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Semper, Gottfried
Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten oder praktische Ästhetik: ein Handbuch für Techniker, Künstler und Kunstfreunde (Band 1): Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst — Frankfurt a.M., 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.67642#0237
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Textile Kunst. Processe. Geflecht.

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Die älteste bekannte Sorte von Spitzen ist aut' grober Lein-
wand ausgearbeitet. Man zog Fäden aus und füllte die Lücken
mit Stichen gleich Fig. 1. Die Leinenfäden sind dabei mit dem
Stiche Fig. 2 übersponnen. Diese Methode bringt stets geome-
trische Muster hervor. Man findet sie angewandt zu Nähten und
Bordüren an den ältesten Altardecken und anderen kirchlichen
Paramenten.
Man führte die ältesten Points auf einem Pergamentblatte
aus, worauf die Muster gezeichnet und die leitenden Fäden auf-
genäht waren; wenn die Arbeit fertig war, wurde das Pergament-
blatt abgetrennt.
Diese ältesten Points sind meistens italienische und portu-
giesische Arbeit. Venedig war der berühmteste Fabrikort. Erst
unter Colbert (um 1660) wurde die Spitzenfabrikation in Frank-
reich eingeführt.
Die franz. Points (points d’Alen^on) sind mit den alt-portu-
giesischen und den modernen Brüsseler Spitzen dem Principe
nach identisch. Fig. 6 zeigt den Stich für den Grund, Fig. 7 den
für das Muster oder die Füllung.
Die brüsseler Points (points ä l’aiguille) zeigen beistehende
Varietät des Grundstichs (Fig. 8). Später wurde der Grund oder
das Netz geklöppelt und noch später mit Maschinen gemacht.
Fig. 7. Fig. 8. Fig. 9.




Die Flechtspitzen (plated lace) sind von den auf Leinengrund
ausgeführten Spitzen oft schwer zu unterscheiden. Die ältesten
geklöppelten Spitzen sind dieser Art.
Spanische grossblümige Spitzen sind oft auf einem Netze oder
Grunde ausgeführt, das aus einem Gezwirn von zwei Fäden be-
steht, die sich zu einem Geflecht vereinigen. (Siehe Fig. 9.)
Die Valenciennes-Spitzen sind flach, die Muster ohne diejenigen
Fadenumrisse wie sie an den brüsseler und mecheler Spitzen sich
 
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