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Viertes Hauptstück.
merkwürdigen Beschreibung eines im Apolloheiligthum zu Delphi
errichteten Festzeltes gedacht.
Mehr realistischer Art sind die Beschreibungen von Pracht-
zelten und Prunkgerüsten aus alexandrinischer Zeit, die hierin
den Luxus der Perser nachahmte. Das Zelt des Alexander ent-
hielt 100 Ruhebetten und wurde von fünfzig goldenen Säulen ge-
stützt. Sie waren mit golddurchwirkten Himmeldecken über-
spannt, welche ein kunstreich gesticktes in Farben schillerndes
Schutzdach bildeten. Wahrscheinlich war dasselbe kreisförmig
nach der Anlage des Zeltes des Kyros und wie dieses von einem
mehrfachen lebenden Peribolos von Satelliten und makedonischen
sowie persischen Garden umgeben; durch die Majestät dieser Um-
gebung zurückgeschreckt, wagte niemand dem Könige zu nahen.1
Noch prachtvoller war das Festzelt ausgestattet, in welchem
Alexander zugleich mit 91 seiner Kriegsgenossen nach seiner Rück-
kehr von dem indischen Feldzuge Hochzeit hielt. Die Zeltdecken
waren doppelt; die reichste innere bestand aus Purpur- und Schar-
lachstoffen mit Gold gestickt. Zwanzig Ellen hohe Säulen, mit
Gold- und Silberblech überzogen und mit Edelsteinen ausgelegt,
1 Phylarchus apud Athen. XII. 55. Bei der Beschreibung dieses Zeltes
erwähnt Phylarchus auch der goldenen Platane und des Weinstocks, unter
deren Schatten die Könige Persiens Audienz ertheilten. Die Trauben und
Blätter waren aus Smaragden, indischen Rubinen und allen möglichen edlen
Steinen zusammengesetzt. Die Abbildung eines solchen Prachtstückes der
Goldschmidskunst, deren andere ähnliche von Athenäus und von Flavins Jo-
sephus angeführt werden, hat sich auf einer assyrischen Alabasterplatte er-
halten, die uns den König Assurbanipal auf einem Ruhebette liegend und
vor ihm die Königin sitzend und ihm kredenzend, unter der Laube vorführt.
Illusträted London News vom 3. Nov. 1855.
Viertes Hauptstück.
merkwürdigen Beschreibung eines im Apolloheiligthum zu Delphi
errichteten Festzeltes gedacht.
Mehr realistischer Art sind die Beschreibungen von Pracht-
zelten und Prunkgerüsten aus alexandrinischer Zeit, die hierin
den Luxus der Perser nachahmte. Das Zelt des Alexander ent-
hielt 100 Ruhebetten und wurde von fünfzig goldenen Säulen ge-
stützt. Sie waren mit golddurchwirkten Himmeldecken über-
spannt, welche ein kunstreich gesticktes in Farben schillerndes
Schutzdach bildeten. Wahrscheinlich war dasselbe kreisförmig
nach der Anlage des Zeltes des Kyros und wie dieses von einem
mehrfachen lebenden Peribolos von Satelliten und makedonischen
sowie persischen Garden umgeben; durch die Majestät dieser Um-
gebung zurückgeschreckt, wagte niemand dem Könige zu nahen.1
Noch prachtvoller war das Festzelt ausgestattet, in welchem
Alexander zugleich mit 91 seiner Kriegsgenossen nach seiner Rück-
kehr von dem indischen Feldzuge Hochzeit hielt. Die Zeltdecken
waren doppelt; die reichste innere bestand aus Purpur- und Schar-
lachstoffen mit Gold gestickt. Zwanzig Ellen hohe Säulen, mit
Gold- und Silberblech überzogen und mit Edelsteinen ausgelegt,
1 Phylarchus apud Athen. XII. 55. Bei der Beschreibung dieses Zeltes
erwähnt Phylarchus auch der goldenen Platane und des Weinstocks, unter
deren Schatten die Könige Persiens Audienz ertheilten. Die Trauben und
Blätter waren aus Smaragden, indischen Rubinen und allen möglichen edlen
Steinen zusammengesetzt. Die Abbildung eines solchen Prachtstückes der
Goldschmidskunst, deren andere ähnliche von Athenäus und von Flavins Jo-
sephus angeführt werden, hat sich auf einer assyrischen Alabasterplatte er-
halten, die uns den König Assurbanipal auf einem Ruhebette liegend und
vor ihm die Königin sitzend und ihm kredenzend, unter der Laube vorführt.
Illusträted London News vom 3. Nov. 1855.