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Semper, Gottfried
Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten oder praktische Ästhetik: ein Handbuch für Techniker, Künstler und Kunstfreunde (Band 1): Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst — Frankfurt a.M., 1860

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.67642#0230
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Viertes Hauptstück.

Drehungen bewerkstelligen, die miteinander oder gegeneinander
laufen u. s. w. So bietet diese einfache Technik für stilistische
Betrachtungen, die das Nützliche im Schönen sehen, den reichsten
Stoff, deren Bearbeitung einem kunstphilosophischen Posamentier
vorbehalten bleibt. Auch von diesem Prozesse besitzen wir Illu-
strationen, die älter sind, als unsere papierne Geschichte. 1

§. 50.
Der Knoten.

Der Knoten ist vielleicht das älteste technische Symbol und,
wie ich zeigte, der Ausdruck für die frühesten kosmogönischen
Ideen die bei den Völkern auf keimten.

Der Knoten dient zuerst als Verknüpfungsmittel zweier Faden-
enden und seine Festigkeit begründet sich hauptsächlich auf den
Widerstand der Reibung. Das System, welches durch Seiten-
druck die Reibung am meisten befördert, wenn die beiden Fäden
in entgegengesetzten Richtungen nach ihrer Länge gezogen wer-
den, ist das festeste. Andere Verhältnisse treten ein, wenn auf
die Fäden nicht in dem


Sinne ihrer Länge, son-
dern vertikal auf deren
Ausdehnung eingewirkt
wird, obgleich auch hier
die nach der Längenrich-
tung der Fäden gehende
Resultante der Spannung
am meisten in Betracht
kommt. Der Weberkno-
ten ist unter allen der
festeste und nützlichste,
vielleicht auch der älteste
oder doch derjenige, der
in den technischen Kün-
sten am frühsten figu-
rirte. Die Seiler und

Schiffer kennen eine Menge von Knotensystemen, über welche
ich leider nur als Laie sprechen könnte. Manches auch für unsere
1 S. Wilkinson’s oft citirtes Werk über Aegypten. Vol. III. S. 144.
 
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