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Seidlitz, Woldemar
Die Kunst in Dresden vom Mittelalter bis zur Neuzeit (Buch 1 - 3): 1464 - 1625 — Dresden, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.43932#0215
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ERSTER ABSCHNITT - MORITZ <I)

Cavalli Moritz ein Jahreseinkommen von 100000 Skudi zugetraut, was der
Wirklichkeit <120000 Gulden) ungefähr entsprach104). Die Art wie diese durch
die Säkularisationen erhöhten Einnahmen verwendet wurden rechtfertigt durchaus
das ganze Vorgehen. Es ist nicht gerecht, urteilt der unparteiische Voigt, hier
nur von fürstlicher Raubsucht zu sprechen 1O’>. Der neue Staat, der das Terri-
torium zu einer Einheit zusammenzuschließen strebte, die neue kirchliche For-
mation brachten eine Fülle neuer Bedürfnisse mit sich: sie fallen zumeist in die
großen Gebiete der Wirtschaft und der Schule. Dazu reichten die Regalien und
Kammereinkünfte nicht aus. Die säkularisirten Besitzungen wurden dadurch als
Landeseigentum anerkannt daß deren Rechnungsführung ganz von der fürstlichen
Rentkammer getrennt war,- unter Aufsicht der Landschaft wurde deren Verwal-
tung nach dem Plan der Regirung geführt. Im Sommer 1543 ließ Moritz im Amt
Stolpen, das zu Meißen gehörte, die albertinische Kirchenordnung einführen,- aus
dem Meißner Dom wurden auf seine Anordnung die Heiligenbilder und der Hoch^
altar entfernt,- die protestantischen Prediger im Stift nahmen allmählich zu.
Zu den erhöhten Einnahmen des Landes hatte übrigens auch die Verwaltung
der Bergwerke beigetragen, die in der Hand des Amtmanns von Annaberg
lag, der das Amt Schellenberg <das spätre Augustusburg) mit verwaltete. Georg
von Carlowitz, der auch die Bergwerksangelegenheiten führte, hatte dadurch
Ordnung geschaffen daß er fremdes Kapital heranzuziehen suchte um die durch
Raubbau erschöpften Bergwerke wieder in Betrieb zu bringen106). Der Uneinig-
keit mit den Ernestinern wegen der zu befolgenden Münzpolitik wurde dadurch
gesteuert daß 1542 zu Mügeln bei Oschatz vereinbart wurde, den Guldengroschen
nach dem bisherigen Schrot und Korn weiterzuprägen, jedoch ihn nur 24 statt 25
Groschen gelten zu lassen,- mit der kleinen Münze aber, an der es fehlte, sollte
»gefallen« werden. Von den Zinsgroschen als den vollwichtigsten Münzen sollten
dagegen möglichst wenig geprägt werden, da bei ihnen die Gefahr bestand daß
sie ins Ausland abfließen würden. Doch ließ der Kurfürst nach wie vor gering-
wertigere kleine Münzen schlagen. Die Gulden trugen fortan bis zum Schmal-
kaldischen Kriege auf der einen Seite das Bildnis Moritz" allein, auf der andern
das des Kurfürsten, da dieser sich mit seinem Bruder Johann Ernst dahin aus-
einandergesetzt hatte daß letztrer mit dem Münzwesen nichts mehr zu tun habe.
1546 erleichterte Moritz durch Befreiungen den Kauf des spärlich vorhandnen
Eisensteins zum Ausschmelzen des Silbers,- Zinnbergwerke blühten in Altenberg,
Bärenstein, Lauenstein und Ehrenfriedersdorf bei Annaberg. Für den Geising-
berg bei Altenberg setzte Moritz 1544 eine Ordnung auf,- Steinkohle wurde in
Burg und Potschappel gefördert107)-

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