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Semper, Gottfried
Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten oder praktische Ästhetik: ein Handbuch für Techniker, Künstler und Kunstfreunde (Band 1): Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst — Frankfurt a.M., 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.67642#0572
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Viertes Hauptstück,

wirksamen Gegenstand gleich in die Welt zu schicken, um dadurch an-
derem, vielleicht missverstandenem, Zu vor kommen zu begegnen.
Es kann nicht fehlen dass die Neuheit der Sache für unsere Tagesmenschen
mancherlei Widersprüche hervorrufen wird, diese können Ihnen aber nur will-
kommen sein, weil Sie dadurch in den Stand gesetzt werden, Ihre weiter in-
tentionirten Bearbeitungen in diesem ausgedehnten Kunstfelde um so viel-
seitiger anzulegen, um nach allen Seiten hin den Quellengeist griechischer
Bildung schlagend hervortreten zu lassen.
Von ganzem Herzen wünsche ich Glück und besten Fortgang in diesem
Unternehmen, zu welchem Sie die Erwartung der Kunstfreunde durch Ihre
Schrift aufs Höchste gespannt haben. Eingedenk der höchst angenehmen
persönlichen Mittheilungen, welche mir bei Ihrem Aufenthalte in Berlin zu
Theil wurden, kann Niemand mehr Antheil an allen Ihren verdienstlichen Be-
strebungen nehmen als Ew. Wohlgeboren etc. etc.
Berlin, 19. Juni 1834.
Schinkel, Oberbaudirector.

Qualitative Analyse einiger Farben von antiken Gebäuden.
Die erste bildet einen glänzenden, hellblauen Ueberzug auf dem weissen
Marmor des Plafond des Theseion und lässt sich mit Leichtigkeit ablösen.
Auf einem Platinblech erhitzt schmolz sie, entzündete sich und verbrannte
mit dem Geruch nach brennendem Wachs. Dieser Geruch trat noch viel deut-
licher hervor, wenn sie auf einer Kohle durch das Löthrohr langsam zersetzt
wurde. Alkohol lösete nichts davon auf. Das Bindemittel verhält sich also
gänzlich wie reines Wachs.
Der Rückstand des Verbrennens bestand aus einem gröblichen blauen
Pulver, der eigentlichen färbenden Substanz. Unter dem Mikroscop erschienen
die einzelnen Körner wie durchsichtige schön-blaue Glassplitter. Fensterglas
wurde von ihnen geritzt. Borax lösete sie vor dem Löthrohr mit anfangs grü-
ner, beim Erkalten blau werdender Farbe auf. Da Säuren sie nicht angriffen,
so wurden sie durch Schmelzen mit kohlensaurem Kali aufgeschlossen. Eine
neutralisirte Auflösung in Salzsäure gab mit Blutlaugensalz den charakteristi-
schen rothen Kupferniederschlag. Auf hineingestelltes blankes Eisen bildete
sich gleichfalls ein Kupferniederschlag. Die Glassplitter mit Soda auf einer
Kohle geglüht gaben ein dehnbares Kupferkorn.
Das Färbende ist also eine pulverisirte, durch Kupferoxyd blau gefärbte,
harte Glasfritte und das Bindemittel Wachs.
Die andere bildet einen fast eine Linie dicken braunen Ueberzug auf der
Trajanssäule (Hals des Kapitals). Im Platinlöffel erhitzt verkohlt sie sich
unter Verbreitung eines brenzlichen Geruchs nach verbrannten Federn; sie
enthält also stickstoffhaltige organische Bestandtheile.
 
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