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Semper, Gottfried
Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten oder praktische Ästhetik: ein Handbuch für Techniker, Künstler und Kunstfreunde (Band 1): Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst — Frankfurt a.M., 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.67642#0441
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Textile Kunst. Assyrien.

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charakteristisch für einen Uebergang zwischen der beweglichen
Zeltstütze und der monumentalen Säule ist, lässt sich wo anders
als an der Königsburg und den Gräbern der Achämeniden nicht
nachweisen-,1 wohl aber senkrecht stehende Voluten und Säulen-
füsse die dem oben bezeichneten Uebergange ihrem Stile nach
vollkommen entsprechen.
Ich verfolgte diese architektonischen Formen bis zu dem
Punkte wo sie nicht mehr in den Bereich dieses Abschnitts ge-
hören und werde sie in den Artikeln über Tektonik und Stereo-
tomie wieder aufzunehmen haben.
Endlich muss ich auch noch kurz der assyrischen Bronzegefässe
erwähnen, weil auch sie ihrem Stile nach ganz hierher gehören.
Sie bestehen sämmtlich aus getriebener Arbeit und sind grossen-
theils Emblem ata oder Symbola im bestimmtesten Sinne
dieser synonymen Worte, d. h. sie sind die innern metallischen
Futter grösserer aus anderen Stoffen bestehender Gefässe. 2 Sie
bieten in Beziehung auf die Proceduren, die bei ihrer Verfertigung
und Ornamentation angewandt wurden, nämlich als getriebene
Arbeit, (Sphyrelaton) ganz eigenthümlicher Art und als wahr-
scheinlicher Grund einer verschwundenen Emailmalerei sowie in
Beziehung auf Art und Gegenstand der Darstellung und das
Fremdartige ihres Stiles, der auf nicht assyrische Fabrikation
schliessen lässt, mehrfaches Interesse; doch sei das Nähere dar-
über auf eine andere Abtheilung dieser Schrift verschoben. 3
Dasselbe gilt für andere aus Metall gegossene Gegenstände,
von denen hier nur zu sagen ist dass sie rücksichtlich ihres Stils
und wurde in dem Zimmer zu Ninive gefunden, das so reichliche Ausbeute
an bronzenen Gegenständen lieferte. Auf den Basreliefs von Persepolis sind
derartige Throne mit Baldachinen dargestellt.
1 Ein Gabelkapitäl mit gekuppelten Stiernacken findet sich dargestellt
auf einer Felsenrelieftafel zu Bavian über dem Haupte des Königes Sanherib;
doch ist die Säule zu dem es gehört nicht stützend sondern gleicht mehr
einem Stabe; ein andrer ohne Kapital, ein dritter mit dem Pinienzapfen-
kapitäle, stehen daneben. Layard N. and Bab. S. 211.
2 Man erkennt die Höhlungen in den aufgefundene-n Dreifüssen, Altären
und Steingefässen zur Aufnahme dieser von Aussen kehrseitigen, nur von
Innen dekorirten Embleme. Ein solches Steingefäss fand Layard zu Kudjund-
shik. Layard N. and Bab. S. 595. Die klassische Stelle für Embleme dieser
Art ist Cic. Accus. in Verrem lib. IV. 23. 37.
8 Abbildungen dieser Gefässe in Layard N. and Bab. 183. 199 und Second
Series, die letzten Tafeln. Ich komme in der Metaütechnik auf dieselben zurück.
 
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