mehr
benutzen dürfen. Uid das ist für die künftige Klärung
immerhin ein Gewinn.
— Der Basische Sängerbund wird bei dem in München
stattfi Idensen großen deu-schen Sängerfeste sich zahlreich be-
thsUlgen und haben bis jetzt 126 Theilnehmer fr v gemeldet,
welche an L»tim nen 22 Tenon I., 27 Tenori H , 45 Äassi I.
und 32 Basst ll. ergebsn. Z un Boctrag har der Sänger-
bund ans der ÄunseMdtrsajUmluag . t) ^Das
Abeudzlöcklein" von E. Jsiman» ; 2) ^D is Schneeg öckchen*
von I. I. Maier; 3) „Äaldlißd- q»n E. I. Mangold;
4) „Du hist mein Trau«^ ipst, S. A. Zimmermänn.
HffmSarg, 17. JPi. Die vom lctzien Schwurgerichts-
Hofe hier zum To) verurtheilte K l y d sm- r d e r i n Louise
E r n st ine B a ch so , Barnhäst war): po« dem Äroßherzog«
zu lebenslänglicher Zu hlhaushaft begnadigt; dieftlde Wurde
bereits nah Bruchsal perbracht.
Kisftaze», IS. Jnlr. lieber das Befind,« des Für-
sten Bisma.ck wirs gemeldet : Die «ine der beiden Ver-
letz lagen üoer dem Handge enf ist beinahe geheilt. Die
andere, bei welcher ein« Verbrennung dunch de« glühende«
Shußpfropfen müg.'ivirkt hat. zeigt deßhalb einen lang-
fa.neren Fortgang der Heilung- Die Anschwellung ist fast
vollständig gejchouuae», dir Bewegung des Handgelenkes ist
u n sehr viel freier als gestern. — Heute Abend 6 Uhr
empfing der Fürst Bsmarck den Generaladjatanren des

Eberhardt war seit der Scene auf der Fabrik still und
einsilbig geworden, er hörte die Reden seiner Frau geduldig
an, kannte er doch die Quellen, aus der sie stammten. Es
schien, als wenn er langsam diese Ideen auch zu den seini-
gen machte.
An einem Abend kam Eberhardt nach Feierabend in
seine Wohnung, legte aber nicht erst seinen Rock und Hut
in der Wohnstube ab, sondern stieg die Treppe hinauf und
begab sich in daS kleine Zimmer, welches Kurz inne hatte.
„Das ist ein seltener Besuch," rief Kurz ihm entgegen.
„Er hat auch seine Ursache," erwiderte Eberhardt.
„Ist Etwas passtrt?"
Eberhard nickte.
„Sie thun ja gewaltig geheimnißvolls und stoch scheint
eS mir, als wenn Sie Mich etwas fragen wollten," sagte
Kurz, der Mit einem Blick Ebethardt's Züge stüdirt halt«
Und wußte, woran er Wat. ^ Es wär Ederhardt unmöglich,
die,Vorgängs seiM Innern so zu MbeW«, «je ster.listige
und nach vielen Seiten hin geriebene Kurz.
„Sie erinnern sich doch der großen Form?" fragte
Eberhardt. " "
-„Wa- Werde ich nicht." sagie Kurz.
 
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