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Seidlitz, Woldemar
Die Kunst in Dresden vom Mittelalter bis zur Neuzeit (Buch 1 - 3): 1464 - 1625 — Dresden, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.43932#0216
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ZWEITES BUCH ■ 1541 - 1586

Im Jahr 1544 erwarb Moritz von den Herren von Schönburg zur Erweite-
rung seinerWildbahn die Orte Hohnstein, Lohmen und Wehlen, indem er ihnen
dafür die Herrschaft Penig sowie das dem Deutschen Orden gehörige Haus
Zschillen gab, während der Ordenskomtur mit einigen Höfen des Klosters Pforte
abgefunden wurde. Von Georg von Carlowitz erwarb er das Gut Schönfeld
bei Pillnitz, wofür er ihm die wertvolle Herrschaft Kriebstein überließ, die er von
der Herzogin von Rochlitz gegen die türingischen Ämter Dornburg und Kom-
burg bei Jena eintauschte. — Als im Frühjahr der Bischofssitz von Merseburg
frei wurde, konnte Moritz endlich den Wunsch durchsetzen seinen Bruder August
zum weltlichen Administrator des Stifts gewählt zu sehen, während die geist-
lichen Angelegenheiten dem Fürsten Georg von Anhalt übertragen wurden.
Bald darauf richtete er seinem Bruder einen eignen Haushalt in Dresden ein,
nachdem dieser von einem mehrjährigen Aufenthalt am Wiener Hofe bei König
Ferdinand zurückgekehrt war (siehe Anlage 11).
Die zweite Hälfte des Jahres verging über dem Kriege mit Frankreich, wozu
Moritz dem Kaiser schließlich versprochen hatte 1000 Pferde zuzuführen und das
Anreitegeld dafür vorzustrecken. Durch Gewandtheit und Tapferkeit zeichnete
er sich in dem Treffen von Vitry aus, bis am 18 September der Friede von Crespy
dieses Unternehmen zu einem wenig vorteilhaften Abschluß brachte.
Das Jahr 1545 führte im Herbst zum Kampf gegen Heinrich von Braun-
schweig, der sich schließlich mit seinem Sohn ergeben mußte. Schon im März
hatte Moritz an seine Städte den Befehl erlassen in Bereitschaft zu sitzen.
Man wußte damals nicht gegen wen diese Rüstungen gerichtet waren, konnte
aber aus dem Umstande daß in Dresden und Pirna neue Festungswerke in An-
griff genommen wurden, besonders aber in Leipzig, dem Augapfel von Moritz,
die Pleißenburg nach einem großartigen Plane verstärkt werden sollte, darauf
schließen daß diese Maßnahmen für alle Fälle gegen den Kurfürsten zielten. Da-
mals war der Wettbewerb mit diesem um die Gewinnung des mächtigen Magde-
burg schon im Spiel, um dessen Schutzherrschaft sich Moritz im Jahr vorher beim
Kaiser beworben hatte, während er gleichzeitig mit dem Erzbischof Albrecht
von Brandenburg einen vorläufigen Abfindungsvertrag abschloß. Als Albrecht
im Herbst 1545 starb gelang es aber dem Kurfürsten mit dessen kränk-
lichem und haltlosem Vetter und Nachfolger Johann Albrecht im April 1546
einen Vertrag zu schließen der Moritz7 Aussichten herabdrückte. Den Betrag für
den Ausbau der Festungen bestritt Moritz aus einer Steuer, die der Landtag
bereits 1537 dem Herzog Georg bewilligt hatte, die jedoch jetzt erst in drei Ter-
minen erhoben wurde, deren ersten im Betrage von 70000 Gulden er zur Deckung

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