Textile Kunst. Schlussbemerkungen.
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Die blaue Farbe von den Wänden des nördlichen Flügels der Propyläen,
die Faraday bestimmt konstatirt, ist nicht dem Innern, sondern demAeus-
seren dieses Gebäudes entnommen, welches Hettner hätte wissen können,
wenn er nicht zu flüchtig durch die Pinakothek links von den Propyläen hin-
durch geeilt wäre (Seite 79 seiner Reiseskizzen): er hätte sich dann über-
zeugt dass die Beschaffenheit der inneren Wände dieses Raumes die Annahme
als seien sie jemals bemalt gewesen von vorneherein nicht aufkommen lässt;
ausserdem weiss ich aus Donaldson’s eigenen mündlichen Mittheilungen und
dem was er in den transactions of the Institute of brittish Architects darüber
veröffentlichte dass die fraglichen Farben von dem Aeus seren der Propyläen
herrühren.
Die äusseren Wände dieses weissmarmornen Gebäudes also hatten nach
Faraday’s Analyse blaue Farbe auf sich; derselbe Chemiker konstatirt
auch die Existenz von wohlriechendem Harze und Eisen in den Krusten,
die von den Säulen des Theseustempels abgenommen worden. Somit werden
meine Wahrnehmungen Punkt für Punkt durch diese Experimente bestätigt,
trotz der wegwerfenden Phrase womit Kugler diess zurückweist, „als lohnte
es sich nicht der Mühe ernsthaft darüber weiter zu sprechen.“
Ich habe nämlich wiederholt erklärt dass mehrere distinkte Prinzipe der
Färbung an den griechischen Marmortempeln hervortreten. Alles Struktive
ist der allgemeinen Masse nach, analog dem Nackten der Statuen, mit einer
ßacptj, einer harzigen vegetabilischen durchscheinenden Farbe, dünn über-
zogen, oder vielmehr gebeizt: auf dieser allgemeinen Lasur wurden dann die
Ornamente der Glieder und Flächen enkaustisch mit dicken Farbenkrusten
aufgesetzt, welches Verfahren kein eigentliches Malen, sondern mehr ein
Emailliren mit Wachspasten gewesen sein muss. Die Wände, oder doch
wenigstens Theile der Wände, waren in dieser zweiten Manier behandelt, wo-
bei das Blau wohl am häufigsten vorkam. Ich wenigstens fand dasselbe Blau,
(das grünlich helle) was in den Gründen der Friese etc. vorkommt, an der
einen Ante des Opisthodom des Theseustempels, und zwar in so guter Erhal-
tung und in solcher Menge dass ein Irren hierüber ganz unmöglich ist.
Ich bin versichert, hätte sich Herr Hettner eine Leiter verschafft, um die von
mir bezeichnete Stelle zu untersuchen, er hätte den Fleck nach 20 Jahren,
die seit der Zeit meines Aufenthaltes in Athen vergingen, noch wieder gefunden.
— Herr Donaldson fand das Gleiche an der äusseren Cella des Propyläen-
flügels. Dass aber die Mauerflächen eintönig blau waren ist darum durchaus
nicht anzunehmen, noch meines Wissens von irgend Jemand behauptet wor-
den, vielmehr waren wahrscheinlich gewisse Theile, vornehmlich die grossen
Platten an den Füssen der Mauern, anders und zwar dunkler gehalten. Auch
mögen die Wände Felder in verschiedenen Farben und einen ^besonderen
Fries gehabt haben , nicht selten auch äusserlich mit gemalten Darstellungen
verziert gewesen sein. Was die struktiven Theile betrifft so mögen sie
bald heller bald dunkler gewesen sein, aber niemals ganz weiss.
Ich fand, wie gesagt, dort warmes Gelbroth , mastyxartig durchscheinend,
Womit das Urtheil des berühmten Chemikers , der wohlriechendes Harz
und organische Substanzen fand, vollkommen übereinstimmt. Auch wissen
wir von den Alten dass man sich zu ähnlichen Zwecken des Safrans,
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Die blaue Farbe von den Wänden des nördlichen Flügels der Propyläen,
die Faraday bestimmt konstatirt, ist nicht dem Innern, sondern demAeus-
seren dieses Gebäudes entnommen, welches Hettner hätte wissen können,
wenn er nicht zu flüchtig durch die Pinakothek links von den Propyläen hin-
durch geeilt wäre (Seite 79 seiner Reiseskizzen): er hätte sich dann über-
zeugt dass die Beschaffenheit der inneren Wände dieses Raumes die Annahme
als seien sie jemals bemalt gewesen von vorneherein nicht aufkommen lässt;
ausserdem weiss ich aus Donaldson’s eigenen mündlichen Mittheilungen und
dem was er in den transactions of the Institute of brittish Architects darüber
veröffentlichte dass die fraglichen Farben von dem Aeus seren der Propyläen
herrühren.
Die äusseren Wände dieses weissmarmornen Gebäudes also hatten nach
Faraday’s Analyse blaue Farbe auf sich; derselbe Chemiker konstatirt
auch die Existenz von wohlriechendem Harze und Eisen in den Krusten,
die von den Säulen des Theseustempels abgenommen worden. Somit werden
meine Wahrnehmungen Punkt für Punkt durch diese Experimente bestätigt,
trotz der wegwerfenden Phrase womit Kugler diess zurückweist, „als lohnte
es sich nicht der Mühe ernsthaft darüber weiter zu sprechen.“
Ich habe nämlich wiederholt erklärt dass mehrere distinkte Prinzipe der
Färbung an den griechischen Marmortempeln hervortreten. Alles Struktive
ist der allgemeinen Masse nach, analog dem Nackten der Statuen, mit einer
ßacptj, einer harzigen vegetabilischen durchscheinenden Farbe, dünn über-
zogen, oder vielmehr gebeizt: auf dieser allgemeinen Lasur wurden dann die
Ornamente der Glieder und Flächen enkaustisch mit dicken Farbenkrusten
aufgesetzt, welches Verfahren kein eigentliches Malen, sondern mehr ein
Emailliren mit Wachspasten gewesen sein muss. Die Wände, oder doch
wenigstens Theile der Wände, waren in dieser zweiten Manier behandelt, wo-
bei das Blau wohl am häufigsten vorkam. Ich wenigstens fand dasselbe Blau,
(das grünlich helle) was in den Gründen der Friese etc. vorkommt, an der
einen Ante des Opisthodom des Theseustempels, und zwar in so guter Erhal-
tung und in solcher Menge dass ein Irren hierüber ganz unmöglich ist.
Ich bin versichert, hätte sich Herr Hettner eine Leiter verschafft, um die von
mir bezeichnete Stelle zu untersuchen, er hätte den Fleck nach 20 Jahren,
die seit der Zeit meines Aufenthaltes in Athen vergingen, noch wieder gefunden.
— Herr Donaldson fand das Gleiche an der äusseren Cella des Propyläen-
flügels. Dass aber die Mauerflächen eintönig blau waren ist darum durchaus
nicht anzunehmen, noch meines Wissens von irgend Jemand behauptet wor-
den, vielmehr waren wahrscheinlich gewisse Theile, vornehmlich die grossen
Platten an den Füssen der Mauern, anders und zwar dunkler gehalten. Auch
mögen die Wände Felder in verschiedenen Farben und einen ^besonderen
Fries gehabt haben , nicht selten auch äusserlich mit gemalten Darstellungen
verziert gewesen sein. Was die struktiven Theile betrifft so mögen sie
bald heller bald dunkler gewesen sein, aber niemals ganz weiss.
Ich fand, wie gesagt, dort warmes Gelbroth , mastyxartig durchscheinend,
Womit das Urtheil des berühmten Chemikers , der wohlriechendes Harz
und organische Substanzen fand, vollkommen übereinstimmt. Auch wissen
wir von den Alten dass man sich zu ähnlichen Zwecken des Safrans,