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Viertes Hauptstiick,
deren Innerem der leere mit Elfenbein inkrustirte Thron des
Buddha stand. Die Seiten des Thrones waren mit Metallplatten
inkrustirt, auf der einen Seite glänzte die Sonne in Gold, auf der
anderen der Mond in Silber. Die dritte Seite zierte ein Sternen-
himmel von Perlen. Ueber dem Throne spannte sich ein weisser
Sonnenschirm aus. Diese Halle im Innern des Hofes war der Ka-
pitelsaal des Klosters. „Alle Theile des Gebäudes waren aus den
„kostbarsten Materialien gemacht und mit reichen Verzierungen
„geschmückt. Die Säulen zeigten reiche Skulpturen von Löwen,
„Tigern und anderen Thieren, sowie von Göttern.“
So lauten die Nachrichten 1 über diesen Bau ; — von ihm sind
die Ruinen noch erhalten, und wie zeigen sie sich uns ? der grösste
Theil der 1600 Pfeiler steht noch aufrecht; es sind Gneisblöcke,
die nur grob und quadratisch zugerichtet, zum Theil beinahe ganz
roh gelassen sind, wie sie aus dem Bruche kamen. Sie erheben
sich 10 bis 11 Fuss über den Boden, haben 12 Zoll Breite und
8 Zoll Tiefe und stehen 8 Fuss weit auseinander. Nur die Eck-
pfeiler und die beiden Pfeiler zunächst der Mitte sind von den
übrigen verschieden und von blauem Granit. Letztere sind sorg-
fältiger ausgeführt. Man sieht dass alle Pfeiler mit einem dicken
Stucküberzuge bedeckt waren, wodurch die rohen Pfeiler erst ihre
regelmässige Form und die in der alten Beschreibung erwähnte
reiche Verzierung erhielten. 2
Also diese ältesten Monumente Indiens waren reich mit Skulp-
turen, Mosaik und Farben ausgestattete Stuckaturarbeiten.
Wer denkt bei diesem steinernen Walde roher Pfeiler, dem
Ueberreste verschwundener reichester Pracht nicht zugleich un-
willkürlich an die ganz ähnlichen angeblich druidischen Pfeiler-
wälder zu Stonehenge und bei Karnak in Bretagne ? Sind sie
nicht vielleicht gleichfalls Gerippe urältester Stuckaturmonumente ?
So ist denn wohl für Indien wenigstens die Anwendung des
Stucks zu dekorativen bildnerischen Zwecken vor der Einführung
der Steinbildnerei erwiesen, und dieser Stoff behielt selbst dann
seine Geltung wie die Steinbildnerei schon längst die Stuckplastik
ersetzt hatte. Man überzog die Gebilde des Steins mit feinem
1 The Mahavansi in Boman Characters with the translation subjoined and
an introductory Essay on Paly Buddhistical litterature 2 Vol. by the hon.
George Tournour, Esq. Ceylon 1837.
2 Vergl. Br. Asiatic Society III. 463 sq.
Viertes Hauptstiick,
deren Innerem der leere mit Elfenbein inkrustirte Thron des
Buddha stand. Die Seiten des Thrones waren mit Metallplatten
inkrustirt, auf der einen Seite glänzte die Sonne in Gold, auf der
anderen der Mond in Silber. Die dritte Seite zierte ein Sternen-
himmel von Perlen. Ueber dem Throne spannte sich ein weisser
Sonnenschirm aus. Diese Halle im Innern des Hofes war der Ka-
pitelsaal des Klosters. „Alle Theile des Gebäudes waren aus den
„kostbarsten Materialien gemacht und mit reichen Verzierungen
„geschmückt. Die Säulen zeigten reiche Skulpturen von Löwen,
„Tigern und anderen Thieren, sowie von Göttern.“
So lauten die Nachrichten 1 über diesen Bau ; — von ihm sind
die Ruinen noch erhalten, und wie zeigen sie sich uns ? der grösste
Theil der 1600 Pfeiler steht noch aufrecht; es sind Gneisblöcke,
die nur grob und quadratisch zugerichtet, zum Theil beinahe ganz
roh gelassen sind, wie sie aus dem Bruche kamen. Sie erheben
sich 10 bis 11 Fuss über den Boden, haben 12 Zoll Breite und
8 Zoll Tiefe und stehen 8 Fuss weit auseinander. Nur die Eck-
pfeiler und die beiden Pfeiler zunächst der Mitte sind von den
übrigen verschieden und von blauem Granit. Letztere sind sorg-
fältiger ausgeführt. Man sieht dass alle Pfeiler mit einem dicken
Stucküberzuge bedeckt waren, wodurch die rohen Pfeiler erst ihre
regelmässige Form und die in der alten Beschreibung erwähnte
reiche Verzierung erhielten. 2
Also diese ältesten Monumente Indiens waren reich mit Skulp-
turen, Mosaik und Farben ausgestattete Stuckaturarbeiten.
Wer denkt bei diesem steinernen Walde roher Pfeiler, dem
Ueberreste verschwundener reichester Pracht nicht zugleich un-
willkürlich an die ganz ähnlichen angeblich druidischen Pfeiler-
wälder zu Stonehenge und bei Karnak in Bretagne ? Sind sie
nicht vielleicht gleichfalls Gerippe urältester Stuckaturmonumente ?
So ist denn wohl für Indien wenigstens die Anwendung des
Stucks zu dekorativen bildnerischen Zwecken vor der Einführung
der Steinbildnerei erwiesen, und dieser Stoff behielt selbst dann
seine Geltung wie die Steinbildnerei schon längst die Stuckplastik
ersetzt hatte. Man überzog die Gebilde des Steins mit feinem
1 The Mahavansi in Boman Characters with the translation subjoined and
an introductory Essay on Paly Buddhistical litterature 2 Vol. by the hon.
George Tournour, Esq. Ceylon 1837.
2 Vergl. Br. Asiatic Society III. 463 sq.