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Viertes Hauptstück.
mal wieder durch einen Senatsbeschluss oder das Edikt eines
Kaisers reine Gasse gemacht und aufgeräumt wurde.
Wir haben verschiedene Beispiele von derartigen Abrech-
nungen mit der Vergangenheit. 1 Es scheint auch dass ein Theil
dieser Dekorationsmalereien, nachdem sie ihre öffentlichen Dienste
gethan hatten, zum Schmucke der Eingänge und Atrien der
Häuser der Aedilen , Festgeber und Triumphatoren verwandt
wurde,2 woselbst sie, mit ihren titulis und prooemiis überschrie-
ben, den Ruhm und den Adel der Familie verkündeten.
In anderen Fällen mochten sie die Veranlassung geben zu
späterer soliderer Ausführung des Motives welches durch sie ge-
geben war. In dieser Beziehung sind die Triumphbögen zu nen-
nen, gleichsam Gegenstücke und Antistrophen zu den bereits
oben angeführten Triumphalsäulen als Repräsentanten eines fest-
lich geschmückten Durchgang s. Auch an ihnen sehen wir einen
Stil der Plastik und eine Applikation derselben, die sich lediglich
und allein aus dem angeführten Umstande richtig erklärt. Wer
ahnt nicht hier den innigen Zusammenhang des in Rede stehen-
den Prinzips mit der gesummten Architektur des Alterthums und
dessen ungemeine Wichtigkeit für die architektonische Stillehre
schon aus diesen kurzen Andeutungen!
Eine besondere Richtung nahm das altrömische, wahrschein-
lich uralt überlieferte, Prinzip der festlichen Ausschmückung der
Monumente bei Pompen und an solennen Tagen seit der Bekannt-
schaft des römischen Volks mit den geraubten Kunstschätzen
der Griechen. Die ältere anspruchslosere Dekorationsmalerei und
Verbrämung der Monumente mit Leinwandtapeten und Effekt-
bildern musste nun einer bei weitem solideren und kostspieligeren
Methode des Dekorirens Platz machen, oder doch mit ihr in Ver-
1 Liv. XL. 51. M. Aemilius Lepidus censor — aedem Jovis in capitolio
columnasque circa poliendas albo locavit; et ab his columnis, quae incom-
mode apposita videbantur, signa amovit. Diess geschah im J. 179 v. Chr.
Etwa 200 Jahre später verordnete August mit Bewilligung des Senats eine
zweite Aufräumung.
2 Auctor carm. ad Pison. S. in Wernstorfs Poet. lat. minores IV. p. 238.
Nam quid imaginibus quid avitis fulta triumphis Atria etc. Plin. XXXV. 2.
Altae foris et circa limina alienarum gentium imagines erant. ibid. Affixis
hostium spoliis. Liv. XXXVIII. 43. Ambraciam captam signaque quae ablata
criminantur et caetera spolia ejus urbis ante currum laturus et fixurus in
postibus suis. Vergl. R. Rochette peint. ant p. 344 ff.
Viertes Hauptstück.
mal wieder durch einen Senatsbeschluss oder das Edikt eines
Kaisers reine Gasse gemacht und aufgeräumt wurde.
Wir haben verschiedene Beispiele von derartigen Abrech-
nungen mit der Vergangenheit. 1 Es scheint auch dass ein Theil
dieser Dekorationsmalereien, nachdem sie ihre öffentlichen Dienste
gethan hatten, zum Schmucke der Eingänge und Atrien der
Häuser der Aedilen , Festgeber und Triumphatoren verwandt
wurde,2 woselbst sie, mit ihren titulis und prooemiis überschrie-
ben, den Ruhm und den Adel der Familie verkündeten.
In anderen Fällen mochten sie die Veranlassung geben zu
späterer soliderer Ausführung des Motives welches durch sie ge-
geben war. In dieser Beziehung sind die Triumphbögen zu nen-
nen, gleichsam Gegenstücke und Antistrophen zu den bereits
oben angeführten Triumphalsäulen als Repräsentanten eines fest-
lich geschmückten Durchgang s. Auch an ihnen sehen wir einen
Stil der Plastik und eine Applikation derselben, die sich lediglich
und allein aus dem angeführten Umstande richtig erklärt. Wer
ahnt nicht hier den innigen Zusammenhang des in Rede stehen-
den Prinzips mit der gesummten Architektur des Alterthums und
dessen ungemeine Wichtigkeit für die architektonische Stillehre
schon aus diesen kurzen Andeutungen!
Eine besondere Richtung nahm das altrömische, wahrschein-
lich uralt überlieferte, Prinzip der festlichen Ausschmückung der
Monumente bei Pompen und an solennen Tagen seit der Bekannt-
schaft des römischen Volks mit den geraubten Kunstschätzen
der Griechen. Die ältere anspruchslosere Dekorationsmalerei und
Verbrämung der Monumente mit Leinwandtapeten und Effekt-
bildern musste nun einer bei weitem solideren und kostspieligeren
Methode des Dekorirens Platz machen, oder doch mit ihr in Ver-
1 Liv. XL. 51. M. Aemilius Lepidus censor — aedem Jovis in capitolio
columnasque circa poliendas albo locavit; et ab his columnis, quae incom-
mode apposita videbantur, signa amovit. Diess geschah im J. 179 v. Chr.
Etwa 200 Jahre später verordnete August mit Bewilligung des Senats eine
zweite Aufräumung.
2 Auctor carm. ad Pison. S. in Wernstorfs Poet. lat. minores IV. p. 238.
Nam quid imaginibus quid avitis fulta triumphis Atria etc. Plin. XXXV. 2.
Altae foris et circa limina alienarum gentium imagines erant. ibid. Affixis
hostium spoliis. Liv. XXXVIII. 43. Ambraciam captam signaque quae ablata
criminantur et caetera spolia ejus urbis ante currum laturus et fixurus in
postibus suis. Vergl. R. Rochette peint. ant p. 344 ff.