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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

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Juli (No. 78 - 89)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0311

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Kadisch e
Allgemeiner Anzeiger für

H o p st N) titu n g.
die badische und bayerische


No.


Samstag, 4. Juli 1874.

VIII. Jahrgang.

Inserate von tilnswärts nehmen für uns auch entgegen
von ß. Stöckhardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin,

die Annoncen-Bureaux von Kaasensteiu L Pogter, Itudokf Waffe und H. L. Daube L Ko., Süddeutsche Annen-Kapeditio»
Leipzig, München, Wien, Zllrich, Basel und Straßburg, sowie das ZSger'sche Central-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./M.
..... .......»., >- >i _^ - ' ' -


aus da? „Schwchin-
ger ZSochenölatt"
.rkktkd'kM'ktÄk^rr;«^ Fdssrüh?.Quar-
tal. werden von allen K. Postanstalten, sowie von den Land-
Postboten und Blaitträger entgegengenommen.
' Wochenschau. ^
Schwetzingen, 2. Juli.
' Wenn die „Germania^ über Dinge, die ihre Patroiie
znestst angehen, gut unterrichtet ist,so wäre kein Hirten-
brief zu erwarten. Das ultramontäne Blatt erklärt,
die Bischöfe cheilten wohl den Wunsch des Genedalvicars
.Hahne in Fulda, „die Hersöhnnng Hvischen Staat und
Kirche auf dem Wege der Vereinbarung anzubahuen", sie
seien aber noch mehr als der Genannte voll der gänzlichen
Erfolglosigkeit eines derartigen Schrittes — Appellation
an den Kaiser — überzeugt. Und warum? Weil „sie
wissen, daß Se. Majestät" als constitutioneller Monarch
selbst bei bestem persönlichen Willen eine Remedur deö
Gesetzgebung ohne die Kammern nicht eintretcn lassen kaffiy
und sie verhehlen sich nicht, das; die" Majorität derselben
in dem gegenwärtigem Stadium des Kampfes für Veit
„Friedeiisschluß" noch Bedingungen stellen würde, welche
sie um des Gewissens willen absolut nicht erfüllen können.
Deshalb sind wir auch zu der Mittheilung esmäHfigH
daß!von „Friedenspröpositionen" in Fulda nicht im enti
ferntcsten ' die Rede .gewesen ist. Die/Bischöfe sind von
ihren itsiederbolt aliSgesprocheneii kirchlichen Grundsätzen
nicht um eines Haares Breite abgewichen." Gcucralviear
Hahne habe übrigens „diesen ebenso mnth- wie vertrauens-
vollen Schritt' aus eigenem, selbstständigen und mit der!
Gonfetenz vom 24. bis 27'. Juni nicht in Zusammen-i
hange stehenden Motive göthan."
Recht erfreulich ist übrigens die in obigen.Ausfüh-
rungen der „Germania" zu Lage tretende Erkenntniß, dasd
hench. einem Paktiren mit der Krone und einem Ueberlistew
derselben ein. fester Riegel vorgeschoben ist. Dieser.. Riegel!
heißt das verfassungsmäßig, zu Stande gekommene Gesetz!.
Dessen Autorität im ganzen deutschen Reiche von allen
Unterthanen ohne Ausnahme, anerkannt werden muß.
lieber den ferneren Verlauf des ultramontaneii Feld-
zugs gegen das bayerische Ministerium erstatten dio
Münchener Correspondenten eingehenden Bericht. Wenn die
Herren Jörg und Genossen in der Hoffnung gelebt hatten,
H-rrn v. Lutz zu stürzen, so haben sic offenbar das gerade
R-M. .itheil erreicht. Das prächtige Blumenbouquet, welches
KW>:g Ludwig her Gemahlin des Ministers übersandte, be-
dcme! in der Blumensprachs wohl alles Andere eher, als
ein Mißtrauensvotum für den angegriffenen Minister.
Das „Dresdenex Journ." veröffentlicht eine amtliche

Bekanntmachung, daß in Sachsen die.Reichsmarkrechnung
am 1. Januar 1875 eintritt.
Der Tagesbefehl des Marschalls Mac Mahon er-
innert die Nationalversammlung in nicht mißzuverstehender
Weise daran, daß ihm die vollstreckende Gewalt auf sieben
Jühre übertragen worden ist und er. die Verpflichtung habe,
während dieser Zeit für Ordnung und Frieden zu sorgen.
Die Schlußworte: Wir, d. h. die Armee und ich, wer-
den diese Mission bis ans Ende durchführen, haben wie ein
kaltes Bad auf dic^,Fraktionen der Präteuden gewirkt, «Am
meisten erbost zeigen sich die legitimistischen Organe, Wäh-
rend die republikanischen Blätter sehr anerkennend über das
Aktenstück sprechen, dessey Unterschrift lautet; „Der Präsi-
dent der Republik,". -
Es' steht nun fest, daß nach dem unglücklichen Gefechte
vor Eställa, in welchem der greise Marschall Concha ge-
fallen, die republikanische Armee den Rückzug angetreten hat,
um erst wieder bei den Städtchen Tafalla und Mirapda
(am Argaflusse) Halt zu machen. Die von Concha mit so
großer Bedächtigkeit eingeleiteten Umgehnngsoperationen sind
also vollständig gescheitert, die Regierqugsarmee steht heute
wieder an derselben Gtelle wie vor Wochen , schon, die Arbeit
hat von Neuem zu beginnen. Am Sonnabend trennte nur
nöch eine halbe Meile Entfernung die Republikaner von
Estella, jetzt liegen abermals. mindestens 5 Meilen zwischen
ihnen und den carlistischen^ Verschanzungen auf den steilen
Anhöhen südlich und östlich von genanntem Orte. Concha's
Nachfolger, der bisherige Kriegsminister Z a b a l a , ist be-
reits am Montag Vormittag von Madrid abgereist, General
Moriones soll Chef seines Stabes werden. Da der Feld-
zugsplan zwischen dem gefallenen Heerführer und dem Kciegs-
' minister vereinbart warj'so wird dieser die Operationen im
nämlichen Geiste leiten können, wie fein Vorgänger. Der
neue Kriegsminister, der bisherige Direktor der Infanterie,
General. C on t o n er, ist ein bereits in dem ersten sieben-
jährigen Carlistenkriege erprobter Soldat und gehört der
tiberal-conservativen Partei an,.
Teutsches Reich.
Karlsruhe, 30. Juni. Se. Mdj. der Kaiser und König haben
mittelst Allerhöchster Kabinets-Ordre vom 20. d. M. Allergnädigst ge-
ruht, den Ober- und Garnisons-Auditeur Rehm in Rastatt, unter
gleichzeitiger Verleihung des Röthen-Adler-Ordens 4 Klasse, mit der
gesetzlichen Pension aus sein Ansuchen in den Ruhestand zu versetzen
und den zur Zeit als-HUlfsarbeiter bei dem Königl. Gouvernementge-
richt in Rastatt beschäftigten Gerichtsassessor a. D. Falzer zum Garni-
sonsaudileur zu ernennen. Letzterem ist bis auf Weiteres dis Garm-
son-Auditeur-Sielle in Rastatt übertragen worden.
Se. K. H. der Großherzog haben unterm 25 Juni gnädigst ge-
ruht, den Postmeister-Joses Honsel in Ueberlingen zum Bahnverwalter
in Pfullendorf zu ernennen. -
* Schwetzingen, 3. Juli. lieber den bei Erstürmung
von Estalla gefallenen Marsch all Concha. der im

, gegenwärtigen Carlistenkriege bis jetzt allein im Stande war,
die Carlisten ans die Ohren zu hauen, schreibt die „Franks.
Presse, folgendes: Don Manuel de la Concha, Marquis
del Duero y de la Hqhana, war als der ältere von zwei
Brüder 1794 zu Madrid geboren und erwarb schon im
Unabhängigkeitskampfe gegen Napoleon seine Sporen. 1816
ging er nach den Antillen, und als er 1824 nach Spanien
zurückgekehrt war, machte er als BrigadiexriUnV später als
Marschall den Krieg gegen Don Carlos mit. Er war von
vornherein eifriger Anhänger Marie Christme's und der
Infantin Jsabella. In deiz vierziger Jahren bewährte
er sich durch die Unterdrückung der verschiedenen Aufstände
in Saragossa, Barcelona, Carthagena als treue Stütze-Jsa-
bellas. Ende des Jahres 1853 verfaßte Concha mit O
Donnel, Gonzales, Brano u. A. die berühmte Adresse an
die Königin, in der er eine sofortige Berufung der Cortes
verlangte. Zur Strafe dafür wurde er nach den canarischen
Inseln verbrannt, ging aber lieber nach Frankreich, von wo
ihn die in Spanien entstandene Revolution bald wieder zu-
rückrief. Die Junta zu Saragossa stellte ihn (1854) an
die Spitze der Jnsürrection, und Concha wurde, nachdqm
Narvaez gestürzt. Marie Christine exilirt. und Espartero
rehabilitirt war, wieder in aste seinqi Würden kickgesetzt.
Nach Narvaez RMehr trat Concha wieder von den Ge-
schäften zurück. Bum Ausbruch der Revolution von 1868
versuchte Concha noch bis zum letzten Augenblick- die! gestürmte
Königin zu halten. In diesem Frühjahr würde ihm be-
kanntlich das Obercommando gegen die Carlisten übertragen
und es gelang ihm, dieselben aus ihren furchtbaren Positionen
am Sommorostro zu treiben und Bilbao Anfangs Mai W
entsetzen. Bei seinem Versuch, Lurch ähnliche Operationen
sich in den Besitz Estella'szu setzen und die. Carlisten .zwischen
den Ebro und die Ega zu drängen, fand er, eine Schanze
erstürmend, bei Muro den Heldentod.
Jugenheim, 2. Juli. Der Kaiser-von Rußland reist
am Montag von hier nach Weimar; von dort weiter über
Dresden und Warschau.
Würzöurg, 1. Juli. Der Platinerprpceß
wurde heute Nacht 10 Uhr beendigt. Sämmtliche Schuld-
fragen sind von den Geschworenen vereint, alle Angeklagten,
freigesprochen worden.
Iltkdff, 30. Juni. Der gesperrte Geistliche Domka-
plän Weber hierfelbst und Pfarrer Helfrich zu Dip-
perz sind an den Kreisen Fulda, Hersfeld und Hünfeld
ausgewiesen und die betreffenden Kirchengemeinden auf Gründ
des Gesetzes vom 21. Mai d. I. zur Wiedersetzung der er-
ledigten Stellen angewiesen.
H^aderöorn, 2. Juli. Bischof Martin erhielt eine
kreisgerichtliche Aufforderung, binnen Wilägiger Frist die
ihm zuerkannte Gefängnißstrafe anzutreten. Die Bischöfe


ßülck

Der Arm e n arz 1.
Neuntes Kapitel.
Gerettet.
'' (Fortsetzung.)
Doctör Feldmann war in kurzer Zeit ein gesuchter
Arzt geworden. Seine Ruhe und Besonnenheit, sein klarer
Blick im Erkennen einer Krankheit, sein unausgesetztes For-
schen und Studiren, mit einem Worte, die Liebe, welche
er seiner Wiffenschaft.cntgegentrug, zahlte ihm diese^ mit
Wucher zurück.
Wqhl. regte sich zuweilen die Erinnerung an jene
seltsame Nacht bei ihm, an den räth'elhaften Kranken und
an Vas geheimnißvolle junge Mädchen mit den schönen,
flehenden Augen, allein immer seltener klopfte die Erinne-
rung an und je mehr Tage und Wochen sich zwischen das
Bild jener Ereignisse, das .er schweigsam .in seinem. Innern
barg.
Wenn auch sollte er es Wttheilen. -- Er stand ja
allein. - - - - j '

Die Wittwe Dorn war einsylbig und schweigsam gegen
ihn geworden, als sie einsah, daß Dr. Feldmann nicht der
Mann gewesen war, ihre Hoffnungen in Bezug auf die
Heirath ihres Sohnes Johannes mit dem Mädchen, das
er so sehr liebte, in Erfüllung zu bringen und so kam es,
daß die Morgengespräche sich meist nur um das Geschäft-
liche drehten, um die Anschaffung eines neuen Besens, um
dir Nothwendigkeit eines ReservelederZ zum Fenstcrputzsn
und was dergleichen mehr war.
Ein Universitätsfreund Feldmann's lebte zwar in der
Stadt, allein sie sahen sich selten und ein recht herzliches
Verhältniß halte nie zwischen ihnen bestanden. Sie waren
Dützfreunde noch von der Universität her, aber wer sollte
nicht wissen,, daß die nUna, inntor oft zweien Menschen das
brüderliche Du verleiht, über das, zur Rechenschaft gezogen,
sie sich kaum verantworten kann.
Das „Du," welches Dr. Feldmann dem stunden.ihres
Bruders, wie sie Berthold, noch immer nannte, theilge-
nommen darüber aber die Erlernung der Hauswirthschaft
nicht vernachlässigt. Mit achtzehn Jahren waltete sic schon
wie eine verständige Hausfrau in dem Herrenhause, geliebt
von der Dienerschaft, als wenn sie selbst die anmuthige
milde Herrin des Gutes gewesen wäre.

Wie Baron von Lieben seinen Sohn genau beobach-
tete und jeden Schritt, den dieser that, überwachte, so that
er auch bezüglich Mechtildens. Wenn er das hübsche Mäd-
im Hause walten sah und zwar mit Unermüdlichkeit und
stets heiterem Sinste, dann begann er Pläne zu entwerfen,
die das Glück der beiden ihm so theuren Wesen für die
Dauer begründen sollten.
„Heute geben sie einander noch den unschuldigen Ge-
schwisternameN," murmelte er oft. „Penn der Himmel
meine Wünsche erhört, sollen sie sich einst noch mit einem
theuren Namen nennen."
Zehntes Kapitel.
Gewitterwolke«.
In der Wagenberg'schen Fabrik war scheinbar Alles
beim Alten geblieben; es kamen allerdings hjn und wieder
Reibereien vor zwischen einzelnen Arbeitern, und zwar zwischen
denen, welche eine Aenderung der bestehenden Verhältnisse
wünschten, mit denen, welche zufrieden mit den bestehenden waren.
Der alte Eberhardt fühlte sich in dieser Umgebung wie
verathen und verkauft, zumal der Betrieb der Fagrik er-
weitert und die Herstellung des Hartgusses, welchen der
Vollontair, sein Dorn im Auge, leitete, von Tag zu Tag
an Umfang zunahm.
 
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