Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Semper, Gottfried
Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten oder praktische Ästhetik: ein Handbuch für Techniker, Künstler und Kunstfreunde (Band 1): Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst — Frankfurt a.M., 1860

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.67642#0069
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Textile Kunst. Das Baud.

19

Der Grad der Festigkeit manifestirt sich einestheils in dem
Verhältnisse des Bindenden zu dem Gebundenen in Beziehung
auf räumliches Maas, zweitens in der Textur und ostensiblen
Resistenz des bindenden Stoffes. Beide Arten, den Grad der
Festigkeit des Bandes auszudrücken, stehen einander in gewissem
Sinne entgegen, das heisst ein Band, das durch Verhältnisse als
kräftig wirkend bezeichnet ist, bedarf keiner Verstärkung durch
formelle Hervorhebung der Resistenz der Textur, und umgekehrt


ist der Begriff des Bindens in Fällen, wo das Verhältniss des
Bindenden zum Gebundenen klein ist, durch ‘die ostensible Resi-
stenz des Bandes kräftigst zu betonen. Ein sehr leichtes Band


muss den Verhältnissen und der ostensiblen Resistenz nach spie-
lend erscheinen; Beispiel: die Perlenschur (Astragal), das Blatt-
gewinde (Stephanos).
Jedes Band gibt sich als textiles Product, als ein Product
kund, bei welchem ein Rohstoff in Anwendung kommt, der sich
durch seine Tenacität auszeichnet und dessen absolute Festig-
keit, das heisst dessen Resistenz gegen das Zerreissen in An-
spruch genommen werden soll.
Das einfachste Band ist die Linie, der Faden von flachem
oder kreisrundem Durchschnitte. Das verstärkte Band sind meh-
 
Annotationen