Textile Kunst. Verdrängung der Wandmalerei durch die Tafelmalerei. 469
tigang der vollständigen Erhaltung so vieler Produkte jener
Kunsttechnik aus allen Perioden, welche sie durchging, soll das
Nähere, besonders dasjenige was den technischen Theil der wich-
tigen uns hier beschäftigenden Frage betrifft, in dem zweiten Haupt-
stück über die Keramik folgen, hier nur das allgemein Geschicht-
liche der Polychromie in seinen weiteren Phasen kurz gegeben
werden.
§. 79.
Verdrängung der Wandmalerei durch die Tafelmalerei.
Also weit entfernt dass mit der dritten Periode der griechi-
schen Kunst und dem Marmor als hauptsächlichstem Bildstoff die
Farblosigkeit in der Baukunst und in der Skulptur eintrat, war
vielmehr das Gegentheil der Fall: die ernste konventionelle Oligo-
chromie wurde nun erst blühende Polychromie. 1
Zu dieser Zeit auch verdrängte die Staffeleimalerei immer
mehr das eigentliche Wandgemälde und ging ihren abgesonderten
von der Architektur unabhängigen Weg zu höchster technischer
Vollendung, zu der Darstellung der Leidenschaft und Gemüths-
welt, zu treuer Naturschilderung. Die Namen der grössten Künstler
schmücken diesen Zeitraum der Kunstgeschichte — aber auch
nur ihre Namen und einige ungenügende Daten über ihre Werke,
gleichsam nur Register derselben, denn nichts von letzteren
hat sich erhalten. Einige der vollendetsten und gepriesensten
Werke dieser Meister waren ausgeführt in der neu erfundenen
oder vielmehr von Aegypten und Asien entlehnten enkaustischen
Manier, von der wir noch immer nicht wissen, was sie eigentlich
war, doch die Mehrzahl war a tempera gemalt und mit einem
die Farben dauernd befestigenden Firnisse oder Wachsüberzuge
(causis) fixirt. 2 Diese Tafelbilder wurden zum Theil als Weih-
geschenke in den Tempeln aufgestellt, theils und zwar am häufig-
sten wurden sie als Embleme in architektonisch dekorativer An-
ordnung den Wänden der Cella einverleibt3
fyßakXetv, inserere, includere); auch wohl zwischen den Säulen an
1 Zu diesem und dem vorhergehenden Paragraphen gehören die auf die
attischen Marmortempel bezüglichen Tondrucke.
2 Letronne lettres etc. p. 395.
3 Tabulae pictae pro tectorio includuntur. Digest. XIX. 1, 17. 3.
tigang der vollständigen Erhaltung so vieler Produkte jener
Kunsttechnik aus allen Perioden, welche sie durchging, soll das
Nähere, besonders dasjenige was den technischen Theil der wich-
tigen uns hier beschäftigenden Frage betrifft, in dem zweiten Haupt-
stück über die Keramik folgen, hier nur das allgemein Geschicht-
liche der Polychromie in seinen weiteren Phasen kurz gegeben
werden.
§. 79.
Verdrängung der Wandmalerei durch die Tafelmalerei.
Also weit entfernt dass mit der dritten Periode der griechi-
schen Kunst und dem Marmor als hauptsächlichstem Bildstoff die
Farblosigkeit in der Baukunst und in der Skulptur eintrat, war
vielmehr das Gegentheil der Fall: die ernste konventionelle Oligo-
chromie wurde nun erst blühende Polychromie. 1
Zu dieser Zeit auch verdrängte die Staffeleimalerei immer
mehr das eigentliche Wandgemälde und ging ihren abgesonderten
von der Architektur unabhängigen Weg zu höchster technischer
Vollendung, zu der Darstellung der Leidenschaft und Gemüths-
welt, zu treuer Naturschilderung. Die Namen der grössten Künstler
schmücken diesen Zeitraum der Kunstgeschichte — aber auch
nur ihre Namen und einige ungenügende Daten über ihre Werke,
gleichsam nur Register derselben, denn nichts von letzteren
hat sich erhalten. Einige der vollendetsten und gepriesensten
Werke dieser Meister waren ausgeführt in der neu erfundenen
oder vielmehr von Aegypten und Asien entlehnten enkaustischen
Manier, von der wir noch immer nicht wissen, was sie eigentlich
war, doch die Mehrzahl war a tempera gemalt und mit einem
die Farben dauernd befestigenden Firnisse oder Wachsüberzuge
(causis) fixirt. 2 Diese Tafelbilder wurden zum Theil als Weih-
geschenke in den Tempeln aufgestellt, theils und zwar am häufig-
sten wurden sie als Embleme in architektonisch dekorativer An-
ordnung den Wänden der Cella einverleibt3
fyßakXetv, inserere, includere); auch wohl zwischen den Säulen an
1 Zu diesem und dem vorhergehenden Paragraphen gehören die auf die
attischen Marmortempel bezüglichen Tondrucke.
2 Letronne lettres etc. p. 395.
3 Tabulae pictae pro tectorio includuntur. Digest. XIX. 1, 17. 3.