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Semper, Gottfried
Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten oder praktische Ästhetik: ein Handbuch für Techniker, Künstler und Kunstfreunde (Band 1): Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst — Frankfurt a.M., 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.1299#0141
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96 Viertes Hanptstück.

sam natürliche logisch abgeleitete Conseqnenz des
Rohstoffes zu sein und so zu erscheinen, beruht eine wesent-
liche und die erste technische Stilgerechtigkeit eines Werkes.
Diese ist also zunächst abhängig von den natürlichen Eigen-
schaften des Rohstoffes, der zu behandeln ist und die derjenige
genau kennen muss, der entweder selbst aus demselben ein tech-
nisches Werk hervorbringen will, oder den Produzenten Anlei-
tung, Vorschrift und Muster dafür vorzubereiten berufen ist. In
neuer Zeit ist die Hand des Produzenten selten oder niemals zu-
gleich diejenige, die hinreichende Befähigung und Müsse besitzt,
auch selbst zu erfinden, sobald diese Erfindung nämlich aus dem
Gebiete der Erfahrungswissen Schäften und der Berechnung • her-
austritt und sich nur halbweg einer Art von Conception im künst-
lerisch-formellen Sinne annähert. Unglücklicher Weise trifft es
sich aber, dass gerade jetzt, wo das Bureaugeschäft und die Geld-
macherei der Fabrikherrn, der Maschinendienst und die Proleta-
rierknechtschaft den Arbeiter für diese Kunstfrage vollständig ab-
gestumpft haben, zugleich auch diejenigen, die Gelegenheit hät-
ten, hier Ersatz zubieten, den Erwartungen eines günstigen Ein-
flusses , den sie üben könnten, um die Industrie auch künstlerisch
zu heben und blühen zu machen, nicht nachkommen und zwar
hauptsächlich aus dem Grunde, weil ihnen die genauere Kenntniss
der Rohstoffe und der technischen Proceduren, die in den ver-
schiedenen Industriezweigen zu der Verarbeitung der erstem an-
gewendet werden, nicht hinreichend geläufig sind, sie auch wohl
nicht immer von der Nothwendigkeit, sich durch die Eigenschaften
der Rohstoffe und die Einflüsse der Proceduren, die in Frage
kommen, bei ihren „geistreichen" Compositionen leiten lassen zu
müssen, überzeugt sind, sie nicht selten schliesslich die Stilge-
sqtze gar nicht kennen, zu denen die richtige Schätzung der
genannten Momente für industrielle Produktion führen muss.
(Vergleiche hierüber meine Schrift: Wissenschaft, Industrie und
Kunst etc. 1852. Vieweg. Braunschweig. Ferner R. A. Dyce's.
Report on foreign schools of design, made in 1839 im Aus-
zuge in dem Catalogue of the articles of ornamental art in the
Museum of the Department Appendix (B) Marlborough-House.
London.) Wie nöthig wäre für jede Branche des industriellen
Betriebes, die der Domaine der Kunst nur halbweg angehört oder
zu ihr hinüberleitet, eine recht praktische, mit vollstem Eingehen
 
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