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Viertes Hauptstück.
europäischer Motive zu einer allgemein herrschenden Weltarchi-
tektur ! Sie hatten den struktiven auf das Zweckliche. gerichteten
Sinn, die damit unzertrennliche Auffassung der Kunst, die
Vorliebe für Stofferscheinung, Kolossalität und Massenwirkung,
die zu der Lösung dieser Aufgabe gehörten, aus Asien mit nach
Europa getragen und durch viele Jahrhunderte in sich ausgebildet.
Also erblicher und entlehnter Hellenismus, erbliches und ent-
lehntes Asiatenthum, oder vielmehr Barbarenthum, in Eins ver-
schmolzen !
Das Resultat dieser Verschmelzung ist so homogen dass es
schwer fällt dem Einzelnen, woraus es besteht, seinen Ursprung
nachzuweisen. Am schwierigsten ist diess in der uns hier be-
schäftigenden Frage, was aus der Tradition des Wandbekleidens
unter den Römern ward? —
Man muss auch hier zwischen den verschiedenen Perioden des
römischen Volkslebens strenge unterscheiden, um zu einer An-
schauung zu gelangen.
Zuerst bildet für die frührepublikanische Zeit Roms dasjenige
was in Italien überhaupt in dieser Beziehung Sitte war einige
Anhaltspunkte. Die Zeit der Triumphe über eroberte Länder,
die durch Kultur, Reichthum und Künste hervorragten, wie Süd-
italien, Sicilien, Griechenland, Aegypten und Asien, bezeichnet eine
zweite Periode der Wanddekoration, über die es nicht an Daten fehlt.
Die befestigte Weltherrschaft unter August und dessen nächsten
Nachfolgern führt drittens neue Motive in die dekorative Kunst ein,
die auf den Stil der Baukunst im Allgemeinen mächtig einwirken.
Die Periode der höchsten Verschwendung und des allgemeinen
Sittenverfalls bietet endlich eine Verwirrung des Reichthumes,
in welcher es schwei’ wird ein Prinzip zu erkennen, obschon
auch hier an Daten in den Autoren über diesen Luxus und an
Ueberresten desselben kein Mangel ist.
Die alte Zeit der Könige und der Republik verräth schon die
zähe praktische Energie und das Zusammenwirken zu einem
hohen langverfolgten Ziele, wodurch die Römer Meister der Welt
wurden, in grossartigen in Quadern ausgeführten Nutzbauten, bei
denen der Bogen schon völlig ausgebildet und in trefflichster
Ausführung erscheint.
Nichts scheint dem Thema, das uns hier beschäftigt, ferner
zu liegen als der Bogen, diejenige Architekturform, bei der sich
Viertes Hauptstück.
europäischer Motive zu einer allgemein herrschenden Weltarchi-
tektur ! Sie hatten den struktiven auf das Zweckliche. gerichteten
Sinn, die damit unzertrennliche Auffassung der Kunst, die
Vorliebe für Stofferscheinung, Kolossalität und Massenwirkung,
die zu der Lösung dieser Aufgabe gehörten, aus Asien mit nach
Europa getragen und durch viele Jahrhunderte in sich ausgebildet.
Also erblicher und entlehnter Hellenismus, erbliches und ent-
lehntes Asiatenthum, oder vielmehr Barbarenthum, in Eins ver-
schmolzen !
Das Resultat dieser Verschmelzung ist so homogen dass es
schwer fällt dem Einzelnen, woraus es besteht, seinen Ursprung
nachzuweisen. Am schwierigsten ist diess in der uns hier be-
schäftigenden Frage, was aus der Tradition des Wandbekleidens
unter den Römern ward? —
Man muss auch hier zwischen den verschiedenen Perioden des
römischen Volkslebens strenge unterscheiden, um zu einer An-
schauung zu gelangen.
Zuerst bildet für die frührepublikanische Zeit Roms dasjenige
was in Italien überhaupt in dieser Beziehung Sitte war einige
Anhaltspunkte. Die Zeit der Triumphe über eroberte Länder,
die durch Kultur, Reichthum und Künste hervorragten, wie Süd-
italien, Sicilien, Griechenland, Aegypten und Asien, bezeichnet eine
zweite Periode der Wanddekoration, über die es nicht an Daten fehlt.
Die befestigte Weltherrschaft unter August und dessen nächsten
Nachfolgern führt drittens neue Motive in die dekorative Kunst ein,
die auf den Stil der Baukunst im Allgemeinen mächtig einwirken.
Die Periode der höchsten Verschwendung und des allgemeinen
Sittenverfalls bietet endlich eine Verwirrung des Reichthumes,
in welcher es schwei’ wird ein Prinzip zu erkennen, obschon
auch hier an Daten in den Autoren über diesen Luxus und an
Ueberresten desselben kein Mangel ist.
Die alte Zeit der Könige und der Republik verräth schon die
zähe praktische Energie und das Zusammenwirken zu einem
hohen langverfolgten Ziele, wodurch die Römer Meister der Welt
wurden, in grossartigen in Quadern ausgeführten Nutzbauten, bei
denen der Bogen schon völlig ausgebildet und in trefflichster
Ausführung erscheint.
Nichts scheint dem Thema, das uns hier beschäftigt, ferner
zu liegen als der Bogen, diejenige Architekturform, bei der sich