Erscheint
wöchentlich drei Mal:
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.
Alle Postanstalten
und Boten nehmen
Bestellungen an.
Mwchinger NolhenblM
Abonnemcut:
vierteljöbrl ch 1 fl. 3 kr.
Insera ! e
die viergespaltene
Petitzeile oder deren
Raum 4 lr.,
Garmondzeile 5 kr.
Amtsverkündigungsvtatt für des Aezirk Schwehmgen.
Bädl l ch c Hßpse n z e i t u n g.
Allgememer Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.
Ao. 14.
Samstag, 31. Jaguar 18'
VIII. Jahrgang.
Inserate von AuSwärtS nehmen sür uns auch entgegen di- Annoncen-Burcaux von KaasenM« L. Mogler, Äudskf Wasse und H. L. Dauve L Es., die Süddeutsche Aunoncen-Lrpeditroii
von K. StöLhardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Base! und Straßburg, sowie das Jäger'sche Ccntral-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./M.
auf dieses Blatt für die
Monate Februar und März
nehmen alle k. Postanstalten sowie Landpostboten und
die Blattträger entgegen. Die Expedition.
Badischer Landtag.
Karlsruhe, 23. Jan.
23. öffentliche Sitzung der 2. Kammer.
Vorsitz: Präsiden! Kirsncr.
Am Ministerlisch: Staatsminister Dr. Jolly, Mini-
sterialrath v. Freydorf und Geh. Raih Cron.
Nach Verlesung der Einiänfe legt Slaatsminister Dr.
Jolly die vergleichenden Nachweisungcn der Rcchnungsergeb-
niffe 1871 und 72 und das Budget der Badanstalten für
74 und 75 vor.
Ministerialpräsidcni v. Freydorf legt einen Entwurf
vor, betreffend die Gebühren für die Geschäfte der Rechts-
Polizeiordnung. Derselbe enthält eine mäßige Erhöhung
der Einnahme der Notare und ein anderes System für die
Gebühren bei auswärtigem Aufenthalt derselben; ferner
erfolgt die Vorlage des Budgets der außerordentlichen Aus-
gaben für den Bau einer neuen Strafanstalt. Der schon
im Budget 1870j7l vorgesehene Bau wurde durch den
Krieg und die Einführung des Reichsstrafsgesetzbuches ver-
hindert. Die durch das Budget für 72 und 73 mit
5000 fl. doticteu Vorarbeiten sind jetzt vollendet. Wie
bir.üs der Bericht der Bndgetcommission über die Ausgaben
des Justizminffterinms heevorhebt, herrschen im Slrafanstalts-
wesen erhebt che Uebelstündc; Amtsgcfängnisse mußten zu
Kreisgesängnissen erklärt werden und kann auch sonst in
Betreff der'Einzelhaft und der Beschäftigung der Gefangenen
kein dem Gesetz vollständig entsprechender Vollzug der Strafen
stattsindcn. Tiefen dringende» Uebelständeii ist durch den
Inhalt dieser Vorlage abzuhelfen.
hierauf erfolgt die Bcralhung des Budgets des Mi-
nisteriums des Innern über Tit. 1 bis 7, 8 und 9 der
Ausgabe und Tit. 1 der Einnahme, erstattet von dem Abg.
Sachs von Heidelberg; die Kammer crtheilt dem Budget
nach den Anträgen der Commission die Genehmigung.
Von den anderen Gegenständen der Tagesordnung,
die im Berichte des Abg. Hnfschmid begriffenem Titel des
Budgets des Ministeriums des Innern wurde mir Tit. 8,
1. „Katholischer Kulms" erledigt.
Noch längerer Debatte, in welcher u. A. Staatsminister
Dr. Jolly milthcilic, daß das Freiburger Domcapitel die
demnächstige Vorlegung einer neuen Liste für die Besetzung
des erzbischöflichen Stuhls bereits der Großh. Regierung
angezeigt habe, wurden, nachdem zuvor ein Antrag des
Abg. v. Buß und Genossen, die Dotation des Erzbisthums
auch für 1875 zu bewilligen, mit allen gegen die Stimmen
der Rechten abgclehnt worden war, folgende Anträge der
Commission, nachdem Staatsinmister Dr. Jolly das Ein-
verständnis; der Regierung damit ausgesprochen hacke, ange-
nommen : „Für den katholischen Kultus für das Jahr 1874
mi! 70,463 fl. 29 kr., für das Jahr 1875 aber mit
57,063 fl. 29 kr. zu gemhmigen, ferner anszusprechen, es
wolle die Großh. Regierung, falls im Jahre 1874 die
Vorlage weiterer Vorschlagslisten behufs Besetzung des erz-
bischöflichen Stuhls Seitens des Domkapitels verweigert
werden fällte, sofort die Einstellung der Zahlung der für
den erzbischöflichen Tisch bestimnnen Summe von 13,400 fl.
verfügen, sowie: Es sei die Großh. Regierung eriuächilgt,
a. für den Fall, daß im Jahre 1874 eine vorschrifisgimäße
Besetzung des eizbischöfluheii Tisches auch für das Jahr
1874 auszahlen zu lassen, 6 für den Fall, daß erst im
Laufe des Jahres 1875 diese Besetzung erfolgen sollte, die
Zahlung der genannten Dotation von dem Tage an, an
welchem die Besetzung erfolgt sein würde, zu verfügen."
Deutsches Reich.
Karlsruhe, 29. Jan. Das außerordentliche Budget
enthält u. A. auch die Anforderung von im Ganzen
75,000 fl. für Errichtung einer zweiten Taubstummenanstalt
(außer Meersburg) im Schloßgebünde zu Gerlachsheim, be-
rechnet zur Aufnahme von 80—100 Zöglingen. — Zur
unumgänglichen Entlastung der Anstalten Jllenan und
Pforzheim sind zunächst zwei Universitätskliniken für Scelen-
gcstörte projecHrl und zwar in Heidelberg und Fceibnrg
mit einem Gesammtnufwand von 570,000 fl.
Stuttgart, 27. Jan. Gestern ist nun endlich nach
31/2 Monaten die Benutzung des ordenlii .en Budgets we-
nigstens in Der Kammer zu Ende geführt worden. Nach
den Beschlüssen der Kummer beläuft sich nun der gcsamnUe
Staatsbedarf für 1873/74 ans fl. 24,448,000, für'1874/75
auf fl. 24,618,486.
Stuttgart, 28. Jan. Gestern hat hier die Ver-
lobung des Herzog» Eugen von Württemberg, Sohn des
Herzogs Eugen zu Karlsruhe in Schlesien, mit der am
hiesigen Hofe lebenden Großfürstin Vera, Tochter des Groß-
fürsten Constantin, stattgefnuden.
Speyer, 29. Jan. Den sozialdemokratischen Äb. beiter -
Hetzern scheint es an Geld zu fehlen! Der bekannte Meier
will hier schon wieder eine Veusaminlimg Hallen, nachdem
cs ihm am vorigen Sonntag nicht glückte, die gewünschte
Anzahl Arbeiter aus hiesiger Sladt in seine Vereinsfallc
zu locken. Jeder vernünftige Mann weiß, was er von die-
sen Glücksprophetcn zu hoffen hat. Die Hauptsache ist:
recht viel Geld in die Vereinskasse, damit die Herren Vor-
stände und Agitatoren ein angenehmes Leben ohne Arbeit
führen können. Es ist doch leichter für arbeitsscheue Men-
Feuilleton.
Im Wockskruge.
Kriminal-Novelle
von'I. Klink.
(Fortsetzung.)
Der Pfarrer wich mit geisterblcichem Antlitze einen
Moment vor dem Mädchen zurück.
„Ermordet? Der Müller ermordet, und das sagst du
jetzt — jetzt, nachdem beinahe ein Jahr seit dem Tode ver-
flossen ist? Jetzt —"
Der Pastor sah dos Mädchen mit dem Ausdrucke des
höchsten Entsetzens an,
»Ja, Herr Pastor — 0, vergeben sie mir meine Sünde
Ich habe nicht alles gewußt, oder wenigstens nicht so, wie
ich es sitzt weiß. Wovon ich damals träumte, das ist mir
jetzt klar geworden."
„Und wie ist es dir klar geworden, Lene? Was weist
Du? Wovon sprichst Du?"
„Herr Pastor, die Sophie und ich, wir Beide haben
ein Gespräch zwischen der Müllerin und ihrem Manne an-
gehört, welches uns vcrmuthen läßt, daß die Beiden den
Müller ums Leben gebracht haben."
schcn, in jeder Woche einige Mal des Abends beim Bier-
den ruhigen Arbeitern mit hirnverbrannten Phrasen, die
man blos auswendig zu lernen braucht, zu nnlerhalien und
tüchtig auf alle staatlichen und bürgerlichen Verhältnisse
zu schimpfen, als sich mit nützlicher Arbeit besonders anzu-
strengen. Wozu brauchen solche Phrasenhelden zu arbeiten?
Es gibt ja Andere, die sich für sie plagen können. Wenn
auch an den gesammelten Groschen und Pfennigen noch
der Schweiß von Arbeit klebt, das genirt diese großen
Geister gar nicht, denn hier muß ja auch der Zweck die
Mittel heiligen! Soll denn aber dieses Treiben ungeahndet
so forigehcn dürfen? (Pf. K.)
— Vergangenen Sonntag hielt Pfarrer Kühn von
Landau in der Simukiankirche zu Rüßdorf den ersten
altkalholischen Gottesdienst unter zahlreicher Theilnahme ab.
Der dortige protestantische Lehrer spielte die Orgel. — Zur
Errichtung einer Kleinkinderbewahranstalt hat der jüngst
verstorbene Lehrer Sprenger von Dörrenbach seiner
Gemeinde sein ganzes Vermögen im Betrage von ca.
20,000 fl. testamentarisch vermacht.
Werlin, 28. Inn. Wie die heutige „Germania mit-
ttzeckl, hätte der Kardinal Anionelli unterm 17. d. M. ein
Zirkular an sämmtliche apostol. Nunziaiurm erlassen, worin
dien von der „Köln. Zlg." veröffentlichte „Bulle" ^.postoli-
enUssäss rrrunus als „ganz erfunden" (olro il äooniuorrto
. . H. . . sin äsl ckntto npoorit'o) bezeichnet wird. — Wie
dem'„Fr. I." gemeldet wird, wurde die Meinungsverschie-
denheit innerhalb der Fortschriltsparlci wegen der Richter'-
gchen PreSpiraten-Rcde gestern gut ausgeglichen. Die Fraktion
eignete sich dahin, daß jedes Milglied, nur wenn ausdrück-
lich dazu beauftragt, Namens der Partei reden solle. ,
Mit dem 29. d. M. soll die den Reichstagsmitgliedern ge-
währte freie Fahrtaufallen deutschen Eisendahnen beginnen;
es sind die Karten auf dem Reichskanzleramte ausgestellt,
welche bis 8 Tage nach der Session Giltigkeit behalten.
Merlin, 28. Jan. Der Reichskanzler hat dem Bun-
desrathc unterm 21. Jan. Len Entwurf eines Gesetzes beir.
die einer besonderen Genehmigung bedürfenden gewerblichen
Anlagen zngchen lassen. Derselbe lautet: „Dem Verzeich-
nis; der besonderen Genehmigung bedürfenden gewerblichen
Anlagen im Z 16 der Gewerbeordnung vom 21. Juni 1868
sind hinzuzufngen: Hopfen- Sehwefcldörren, Asphaltkochc-
reien und Pechsiedereien, soweit sic außerhalb der Gewin-
nung des Materials errichtet werden, Strohpapierstofffabri-
ken, Darmznbcrcitnngsanstallen, Fabriken, in welchen
Dampfkessel oder andere Blebgefüße durch Vernieten hcr-
gestclli werden.
Hessen, 28. Jan. Das hiesige Kreisgerichl forderte
den Erzbischof Ledochow'-ky auf, seine weitere Strafe, von
9500 Thatern zu zahlen, und hat ihn für den Fall der
Nichtzahlung mit sofoniger Pfändung bedroht. Da Pfand-
„Nur vermnlhen?" fragte der Pastor tief ausathmcnd.
„Ach nein, Herr Pastor, wenn Sie mir nur einen
Augenblick Gehör schenken wollten — Sie würden dann
bald noch klarer sehen als Sophie und ich, denn mir Beide
sind ja nur ein paar einfältige Frauensleute. Sie wissen
wohl noch, Herr Pastor, daß der Müller so plötzlich starb?
Am Abend war er mit seiner Frau zu Kellerwirths gewesen
und es soll dor! lustig genug hergegangen sein. Der Müller
war auch noch- kreuzfidel als er nach Hanse kam, obgleich die
Müllerin es nicht zngcben wollte, sondern mir gleich sagte,
sie ängstige sich recht um ihren Mann, er sei nicht wohl.
Mir kam das sonderbar vor, da er so munter aussah. Sie
befahl mir dann, ein Glas Znckerwasser sür den Müller zu
bringen, er trank es jeden Abend vor dem Schlafengehen.
Ich that, wie man mir geheißen und stellte das Glas auf
den Tisch. Hernach sah ich noch, wie Matthes etwas in
das Glas hincinschüttelte, eS mehrere Male umrührte und
dann wieder an seinen Platz stellte. Gleich darauf trank
der Müller es in einem Zuge ans, indem er sagte, daß das
Wasser sonderbar schmecke. Nachdem ich das Zimmer etwa
fünf Minuten verlassen Halle, wurde ich zurückgerufen. Der
Müller sei krank, sagte seine Frau — ich solle ihm einen
starken Pfeffermünzthee kochen. Sie jammerte und weinte
dann gleich darauf entsetzlich, und als ich den Thee brachte,
hörte ich den Müller sagen, daß, wenn er sterben müsse, sie
seine Mörderin sei.
Damals gab ich gar nicht Acht auf diese Worte, denn
der Müller war recht grämlicher Natur, namentlich seit
Maiihes im Hanse war. Erst am andern Morgen fielen
sie mir wieder ein, als die Müllerin uns sagte, daß der
Müller um vier Uhr gestorben sei. Kurze Zeit darauf traf
ich mit dem Mädchen des Doctors zusammen und wir kamen
zufällig auf den verstorbenen Müller zu sprechen. Dasselbe
meinte, der Müller wäre doch recht rasch gestorben, es wäre
doch immer besser, wenn man zu einem Arzte schicke. Das
fick mir auf.
Die Müllerin hatte uns nämlich gesagt, der Matthes
sei erst nach dem Doctor und dann zu dem Chirurg ge-
gangen, welche Beide nicht kamen, weil sie über Land sein
sollten. Ich sagte nun dem Mädchen, Matthes habe den
Doctor holen wollen, er sei aber nicht zu Hanse gewesen.
Das bestritt sie. Erstens sei Matthes in der Nacht nicht
gekommen und dann habe der Doctor auch das Haus gar
nicht verlassen. Derselbe habe sich sogar gewundert,
die Müllerin gar nicht schickte.
(Fortsetzung folgt.)
daß
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und Samstag.
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Ao. 14.
Samstag, 31. Jaguar 18'
VIII. Jahrgang.
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von K. StöLhardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Base! und Straßburg, sowie das Jäger'sche Ccntral-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./M.
auf dieses Blatt für die
Monate Februar und März
nehmen alle k. Postanstalten sowie Landpostboten und
die Blattträger entgegen. Die Expedition.
Badischer Landtag.
Karlsruhe, 23. Jan.
23. öffentliche Sitzung der 2. Kammer.
Vorsitz: Präsiden! Kirsncr.
Am Ministerlisch: Staatsminister Dr. Jolly, Mini-
sterialrath v. Freydorf und Geh. Raih Cron.
Nach Verlesung der Einiänfe legt Slaatsminister Dr.
Jolly die vergleichenden Nachweisungcn der Rcchnungsergeb-
niffe 1871 und 72 und das Budget der Badanstalten für
74 und 75 vor.
Ministerialpräsidcni v. Freydorf legt einen Entwurf
vor, betreffend die Gebühren für die Geschäfte der Rechts-
Polizeiordnung. Derselbe enthält eine mäßige Erhöhung
der Einnahme der Notare und ein anderes System für die
Gebühren bei auswärtigem Aufenthalt derselben; ferner
erfolgt die Vorlage des Budgets der außerordentlichen Aus-
gaben für den Bau einer neuen Strafanstalt. Der schon
im Budget 1870j7l vorgesehene Bau wurde durch den
Krieg und die Einführung des Reichsstrafsgesetzbuches ver-
hindert. Die durch das Budget für 72 und 73 mit
5000 fl. doticteu Vorarbeiten sind jetzt vollendet. Wie
bir.üs der Bericht der Bndgetcommission über die Ausgaben
des Justizminffterinms heevorhebt, herrschen im Slrafanstalts-
wesen erhebt che Uebelstündc; Amtsgcfängnisse mußten zu
Kreisgesängnissen erklärt werden und kann auch sonst in
Betreff der'Einzelhaft und der Beschäftigung der Gefangenen
kein dem Gesetz vollständig entsprechender Vollzug der Strafen
stattsindcn. Tiefen dringende» Uebelständeii ist durch den
Inhalt dieser Vorlage abzuhelfen.
hierauf erfolgt die Bcralhung des Budgets des Mi-
nisteriums des Innern über Tit. 1 bis 7, 8 und 9 der
Ausgabe und Tit. 1 der Einnahme, erstattet von dem Abg.
Sachs von Heidelberg; die Kammer crtheilt dem Budget
nach den Anträgen der Commission die Genehmigung.
Von den anderen Gegenständen der Tagesordnung,
die im Berichte des Abg. Hnfschmid begriffenem Titel des
Budgets des Ministeriums des Innern wurde mir Tit. 8,
1. „Katholischer Kulms" erledigt.
Noch längerer Debatte, in welcher u. A. Staatsminister
Dr. Jolly milthcilic, daß das Freiburger Domcapitel die
demnächstige Vorlegung einer neuen Liste für die Besetzung
des erzbischöflichen Stuhls bereits der Großh. Regierung
angezeigt habe, wurden, nachdem zuvor ein Antrag des
Abg. v. Buß und Genossen, die Dotation des Erzbisthums
auch für 1875 zu bewilligen, mit allen gegen die Stimmen
der Rechten abgclehnt worden war, folgende Anträge der
Commission, nachdem Staatsinmister Dr. Jolly das Ein-
verständnis; der Regierung damit ausgesprochen hacke, ange-
nommen : „Für den katholischen Kultus für das Jahr 1874
mi! 70,463 fl. 29 kr., für das Jahr 1875 aber mit
57,063 fl. 29 kr. zu gemhmigen, ferner anszusprechen, es
wolle die Großh. Regierung, falls im Jahre 1874 die
Vorlage weiterer Vorschlagslisten behufs Besetzung des erz-
bischöflichen Stuhls Seitens des Domkapitels verweigert
werden fällte, sofort die Einstellung der Zahlung der für
den erzbischöflichen Tisch bestimnnen Summe von 13,400 fl.
verfügen, sowie: Es sei die Großh. Regierung eriuächilgt,
a. für den Fall, daß im Jahre 1874 eine vorschrifisgimäße
Besetzung des eizbischöfluheii Tisches auch für das Jahr
1874 auszahlen zu lassen, 6 für den Fall, daß erst im
Laufe des Jahres 1875 diese Besetzung erfolgen sollte, die
Zahlung der genannten Dotation von dem Tage an, an
welchem die Besetzung erfolgt sein würde, zu verfügen."
Deutsches Reich.
Karlsruhe, 29. Jan. Das außerordentliche Budget
enthält u. A. auch die Anforderung von im Ganzen
75,000 fl. für Errichtung einer zweiten Taubstummenanstalt
(außer Meersburg) im Schloßgebünde zu Gerlachsheim, be-
rechnet zur Aufnahme von 80—100 Zöglingen. — Zur
unumgänglichen Entlastung der Anstalten Jllenan und
Pforzheim sind zunächst zwei Universitätskliniken für Scelen-
gcstörte projecHrl und zwar in Heidelberg und Fceibnrg
mit einem Gesammtnufwand von 570,000 fl.
Stuttgart, 27. Jan. Gestern ist nun endlich nach
31/2 Monaten die Benutzung des ordenlii .en Budgets we-
nigstens in Der Kammer zu Ende geführt worden. Nach
den Beschlüssen der Kummer beläuft sich nun der gcsamnUe
Staatsbedarf für 1873/74 ans fl. 24,448,000, für'1874/75
auf fl. 24,618,486.
Stuttgart, 28. Jan. Gestern hat hier die Ver-
lobung des Herzog» Eugen von Württemberg, Sohn des
Herzogs Eugen zu Karlsruhe in Schlesien, mit der am
hiesigen Hofe lebenden Großfürstin Vera, Tochter des Groß-
fürsten Constantin, stattgefnuden.
Speyer, 29. Jan. Den sozialdemokratischen Äb. beiter -
Hetzern scheint es an Geld zu fehlen! Der bekannte Meier
will hier schon wieder eine Veusaminlimg Hallen, nachdem
cs ihm am vorigen Sonntag nicht glückte, die gewünschte
Anzahl Arbeiter aus hiesiger Sladt in seine Vereinsfallc
zu locken. Jeder vernünftige Mann weiß, was er von die-
sen Glücksprophetcn zu hoffen hat. Die Hauptsache ist:
recht viel Geld in die Vereinskasse, damit die Herren Vor-
stände und Agitatoren ein angenehmes Leben ohne Arbeit
führen können. Es ist doch leichter für arbeitsscheue Men-
Feuilleton.
Im Wockskruge.
Kriminal-Novelle
von'I. Klink.
(Fortsetzung.)
Der Pfarrer wich mit geisterblcichem Antlitze einen
Moment vor dem Mädchen zurück.
„Ermordet? Der Müller ermordet, und das sagst du
jetzt — jetzt, nachdem beinahe ein Jahr seit dem Tode ver-
flossen ist? Jetzt —"
Der Pastor sah dos Mädchen mit dem Ausdrucke des
höchsten Entsetzens an,
»Ja, Herr Pastor — 0, vergeben sie mir meine Sünde
Ich habe nicht alles gewußt, oder wenigstens nicht so, wie
ich es sitzt weiß. Wovon ich damals träumte, das ist mir
jetzt klar geworden."
„Und wie ist es dir klar geworden, Lene? Was weist
Du? Wovon sprichst Du?"
„Herr Pastor, die Sophie und ich, wir Beide haben
ein Gespräch zwischen der Müllerin und ihrem Manne an-
gehört, welches uns vcrmuthen läßt, daß die Beiden den
Müller ums Leben gebracht haben."
schcn, in jeder Woche einige Mal des Abends beim Bier-
den ruhigen Arbeitern mit hirnverbrannten Phrasen, die
man blos auswendig zu lernen braucht, zu nnlerhalien und
tüchtig auf alle staatlichen und bürgerlichen Verhältnisse
zu schimpfen, als sich mit nützlicher Arbeit besonders anzu-
strengen. Wozu brauchen solche Phrasenhelden zu arbeiten?
Es gibt ja Andere, die sich für sie plagen können. Wenn
auch an den gesammelten Groschen und Pfennigen noch
der Schweiß von Arbeit klebt, das genirt diese großen
Geister gar nicht, denn hier muß ja auch der Zweck die
Mittel heiligen! Soll denn aber dieses Treiben ungeahndet
so forigehcn dürfen? (Pf. K.)
— Vergangenen Sonntag hielt Pfarrer Kühn von
Landau in der Simukiankirche zu Rüßdorf den ersten
altkalholischen Gottesdienst unter zahlreicher Theilnahme ab.
Der dortige protestantische Lehrer spielte die Orgel. — Zur
Errichtung einer Kleinkinderbewahranstalt hat der jüngst
verstorbene Lehrer Sprenger von Dörrenbach seiner
Gemeinde sein ganzes Vermögen im Betrage von ca.
20,000 fl. testamentarisch vermacht.
Werlin, 28. Inn. Wie die heutige „Germania mit-
ttzeckl, hätte der Kardinal Anionelli unterm 17. d. M. ein
Zirkular an sämmtliche apostol. Nunziaiurm erlassen, worin
dien von der „Köln. Zlg." veröffentlichte „Bulle" ^.postoli-
enUssäss rrrunus als „ganz erfunden" (olro il äooniuorrto
. . H. . . sin äsl ckntto npoorit'o) bezeichnet wird. — Wie
dem'„Fr. I." gemeldet wird, wurde die Meinungsverschie-
denheit innerhalb der Fortschriltsparlci wegen der Richter'-
gchen PreSpiraten-Rcde gestern gut ausgeglichen. Die Fraktion
eignete sich dahin, daß jedes Milglied, nur wenn ausdrück-
lich dazu beauftragt, Namens der Partei reden solle. ,
Mit dem 29. d. M. soll die den Reichstagsmitgliedern ge-
währte freie Fahrtaufallen deutschen Eisendahnen beginnen;
es sind die Karten auf dem Reichskanzleramte ausgestellt,
welche bis 8 Tage nach der Session Giltigkeit behalten.
Merlin, 28. Jan. Der Reichskanzler hat dem Bun-
desrathc unterm 21. Jan. Len Entwurf eines Gesetzes beir.
die einer besonderen Genehmigung bedürfenden gewerblichen
Anlagen zngchen lassen. Derselbe lautet: „Dem Verzeich-
nis; der besonderen Genehmigung bedürfenden gewerblichen
Anlagen im Z 16 der Gewerbeordnung vom 21. Juni 1868
sind hinzuzufngen: Hopfen- Sehwefcldörren, Asphaltkochc-
reien und Pechsiedereien, soweit sic außerhalb der Gewin-
nung des Materials errichtet werden, Strohpapierstofffabri-
ken, Darmznbcrcitnngsanstallen, Fabriken, in welchen
Dampfkessel oder andere Blebgefüße durch Vernieten hcr-
gestclli werden.
Hessen, 28. Jan. Das hiesige Kreisgerichl forderte
den Erzbischof Ledochow'-ky auf, seine weitere Strafe, von
9500 Thatern zu zahlen, und hat ihn für den Fall der
Nichtzahlung mit sofoniger Pfändung bedroht. Da Pfand-
„Nur vermnlhen?" fragte der Pastor tief ausathmcnd.
„Ach nein, Herr Pastor, wenn Sie mir nur einen
Augenblick Gehör schenken wollten — Sie würden dann
bald noch klarer sehen als Sophie und ich, denn mir Beide
sind ja nur ein paar einfältige Frauensleute. Sie wissen
wohl noch, Herr Pastor, daß der Müller so plötzlich starb?
Am Abend war er mit seiner Frau zu Kellerwirths gewesen
und es soll dor! lustig genug hergegangen sein. Der Müller
war auch noch- kreuzfidel als er nach Hanse kam, obgleich die
Müllerin es nicht zngcben wollte, sondern mir gleich sagte,
sie ängstige sich recht um ihren Mann, er sei nicht wohl.
Mir kam das sonderbar vor, da er so munter aussah. Sie
befahl mir dann, ein Glas Znckerwasser sür den Müller zu
bringen, er trank es jeden Abend vor dem Schlafengehen.
Ich that, wie man mir geheißen und stellte das Glas auf
den Tisch. Hernach sah ich noch, wie Matthes etwas in
das Glas hincinschüttelte, eS mehrere Male umrührte und
dann wieder an seinen Platz stellte. Gleich darauf trank
der Müller es in einem Zuge ans, indem er sagte, daß das
Wasser sonderbar schmecke. Nachdem ich das Zimmer etwa
fünf Minuten verlassen Halle, wurde ich zurückgerufen. Der
Müller sei krank, sagte seine Frau — ich solle ihm einen
starken Pfeffermünzthee kochen. Sie jammerte und weinte
dann gleich darauf entsetzlich, und als ich den Thee brachte,
hörte ich den Müller sagen, daß, wenn er sterben müsse, sie
seine Mörderin sei.
Damals gab ich gar nicht Acht auf diese Worte, denn
der Müller war recht grämlicher Natur, namentlich seit
Maiihes im Hanse war. Erst am andern Morgen fielen
sie mir wieder ein, als die Müllerin uns sagte, daß der
Müller um vier Uhr gestorben sei. Kurze Zeit darauf traf
ich mit dem Mädchen des Doctors zusammen und wir kamen
zufällig auf den verstorbenen Müller zu sprechen. Dasselbe
meinte, der Müller wäre doch recht rasch gestorben, es wäre
doch immer besser, wenn man zu einem Arzte schicke. Das
fick mir auf.
Die Müllerin hatte uns nämlich gesagt, der Matthes
sei erst nach dem Doctor und dann zu dem Chirurg ge-
gangen, welche Beide nicht kamen, weil sie über Land sein
sollten. Ich sagte nun dem Mädchen, Matthes habe den
Doctor holen wollen, er sei aber nicht zu Hanse gewesen.
Das bestritt sie. Erstens sei Matthes in der Nacht nicht
gekommen und dann habe der Doctor auch das Haus gar
nicht verlassen. Derselbe habe sich sogar gewundert,
die Müllerin gar nicht schickte.
(Fortsetzung folgt.)
daß