Textile Kunst. Phönikien und Judäa.
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Throne Salomons, für deren Restaurationen der Phantasie freier
Spielraum bleibt 7 wenn auch die assyrischen und phönikischen
Prachtgeräthe und heiligen Gefässe, wie wir sie jetzt durch Darstel-
lungen und zum Theil aus wirklichen Exemplaren kennen, uns zwin-
gen sie in etwas konkreterer Weise zu fassen als früher nöthig war.
Anspielungen in dem hohen Liede auf elfenbeingeschmückte
Thürme die gen Damaskus schauen und Ahabs elfenbeinernes
Haus deuten hin auf einen nach Salomons glänzender Regierung
herrschend gewordenen Luxus in der äusseren Ausstattung der
Gebäude, wobei die Inkrustation der Wandflächen mit den edel-
sten Stoffen der charakteristische Grundgedanke blieb.
Die Tyrer galten auch für die Erfinder und Einführer des
bunten Qu ad er werk es in die Zahl der Kunstformen, eine fol-
genreiche Neuerung, der erst von den Römern die wahre Bedeu-
tung abgewonnen ward, wesshalb darauf zurückzukommen ist wenn
uns die Baukunst des welterobernden Volkes beschäftigen wird.1
73.
Aegypten. Altes und neues Reich.
Der bekannte Ausspruch Herodots, die Aegypter seien in allen
ihren Sitten und Gesetzen das Umgekehrte aller übrigen Völker,
bestätigt sich vollkommen auch in den Künsten und findet ganz
besondere Anwendung in der uns beschäftigenden Frage, so dass
wir von hier aus diese von einem entgegengesetzten Standpunkte
aus auffassen und ihr ganz neue Seiten abgewinnen können.
Doch gilt diess nur für das theokratisch-monarchische Aegypten,
dessen Gründer für ihren Staat einen architektonischen Ausdruck
schufen dessen Grundgedanke der Gegensatz des kriegerisch-
feudalistischen Bauprinzipes Westasiens ist.2 — Obschon nun der
Ursprung dieses pharaonischen Aegypten, welches Herodot bei
seiner Beobachtung vor Augen hatte, über den Horizont aller
Kunde und selbst über die natürliche Dauer der festesten Men-
schenwerke hinausreicht so fusst und wurzelt es dennoch auf
dem Schutte eines noch viel älteren sozialen Zustandes, der dem
1 Nonnus. Dionys. V. 55. pag. 134:
Kat nölig ’Acvii] Tvotr^g noinillsro rs%VT]g
Kalls'i la'ivEm, nai sninwEv älkog sn allen
y'cLGOToiim ylaylvi ra/icov STsgoygoa 7t8TQT]v.
2 Vergleiche im zweiten Theile die Hauptstücke Aegypten und Chaldäa.
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Throne Salomons, für deren Restaurationen der Phantasie freier
Spielraum bleibt 7 wenn auch die assyrischen und phönikischen
Prachtgeräthe und heiligen Gefässe, wie wir sie jetzt durch Darstel-
lungen und zum Theil aus wirklichen Exemplaren kennen, uns zwin-
gen sie in etwas konkreterer Weise zu fassen als früher nöthig war.
Anspielungen in dem hohen Liede auf elfenbeingeschmückte
Thürme die gen Damaskus schauen und Ahabs elfenbeinernes
Haus deuten hin auf einen nach Salomons glänzender Regierung
herrschend gewordenen Luxus in der äusseren Ausstattung der
Gebäude, wobei die Inkrustation der Wandflächen mit den edel-
sten Stoffen der charakteristische Grundgedanke blieb.
Die Tyrer galten auch für die Erfinder und Einführer des
bunten Qu ad er werk es in die Zahl der Kunstformen, eine fol-
genreiche Neuerung, der erst von den Römern die wahre Bedeu-
tung abgewonnen ward, wesshalb darauf zurückzukommen ist wenn
uns die Baukunst des welterobernden Volkes beschäftigen wird.1
73.
Aegypten. Altes und neues Reich.
Der bekannte Ausspruch Herodots, die Aegypter seien in allen
ihren Sitten und Gesetzen das Umgekehrte aller übrigen Völker,
bestätigt sich vollkommen auch in den Künsten und findet ganz
besondere Anwendung in der uns beschäftigenden Frage, so dass
wir von hier aus diese von einem entgegengesetzten Standpunkte
aus auffassen und ihr ganz neue Seiten abgewinnen können.
Doch gilt diess nur für das theokratisch-monarchische Aegypten,
dessen Gründer für ihren Staat einen architektonischen Ausdruck
schufen dessen Grundgedanke der Gegensatz des kriegerisch-
feudalistischen Bauprinzipes Westasiens ist.2 — Obschon nun der
Ursprung dieses pharaonischen Aegypten, welches Herodot bei
seiner Beobachtung vor Augen hatte, über den Horizont aller
Kunde und selbst über die natürliche Dauer der festesten Men-
schenwerke hinausreicht so fusst und wurzelt es dennoch auf
dem Schutte eines noch viel älteren sozialen Zustandes, der dem
1 Nonnus. Dionys. V. 55. pag. 134:
Kat nölig ’Acvii] Tvotr^g noinillsro rs%VT]g
Kalls'i la'ivEm, nai sninwEv älkog sn allen
y'cLGOToiim ylaylvi ra/icov STsgoygoa 7t8TQT]v.
2 Vergleiche im zweiten Theile die Hauptstücke Aegypten und Chaldäa.