258 Viertes Hauptstück. -
existirehd, da uns dieselben Gegenden als unwirthbare Einöden
geschildert werden, welche jetzt die Wunder jener Grottenbau-
kunst und die monolithen Tempel enthalten. .
Die ältesten Grottenanlagen, von denen wir Kunde haben und
die sich bei Gaya * noch erhielten, sind ganz einfache Exkavatio-
nen des Felsens oder Erweiterungen natürlicher Höhlen. Sie
stammen aus Azoka's Zeit (drittes Jahrb. vor Christus) und wo
sich an einigen Stellen Skulpturen zeigen, dort sind sie die spä-
teren nach der Vertreibung der Buddhasekte ausgeführten Werke
der Brammen, so dass die noch immer von Einzelnen festgehal-
tene Chimäre von dem Ursprünge der Hindukunst aus dem
Grottenbau, an sich und aus Stilgründen unhaltbar, auch histo-
risch widerlegt ist. . ' . ' ' • i '
Dieser beinahe beseitigten irrigen Ansicht stellt sich neuer-
dings eine andere zur Seite, wonach die S t e in s kulp t u r
gleichsam der Ausgangspunkt der indischen Kunst sein soll, die
sich aber nicht zuerst an Grotten, sondern an Felsen (Monolithen)
oder künstlich aus Quadern zusammengebauten Felsen bethätigte,
indem sie sie zu Denkmälern ausmeisselte.2
Ein flüchtiger Blick auf diese skulptirten Stemmonumente
reicht hin, um sich zu überzeugen, dass jene Wunder d«s Meisseis
trotz der phantastischen Willkür, womit sie hervorgebracht sind,
doch in ihren Hauptmotiven alle aus einer Baukunst hervor-
gingen, die unbedingt vor Entstehung jener Steinmönumente
schon als Kunst nach bestimmten Kegeln fixirt war. Gilt dieses
von den Haupteintheilungen der Massen, so lässt sich zugleich
von dem Ornamente derselben nachweisen, dass die Skulpturen
zwar reichlicher aber nach denselben Grundsätzen wie bei Monu-
menten anderer Völker dabei in Anwendung kamen.
Jene Hauptmotive der monolithen Anlagen, von welchen ge-
redet wird, sind so wenig ursprüngliche Conceptionen des Meisseis,
(der sie bloss nachbildend oder umbildend in Stein wiedergab,)
dass sie vielmehr.dem schon zu raffinirter Ausbildung gelangten
gemischten Holz- und Ziegelstile angehören.
Die Griechen oder diejenigen, die ihnen vorarbeiteten, über-
nahmen das Motiv des Holzbaues in. der Hütte (o-xifvi?) gleichsam
1 Vergl. Journal of the Asiat. Soc. of Bengale. XVI. p. 275.
2 S. Geschichte der Baukunst etc. von Andreas Romberg und F. Steger.
Leipzig 1844.
existirehd, da uns dieselben Gegenden als unwirthbare Einöden
geschildert werden, welche jetzt die Wunder jener Grottenbau-
kunst und die monolithen Tempel enthalten. .
Die ältesten Grottenanlagen, von denen wir Kunde haben und
die sich bei Gaya * noch erhielten, sind ganz einfache Exkavatio-
nen des Felsens oder Erweiterungen natürlicher Höhlen. Sie
stammen aus Azoka's Zeit (drittes Jahrb. vor Christus) und wo
sich an einigen Stellen Skulpturen zeigen, dort sind sie die spä-
teren nach der Vertreibung der Buddhasekte ausgeführten Werke
der Brammen, so dass die noch immer von Einzelnen festgehal-
tene Chimäre von dem Ursprünge der Hindukunst aus dem
Grottenbau, an sich und aus Stilgründen unhaltbar, auch histo-
risch widerlegt ist. . ' . ' ' • i '
Dieser beinahe beseitigten irrigen Ansicht stellt sich neuer-
dings eine andere zur Seite, wonach die S t e in s kulp t u r
gleichsam der Ausgangspunkt der indischen Kunst sein soll, die
sich aber nicht zuerst an Grotten, sondern an Felsen (Monolithen)
oder künstlich aus Quadern zusammengebauten Felsen bethätigte,
indem sie sie zu Denkmälern ausmeisselte.2
Ein flüchtiger Blick auf diese skulptirten Stemmonumente
reicht hin, um sich zu überzeugen, dass jene Wunder d«s Meisseis
trotz der phantastischen Willkür, womit sie hervorgebracht sind,
doch in ihren Hauptmotiven alle aus einer Baukunst hervor-
gingen, die unbedingt vor Entstehung jener Steinmönumente
schon als Kunst nach bestimmten Kegeln fixirt war. Gilt dieses
von den Haupteintheilungen der Massen, so lässt sich zugleich
von dem Ornamente derselben nachweisen, dass die Skulpturen
zwar reichlicher aber nach denselben Grundsätzen wie bei Monu-
menten anderer Völker dabei in Anwendung kamen.
Jene Hauptmotive der monolithen Anlagen, von welchen ge-
redet wird, sind so wenig ursprüngliche Conceptionen des Meisseis,
(der sie bloss nachbildend oder umbildend in Stein wiedergab,)
dass sie vielmehr.dem schon zu raffinirter Ausbildung gelangten
gemischten Holz- und Ziegelstile angehören.
Die Griechen oder diejenigen, die ihnen vorarbeiteten, über-
nahmen das Motiv des Holzbaues in. der Hütte (o-xifvi?) gleichsam
1 Vergl. Journal of the Asiat. Soc. of Bengale. XVI. p. 275.
2 S. Geschichte der Baukunst etc. von Andreas Romberg und F. Steger.
Leipzig 1844.